Tote Sprache in Hogwarts?

Kreativwerkstatt animiert Schüler zum Schreiben eigener Zaubersprüche

Hogwarts Wie unser Junior-Redakteur Timmy Talker gestern bekannt gab, wird es ab kommendem September in der wohl berühmtesten europäischen Schule für Hexerei und Zauberei ein neues Unterrichtsfach geben: Latein. Unter der Leitung von Professor Julius Lingua, ehemals tätig für die Abteilung „Entwicklung neuer Zaubersprüche“ im italienischen Zaubereiministerium SPQR (Sui Populi Quaerendorum Regimen = Leitung für die (Magie)Suchenden ihre Volkes), soll eine Kreativwerkstatt entstehen, in der interessierte SchülerInnen ab der dritten Klasse der „Toten Sprache“ Latein neues Leben einhauchen können. „Zunächst ist die Teilnahme an diesem Projekt freiwillig“, erzählte Professor McGonagall, Direktorin von Hogwarts, in einem Interview. „Wenn genug Schüler mitmachen und dort kein Unsinn geschieht, sehe ich keinen Grund, warum Latein nicht regelmäßig unterrichtet werden soll.


Die meisten der uns bekannten Zaubersprüche basieren ja sowieso auf der gar nicht so toten Sprache, zum Beispiel bedeutet „Expecto Patronum“, der Abwehrzauber gegen Dementoren, „Ich erwarte einen Beschützer/Schutz“, Dementoren selbst sind wortwörtlich „Wahnsinn Bringende“ und das Hausmotto von Hogwarts „Draco dormiens numquam titilandus“ heißt „Ein schlafender Drache sollte niemals gekitzelt werden“.
Natürlich sind ausreichende Sprachkenntnisse nur der erste Schritt auf dem Weg zum „eigenen“ Zauberspruch, viel schwieriger wird es, den Schülern die Konzentration, Willensstärke und Entschlossenheit nahe zu bringen, die sie für einen funktionsfähigen Charm, Jinx oder Fluch so dringend brauchen. Und last but not least muss auch ein geeigneter Zauberstab-Bewegungsrhythmus erdacht und angepasst werden. Dennoch wird erst einmal mit den Grundlagen von Vokabelwissen, Grammatik und Syntax begonnen.
Latein ist die Sprache der Weisen, der Philosophen, Wissenschaftler und Alchimisten,“, so Professor Lingua, „außerdem auch eine der Sprachen der Magie; wäre doch schade, wenn Hogwarts keine eigene Latein-AG hätte!
So werden die SchülerInnen in Zukunft konjugieren, deklinieren und selbst Zaubersprüche schreiben lernen. „Wow, das wird sicher toll!“, meint dazu Carolina Effatum, Viertklässlerin aus Slytherin, „wir können unsere eigenen Zauber entwickeln und das Lernen bekannter Sprüche wird uns viel leichter fallen!
Dieser Ansicht ist auch das Ministerium, das dem Plan von Professor Lingua vollen Herzens zustimmte: „Wie heißt es doch so schön? Quas quisquis discere vult, facilius discet, si linguam Latinam noverit! (Was immer einer auch lernen will, wenn er Latein kann, wird es ihm leichter fallen!)", meinte Kingsley Shacklebolt, der selbst einst Latein auf der Universität hatte.
Es haben sich schon um die dreißig Interessierte für die erste Lateinstunde nach den Sommerferien gemeldet und freuen sich auf die neue Herausforderung. Und in Zukunft werden die Ausreden wohl anders klingen: „Canis meum id comedit.“ (Mein Hund hat`s gefressen!), „Ita erat quando hic adveni!“ (Das war schon so, als ich hierher kam!) oder „Nullum videbam!“ (Ich hab nix gesehen!)
Wenn das Projekt gut ankommt, erweitern wir vielleicht noch auf Alt-Griechisch!“, freute sich Professor Lingua mit kaum verhohlener Vorfreude.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Lehrer auf Hogwarts genauso schnell lernen wie ihre Schüler...