Qilin

Das Qilin ist der Kategorie „Tierwesen“ zuzuordnen, gemäß Definition vom Zaubereiministerium. Eine offizielle Klassifizierung gibt es zwar nicht, doch auf Grundlage der bekannten Informationen zu diesem sehr seltenen Wesen ist es sehr wahrscheinlich in die „Kategorie XX – Harmlos/kann zum Haustier abgerichtet werden“ einzuordnen.

Der Name Qilin (gesprochen Chilin) kommt aus dem Chinesischen und setzt sich aus den beiden Silben Qin (was so viel bedeutet wie männlich) und Lin (was so viel bedeutet wie weiblich) zusammen. Dieser Name zeigt bereits, dass das Wesen vor allem aufgrund seiner Friedfertigkeit bekannt ist, denn die Zusammensetzung des Namens spiegelt auch den Dualismus und die Beziehung von Yin und Yang wider.

Es ist ein sehr friedliches Wesen, das für die Menschen schon über Jahrhunderte Liebe, Güte und Frieden verkörpert. Dieser friedfertige Charakterzug veranlasst die Menschheit dazu, dieses Wesen auch als Symbol für Glück, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Kindersegen zu sehen. Gerade deshalb ist es wohl ebenfalls als „chinesisches Einhorn“ bekannt.

Die Beschreibung halb Drache und halb Pferd mit einer Mischung aus Hirsch trifft am ehesten auf dieses Wesen zu. Sein leicht länglicher Kopf wird auf dem Haupt von einer Art Mähne gesäumt. Es weist zwei sichtbare Ohren auf sowie zwei Barthaare, die ihm von jedem Nasenloch bis hin zur Mitte des Oberkörpers herabfallen. Am Kinn weist es eine Art Ziegenbart auf. Die Augen des Tierwesens sind schwarz und von heller, fast weißer, lederartiger Haut umfasst. Auch die vordere Halspartie bis hinab zum Bauchbereich ist von einer hellen, weiß-ledrigen Haut. Es bewegt sich anmutig auf vier Beinen mit Hufen fort und hat einen geschuppten Schwanz. Der Körper des Qilin ist teilweise mit Fellhaaren, teilweise Schuppen und auch mit ledriger Haut überzogen. Während die Haut eher hell bis fast weiß ist, sind das Fell und die Schuppen braun bis bronzefarben und weisen goldene Tupfer auf. Das Muttertier wirkt, als würde es leuchten und hat gold-geschuppte Haut. Bevor das Qilin ausgewachsen ist, ähnelt es eher einem Rehkitz.

Das Muttertier bringt ihr Junges lebend zur Welt. Normal ist hierbei die Geburt eines Jungtieres, wobei auch Zwillings-Geburten nicht ausgeschlossen werden können.

Die Hauptnahrungsquelle (und die einzig bekannte Nahrungsquelle) ist Gras. Dabei ist das Tierwesen darauf bedacht, weder das Gras niederzutrampeln noch Käfer zu zertreten. Trotz seiner anmutigen und friedlichen Art ist das Qilin stark. Es ist bekannt, dass diese Wesen bis zu tausend Jahre alt werden können.

Nur ein einziger Lebensraum ist für das Qilin bekannt. Im Nordosten Chinas im Gebiet Giangix nahe der Stadt Guilin (im westlichen Raum Kweilin genannt) ist die bisher einzige Sichtung gelungen. Das Gebiet liegt am Westufer des Flusses Li und grenzt im Norden an die chinesische Provinz Hunan. Bekannt ist diese Region für seine Osmanthus-Bäume (süße Duftlilie).

Die Topographie der Region ist geprägt von Karstformationen, welche vor allem aus Kalkstein und Dolomitgestein aus der Triaszeit bestehen.

Das Klima ist gekennzeichnet durch milde Winter und lange, heiße Sommer. Es wird im Wesentlichen vom Monsun beeinflusst. Obwohl der Sommer die sonnigste Zeit ist, ist auch dieser vom Regen geprägt. Der Niederschlag geht vorrangig im Zeitraum zwischen April und Juni nieder und führt damit zu einem Überschwemmungsrisiko.

Zwei magische Fähigkeiten werden dem Qilin nachgesagt, wobei eine davon sogar eine sehr wichtige Rolle in der Struktur der internationalen Zauberervereinigung spielt. Zum einen hat es die Fähigkeit der Vorahnung und zum anderen die präkognitive Fähigkeit, in das Innere eines Menschen zu sehen, dessen Seele zu erblicken und zu erkennen, ob die vor ihm stehende Person reinen Herzens ist. Diese letzte Fähigkeit kann weder getäuscht, noch manipuliert werden.

Newt Scamander entdeckte ein gebärendes Qilin am Fuße eines Wasserfalls in China nahe der Stadt Guilin. Er erlebte die Geburt mit, konnte jedoch nur eines der Zwillings-Babys retten.

In seiner Erstausgabe „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ findet das Qilin noch keine Erwähnung. Dies lässt sich wohl mit dem Erscheinungsjahr von 1927 begründen, während seine Sichtung wahrscheinlich erst um das Jahr 1932 erfolgte.

Dennoch gibt es eine sehr bekannte Zeremonie, in der ein Qilin-Baby eine wesentliche Rolle spielt. Bekannt ist diese Zeremonie als „Der Gang des Qilin“. Diese ist Bestandteil der Wahl des/der neuen Vorsitzenden der Internationalen Zauberervereinigung. Mit dieser Zeremonie ist auch die Sage verbunden, wonach mit Geburt eines Qilins, ein/e neue/r aufgeklärte/r Anführer/in gewählt und die Geschicke der Zauberwelt leiten wird. Während dieser Zeremonie reihen sich die Kandidaten/ Kandidatinnen auf und das Qilin schreitet ihre Reihe entlang. Vor der Person mit reinem Herzen verbeugt sich das Qilin schließlich und diese Person soll der/die neue Vorsitzende der Internationalen Zauberervereinigung werden. Lehnt die ausgewählte Person dieses Amt ab, wählt das Qilin die nächstbeste geeignete Person.

Die in unserer Zeit bekannteste Wahl und damit verbundene Zeremonie „Der Gang des Qilin“ erfolgte 1932, als die drei Bewerber/innen Vicência Santos, Liu Tao und Gellert Grindelwald zur Auswahl standen. Zusammen mit dem zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Vorsitzenden Anton Vogel manipulierte Gellert Grindelwald die Zeremonie, durch ein getötetes und von Grindelwald (durch Nekromantie) wiederbelebtes Qilin, welches der Zwilling zu dem Qilin-Baby war, das Newt Scamander rettete. Diese Wahl fand in Bhutan statt und nur Zauberer und Hexen mit einer Einladung konnten teilnehmen. Durch das Einschreiten von Albus Dumbledore und Newt Scamander konnte die Manipulation aufgedeckt und schließlich die Brasilianerin Vicência Santos zur Vorsitzenden gewählt werden.

Auch in der Mythologie der Muggel findet das Qilin Erwähnung. Im Wesentlichen im Land seiner Heimatregion (China) wird das Tierwesen als magisch verehrt. Auch wenn dessen Beschreibung in der Muggel-Mythologie nicht der Realität entspricht, wird es auch dort als friedfertig und glücksbringend beschrieben. Es wurde bereits in Schriften eines berühmten Muggels namens Konfuzius rund 2.400 v. Chr. erwähnt.

Quellen