Adventskalender

18. Dezember

Das Weihnachtsfest der Tiere


Es war wieder einmal Weihnachten. Die Fenster und Straßen der Stadt waren bunt geschmückt. Die Tannenbäume mit Kerzen und Kugeln verziert und ein süßer Duft von Bratäpfeln und gebrannten Mandeln lag in der Luft. Die Kinder warteten schon gespannt und mit großer Vorfreude auf den Weihnachtsmann, welcher ausgestattet mit Geschenkesack und Rute, einem Jeden von ihnen einen Besuch abstatten würde. So war es jedes Jahr und so würde es auch immer sein. Doch kam in diesem Jahr noch eine weitere Aufgabe auf den alten Mann mit seinem Rauschebart zu. Denn diese Jahre sollte zum ersten Mal auch ein Weihnachtsfest der Tiere stattfinden. Und dazu kam es folgendermaßen:
Etwas abseits von der weihnachtlich geschmückten Stadt lag ein kleines Waldstück. Durch diesen Wald kommt der Weihnachtsmann mit seinen Schlitten und seinen Rentieren, wenn er sich auf den Weg in die Stadt macht. In diesem Wald leben aber auch viele Tiere; Rehe, Wildschweine, Hasen, Füchse und manch andere Lebewesen. Jedes Jahr aufs Neue sehen sie den alten Mann mit seinem roten Mantel und seinem Rauschebart an ihnen vorbei ziehen, aber noch nie hat er an sie gedacht. Noch nie hat er ihnen ein Geschenk gebracht oder auch nur einen Blick an die Tiere des Waldes verschwendet. Und dabei ist es doch ihr sehnlichster Wunsch auch einmal ein Weihnachtsfest zu feiern, genauso wie die Kinder und Tiere der Stadt. Mit Tannenbaum, Glockenklang und Lichterschein, aber vor allem mit Geschenken und Bescherung.
Doch wie sollten sie sich diesen Wunsch nur erfüllen? Lange schon hatten sie darüber nachgedacht, aber zu einer Lösung waren sie nicht gekommen. Also wollten einige der kleineren Tiere sich auf den Weg in die Stadt machen, um dort herauszufinden, warum der Weihnachtsmann zu den Kindern kam. Vielleicht konnten sie ja dort etwas darüber erfahren. Und so machten sich zwei Hasen und einige Mäuse am 1. Dezember auf den Weg in die Stadt.
Dort beobachteten sie ein kleines Haus, in welchem eine Familie fleißig bei den Weihnachtsvorbereitungen war. Da wurden Nussknacker und Lichterbogen in die Fenster gestellt. Engel und Sterne zierten die Türrahmen. Ein Adventskranz wurde auf dem Tisch angerichtet und das ganze Haus mit Tannengrün geschmückt. Die kleinen Waldbewohner betrachteten die Vorbereitungen eine ganze Weile, bevor sie zum nächsten Haus weiterzogen und dasselbe, emsige Treiben beobachten. Und so zogen sie von Haus zu Haus und schauten den Familien beim Dekorieren ihrer Wohnungen zu. Sie staunten über die Lichterketten und Kerzen und über das Glitzern und Funkeln in den Augen der Menschen. Und dabei stellten sie sich immer wieder die Frage: War das der Grund, warum der Weihnachtsmann zu den Menschen kam?
Wieder im Wald angekommen, erzählten sie den übrigen Tieren, was sie gesehen hatten. Sie schwärmten von dem Lichterglanz und den bunt geschmückten Häusern, bemerkten jedoch schnell, dass sie dies hier im Wald nicht ermöglichen konnten. Woher sollten sie die Kugeln und Kerzen nehmen? Tannenzweige hatten sie genug, doch wie sollten sie diese festlich schmücken? Es war aussichtslos. Und so beschlossen sie, in den nächsten Tagen erneut die Stadt aufzusuchen und das Treiben dort zu beobachten. Vielleicht konnten sie etwas Anderes herausfinden. Es musste eine andere Möglichkeit geben, den Weihnachtsmann zu kontaktieren und ihn auf sich aufmerksam zu machen. Und so zog eine kleine Tiergruppe am nächsten Adventssonntag erneut in die Stadt.
Was den Waldbewohnern bei ihren nächsten Stadtbesuch auffiel, war, dass die meisten Kinder zurückgezogen an den Tischen saßen und dort ihre Buntstifte, Filzstifte und Füller ausgebreitet hatten und mit viel Geduld ein Blatt Papier bearbeiten. Das kam den Tieren doch recht verdächtig vor und so schauten sie sich das Ganze von der Nähe an. Eine der Mäuse, die kleinste im Bunde, zwängte sich durch einen Mauerspalt und kletterte vorsichtig zu einen der Kinder, immer darauf bedacht, ja nicht erwischt zu werden. Langsam kletterte sie am Tischbein entlang nach oben und entdeckte dort, genau neben dem Blatt Papier, welches ein kleiner Junge gerade, mit großem Eifer, bemalte, einen Briefumschlag, auf welchen mit großen Buchstaben „An den Weihnachtsmann“ stand.
Wer denkt, dass Mäuse nicht lesen können, hat sich geirrt, denn oft können sie das sogar besser als wir Menschen, so dass die kleine Maus sofort wusste, was der Junge da gerade trieb. Den auf dem Blatt, welches vor ihm lag, stand ebenfalls in Druckbuchstaben vermerkt „Wunschzettel“.
Um einiges schlauer eilte sie sofort zu den anderen, um das eben Erfahrene mitzuteilen. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, was mit diesem Brief geschah, nachdem er fertig war. Und sie brauchten gar nicht lange warten, bis der kleine Junge sein Werk beendet hatte und mit dem Umschlag in der Hand, die Wohnung verließ. Er steuerte geradewegs auf einen gelben Kasten zu und warf den Brief in den Schlitz dieses Behälters.
Frohen Mutes machten sich die Waldbewohner auf den Weg zurück zu den anderen Tieren, welche schon ungeduldig auf sie gewartet hatten und schilderten ihre Beobachtungen, wobei sie in erstaunte Gesichter blickten. Einen Brief mussten sie also schreiben, einen Brief an den Weihnachtsmann. Einen Brief, in welchen sie ihre Wünsche vermitteln sollten. Wenn es sonst nichts weiter war.

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