18. Dezember
So traditionell und sooo schön
Professor Lareira freut sich nicht nur jedes Jahr auf Weihnachten, sondern auch darüber, dass er seinem Sohn genauso schöne Festtage bescheren kann, wie er sie als Kind erlebt hatte.
So sollte es sich ergeben, dass sich durch lang gepflegte Traditionen auch folgende Feiertage ereignen und Professor Lareira sich vollkommen mit seinem Sohn identifizieren kann.
Bratapfelgeruch streicht durchs Haus, es duftet nach frischgebackenen Zimtsternen, die Vorbereitungen für das diesjährige Weihnachtsfest im Hause Lareira sind im vollen Gange.
Professor Lareira sitzt in einem Sessel im Wohnzimmer und beobachtet seine Frau und seinen Sohn Benjamin dabei, wie sie die letzten Glaskugeln, die dieses Jahr die Farben Grün und Rot tragen, an den Weihnachtsbaum anbringen, den die Familie gemeinsam ausgesucht und gekauft hatte.
„Tadaaa! Fertig! Guck mal, Papa! Guck!“, quietscht der kleine Mann glücklich und stellt sich stolz vor den Weihnachtsbaum. Zufrieden blickt sich die Familie im liebevoll dekorierten Wohnzimmer um. Kleine Kerzen und Elfen beherrschen das Bild.
„Na, dann kann der Heilige Abend ja kommen“, meint Professor Lareira und isst einen Keks, den seine Frau gebacken hat. Selber backen …, das ist nichts für Professor Lareira, aber essen macht ja auch sehr viel Spaß.
Am folgenden Tag ist dann endlich der lang ersehnte 24. Dezember gekommen. Aufgeregt stürmt die Familie zum Weihnachtsbaum, unter dem zahllose Geschenke liegen. Der kleine Benjamin bekommt einen kleinen, fliegenden Kinderbesen – Marke Comet - und ein Lesebuch über Elfen und Feen. Professor Lareira schenkt seiner Frau die lang ersehnte Kette mit Perlen aus Atlantis und er selbst kann sich über ein Futteral mit eingraviertem Namen und ausgeschlagen in grünblauem Samt für seinen Zauberstab freuen. Der Abend klingt mit Spielrunden und einer lauthalsen Präsentation des kleinen Benjamins des Liedes „Randolph the red nosed Thestral“ aus.
Das Lied kann auch unser Professor laut mitsingen, ist es doch eines seiner Lieblingslieder aus dem letzten Jahr. Aber es soll nicht übertrieben werden, denn am folgenden Tag steht der obligatorische Verwandtschaftsbesuch an und da will ja niemand heiser sein.
Am 25. Dezember reist Familie Lareira dann fein raus geputzt per Flohnetzwerk zur Familie von Frau Lareira. Hier erwartet sie ein riesiges Festessen mit Gänsebraten, frischem Gemüse, Knödeln, Rotkohl und als Nachtisch Apfelwalnusskuchen mit Sahne. Natürlich kann man zu nichts „Nein“ sagen und nimmt von allem zweimal, so dass die Familie anschließend müde und satt vor dem Christbaum sitzt und erneut beschert.
Familie Lareira schenkt den Schwiegereltern, beziehungsweise Eltern eine Kreuzfahrt über den Nil, was denen ein Strahlen aufs Gesicht zaubert und Professor Lareira für die Stunden im Reisebüro entschädigt. So sehr kann Professor Lareira sich allerdings nicht freuen, denn mit einem Gutschein von „Weaslyes Zauberhafte Zauberscherze“ und zwei, wenn auch liebevoll, gestrickte Pullover kann er nicht wirklich etwas anfangen. Doch die XXL-Packung seiner Lieblingsschokolade entschädigt ihn wieder.
Satt und glücklich, ebenso wie am Abend zuvor, wird bei einem Gläschen Wein zusammengesessen, geredet und die Kinder spielen das neue Spiel Benjamins „Kobold, pass auf!“. Müde und noch vollgegessener als am vorigen Tag macht man sich schließlich auf den Heimweg. Dort fallen sie müde und glücklich ins Bett.
„Schade, dass die Weihnachtstage schon wieder fast vorbei sind“, jammert Klein-Benjamin beim Frühstück des kommenden Tages.
„Warum? Das Christkind hat dir doch alles gebracht, was du dir gewünscht hast?“, fragte Professor Lareira und lehnt das Toastbrot ab, das ihm seine Frau anbietet. Er ist immer noch satt von gestern. „Heute gehen wir doch noch Tante Jutta und Onkel Thomas besuchen, oder?“, fragt Benjamin dann ungeduldig.
„Natürlich“, antwortet Frau Lareira, während sie die Kerzen am Adventskalender anzündet.
„Cool. Noch mehr Geschenke!“, jubelt Benjamin und stürzt seinen Kakao in einem Zug hinunter.
Bei Onkel Thomas und Tante Jutta bot sich das mittlerweile typische Weihnachtsfeiertagebild. Ein vollbeladener Esstisch, glücklich dreinblickende Familienmitglieder und ein beladener Geschenktisch. Im Gegensatz zu den Tagen davor wird heute schon weniger kräftig zugegriffen und den Weihnachtsliedern im Hintergrund schon weniger Beachtung geschenkt.
Doch das Zusammensein mit den Lieben wird immer noch so genossen wie am 24. Dezember. Lenkt es doch so wunderbar vom Alltagsstress ab und lässt einen alle Sorgen vergessen. Als die Bescherung eingeläutet wird, sind die Kinder so aufgeregt wie eh und je und die Erwachsenen tauschen gute Liköre, anspruchsvolle Romane oder das Lieblingsparfüm untereinander aus.
Von seiner kleinen, vierjährigen Nichte Linda bekommt Professor Lareira noch ein selbstgemaltes Bild, welches ihn mit dem Christkind zeigt. Das Bild würde definitiv einen Ehrenplatz in seinem Büro in Hogwarts bekommen.
Am folgenden Tag macht sich schon ein wenig Wehmut breit – wie jedes Jahr – als damit begonnen wird, den Adventskranz und den Großteil der Dekoration wegzupacken. Lediglich der Weihnachtsbaum wird noch als Erinnerung an dieses wunderbare Weihnachtsfest bis zum 6. Januar sehen bleiben. Aber das Gute an Weihnachten ist ja: Sobald es vorbei ist, kann man sich auf das nächste Fest freuen und bis dahin hat man auch hundertprozentig wieder Platz im Bauch, um lecker zu essen.
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