Adventskalender

16. Dezember

Die Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte halb sieben. Obwohl heute Sonntag war, konnte Eloise Midgen nicht mehr schlafen. Sie hatte irgend etwas von Plätzchen und Weihnachtspudding geträumt und jetzt hatte sie Hunger. Man hätte es auch Appetit nennen können, aber eigentlich lief das auf dasselbe hinaus.

Sie stand auf, zog ihre Schuluniform und Hausschuhe an und ging zum Gemeinschaftsraum. das Feuer knisterte gemütlich im Kamin und erfüllte den Raum mit einer angenehmen Wärme. Zu dieser frühen Stunde war sie die einzige im Gemeinschaftsraum. Sie wollte diesen gerade verlassen, da vernahm Eloise einen süßen Duft wie von... Lebkuchen! Klar, gestern hatten sie doch Lebkuchen gebacken und zum auskühlen die Stücke – versehen mit einem großen "Nicht anfassen!"-Schild – in einem Korb auf das Regal beim Fenster gestellt.

Eloise stellte einen Stuhl vor das Regal und holte den Korb herunter. Mehrere recht- und dreieckige Stücke lagen darin um daraus Lebkuchenhäuser zu machen. Ob die anderen ihr böse sein würden, wenn sie ihres schon jetzt zusammenbasteln würde? Bestimmt nicht, schließlich hatte jeder Teile für ein eigenes Haus gebacken und schlafen konnte sie jetzt ohnehin nicht mehr. Warum sich also nicht beschäftigen?

Nachdem Eloise ein paar Hausteile zusammengesucht hatte, holte sie aus ihrem Schrank noch ein paar Bertie Botts Bohnen und Toffees als Deko und legte diese zu den Hausteilen auf den Tisch. Und nun würde sie... ja, was würde sie jetzt eigentlich? Megan Jones, die Muggeleltern hatte, hatte ihnen zwar erzählt wie Lebkuchenhäuser aussahen und hatte ihnen beim Backen der Lebkuchen geholfen, aber wie man nun genau solch ein Haus baute hatte sie noch nicht verraten.
Eloise betrachtete die Teile und überlegte. Sie müssten zusammenkleben, soviel war klar. Ein Klebezauber würde hier bestimmt helfen. Auch um die Süßigkeiten anzukleben wäre das praktisch. Aber Megan hatte doch irgendwas von Schnee erwähnt! Trockenen Schnee zu zaubern, der nicht schmilzt, war UTZ-Lernstoff, wenn nicht sogar noch schwieriger. Und in Zauberkunde war sie noch nie so wirklich gut gewesen. Aber Eloise war fest entschlossen dieses Lebkuchenhaus jetzt zu basteln. Die meisten schliefen noch und sie hatte bis zum Frühstück nichts zu tun.
Gut, also der Klebezauber. Eloise nahm ihren Zauberstab aus der Robe. Dann nahm sie zwei Lebkuchenteile die aussahen als würden sie zusammenpassen, hielt ihren Zauberstab darauf – und dann fiel ihr ein, dass sie gar keinen Klebezauber wusste, der auch für Speisen galt. Sie kannte einen, mit dem man Poster an die Wand kleben konnte, aber Poster aß man für gewöhnlich nicht (und schon mal gar nicht von der Wand!). Wie würde sich ein solcher Zauber auswirken, wenn man das verzauberte Objekt essen würde? Seit dem Unfall mit ihrer Nase war Eloise vorsichtig welche Zauber sie wann anwandte.

Plötzlich hörte sie jemanden kommen. Ein wenig erschrocken drehte sie sich um – es war Megan! Diese stand in der Tür und guckte Eloise fragend aus kleinen Augen an: "Was machst du denn hier? Ich dachte schon einer der Erstklässler hätte sich an den Lebkuchen zu schaffen machen wollen, als ich das Rumoren im Gemeinschaftsraum gehört habe!"
"Du kommst wie gerufen, ich weiß nicht mit welchem Zauber ich die Wände aneinanderkleben soll," freute sich Eloise. Megan sah sie erst verwirrt an, dann verstand sie und begann zu lachen "Zauber? Muggel müssen sich da leider etwas anderes einfallen lassen. Aber wieso um diese Uhrzeit?"
"ich konnte nicht mehr schlafen," räumte Eloise ein, "darum wollte ich schonmal anfangen."
Für einen kurzen Moment wirkte Megan als wolle sie wieder in den Schlafsaal zurück, dann zuckte sie die Achseln und setzte sich mit an den Tisch. "Mich muss zwar der Teufel reiten an einem Sonntag früher aufzustehen als unter der Woche, aber jetzt bin ich eh wach. Da kann ich dir genauso gut zeigen wie es funktioniert – aber dafür hilfst du mir nachher, es auch den anderen zu zeigen, ja?"
"Einverstanden!"
Megan sah sich auf dem Tisch um und schüttelte grinsend den Kopf. Dann verschwand sie im Schlafsaal, aus dem sie eine Handvoll Muggelsüßigkeiten wie Zuckerperlen, Schokolinsen und Gummibärchen holte. "Die passen geschmacklich einfach besser als Bertie Botts Bohnen. Stell dir mal vor du erwischst Spinat oder Ohrenschmalz oder sowas!" dann zog sie eine kleine Tüte hervor. Aus dieser zog sie eine Packung Puderzucker, einen komischen Stofftrichter und Streichhölzer. Eloise schaute fasziniert zu, wie Megan durch den Gemeinschaftsraum wirbelte. Sie holte aus dem Schrank noch eine kleine Schüssel, dann kam sie zu Eloise zurück. "So, wir hätten alles!"
Eloise guckte den Stofftrichter interessiert an. Er war aus einem glatten Stoff und hat vorne eine kleine Plastikspitze mit einem gezackten Loch. "Das ist eine Spritztüte," klärte Megan sie auf, "Muggel können ja keinen Zuckerguss aus Zauberstäben fließen lassen, also füllen sie diesen in diese trichterförmige Tüte und können ihn damit prima dosieren."
"Zuckerguss? Der kommt da auch drauf?" fragte Eloise erstaunt.
"Klaro, mit dem kleben wir das Haus zusammen. Außerdem sieht das dann aus wie Schnee."
"Ach so, jetzt verstehe ich das!"

Zunächst nahmen beide die Lebkuchenteile für das Haus aus dem Korb: eine große Runde Grundfläche, zwei gleich große schmale Rechtecke für die Seitenwände und zwei große Teile für die Vorder- und Rückseite die aussahen, als hätte man auf ein Rechteck (von derselben Höhe wie die Seitenteile) ein Dreieck gesetzt. Als Tür hielt ein kleines Rechteck her.

Megan nahm die kleine Schüssel und füllte etwas Puderzucker hinein. Da sie keine Lust hatte in den Waschraum zu gehen, deutete sie mit ihrem Zauberstab auf den Zuckerberg und sagte "Aguamenti!". dann begann sie ihren Zauberstab zu kreisen, um das Wasser unter den Puderzucker zu rühren. "man kann dazu natürlich auch einen normalen Löffel nehmen, aber den hab ich gerade nicht da" erklärte sie.
Als die weiße Masse schön weich, aber nicht flüssig war, half Eloise Megan den noch weichen Zuckerguss in die Spritztüte zu füllen. Dann nahm Megan die Streichhölzer. "Eigentlich klebt der Zuckerguss schon genug, aber ich stecke das Haus ganz gerne mit Streichhölzern fest, so können wir es nachher zum trocken aufs Regal stellen und müssen keine Angst haben, dass es auseinanderfällt, wenn es noch nicht ganz trocken ist."
Eloise nahm nun vier Teile, die die Wände sollten. Diese stellte sie auf die Bodenplatte und steckte sie mit den Streichhölzern zusammen, sodass sie ein symmetrisches Viereck ergaben. Megan zeigte ihr nun, wie man mit dem Zuckerguss die Fugen füllte. "Immer darauf achten, dass keine Lücken entstehen und blos nicht mit dem Zuckerguss sparen. Erstens schmeckt das gut, und zweitens ist es dann auch schön stabil. Achte nur darauf, dass du ihn nicht zu dick aufträgst, sonst braucht das Haus unheimlich lange zum trocknen und die Deko fließt runter."
Auch die beiden großen Dachteile fixierte Eloise mit den Streichhölzern, immer darauf bedacht, dass der Lebkuchen nicht bröselt. Megan, die in der Zeit den Puderzucker weichhielt, indem sie ihn knetete, füllte auch jetzt die Fugen auf.
"Das sieht ja wirklich aus wie Schnee", freute sich Eloise.
Megan lachte: "Und da kommt noch viel mehr drauf, jetzt fängt der Spaß ja erst an!"
Sie nahm ein paar Schokolinsen, die sie dann mit einem größeren Tropfen Zuckerguss auf dem Dach festklebte.
"Das sieht ja aus wie Dachziegel," stellte Eloise fest. Sie nahm ein paar Gummibärchen und klebte diese auf die Bodenplatte vor das Haus. "Als Gartengnome."

Während Eloise weiter Gummi"gnome" aufklebte, befestigte Megan die Tür, ebenfalls mit ein wenig Zuckerguss klebte sie das kleine Rechteck an die fordere Hauswand und verzierte es mit Perlen.
Als das Haus fertig dekoriert war, stellten beide es auf das Regal zum trocknen und fingen an die entstandenen Unordnung wegräumen und -zuzaubern.

"Man kann auch jede Menge anderer Süßigkeiten nehmen, und das Haus kann man auch beliebig gestalten," erzählte Megan während sie . "Zum Beispiel kann man eine Tanne aus dem Lebkuchen backen und diese vor das Haus setzen oder einen Schornstein. Oder sogar Tiere."
Eloise fand die Idee super "Das können wir ja nächstes Jahr machen. dann machen wir für alle einen richtig großes mit vielen Details!"
"Zu groß geht leider nicht, dann fällt alles zusammen! Der Zuckerguss kann dann nicht mehr richtig kleben, wenn die Lebkuchenteile zu schwer werden." wandte Megan ein.
Eloise zwinkerte ihr zu: "Och, in dem Fall können wir ja mit ein wenig Magie nachhelfen..."

geschieben von: Epona aus Hufflepuff

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