Adventskalender

1. Dezember

Advent, Advent noch kein Lichtlein brennt

Ach, wenn es doch nur schon morgen wäre, dachte Maria, als sie den Tisch fürs Frühstück deckte. Morgen ist erster Advent und Mamas Geburtstag, da kommen bestimmt wieder viele interessante Freunde von meinen Eltern.
„Mama, mir fehlt Maika so sehr! Warum darf sie auf die Zauberschule und ich noch nicht?“
„Aber das weißt du doch Maria! Erst muss man lesen, schreiben und rechnen können, dann ist man bereit für das Zauberinternat.“
„Aber es ist so langweilig, so alleine hier ohne Geschwister. Was machen denn die anderen Zaubererkinder, die noch zu klein für Hogwarts sind?“ fragte Maria.
„Merkwürdig, dass du gerade heute danach fragst. Nach dem Frühstück reisen wir nach London zum Kinderadventsmarkt. Der ist extra für die Zaubererkinder, die noch bei ihren Eltern leben. Also auch für dich.“
„Wirklich? Dieses Jahr darf ich mit? Letztes Jahr musste ich ja bei Oma bleiben, nur Maika durfte mit.“
„Weißt du, der Markt ist erst für Kinder ab 6 Jahren. Letztes Jahr warst du einfach noch zu jung dafür. Ihr dürft euch nämlich in der Winkelgasse frei bewegen, ohne Erwachsenenbegleitung. Es gibt viele Überraschungen und tolle Mitmachaktionen, aber das wirst du ja bald sehen. Komm, lass uns schnell essen, dann kann der Weihnachtsbummel beginnen.“

Eine Stunde später, Maria hatte vor Aufregung kaum etwas zu Essen herunterbekommen, ging es mit dem Flohnetzwerk auf die Reise nach London. Als Maria mit ihrer Mutter aus dem Kamin des Tropfenden Kessels stolperte, da war sie froh, nicht so viel gegessen zu haben.
Vater, Mutter und Maria staunten nicht schlecht, als sie den festlich geschmückten Raum um sich herum wahrnahmen. Außerdem duftete es köstlich nach Plätzchen. Gerade, als Maria fragen wollte, ob sie denn Plätzchen bekäme, da sah sie viele Kinder in ihrem Alter um einen Tisch herum stehen und tüchtig Teig ausrollen.
„Maria!“ sagte die Mutter „Wir können hier zusammen Plätzchen backen oder weiter in die Winkelgasse gehen und schauen, was es denn noch alles zu entdecken gibt.“
„Bitte, lass uns weiter gehen. Plätzchen backen können wir ja auch zu Hause, oder Mami?“
„Natürlich, aber eine kleine Tüte als Stärkung könnest du doch bestimmt vertragen.“ Als der Vater ein paar leckere Plätzchen erstanden hatte, ging es durch die Hinterhofmauer weiter in die Winkelgasse.

Maria wusste gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Alle Läden waren festlich geschmückt und vor einigen von ihnen waren große Zelte aufgestellt worden. Viele Kinder liefen fröhlich schnatternd durch die Gegend, naschten Süßigkeiten und stellten sich bei verschiedenen Aktivitäten an. Mutter und Vater hatten Maria gefragt, ob sie auch alleine auf Entdeckungsreise gehen wolle, denn ein besonderer Schutz lag heute auf der Winkelgasse, so dass den Kindern nichts Schlimmes passieren könne. Es gab z.B. eine besondere Absperrung zur, wie Maria fand, unheimlichen Nebenstraße. Eine Alterslinie verhinderte, dass Kinder unter 17 Jahren sie betraten. Man wurde vom Schutzzauber zurückgeworfen, wenn man die Linie übertrat und landete in einem Pool, der mit Marshmallows gefüllt war. Einige ältere Kinder machten sich einen Spaß daraus, immer wieder im Pool zu landen.
Aber Maria war noch etwas schüchtern. Schließlich war es erst das zweite Mal, dass sie überhaupt in der Winkelgasse war. Ja, mit ihrer Schwester Maika hätte sie bestimmt viel Spaß gehabt, aber mit Mama würde es bestimmt auch lustig werden.
Der Vater sagte, er müsse noch einige Dinge für die Arbeit besorgen. Marie wunderte sich nur, warum immer, wenn sie ihn zwischendurch trafen, die bunten Päckchen in seinem magisch vergrößerten Rucksack immer mehr wurden.
Eigentlich hatte Marie ja auch ganz andere Dinge zu tun, so dass sie nicht weiter darüber nachgrübelte.

Nachdem sie sich mit ihrer Mutter einen Überblick verschafft hatte, ging sie zielstrebig zum Eisladen. Dort konnte man sein eigenes Wintereis kreieren. Maria liebte Schokoladeneis. Nun mischte sie es noch mit Mandelsplittern, Nußstücken und Kakaotropfen. Eine Prise Zimt kam noch dazu und fertig war das Festtagseis.
Als nächstes ging es zum Besenladen. Davor war eine kleine Hindernisrennstrecke aufgebaut worden, die man mit Spielzeugbesen durchfliegen konnte. Maria flog mit einem anderen Mädchen um die Wette. Es wurde ein spannendes Kopf an Kopf Rennen. Das andere Mädchen hieß mit Spitznamen Kuni, von Kunigunde. „Ich kann ja nichts dafür. Mama wollte unbedingt an unserer Familientradition festhalten. Wollen wir zusammen zur Apotheke gehen? Dort kann man Zauberkerzen ziehen, die beim abbrennen bunte Funken sprühen.“
„Klar!“ sagte Maria, die Kuni gut leiden mochte. “Aber dann gehen wir zum Eulenkaufhaus und binden Kränze mit Vogelbeeren für die Waldvögel, ja?“

Es wurde ein toller Tag für die beiden Mädchen. Sie waren beide die jüngsten Kinder in ihren Familien und konnten den jeweils anderen gut verstehen. Denn auch Kuni war seit September mit der Mutter allein zu Haus und langweilte sich ohne andere Kinder.

Gemeinsam bastelten Maria und Kuni Zaubersterne, die ihre Farbe wechseln konnten, lösten ein Rätsel bei Ollivenders und erhielten einen Spielzeugzauberstab, der es schneien ließ, suchten einen verwunschenen Schatz in der Zauberhöhle vor Gringotts, warfen verzauberte Bälle auf hüpfende Dosen, hatten Glück bei der Losbude und erlebten noch manch andere magische Sachen. Als sie nach vielen Aktivitäten und Abenteuern auf ihre Eltern warteten, backten sie gemeinsam am Ende doch noch Plätzchen im Tropfenden Kessel.

„Maria. Wo bist du denn?“ hörte es Maria irgendwann rufen. „Hier, Mama.“ rief sie.
„Bitte Mama, kann Kuni nicht auch morgen zu deinem Geburtstag kommen?“
„Aber gerne, denn weißt du, Maria, Kuni ist die Tochter einer meiner Schulfreundinnen aus Hogwarts. Der Name kam mir doch gleich so bekannt vor. Meine Freundin Gundi hat lange für das Zaubereiministerium im Ausland gearbeitet. Nun, wo nur noch Kuni als einziges Kind zu Hause ist, wollte sie nach England zurück, damit Kuni Freunde finden kann.“
„Dürfen wir uns nun öfter besuchen?“ riefen Maria und Kuni im Chor. Die beiden Mütter lachten und verabredeten sich für den nächsten Tag.
Abends im Bett dachte Maria über all das Erlebte nach. Diese Adventszeit wird bestimmt etwas ganz Besonderes. Auch wenn ich meine Schwester vermisse, so habe ich doch eine tolle neue Freundin gefunden.

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