St. Mungo beklagt Mangel an freiwilligen Helfern

Immer wieder schaltete das St. Mungo Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen in den letzten Monaten Anzeigen in unterschiedlichen magischen Medien, in welchen die Möglichkeit eines „sozialen Jahres zum Wohle der magischen Gemeinschaft“ beworben wurde. Das Krankenhaus reagierte damit auf den starken Rückgang freiwilliger Helfer, welcher seit einigen Jahren deutlich zu beobachten ist.

Marvin Medicus (56, Chefheiler im St. Mungo Hospital) erklärte gegenüber dem Tagespropheten:
„Die Möglichkeit ein Jahr zum Wohle der magischen Gemeinschaft in unserem Krankenhaus tätig zu werden, wurde früher besonders von den Absolventen und Absolventinnen der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei genutzt. In manchen Jahren war der Andrang auf die je fünf Stellen pro Station so groß, dass per Losverfahren Kandidaten ausgewählt und weit über die Hälfte der Bewerber abgewiesen werden mussten. Für die jungen Hexen und Zauberer war das Jahr bei uns eine Möglichkeit, ihre eigenen Interessen nach der Schule noch einmal über einen längeren Zeitraum ausloten zu können, ohne sich gleich durch eine magische Ausbildung festlegen zu müssen. Auch machte sich ein von uns ausgestelltes Empfehlungsschreiben nach Ablauf des freiwilligen Jahres stets gut in Bewerbungen um heiß umkämpfte Ausbildungsplätze, beispielsweise in der Aurorenzentrale.“ Doch diese Zeiten sind laut Mr Medicus längst vorbei, viel verlockender sei es mittlerweile für die jungen Leute, im Anschluss an die Schule in andere Länder zu reisen und dort neue Erfahrungen zu sammeln.

Laut einer Umfrage des Tagespropheten gibt ein Großteil der derzeitigen Abschlussschüler der Zauberschule an, nach den Prüfungen „erstmal reisen“ zu wollen. Ein besonders beliebtes Ziel scheint der australische Kontinent zu sein, wo die jungen Leute nur mit Rucksack und Besen durch das Land ziehen können und sich ihren Lebensunterhalt durch kurzfristige Jobs, auf beispielsweise Spinnengiftfarmen, verdienen. Besonders das warme Klima und die lockere Lebenseinstellung der australischen Hexen und Zauberer seien Gründe, dem verregneten England für einige Monate den Rücken zu kehren.

Für das Londoner St. Mungo Hospital bedeutet dies leider einen großen Verlust. Die 50-jährige Heilerin Sibyll Simmons arbeitet in der Langzeitabteilung für unheilbare Fluchschäden des Krankenhauses. Für sie bedeutet der Mangel an freiwilligen Helfern vor allem einen Einschnitt in den Alltag der Patienten: „Auf meine Station verlegt zu werden, bedeutet für die meisten Patienten, dass sie dieses Krankenhaus vermutlich nie wieder verlassen werden. Viele Patienten sind bereits jahrelang hier, es ist ihr zu Hause geworden. Früher war es so, dass sich die freiwilligen jungen Leute mit den Patienten unterhielten, ihnen vorlasen und teilweise sogar einen erheblichen Teil zur Verbesserung der vermeintlich unheilbaren Schäden beitragen konnten. Das ist heutzutage leider kaum mehr vorstellbar. Der eine Freiwillige, den wir uns derzeit mit drei anderen Stationen teilen müssen, ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Leute hier am Weglaufen zu hindern.

Wenn die jungen Menschen doch nur wüssten, wie dringend sie hier gebraucht werden und was für einen großen Dienst sie der magischen Gemeinschaft erweisen können!

Ich selbst wurde beispielsweise durch meinen freiwilligen Einsatz im Jahre 1994/1995 dazu motiviert, eine Laufbahn im St. Mungo einzuschlagen. Ich kam damals relativ zeitgleich mit einem Patienten auf diese Station. Er war zu jener Zeit ein großartiger Schriftsteller und sehr berühmt, hatte nur leider durch einen fehlgeleiteten Fluch sein gesamtes Gedächtnis verloren! Also las ich ihm jeden Tag aus seinen eigenen Büchern vor. Dies wurde auch von den Freiwilligen nach mir immer weiter geführt, so dass Herr L. schließlich irgendwann wieder begann, Autogrammkarten zu schreiben und sich ein wenig an sein altes, äußerst zauberhaftes Ich zu erinnern.“

Wir vom Tagespropheten hoffen, mit diesem Artikel den einen oder anderen Absolventen der Schule für Hexerei und Zauberei erreichen zu können, damit in Zukunft ihr Engagement nicht nur dem weit entfernten Ausland zu Gute kommt!