Labyrinth des Grauens

Cedric Diggory ist tot. Diese schreckliche Wahrheit sickerte durch die Menschenmenge, kurz nach dem überraschenden Ende des Trimagischen Turniers, bei dem Harry Potter und Cedric Diggory mit einem Portschlüsselpokal vor den Irrgarten fielen.

Was war denn nur in diesem Irrgarten geschehen? Hatte etwa Harrys Ehrgeiz zu diesem Todesfall geführt, schließlich waren er und Cedric die letzten der vier Trimagischen Champions, welche am Schluss noch im Labyrinth unterwegs waren.

Wie Sie vielleicht wissen, liebe Leser, sind Harry Potter und Cedric Diggory als erste gemeinsam in die dritte Aufgabe des Trimagischen Turniers aufgebrochen, weil sie die meisten Punkte in den vorherigen Aufgaben gesammelt hatten. Dabei machten sie zwar einen aufgeregten aber entschlossenen Eindruck.
Hat nun diese Entschlossenheit zum tragischen Tod Cedrics geführt, weil sich Harry seinen Sieg nicht nehmen lassen wollte?

Einige von ihnen, liebe Leser, werden jetzt sicher denken, dass kann doch gar nicht sein, denn Harry Potter ist doch fast noch ein Kind, wie hätte er denn da die viel erfahreneren Mitkämpfer ausschalten können.

Natürlich erweckt er mit seinem Auftreten manchmal diesen Eindruck, aber die Ereignisse sprechen eine ganz andere Sprache.

Schon bei der Champions Auswahl hat er ja sehr eindrücklich bewiesen, dass festgelegte Regeln für ihn nicht gelten. Sicher werden jetzt einige einwenden, dass er bestimmt nichts Böses wollte, nur etwas Aufmerksamkeit.

Doch genau das ist der springende Punkt. Harry Potter scheint süchtig nach Anerkennung zu sein. Vielleicht will er ja mit dem Sieg beim Turnier beweisen, dass er der größte Zauberer der Welt ist. Schließlich muss er ja besondere magischen Kräfte besitzen, wie hätte er denn sonst schon als kleines Kind den größten schwarzmagischen Zauberer vernichten können. Das, was vielen Auroren gemeinsam nicht gelang, schien ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten. Selbst seine Eltern haben vor dem dunklen Lord kapitulieren müssen, aber Harry Potter schaffte das Unmögliche mit Leichtigkeit.

Natürlich ist es auch bei früheren Trimagischen Turnieren schon zu Todesfällen gekommen, aber diese wurden in der Regel von magischen Geschöpfen verursacht.

Auch diesmal sollen mehrere schreckliche Kreaturen ins Labyrinth gezogen sein, wie uns Percy Weasley von der Abteilung für magische internationale Zusammenarbeit stolz berichtete. Hagrid, der Wildhüter, hatte wohl auch noch einige Exemplare aus dem Verbotenen Wald dazu geholt.

Doch es bleibt unbestritten, dass trotz Zauberbannen und magischen Kreaturen die größte Gefahr für die Trimagischen Champions von ihnen selber ausging.

Wie sonst kam es zum vorzeitigen Ausscheiden von Fleur Delacour und Viktor Krum? Beide wurden geschockt vorgefunden, als man sie holen ging. Das kann doch nur ein Hinweis auf einen duellierfreudigen Konkurrenten sein.

Das Labyrinth mit seinen magischen Pflanzen hatte ja den Effekt, dass, wenn man es betritt, alle Geräusche der Außenwelt plötzlich verstummen. Das hat uns der Wildhüter Hagrid unter der Hand verraten. Wie gruselig muss es sein, wenn man mehrere Stunden der Anspannung nur von seinem eigenen Atem, seinem Herzschlag und den Geräuschen der magischen Kreaturen im Irrgarten umgeben ist. Diese Stimmung der ständig lauernden Gefahr kann zu Bewusstseinstrübungen und paranoidem Verhalten führen. Hat Harry vielleicht aus Furcht überreagiert und Cedric angegriffen oder gab es doch eine andere Todesursache?

Um dies so schnell wie möglich aufzuklären, wurde Harry Potter, nachdem man ihn vom Portschlüsselpokal gelöst hatte, von Professor Moody ins Schloss geführt. Verletzt und verwirrt humpelte er den Berg hinauf.

Wir hoffen, dass es möglichst schnell eine lückenlose Aufklärung dieses Mordes gibt, denn auch wenn beim Trimagischen Turnier alles erlaubt ist, ändert es nichts an der Tatsache, dass es ein Mord ist. Die moralische Schuld wird trotz Freispruch durch die Turnierregeln immer bei Harry Potter liegen, es sei denn, es wird doch noch eine andere Todesursache gefunden.