Adventskalender

13. Dezember

Backen mit Oma

Ein kleines Mädchen von gerade einmal 11 Jahren saß in der Küche am großen Esstisch und schüttelte einmal kurz ihre braune Mähne, bevor sie sich wieder den Zahlenreihen vor ihr widmete. Sie hätte in diesem Moment viel lieber eine Schneeballschlacht mit ihren Freunden gemacht, doch die meisten waren bereits im Weihnachtsurlaub, also widmete sie sich ihrer zweiten Lieblingsbeschäftigung - Zahlen.
"Scholastika, willst du nicht einmal dein Heft beiseite legen und etwas anderes machen?", fragte ihre Oma, die ebenfalls in der Küche war.
"Was denn, Oma? Ich liebe Zahlen nun mal so sehr."
Ihre Oma seufzte leise, doch dann kam ihr eine Idee und sie sagte schnell: "Du kannst mir beim Backen zusehen und helfen, wenn du das möchtest."
Scholastika sprang sofort auf. Sie liebte es auch, ihrer Oma beim Backen zuzusehen und ließ sich dazu keine Gelegenheit entgehen.
"Ich schaue gerne zu, aber helfen tu ich nicht. Du weißt, dass kann ich nicht gut", sagte das kleine Mädchen und ging zu ihrer Oma. Fast hätte sie gefragt, ob ihre Oma Zauberei anwenden würde, da fiel ihr ein, dass sie nicht zaubern konnte. Scholastika Gauss’ Eltern waren muggelstämmig und ihre Oma hörte es nicht so gerne, wenn sie ein Thema ansprach, was sie nicht betraf. Also ging Scholastika in den hinteren Teil der Küche und stellte sich neben ihre Oma.
"Was genau backst du?", fragte sie.
"Sandteigschnecken", antwortete ihre Oma. "Bist du sicher, dass du mir nicht helfen möchtest? Zumindest die Zutaten kannst du mir doch sicherlich aus der Vorratskammer und dem Kühlschrank holen, oder?"
Scholastika überlegte kurz und nickte dann. Ja, dabei konnte sicherlich nicht so viel passieren.
"Ok, was brauchst du denn?", fragte sie und ihre Augen begannen vor Eifer zu leuchten. Es war schon wieder viel zu lange her, dass sie ihrer Oma zugesehen hatte.
"Ich brauche 250 Gramm Puderzucker, 150 Gramm Butter, 1 Eigelb - bring mir aber bitte ein ganzes Ei, ich werde es dann selbst trennen." Scholastika nickte und ihre Oma fuhr fort: "Außerdem brauche ich einen Teelöffel Vanillezucker, eine Prise Salz, 100 Gramm Sahne, eine Flasche Schokoladenglasur, jeweils eine Tube Dekoschrift in Schokolade und Weiß und eine Tube Dekocreme in Schokolade und Weiß...ach ja und ich benötige außerdem 375 Gramm Mehl."
Scholastika schaute ihre Oma einen Moment lang an.
"Kannst du dir das alles merken?", fragte diese etwas unsicher zurück.
"Aber natürlich. Gerade Zahlen kann ich mir gut merken und zu Dingen kann ich mir dann ganz leicht Eselsbrücken bauen." Schon hüpfte Scholastika zur Vorratskammer und die Oma bereitete unterdessen kopfschüttelnd alles weitere vor. Sie nahm ein Backblech aus einer der Schubladen, zog Backpapier hervor und legte es schon einmal auf das Blech. Das würde sie später brauchen.
Als Scholastika zurückkam und tatsächlich an alles gedacht hatte, trennte ihre Oma zunächst einmal Eigelb und Eiweiß voneinander und kramte dann eine große Rührschüssel hervor. Scholastika hatte nun doch Spaß am Helfen gefunden und gab die Butter und den Puderzucker in die Schüssel, die ihre Oma anschließend mit dem Rührgerät schaumig schlug. Ihre Oma rührte weiter, während das Mädchen nach und nach das Eigelb aus einer Tasse, den Vanillezucker und die Prise Salz hinzugab, die untergerührt wurden. Anschließend erwärmte ihre Oma vorsichtig die Sahne auf Handwärme, bevor sie Scholastika diese vorsichtig unterrühren ließ.
"Was kommt nun?", fragte Scholastika begeistert.

"Als nächstes gibst du das Mehl hinzu und ich rühre weiter", sagte die Oma und nahm ihr das Rührgerät aus der Hand, da sie merkte, dass es Scholastika allmählich zu schwer wurde.
"So, meine Liebe. Der Teig ist nun fertig. Wir heizen jetzt den Ofen auf 170° vor."
"Müssen wir jetzt warten?", fragte Scholastika ein wenig enttäuscht klingend, denn das Backen machte ihr unheimlichen Spaß.
"Nein", antwortete ihre Oma. "Wir können in der Zwischenzeit den Sandteig mit einem Spritzbeutel, der eine kleine Öffnung hat in Schnecken auf das vorbereitete Blech spritzen. Es werden um die 60 Stück. Möchtest du es auch einmal probieren?"
Scholastika zuckte die Schultern und deshalb zeigte es ihre Oma ihr erst einmal, bevor Scholastika auch ein paar Schnecken formen durfte. Doch sie verlor recht schnell die Lust, weil sie ihr nicht halb so gut gelangen wie ihrer Oma und so beschränkte sie sich erneut nur aufs Zusehen.
"So, nun sollte der Ofen vorgeheizt sein. Das heißt, wir können die Schnecken nun 10 Minuten backen und dann abkühlen lassen. Das dauert eine Weile", sagte ihre Oma, die in der Zwischenzeit die Rührschüssel und die benötigten anderen Utensilien säuberte.
Scholastika hüpfte zurück zum Tisch und schnell hatte sie sich erneut ihren Zahlenreihen gewidmet. Sie liebte sie einfach. Fast noch mehr als das Backen, befand sie schließlich.
Plötzlich stellte ihre Oma ein abgekühltes Blech mit Schnecken vor sie hin. Über den Zahlen hatte Scholastika gar nicht mitbekommen, wie die Zeit verstrichen war.
"Hier hat du Dekoschrift. Damit kannst du nun die Schnecken verzieren. Jede Schnecke, die du fertig hast, kannst du mir dann geben. Ich werde auf jeweils die Hälfte dann Dekocreme geben und du kannst anschließend immer eine mit und eine ohne Creme zusammenlegen."
Scholastika nickte und mit dieser Arbeitsteilung waren die Schnecken schnell fertig.
Ihre Oma sah auf die Uhr. "Pünktlich zur Kaffeezeit. Deine Eltern sollten gleich sicher hier sein und dann können wir alle zusammen unsere gebackenen Sandteigschnecken probieren."
Scholastika nickte begeistert, widmete sich aber kurz darauf erneut ihren Zahlen, so dass sie alles andere um sich herum vergaß. Alles? Nein, nicht alles. Von Zeit zu Zeit warf sie einen Blick auf die Uhr und wartete auf ihre Eltern. Sie wollte endlich die selbstgebackenen Schnecken probieren.

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