‚Die Zauberkröte’ – ein Fall für Zauberer

Tagesprophet: Mr. und Mrs. Greenfield, nachträglich vom Tagespropheten und allen unseren Lesern einen herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag.
Mrs. Greenfield: (lacht) Herzlichen Dank. Gut, dass die Hochzeit schon vorbei ist. Stell dir vor, Robert, die Leser der Zeitung wären alle zum Gratulieren zum Hochzeitskaffee erschienen.
Mr. Greenfield: (lacht ebenfalls) Hilfe, die arme Tante Lizz….
Tagesprophet: Mrs. Greenfield, erzählen Sie doch mal – war es ein sehr aufregender Abend für Sie?
Mrs. Greenfield: Und ob! Natürlich nicht so aufregend wie unsere Trauung am Morgen, aber….
Mr. Greenfield: Also ich fand diesen Kampf wesentlich aufregender.
Mrs. Greenfield: (lacht) Natürlich…Männer,... jedenfalls ist ja jetzt alles gut überstanden und welches Paar kann schon von einer Hochzeit berichten, die fast einer Kröteninvasion zum Opfer gefallen wäre.
Tagesprophet: Mr. Greenfield, ist Ihnen denn anfangs nichts aufgefallen? Der fallende Vorhang, ständige Misstöne aus dem Orchester, die Tanzeinlage von Sir Charles….
Mr. Greenfield: Nein, eigentlich nicht. Sehen Sie, wer denkt schon bei einem Besuch einer Muggeloper daran, mit schwarzer Magie konfrontiert zu werden? Ich bin reinblütig und kenne mich wenig mit Opern und klassischer Musik aus. Meine Frau dagegen ist muggelstämmig und eine begeisterte Opernliebhaberin. Sie hat mir schon oft berichtet, wie merkwürdig es bei Aufführungen von Muggelopern zugehen kann.
Mrs. Greenfield: Oh ja, kann mal wohl sagen, was da den modernen Theaterregisseuren manchmal einfällt….
Tagesprophet: Mrs. Greenfield, was war ihre erste Reaktion, als es zur Panik unter den Muggeln kam?
Mrs. Greenfield: Mein erster Gedanke war, die Panik muss gestoppt werden und dass niemand von dem Zaubererangriff erfahren darf. Mein Mann und mein Schwager hatten schon die Zauberstäbe gezückt und ließen die ersten Schockzauber los. Ich schrie ihnen zu "erst den ‚Hermeticus totalus’, nehmt den totalus" und…
Tagesprophet: Was genau bewirkt der ‚Hermeticus totalus’?
Mr. Greenfield: Der Hermeticus-Zauber verschließt einen Raum, so dass man ihn weder betreten noch verlassen kann, der ‚Hermeticus totalus’ verhindert obendrein, dass Schallwellen und ähnliches den Zauber überwinden können.
Mrs. Greenfield: Was sehr wichtig war, weil die meisten Muggel mit Handys ausgestattet…
Tagesprophet: Mit was, bitte?
Mrs. Greenfield: Mit Handys, das sind kleine Sprechapparate, mit denen sich die Muggel gegenseitig Nachrichten zuschicken können. Es ist zu kompliziert, die Dinger jetzt zu erklären, jedenfalls war es wichtig, dass durch den Hermeticus totalus auch die Handys nicht mehr funktionierten und so niemand außerhalb der Oper von den Vorgängen drinnen erfahren konnte.
Mr. Greenfield: Ein Glück, dass mein Bruder und Mikel Forrester, unser Trauzeuge, Auroren sind. Die kennen sich mit so was aus. Aber trotz der Unterstützung durch die Zauberer und Hexen aus unseren Familien…
Tagesprophet: Hieß es nicht, dass Sie muggelstämmig sind, Mrs Greenfield?
Mrs. Greenfield: Ja, meine Eltern sind Muggel. Aber meine Cousine Beth und Onkel Ferry sind Magier.
Mr. Greenfield: (gestikuliert wild in der Luft) Nicht zu vergessen Tante Lizz, das alte Mädchen, nicht mehr die Jüngste, aber den Zauberstab hat sie geschwungen wie eine Rachegöttin.
Mrs. Greenfield: (lacht) Ja, die gute Lizz…. aber, trotzdem war es ein hartes Stück Arbeit, die Muggel unter Kontrolle zu halten. Stellen Sie sich vor, schätzungsweise 1200 Menschen waren an dem Abend in der Oper.
Tagesprophet: Aber Sie bekamen ja rasch Hilfe.
Mr. Greenfield: Zum Glück liegt das Ministerium ja fast um die Ecke. Die Auroren, die für den Bereitschaftsdienst eingeteilt waren, apparierten schon wenige Minuten, nachdem wir die Patroni abgeschickt hatten. Unter vereinten Kräften war es dann möglich, die Lage unter Kontrolle zu bringen, damit die Oblivatoren sich in aller Ruhe um die Gedächtnisse der Muggel kümmern konnten.
Tagesprophet: Alles in allem also noch Glück im Unglück. Mrs. Greenfield, was sagt denn ihre Muggelfamilie zu dem Ganzen?
Mrs. Greenfield: (seufzt) Die meisten meiner Verwandten wissen ja gar nicht, dass ich eine Hexe bin, nur meine Eltern und Geschwister und noch ein paar andere. Ist schon komisch, die eigenen Anverwandten mit Schock- und Vergessenszaubern belegen zu müssen, aber es ist schon besser so für alle.
Tagesprophet: Und Andrew F.? Was, Mrs. Greenfield, hat ihn zu so einer Aktion getrieben? War es Rache? Verletzte Eitelkeit? Liebt F. Sie wirklich so, wie er es beteuert?
Mrs. Greenfield: Also ich weiß nicht, ob das in die Öffentlichkeit gehört….
Tagesprophet: Bitte, Mrs Greenfield, erzählen Sie unseren Lesern doch wenigstens ein paar Einzelheiten.
Mrs. Greenfield: Es gibt nicht viel zu erzählen….es war ja nie was…
Mr. Greenfield: (lacht) Hört, hört …
Mrs. Greenfield: (lacht ebenfalls) Ach, hör schon auf, du weißt ganz genau, dass zwischen F. und mir nie etwas war. Und immerhin habe ich ja dich geheiratet, oder hast du das schon vergessen?
Mr. Greenfield: Wie könnte ich das je vergessen, der schönste Augenblick meines Lebens, mit…
Tagesprophet: chrmm, chrmmm…ähem, ja….Mrs Greenfield, nochmals zu Mr. F….
Mrs. Greenfield: Ja, also wie in der öffentlichen Anhörung schon gesagt wurde, kennt F. mich seit etwa zwei Jahren. Wir arbeiten beide in London bei einer großen In- & Export-Firma für Zaubertrankessenzen. Was soll ich sagen, Sie wissen doch, wie es am Arbeitsplatz zugeht. Man sieht sich, unterhält sich, man isst mal in der Kantine zusammen. Das Übliche halt. Ich war ja damals schon mit Robert befreundet. Anfangs habe ich mir ja nichts dabei gedacht. Andrew machte mir Komplimente, schenkte mir ab und an Blumen, lud mich zum Essen ein..
Mr. Greenfield: Und?
Mrs. Greenfield: (lacht) Was und?
Mr. Greenfield: Na ja, wie sind eure Abende so verlaufen? Die Tagesprophet-Leser wollen schließlich wissen, was du und…
Mrs. Greenfield: (lacht) …und du bist jetzt still. Sonst fallen mir tatsächlich noch ein paar Dinge ein, die ich dir damals nicht erzählt habe.
Mr. Greenfield: (ringt die Hände) Sodom und Gomorrha…
Mrs. Greenfield: Um es kurz zu machen – bei einem Arbeitsessen hat mir F. seine Liebe gestanden und um meine Hand angehalten. Ich versuchte Andrew klar zu machen, dass ich bereits in festen Händen wäre, aber es nutzte nichts. Andrew wollte es nicht wahrhaben. Immer wieder schickte er mir Eulen mit Liebesbriefen, engagierte Überraschungsgnome und Glückselfen, machte mir Geschenke.... Natürlich habe ich alles zurückgeschickt. Ich habe mich sogar in eine andere Abteilung versetzen lassen, damit wir uns nicht mehr sehen.
Tagesprophet: Waren Sie denn nicht eifersüchtig, Mr. Greenfield?
Mr. Greenfield: Nein, überhaupt nicht. Dorothee liebt mich und ich konnte ihr immer vertrauen. Ich war eher verärgert, dass dieser Kerl meine Verlobte so bedrängte. Wir dachten, mit unserer Hochzeit würde F. endlich klar werden, dass er bei Dorothee keine Chancen habe. Aber dass er so reagieren würde….
Tagesprophet: Nach so einem schweren Missbrauch von Magie hat F. wohl eine ziemlich empfindliche Strafe zu erwarten. Glauben Sie, dass F. dadurch wieder zur Vernunft kommt?
Mrs. Greenfield: Ich hoffe es. Andrew ist ja kein schlechter Mensch. Er hat sich einfach in etwas verrannt und die Realität nicht mehr gesehen. Richterin Ratcliff hat schon angedeutet, dass sie neben der Strafe, dem Gamot auch eine Behandlung Andrews durch erfahrene Heiler vorschlagen wird. Es ist wichtig, dass er sein Leben in den Griff bekommt.
Tagesprophet: Sie hassen F. also nicht? Trotz des Anschlages während Ihrer Hochzeit?
Mrs. Greenfield: Nein, ich hasse Andrew nicht. Es ist eher so, dass er mir Leid tut. Und schauen Sie, es ist ja noch mal gut gegangen, niemand wurde verletzt. Andrew wird seine Strafe bekommen, aber auch Hilfe. Und ich hoffe für ihn, dass er irgendwann eine Frau findet, die ihn genauso liebt wie er sie.
Tagesprophet: Dann hat es bei allen Wirrungen ja doch noch ein Happy End gegeben.
Mr. Greenfield: Wie in der Oper.
Tagesprophet: Und der Tagesprophet darf Ihnen im Namen aller Leser schöne und…
Mr. Greenfield: krötenfreie...
Tagesprophet: …erholsame Flitterwochen wünschen. Mrs und Mr Greenfield, herzlichen Dank für das Interview.