17. Dezember
Tödliche Weihnachten
Tom Vorlost Riddle, der Schrecken der Zaubererwelt, eilte durch die dunklen Gänge des Riddle-Hauses, um sein Werk zu begutachten. Durch die Fenster schien der fahle Mond und tauchte alles in ein gespenstisches Licht. Die wenigen Kerzen an der Wand ließen überall Schatten tanzen, angepeitscht durch den Schneesturm, der vor den Türen herrschte und laut durch die undichten Stellen des Hauses zog. Alles war perfekt, nur eine Kleinigkeit fehlte noch.
"Wurmschwanz!" Die kalte Stimme hallte durch das verlassene Gemäuer und ließ die Wände erzittern, selbst die magischen Kerzen hörten für einen kurzen Moment auf zu flackern.
Der buckelnde Diener war seit Stunden nicht aufzufinden. Der Dunkle Lord hoffte, dass der Nichtsnutz seine Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erfüllt hatte. Es wäre schade, wenn er seinen Zauberstab heute dafür nutzen müsste. Immerhin war Weihnachten und das sollte gefeiert werden. Es war die einzige Muggeltradition, die er beibehalten hatte. Aber seine Gäste würden ihm Geschenke bringen und allein das war es wert. Ein teuflisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Zu mehr waren Muggel nicht zu gebrauchen. Für ihn standen diese Kreaturen auf der untersten Stufe, noch unter den Hauselfen.
"Wurmschwanz! Wo steckst du Taugenichts?"
Noch während die Stimme verklang, hörte er trippelnde Schritte hinter sich. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich um und zwang seinen Diener auf die Knie.
"V-Verzeiht, m-mein Lord! Ich w-wusste nicht-"
"Schweig!", unterbrach er das Wimmern des hässlichen Magiers. Er konnte die ewigen Entschuldigungen nicht mehr hören und genoss es, wie sein Handlanger allein durch das eine Wort zusammen zuckte. "Hast du alles vorbereitet?"
"F-Fast, m-mein Lord. Es f-fehlen nur noch einige Zutaten, d-dann kann ich den Kessel aufsetzen."
"Sehr schön!" Er rieb sich die Hände bei dem Gedanken an den Abend. "Und wo sind sie? Hast du sie auch schon vorbereitet?"
"Sie s-sind im K-Kerker, mein Lord. Ich w-wollte sie holen, sobald der Kessel aufgesetzt ist. Aber wenn ihr wünscht-"
"Hol sie jetzt! Und dann bring sie in den Salon! Nagini möchte bestimmt auch noch ihren Spaß haben. Soll ich ihr den verwehren?"
Ohne seinen Diener eines weiteren Blickes zu würdigen, rauschte er in Richtung des großen Salons davon. Schließlich musste diese Kleinigkeit noch erledigt werden, ehe seine Gäste kamen.
Mit einem Schwung öffnete der die Tür zum einzigen beheizten Raum des Hauses. Das Feuer im Kamin brannte noch. Wurmschwanz würde es später, wenn er fertig war, löschen. Schließlich sollten seine Gäste nicht verbrennen, zumindest nicht an diesem Tag.
Nagini lag neben dem grünen Sessel, der direkt gegenüber der Tür war. So konnte nie jemand ungesehen den Salon betreten. Auch die armen Wesen, die Wurmschwanz in diesem Moment aus dem Kerker holte nicht. Er erwartete, dass der Wurm sich nach seinen Anweisungen um sie gekümmert hatte. Schließlich brauchte Nagini Abwechslung. Wenn sie schon zu schwach wären, würde sie die nicht bekommen.
Er ließ sich gemächlich neben der Riesenschlange nieder und fuhr ihr beruhigend über den glatten Körper.
"Ich habe dir etwas zu spielen besorgt.", zischte er ihr auf Parsel zu. Die Schlange schien sofort hellwach und glitt nervös durch den Raum.
Nach wenigen Augenblicken wurde die Tür leise geöffnet und Wurmschwanz trieb vier Geschöpfe in den Raum. Quiekend sprang er zur Seite, als Nagini sich um sie wickelte und ihnen jede Möglichkeit zur Flucht nahm. Noch waren sie ruhig und nur leise Geräusche, die fast wie ein Wimmern klangen, drangen zum Dunklen Lord durch.
"Du hast ihnen doch nichts gegeben, um sie ruhig zu stellen, Wurmschwanz?"
"N-Nein, mein Lord, n-natürlich nicht."
"Gut!" Wieder erschien ein grausames Grinsen auf dem Gesicht des Schwarzmagiers. "Nagini, einer ist für dich. Um die anderen kümmere ich mich persönlich.", zischte er abermals.
Die Schlange gab drei der Kreaturen frei, die nun orientierungslos durch den Salon liefen. Sie schienen nicht so recht zu wissen, wo sie waren, doch dies würde sich gleich ändern.
Mit einer fließenden Bewegung zog der Dunkle Lord seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Ersten.
"Avada Kedavra!", sagte er emotionslos. Der grüne Strahl schoss direkt auf das Opfer zu, das dumpf zur Seite fiel.
In diesem Moment brach Lärm in dem Raum los. Die anderen drei hatten die Situation erkannt. Wild durcheinander stoben sie durch den Raum. Während Nagini ihre Mahlzeit verfolgte, richtete der Schwarzmagier seinen Zauberstab mit einem hämischen Grinsen auf die anderen beiden und sprach erneut den Todesfluch. Dann war es still. Nur das ängstliche Wimmern von Wurmschwanz, als Nagini an ihm vorbei glitt, war noch zu hören.
"Bring die drei Truthähne in die Küche und bereite sie für das Weihnachtsmahl vor."
Der Dunkle Lord lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und dankte sich selbst für den Plan, lebende Truthähne für das Festmahl zu bestellen. Da machte Weihnachten gleich viel mehr Spaß.
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