Wie dem Tagespropheten gestern offiziell mitgeteilt wurde,
ist die berühmte Alraunenzucht des St. Mungo Hospitals von einer seltsamen
Krankheit befallen worden.
Wie sie, liebe Leser, vielleicht wissen, ist der Kräuter-
und Heilgarten des St. Mungo Hospitals gerade wegen seiner sehr seltenen
Zauberpflanzen weltweit berühmt.
Der Heilgarten wurde von den Gründern des St. Mungo Hospitals
gleich nach der Inbetriebnahme des Krankenhauses angelegt, damit immer genug
Heil- und Zauberpflanzen unabhängig von der jeweiligen Marktlage vorhanden
sind.
Im Laufe der Jahre konnten dabei immer mehr seltene Pflanzen
aus aller Welt kultiviert werden.
Nun kam es auf bisher ungeklärte Weise zu einer
Einschleppung der seltsamen und verheerenden Egalseuche. Diese Krankheit
befällt Alraunen und Jugendliche gleichermaßen.
Wie sie, liebe Leser, vielleicht wissen, wachsen Alraunen in
sehr menschenähnlichen Stadien heran. Am Anfang gedeihen sie in einem Topf mit
frischer Gartenerde, dem tüchtig Drachendung beigemischt wurde. So entwickeln
sie sich, wenn sie mit genug Regenwasser und Licht versorgt werden, vom
Keimling zu kräftigen Jungpflanzen. Sind die Töpfe zu klein geworden, dann geht
es an das gefürchtete Umtopfen. Dabei ist äußerste Sorgfalt vonnöten, da
Alraunen ja nicht nur mächtige Heilpflanzen sind, sondern ihr Schrei auf den
Menschen tödlich wirkt. Daher dürfen im Heilgarten von St. Mungos eigentlich
nur die erfahrensten Zaubergärtner diese Tätigkeit mit speziellen Ohrenschützern
ausüben.
Ist diese Hürde genommen, heißt es abwarten, bis die
Alraunen Akne bekommen, Partys im Gewächshaus feiern und sich gegenseitig in
den Töpfen besuchen. Manchmal muss man die Pflanzen bei sehr starkem Aknebefall
vorübergehend aus der Erde nehmen, damit sie besser abheilt. Auch wenn es im
Gewächshaus aufgrund der Jahreszeit zu kalt werden sollte, muss helfend
eingegriffen werden. Dann muss man jeder einzelnen Pflanze Socken und Schal
anziehen. Da Alraunen dies genau wie das Umtopfen nicht mögen, wehren sie sich
tüchtig mit schreien und zappeln.
Alraunen zu züchten ist also eine anstrengende gefährliche
Arbeit, bei der sich, neueren Erkenntnissen zufolge, der zuständige
Zaubergärtner von zwei Gärtnerauszubildenden helfen ließ.
Ob diese die Egalseuche übertragen haben, ist noch nicht
geklärt, da man auch Überträger sein kann, ohne selbst daran zu erkranken.
Auf den ersten Blick, liebe Leser, mag es für sie gar nicht
so schlimm erscheinen, wenn die Pflanzen an dieser Jugendkrankheit leiden, aber
durch die Krankheit kommt es bei den Alraunen zu einer Verhinderung der Reife
und Vermehrungsfähigkeit. Die Jungpflanzen hängen teilnahmslos in ihren Töpfen,
wollen nicht feiern und sich auch nicht besuchen. Langsam werden sie schwächer
und irgendwann sterben sie einfach ab, obwohl sie genug Luft, Licht, Wasser,
Erde und Zuwendung bekommen haben. Ihnen scheint einfach alles egal zu sein.
Dummerweise kann man diese unreifen Alraunen nicht in der
Zauberheilkunde einsetzen, da ihre Kräfte noch nicht vollständig ausgereift
sind.
Alraunen gehören leider zu den seltensten und gefährlichsten
Zauberpflanzen, die bis heute bekannt sind. Sie werden vor allem in
hochwirksamen Rückverwandlungstränken verwendet.
Da die Alraunenzucht
im Heilkräutergarten des St. Mungo Hospitals eine der wenigen Bezugsquellen
aller Zauberapotheken darstellt, ist dieser Virus eine Katastrophe für die
Zauberheilkunst.
Fieberhaft forschen die Heiler des St. Mungos gemeinsam mit
den Zaubergärtnern an einem Heilmittel für betroffene Jugendliche und die
Alraunenjungpflanzen. Sollten sie es nicht rechtzeitig schaffen, würde die
gesamte diesjährige Ernte der Alraunen ausfallen.
Glücklicherweise hat wohl der oberste Zaubergärtner des St.
Mungos im letzten Sommer Professor Sprout der Kräuterkundelehrerin Hogwarts
einige Alraunensamen für eine eigene Zucht geschenkt. Unseren Erkundigungen zu
Folge scheinen sich ihre Pflanzen prächtig zu entwickeln.
Sollte der Pflanzenbestand im St. Mungos Heilgarten nicht zu
retten sein, wird sich hoffentlich Professor Sprout erkenntlich zeigen und
einige reife Alraunen mit Samen für eine Neuzucht dem Heilgarten zur Verfügung
stellen.