23. Dezember
Auf der Suche
„Was hältst du hiervon?“, fragte Ron Hermine begeistert und hielt dabei ein blaues Spielzeugauto in die Luft. „Dieses Auto müssen wir mitnehmen, es wird ihr doch bestimmt gefallen.“ Und vor lauter Begeisterung übersah er, wie Hermine nur skeptisch den Kopf schüttelte.
„Ron, wir suchen nach einem Weihnachtsgeschenk für ein 11-jähriges Mädchen und nicht für dich!“, erwiderte Hermine streng und nahm ihm das Auto aus der Hand, um es wieder ins Regal zurückzustellen. „Rose wird sich wohl kaum über ein Rennauto freuen.“
„Was meinst du mit für mich? Als ob ich mit so etwas spielen würde, Hermine. Wie kommst du nur auf eine so schwachsinnige Idee?“, versuchte Ron sich kopfschüttelnd zu verteidigen.
„Wer weiß, mein Schatz! Wer weiß!“ Dies waren die einzigen Worte, welche Hermine auf diese Frage antworte, wobei sie sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Aber wir müssen uns langsam echt Gedanken machen, was wir Rose unter den Tannenbaum legen möchten. Wir haben bereits den 23. Dezember. Morgen ist es schon so weit und wir haben noch immer kein passendes Geschenk für unsere Tochter.“ Besorgt schaute Hermine ihren Ehemann an, bevor sie sich ein paar Regale weiter begab und dort ein paar wunderschöne Puppen begutachtete.
„Wieso musst du auch der Meinung sein, dass unsere Kinder neben den Zaubergeschenken auch ein ‚normales‘ Geschenk aus der Muggelwelt erhalten sollen? Was soll Rose nur damit anfangen?“
Hermine richtete ein paar böse Blicke auf Ron, bevor sie etwas beleidigt weiterzog. „Weil ich nun mal aus der Muggelwelt stamme. Ich möchte ein wenig von meinem Weihnachtsfest beibehalten und ich finde es gut, wenn die Kinder lernen, sich auch ohne Magie sich zu beschäftigen. Und für Hugo haben wir ja schließlich auch etwas Passendes gefunden.“
„Aber Hugo ist auch erst acht. Ihn interessiert die Zauberei noch nicht so sehr. Er ist ja noch nicht einmal alt genug für Hogwarts, ganz im Gegensatz zu Rose“, sprach Ron trotzig und bemerkte nicht, wie die Muggel um ihn herum aufblickten, als er das Wort Zauberei erwähnte. „Außerdem hätte Hugo sich sicher über ein Spielzeugauto gefreut.“
Hermine konnte gerade noch verhindern, dass er zurücklief und das Rennauto holte.
„Schrei nicht so herum, Ron Weasley!“, ermahnte sie ihn mit strengem Ton. „Und wir brauchen kein Spielzeugauto. Du weißt selbst, dass Hugo bereits 10 davon besitzt. Und die meiste Zeit spielst du damit.“
„Aber…“, setzte Ron zu einem neuen Versuch an. „Nichts aber! Wir haben nicht ewig Zeit.“
„Wieso hetzt du denn so? Wir haben doch noch jede Menge Zeit, es ist noch so früh am Tag“, erwiderte Ron. Gerne wollte er sich noch ein wenig in Ruhe umsehen, denn vielleicht konnte er etwas Passendes für sich ergattern oder Hermine doch noch von dem blauen Auto überzeugen, welches schnell wie der Wind sein sollte.
Doch Hermine schaute nur hektisch auf die Armbanduhr. „Es ist bereits 18 Uhr. Die Kinder kommen bald von Harry nach Hause und bis dahin müssen die Geschenke verpackt und gut versteckt sein. Du weißt selbst, wie neugierig die Beiden sind.“
Ron nickte beleidigt, doch musste er einsehen, dass Hermine Recht hatte und es langsam wirklich höchste Zeit wurde, dass sie ein Weihnachtsgeschenk für ihre Tochter fanden.
„Wir hätten halt doch das Auto nehmen sollen“, sprach er, doch dieses Mal merkte man an seiner Stimme, dass es nur ein Scherz war. „Oder wie wäre es mit dieser Barbiepuppe. Alle Mädchen mögen Puppen.“
Hermine betrachtete die Puppe genau, schüttelte aber dann den Kopf. „Nein, eine solche Puppe hat Rose schon. Die geht leider auch nicht.“
„Und der Legobaukasten dort hinten? Rose baut für ihr Leben gern. Vielleicht können wir ihr einen solchen kaufen?“
Dieses Mal strahlten Hermines Augen. „Eine wunderbare Idee Ron. Den nehmen wir.“
Und so schnappte sich Hermine einen Baukasten und eilte damit zur Kasse, um ihn zu bezahlen und auch gleich einpacken zu lassen.
„Wartest du bitte einen Augenblick hier, ich habe etwas vergessen“, sprach sie anschließend zu Ron, kurz bevor sie das Kaufhaus verlassen hatten, und ging in entgegengesetzter der Richtung wieder in das Gedrängel des Ladens. Ron hatte keine Gelegenheit ihr zu widersprechen, so schnell war sie verschwunden.
Wenige Minuten später kam sie mit einem zweiten, in Geschenkpapier eingewickelten, rechteckigen Paket wieder.
„Was hast du da?“ Ron war neugierig, doch Hermine tat geheimnisvoll. „Das wirst du bald sehen, mein Schatz“, sprach sie nur und küsste ihn liebevoll auf die Wange, bevor sie sich ein ruhiges Plätzchen fernab von allen Muggel suchten, um nach Hause zu apparieren.
Am nächsten Tag saß die Familie gemütlich beisammen und wartete sehnsüchtig darauf, dass die Geschenke geöffnet werden konnten. Rose freute sich riesig über den Legobaukasten und konnte es kaum erwarten, mit dem Bauen zu beginnen. Doch zuvor musste ein letztes Geschenk geöffnet werden. Hermine reichte Ron das rechteckige Päckchen, welches sie am Tag zuvor gekauft hatte und dieser öffnete es, gespannt darauf, was darin sein würde. Und zum Vorschein kam das blaue Rennauto, welches Ron ursprünglich Rose kaufen wollte, und von welchen er so geschwärmt hatte. Hermine war nicht darum herum gekommen, Ron es am Ende doch zu kaufen, hatte sie doch das Funkeln in seinen Augen gesehen, als dieser von dem Auto sprach.
Ron wusste nicht, was er sagen sollte, und brachte nur ein leises „Danke schön!“ hervor, bevor er Hermine und seinen Kindern um den Hals fiel und sie den Weihnachtsabend damit verbrachten, die neuen Geschenke zu testen.
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