11. Dezember
Last Christmas
Selbst die Schneeflocken schienen verzaubert zu sein. Sie glitzerten wie kleine Diamanten in der Nacht, als wollten sie mit den Sternen um die Wette strahlen.
Da stand er nun, Cedric Diggory, auf dem Astronomieturm von Hogwarts und hielt Cho in den Armen. Seine Cho! Es war noch keine fünf Minuten her, seit sie sich das erste Mal geküsst hatten. Der Kuss war so wunderbar gewesen. Seine Lippen kribbelten und in seinem Bauch schienen tausend kleine Weihnachtselfen durcheinander zu schwirren.
Cedric konnte es immer noch nicht glauben. Sie war so ganz anders als die anderen Mädchen, die ständig dumm herum kicherten wenn er in ihre Nähe kam. Nein, mit Cho konnte er über Merlin und Magie reden, mit ihr zu tanzen war wie durch den Saal zu schweben, neben ihr schweigend auf die schneebedeckten Ländereien Hogwarts zu schauen ließ sich nicht mit Gold bezahlen. Cedric hatte sich unsterblich verliebt. Konnte Weihnachten schöner sein? Seufzend zog er Cho noch enger an sich.
„Cedric.“
„Ich lass dich nie mehr los.“
„Deswegen musst du mich aber nicht erdrücken.“
„Oh.“
Er lockerte seinen Griff und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken. Beide sahen wieder still dem Schneefall zu.
Cedric erinnerte sich an das letzte Weihnachtsfest bevor er nach Hogwarts kam. Am Morgen des ersten Feiertags lag unter dem Christbaum neben vielen anderen Geschenken ein kleines silbernes Kästchen. In den Deckel war mit kunstvollen Schnörkeln „Für Cedric – meinen Champion“ eingraviert. Er hatte das Kästchen lange ehrfurchtsvoll angesehen. „Los Ceddy, mach es auf!“, drängte ihn sein Vater. Behutsam, um es nicht zu beschädigen und mit sehr umständlichen Gesten, als könne sich das Kästchen jeden Moment in Luft auflösen, hatte er es geöffnet. Darin lag in rotem Samt gebettet ein Schnatz. Staunend und mit offenem Mund schaute Cedric von dem kleinen geflügelten Ball zu seinem Vater, dann zu seiner Mutter, die ihn seelig anlächelte. Sein eigener Schnatz! Sein Herz quoll vor Freude und Stolz fast über. Er besaß keinen Besen, geschweige denn Quidditch-Kleidung, aber dafür seinen eigenen Schnatz. Vorsichtig nahm er ihn aus seinem Kästchen, um ihn näher begutachten zu können, dabei spürte er, wie die kleinen Flügel zwischen seinen Fingern schlugen. „Mein Sohn“, sprach sein Vater, „ich bin sicher, du wirst mich später sehr stolz machen.“ „Danke Papa!“ Cedric wollte seinen Vater umarmen, dabei hatte er wohl den Griff um den Schnatz etwas gelockert, was dieser sofort nutze und aus seiner Hand flüchtete. Was folgte war eine irrwitzige Jagd durch das gesamte Haus, die leider einige Christbaumkugeln nicht überlebt hatten. Auf dem Geländer der Galerie balancierend hatte Cedrics Vater mit einem beherzten Griff versucht, den um die Spitze des zimmerhohen Tannenbaum kreisenden Schnatz zu fangen, dabei verlor er das Gleichgewicht und landete unsanft in eben jenem Weihnachtsbaum.
Es dauerte fast den gesamten Tag, bis sie den Schnatz mit vereinten Kräften wieder einfangen konnten. Am Abend hatten sie unter dem leicht ramponierten Baum gesessen, erschöpft aber glücklich und immer wieder lachend über die weihnachtliche Schnatz-Verfolgung.
Bis heute war dies Cedrics schönste Erinnerung an Weihnachten und er hatte immer alles dafür gegeben, dass sein Vater Recht behielt und stolz auf seinen Sohn sein konnte. Das sollte auch so bleiben. Er nahm sich vor Cho möglichst bald seinen Eltern vorzustellen, sie würde ihnen gefallen. Cedric war glücklich, so glücklich, dass er es kaum aushielt. Er war ein guter Schüler, Vertrauensschüler noch dazu, Kapitän des Quidditchteams seines Hauses, auserwählter Hogwarts-Champion beim Trimagischen Turnier, wo er sich gute Chancen auf den Sieg ausrechnete und er war verliebt. Was mehr konnte die Welt ihm noch bieten? In diesem Moment drehte Cho sich um und sah ihm in die Augen. Eine vorwitzige Flocke landete auf ihrer Nase und er beugte sich vor um sie wegzuküssen. Cedric wusste in diesem Moment genau, in Cho hatte er das Mädchen gefunden mit dem er den Rest seines Lebens teilen wollte.
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