5. Dezember
Normales Weihnachten?
23. Dezember
Cho Chang ging völlig entspannt nach einem interessanten Arbeitstag nach Hause. Es schneite und die Flocken verfingen sich in ihrem rabenschwarzen Haar. Sie lächelte fröhlich und dachte daran, dass schon morgen Weihnachten sein würde. Sie hatte schon vor längerer Zeit Geschenke für ihre beiden Kinder und ihren Mann eingekauft, da sie keine Lust hatte in den alljährlichen Weihnachtsstress zu kommen und wie viele andere Leute, noch auf den letzten Drücker Geschenke einzukaufen. Morgen Abend würden zum Glück keine Verwandten kommen, die besuchten sie erst danach, am 25. Und 26. Dezember, was sie froh machte, denn es war schön, Weihnachten einfach im kleinen Kreis zu feiern und nicht eine große Party zu veranstalten. Sie dachte daran, dass sie noch heute Nachmittag mit den Kindern Kekse backen musste. Zum Glück hatte ihr Arbeitgeber Cho heute früher frei gegeben, schon um ein Uhr, statt wie sonst um fünf. Als sie zu Hause ankam, öffnete sie die Tür und wurde sofort von einem kleinen Mädchen, ihrer Tochter, begrüßt. Sie lächelte und nahm May in den Arm. Sie war erst fünf Jahre alt und ging noch in den Kindergarten, mit einem strahlenden Kinderlächeln sah ihre Tochter zu Cho auf. Mays Bruder Louis kam jetzt auch in den Eingangsbereich, um seine Mutter zu begrüßen, allerdings nicht so stürmisch, wie seine Schwester, denn er war in dem Alter, wo er das als "uncool" empfand.
"Können wir jetzt Kekse backen?", fragte ihre Jüngste eifrig und sah sie mit ihren goldbraunen Augen an.
"Später, Schatz, zuerst sollte ich mir noch meine Schuhe und meinen Mantel ausziehen", antwortete Cho und strich May und Louis über den Kopf. Ihr Sohn strich sich sofort seine Haare glatt, und sah sie böse an. Da kam auch ihr Mann, Henry, dazu und küsste sie kurz zur Begrüßung.
"Und wie war die Arbeit, Liebling?", fragte er sie.
"Ganz gut", antwortete Cho. Alle begaben sich in die Küche, wo Cho auch sofort anfing, alles für ihre Marzipan-Walnuss-Kekse vorzubereiten. Sie legte für den Teig 30 dag glattes Mehl, 12 dag Staubzucker, 1Pkg. Vanillezucker, 6 dag geriebene Walnüsse, 1 Dotter und 20 dag Margarine hinaus. Für das Bestreichen stellte sie Marillenmarmelade hinzu. Zum Belegen stellte sie noch 25 dag Rohmarzipan und 5 dag Staubzucker raus, sowie für die Glasur 10 dag Staubzucker, 1 Eiklar und 1 Kl Orangensaft und 1 Kl Orangenlikör. Zum Verzieren legte sie noch Walnusshälften bereit. Ihr Mann verzog sich schnell, denn er hatte keine Lust zum Backen, aber sie fand das nicht weiter schlimm. Er würde sowieso nur stören, mit seinen Kommentaren, ob das wirklich nicht ekelerregend süß sei.
Sie verkneteten Mehl und die Teigzutaten. Ihre Kinder hatten ihren Spaß, aßen dort und da etwas ab und versuchten mit kindlichem Ernst alles perfekt hinzukriegen. Jeder wollte etwas machen und Louis und May stritten sich tatsächlich darum, wer jetzt umrühren durfte, und wer nicht. Den Teig legten sie in Frischhaltefolie für eine halbe Stunde kühl. Sie betrachtete ihre Kinder liebevoll. Die beiden hatten keine Ahnung, dass sie Zauberer waren, obwohl dabei sich Cho nicht mal so sicher war. Denn Henry war ein Muggel, den sie geheiratet hatte, nach der großen Schlacht von Hogwarts. Er wusste, dass sie eine Hexe war, aber die beiden hatten entschlossen, dass es besser wäre, den Kindern noch nichts davon zu erzählen, erst wenn sie selber so alt wären, damit sie auch auf die Zaubereischule gehen konnten. Auch wenn es dann wohl ein Schock für May und Louis werden würde, sie wollte nur, dass sie ohne den ganzen Zaubereikram aufwachsen würden und wenn sie ehrlich war, auch ohne Harry Potter. Auf dieses Kapitel in ihrem Leben war sie immer noch nicht gut anzusprechen. Sie seufzte, als sie an ihn dachte und lenkte ihre Gedanken schnell auf wichtigere Sachen, wie zum Beispiel ihre Kinder, die gerade dabei waren, denn Küchentisch mit Teig zu bekleckern, obwohl sie ihn eigentlich 3 mm dick ausrollen sollten und Scheiben mit einem Keksausstecher mit etwa 4 cm Durchmesser ausstechen, diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und im vorgeheizten Rohr bei 180 Grad ca. 12 Minuten backen.
"Stopp!", schrie Cho. Ihre Kinder schauten erschrocken auf, und der Teig spritzte weiter herum. Schnell buken sie die Kekse wie es eigentlich sein sollte. Nach dem Auskühlen bestrichen sie die Kekse dünn mit Marmelade. Das Marzipan vermischten sie mit dem Staubzucker, walkten es messerrückendick zwischen 2 Lagen Frischhaltefolie aus und stachen mit dem gleichen Keksausstecher wie für die Kekse Scheiben aus dem Marzipan. Die Marzipanscheiben legten sie auf die mit Marmelade bestrichenen Kekse und leicht drückten sie leicht an. Für die Glasur siebten sie den Zucker in eine Schüssel, gaben Eiklar, Orangensaft und Orangenlikör dazu und schlugen das Ganze mit dem Handmixer zu einer dicken Masse auf. Sie hätte ihnen vorher beibringen müssen, mit dem elektrischen Mixer umzugehen, jetzt war es jedenfalls zu spät. Überallhin verteilte sich die Masse. Schnell zog sie das Kabel aus der Steckdose und es wurde unheimlich still. Sie nahm sich einen Lappen und wischte alles auf. May und Louis sahen sie schuldbewusst an und schwiegen. Sie stützte die Hände in die Hüften und setzte ihren besten "Mama-wird-jetzt-sehr-böse"-Blick auf. May biss sich nervös auf die Lippen und Louis sah nervös überallhin, nur nicht in ihr Gesicht. Dann fing Cho an zu lachen. Ihre Kinder sahen sie überrascht an, und fielen zögernd mit ein. Alle lachten immer lauter und May rann schon eine Lachträne über ihr Gesicht, in diesem Moment kam Henry in die Küche und betrachtete überrascht das seltsame Bild. Er blieb im Rahmen der Tür stehen und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Leise und ohne dass er beachtet worden wäre, ging er wieder aus der Küche. Cho beruhigte sich wieder und sie und ihre Kinder verbrachten noch einen wunderschönen, spritzfreien Nachmittag. Sie überzogen die Kekse mit der Glasur und belegten sie kurz vor dem Erstarren mit den Walnusshälften.
24. Dezember
Der nächste Tag versprach wunderschön zu werden. Schon am Morgen glitzerte alles wie in einem Märchen und der Schnee vom vorherigen Tag, ließ alles weiß aussehen. Cho stand erst spät auf, was sie sehr genoss, da sie normalerweise von ihren Kinder oder ihrem Wecker aufgeweckt wurde. Doch heute war es verdächtig still, neben ihr schlief Henry ruhig und lächelte im Schlaf. Im Schlafanzug tappte sie mit ihren nackten Füßen nach unten und entdeckte ihre Kinder, wie sie einträchtig zusammen bastelten. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie legte sich wieder hin. Später, am Nachmittag, waren Louis und May schon so aufgeregt und sahen sich die ganze Zeit nach dem Weihnachtsmann um, obwohl Cho ihnen gesagt hatte, dass dieser erst am Abend kommen würde. Aber das beachteten ihre Kinder gar nicht und saßen sich vor die Eingangstür. Dort spielten sie bis es dunkel wurde.
"Mama, muss der Weihnachtsmann nicht bald kommen?", fragte May und sah sie aus ihren großen Augen zweifelnd an.
"Ja, er kommt sicherlich gleich", beruhigte Cho sie und tätschelte ihr beruhigend den Rücken. Henry hatte schon den Tisch gedeckt und alle warteten nun auf das Klopfen der Tür. Jedes Jahr erklärte sich ein Mann aus dem Dorf bereit, den Weihnachtsmann für die Kinder zu spielen, allerdings wusste Cho nicht, wer es dieses Jahr war. Eigentlich spielte es auch keine Rolle, Hauptsache ihre Kinder bekamen ihren Weihnachtsmann. Da ertönte endlich das lang ersehnte Klopfen und Louis machte ihm schnell die Tür auf. Er trat ein und lächelte fröhlich in die Runde. Dann begrüßte er die Kinder und gab ihnen mehrere Geschenke, es waren so viele, dass die beiden nicht mehr ganz klar kamen und Cho ihnen schnell half. Es war nämlich so, dass jeder in der Ortschaft, seinen Freunden und Verwandten per "Weihnachtsmann" den anderen etwas schickten. Die persönlichen Geschenke, also die von Cho und Henry an ihre Kinder, lagen allerdings schon unter dem Weihnachtsbaum. Sie nahm mehrere Geschenke an und sah dabei dem Weihnachtsmann in die Augen. Blaue Augen, hellblaue Augen, so wie die von Harry Potter. Genauso wie die von Harry Potter. Sie sah sein Gesicht genauer an, konnte aber nicht viel erkennen, denn das Meiste war vom weißen, aufgeklebten Bart verdeckt worden. Aber sie glaubte, ein Erkennen in seinen Augen zu sehen. Oder bildete sie sich das ein?
"So, das war dann alles", sagte der Weihnachtsmann mit Harrys Stimme und drehte sich um.
"Bis nächstes Weihnachten!", rief er ihnen noch zu und verschwand dann. Die Kinder lachten fröhlich und packten stürmisch ihre Geschenke aus und zeigten sie stolz ihrer Mutter. Doch diese konnte nur lächeln und nicken, sie war wie in einem Koma. Es hatte doch nicht wirklich Harry sein können? Nein, er war es sicherlich nicht gewesen, sie hatte sich das nur eingebildet, halluziniert, weil sie irgendwie manchmal immer noch hoffte, dass es damals anders ausgegangen wäre. Doch sie hatte Kinder und einen Mann, den sie liebte. Was wollte sie mehr? Sie wandte sich ihrer Familie zu und lachte mit. Alle verbrachten noch einen wunderbaren und wirklich zauberhaften Weihnachtsabend. Später aßen sie noch ihre selbstgemachten Marzipan-Walnuss-Kekse und plauderten gemütlich. Cho dachte nicht mehr an den Weihnachtsmann, sondern nur noch an ihre Kinder, die ihr gerade ihre hübschen, neuen Spielzeuge vorführten. Sie wusste nicht, dass in diesem Moment Harry Potter durch das Dorf zog, verkleidet als Weihnachtsmann. Auch wusste sie nicht, dass man morgen darüber sprechen würde, dass die Potters nach Nanster gezogen waren. Nein, in diesem Moment hatte sie keine Ahnung und war einfach nur glücklich. Doch schon am nächsten Tag, würde sich alles ändern, zum Guten oder zum Schlechten, hing davon ab, wer man war. Cho Chang jedenfalls dachte im Moment nicht einmal daran, was morgen so alles geschehen würde, doch darüber würde sie sich noch genug Gedanken machen, wenn sie am nächsten Morgen den neusten Tratsch und Klatsch hören würde. Aber dies ist eine andere Geschichte.
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