Adventskalender

11. Dezember

Die Abenteuer in Castelobruxo

Luise stieg aus dem Flugzeug und betrat damit das erste Mal brasilianischen Boden. Sie freute sich riesig auf diesen Moment und wartete nun schon seit über einem Jahr darauf.

Sie wusste noch genau, wie sie vor der Tür des Büros von Professor McGonagall stand und zögerte hinein zu gehen. Sie klopfte und betrat das Direktorenbüro. Professor McGonagall verkündete ihr, dass sie nach Brasilien durfte und sie die Auserwählte war, die am Schüleraustausch teilnehmen durfte. Luise wollte ihren Abschluss in Kräuterkunde machen. Schon immer war sie von der Tier- und Pflanzenwelt begeistert. Castelobruxo war dafür bekannt, dass sie herausragenden Kräuterkunde- und Zoologie-Unterricht gab.

Nun stand sie hier am Flughafen und wartete auf ihre Partnerschülerin. Castelobruxo nahm an einem Schüleraustauschprogramm zwischen ihrer Schule und Hogwarts teil und ermöglichte es jedes Jahr einem Schüler oder einer Schülerin an ihre Schule zu reisen. Viel wusste Luise noch nicht. Nur, dass es mitten in den Regenwald ging. Die Zauberschule befand sich mitten im Regenwald, geschützt vor neugierigen Blicken Einheimischer und Muggel. Für Muggel sah die Schule aus wie eine alte Ruine, die möglichst nicht betreten werden sollte. In diesem Punkt ähnelte das Konzept dem von Hogwarts.
„Luise?“, eine groß gewachsene Schülerin kam auf sie zu und musterte sie fragend. Luise ging einen Schritt auf sie zu. „Ja, das bin ich. Bist du Fernanda?“ Das Mädchen nickte wild und fing an freudig zu grinsen. „Schön, dass du endlich hier bist. Ich bin Fernanda. Ich hole dich ab und bringe dich zu unserer Schule. Alle freuen sich schon auf dich.“ Luise war überrascht von der Herzlichkeit.
Gemeinsam gingen sie zu einem Auto und fuhren damit in Richtung Regenwald. Die Straßen wurden immer schmaler, bis sie ganz aufhörten. Sie fuhren über Schotter- und besonders bewachsende Wege, die kaum als Weg zu erkennen waren. Fernanda erklärte ihr, dass dies normal war, sobald man die Stadt verlässt. Umso näher man an den Regenwald heran kam, umso verwucherter wurde es. Das Abenteuer fing also an!

Als sie am Eingang der Zauberschule waren, wurden sie prompt mit kleinen Pfeilen beschossen. Luise wich sofort erschrocken zurück, merkte dann aber schnell, dass sich die kleinen Pfeile sofort in Luft auflösten, sobald sie ihren Körper berührten. Fernanda erklärte schnell: „Entschuldige. Das sind die Pfeile der Caipora. Sie beschützen unsere Zauberschule. Wenn sie Personen nicht kennen, erlauben sie sich oft einen Streich. Die Pfeile sind unschädlich. Sie prickeln nur etwas auf der Haut.“ Böse funkelte sie in die Richtung einer Baumreihe. Luise erkannte schließlich, dass hinter einem Baum eine Caipora stand.
Sie hatte vorher über die Wesen gelesen. Als sie sich über Castelobruxo informierte, stieß sie auch auf den Hinweis, dass diese keinen pelzigen Geistwesen die Schule beschützten. Sie sahen fast menschlich aus, nur flauschiger. Das Wesen, was sie beschossen hatte, hatte einen völlig verwuschelten, pelzigen Haarschopf auf dem Kopf. In der Hand einen Bogen, in der anderen einen leuchtenden Pfeil. Er schien magisch verzaubert zu sein. Ihre rötlich-braune Haut hob sich kaum von der Umgebung des Regenwalds ab. Daher war sie auch schwer zu sehen. Eine perfekte Tarnung. „Caipora sind sehr zu Späßen aufgelegt. Sie sind aber wahnsinnig treue Wesen, auf die man sich zu einhundert Prozent verlassen kann. Komm, lass uns weitergehen. Ich möchte dir die Schule zeigen.“ Fernanda wies nach links.

Luise folgte der Richtung und stand auch schon nach ein paar Metern vor der beeindruckenden Zauberschule. Sie war überwältigt. Ganz aus goldenem Gestein sah die Schule aus wie ein riesengroßer Tempel. Vor dem Eingangsbereich tummelten sich viele Schülerinnen und Schüler. Alle trugen die gleiche hellgrüne Uniform. Anscheinend sollten sich die Schüler an die Umgebung anpassen, dachte sich Luise. Sie lächelte bei dem Gedanken.
Aufgrund des Andrangs mussten sie einen Moment warten, bis sie das Eingangstor erreichten. Fernanda fragte Luise viel, um die Zeit zu vertreiben. „Und bist du aufgeregt? Ein fremdes Land, eine fremde Schule. Das ist sicher alles erstmal überwältigend.“ „Ja, das stimmt. Aber ich freue mich total. Der Kräuterkunde-Unterricht soll herausragend sein.“ „Oh ja! Warte, bis du Professor Tippet kennenlernst. Er gibt hier den Kräuterkunde-Unterricht. Jeder Schüler geht gerne in seinen Unterricht.“ Fernanda blickte durch die Menge und zeigte schließlich auf einen älteren Mann. „Da ist er. Das ist Professor Tippet.“ Luise konnte noch schnell einen Blick auf ihn erhaschen, dann wurden sie auch schon mit den anderen Richtung Tor geschoben.

In der Eingangshalle war es laut. Auch drinnen glänzte alles in Gold. Es war faszinierend. Plötzlich wurde alles um Luise herum verschwommen. „Fernanda?“, Luise versuchte ihre Freundin im Nebel zu finden. „Was passiert hier?“ Sie wurde von ein paar Schülern angestoßen, die vermutlich auch herumirrten. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Dann ertönte lautes Pfeifen und klappernde Geräusche. Luise begann sich zu bewegen. Sie musste versuchen aus diesem Nebel herauszukommen. Sie hörte dumpfe Stimmen. Was war das für ein Nebel? Es war fast so, als schottete er einen komplett vom Geschehen ab. Gerade wollte sie loslaufen, da gab es einen lauten Knall und mit einem Mal war der Nebel weg. Luise sah wieder alle Schülerinnen und Schüler. Die meisten schienen jedoch überhaupt nicht verängstigt zu sein. Sie redeten einfach weiter miteinander, so als wäre überhaupt nichts gewesen.

„Luise, Luise! Oh je. Da bist du ja. Alles ok bei dir?“, Fernanda kam auf sie zu gerannt. „Es tut mir so leid. Und das an deinem ersten Tag. Ich hätte dir sofort davon erzählen sollen.“ Luise sah sie verwirrt an. „Was meinst du?“ „Tipp-Topp und Sanchez. Unsere Hausgeister. Sie machen das jedes Jahr. Desillusionsnebel. Wenn man ihn betritt, hat man das Gefühl, man befindet sich wie in Watte. Man nimmt alles kaum wahr. Sie sind Scherzbolde und wenn der Nebel ist, suchen sie uns auf und entwenden irgendwas. Man bekommt es immer nach wenigen Tagen wieder. Mir haben sie mal meine Tasche geklaut. Am nächsten Tag habe ich sie auf meinem Kleiderschrank wiedergefunden. Sie finden das lustig.“ Luise schaute sich um und sah tatsächlich zwei Geister gerade um die Ecke schweben. Weg waren sie. „Ich habe einen richtigen Schrecken bekommen.“ Fernanda fing an zu lachen. „Dann gewöhne dich lieber schnell da ran. Hier passieren fast jeden Tag seltsame Dinge.“ Luise war zwar etwas verunsichert, freute sich aber auch auf die nächste Zeit. Das konnte ja nur spannend werden!

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