Strebertum in Hogwarts ausgebrochen?

Die Gerüchte häufen sich, dass in der bekannten Schule für Hexerei und Zauberei ungewöhnliche Dinge vor sich gehen. Zuerst trat es nur vereinzelt unter den jüngeren Schülern auf. Es war plötzlich keine Zeit mehr, um ausführliche Briefe an die Eltern und andere Verwandte zu schreiben. Aber nun scheint dieses Fieber auch auf die höheren Klassen übergegriffen zu haben. So sitzen die Schüler trotz schönstem Sonnenschein in der Bibliothek oder in Klassenräumen und fertigen Hausaufgaben und Zusatzaufgaben an. Ihr erklärtes Ziel: der Hauspokal.

Für jedes Haus ist es eine große Ehre ihn am letzten Schultag von der Schulleiterin überreicht zu bekommen. Durch hervorragende Hausaufgaben, vorbildliches Benehmen und Zusatzaufgaben verdienen sich die Schüler Steine, die in den Stundengläsern über dem Eingang zur Großen Halle zu sehen sind.

Dr. Pavlonia blickt besorgt, wenn sie diese Berichte hört. „Für die Psyche eines jungen Menschen kann ein solcher Leistungsdruck und der stetige Kampf zwischen den Häusern verheerende Folgen haben. Viel besser wäre Spaß am Lernen und ein Miteinander unter den Häusern, das würde besonders den schwächeren Schülern sehr gut tun." In ihrer Praxis für Kinderpsychologie kenne sie das Phänomen besonders aus Muggelhaushalten. Dort entscheiden die Noten, welche weiterführende Schule besucht werden kann und ob es vielleicht für eine Privatschule mit besonderer Ausrichtung reicht. Da überfordern viele Eltern ihre Kinder schnell.
Nun scheint dieses Problem auch auf die magische Welt übergesprungen zu sein. Allerdings setzen die Schüler und Schülerinnen sich selbst unter Druck. Zunächst fiel diese Wandlung durch bessere Noten auf, welche von der Schulleitung als positive Reaktion auf Lehrplanveränderungen gewertet wurden. Aber nun ist sogar der Quidditch-Pokal in Gefahr. Bereits letzte Woche konnte ein Pokalspiel zwischen den Schulhäusern nur mit Verspätung beginnen, weil ein Jäger über seinen Zusatzaufgaben für Zauberkunst eingeschlafen war.

„Mittlerweile sehen wir den enormen Eifer und die Leistungsbereitschaft unserer Schüler mit gemischten Gefühlen", ließ sich Direktorin McGonagall vernehmen. „Neben dem Lernen des Schulstoffes geht es auch um das Miteinander, soziale Werte und Normen, die den Schülern nahe gebracht werden sollen. Wir werden in Zukunft verstärkt darauf achten, dass der Hauspokal nicht so sehr in den Vordergrund rückt."
Im Kreis der Schulräte wird über eine veränderte Hauspunktevergabe diskutiert. So soll es in Zukunft auch Hauspunkte für das Engagement in den verschiedenen Clubs und Sportgruppen der Schule geben. Etwaige Änderungen sollen zu Beginn des neuen Schuljahres im September beginnen.
In der Zwischenzeit liegt es besonders an der Lehrerschaft, die Motivation ihrer Schützlinge nicht zu stoppen, sondern gezielt zu einem ausgewogenen Tagesablauf zu lenken. Dr. Pavlonia steht dabei mit Rat und Tat zur Seite: „Jetzt dem Lerneifer einen Riegel vorzuschieben, kann zu Lernverweigerung führen. Vielmehr brauchen die Schüler und Schülerinnen eine intensive Betreuung und viel Verständnis, besonders von Lehrern und Eltern."