Interview mit einem Showzauberer der Muggelwelt

R: Guten Abend. Wir würden Sie gerne um ein Interview bitten.
M: Sie können es gerne Versuchen, aber ich enthülle keine Geheimnisse. Lassen Sie mich sehen, wie weit ich Ihnen helfen kann.
R: Sie haben ja einige faszinierende Sachen gezeigt, aber reicht das auf Dauer denn aus, um davon zu leben?
M: Das hängt natürlich davon ab, wie gut man in seinem Metier ist.
R: Und wovon wiederum hängt das ab.
M: Eine Frage dessen, was die Menschen sehen wollen – das ist doppeldeutig. Es meint einerseits, dass man Dinge vorführt, welche die Leute auch interessieren. Auf der anderen Seite müssen es solche Sachen sein, die verblüffen könne. Ob ein Showelement dazu in der Lage ist, hängt wiederum davon ab, ob die Leute dieses Ergebnis sehen wollen. Wenn ich einen Zylinder hoch hebe, erwartet man, dass ich ein Kaninchen oder eine Taube raus lasse. Ist dies tatsächlich der Fall, sind alle fasziniert, der Rest ist egal.
R: Sie geben sich damit gerade sehr offen. Dabei sagt man ihrem Berufszweig nach, dass mit der Wahrheit gespielt wird und alles undurchsichtig ist.
M (lacht): Sie haben recht. Ich weiß, was meine Zuschauer denken und das ist entscheidend für das, was ich tue. Jedoch redet ein Zauberkünstler nie über die Hintergründe dessen, was er tut. Und das werde ich auch nicht.
R: Na gut, dann hat sich mindestens eine Frage erübrigt. Man nennt sie einen Zauberkünstler. Was ist die Kunst an ihrem Beruf?
M: Das ist eine schwierige Frage, denn jeder Zauberkünstler setzt da andere Schwerpunkte. Für mich besteht die Kunst darin undurchsichtig zu sein. Was ich tue, soll ein Rätsel bleiben. Ansonsten wäre es völlig sinnlos.
R: Nehmen wir einmal an, es gäbe wirklich Zauberei – dann hätte Ihr Beruf daneben ja kaum Chancen.
M: Wohl wahr. Solange sie aber verborgen ist, weiß man nicht, wer sich ihr alles bedient. (zwinkert) Man mag das, was ich tue, für pure Tricks halten, aber wer garantiert, dass dem so ist? Die Frage macht das ganze interessant: eine Sinnestäuschung oder ein Wunder? Es interessiert die Leute zwar oft, wie man Sinnestäuschungen fabriziert, doch das sagen sie nur, um zu zeigen, dass sie sehr vernünftig wären. In Wahrheit ist ihnen das Wunder sehr viel lieber. Nur so lange die Menschen sich wünschen Wunder zu sehen, haben sie Spaß an Vorstellungen wie meinen. Zum Glück kann ich sagen, dass dieses Verlangen nach Wundern keineswegs nachgelassen hat. Sonst wäre ich arm dran.
R: Interessant, so haben wir einen Zaubervorgang noch nie betrachtet. Für uns ist er ja einfach da... ähm, na ja, kommen wir zur letzten Frage. Wie stehen Sie zur „echten“ Zauberei?
M: Was macht Magie echter oder weniger echt? Ich werde meine nirgends einordnen, das bleibt anderen überlassen. Jeder sieht es anders, genauso wie nicht jeder unbedingt seine Großtante mag. (grinst) Wie gesagt, es ist alles eine Frage dessen, was das Auge nun sehen will. Deswegen ist Magie etwas so schönes, vielseitiges.
R: Vielen Dank für dieses Interview, es enthielt aufschlussreiche Bemerkungen zur Zauberei.

[Anm. d. Redakt.: auch wenn es doch deutlich Unwissenheit zeigte – zum Glück! Wir wollen nicht hoffen, dass irgendwann jemand aus unserer Welt auf die Idee kommt unter den Muggeln mit ein bisschen buntem Funken sprühen Profit schlagen zu wollen; zudem wird das durch das Gesetz zur Geheimhaltung der Zauberei verboten. Und es möchte ja niemand den Muggel-Zauberkünstlern ihr Spezialgebiet streitig machen: Leute das sehen zu lassen, was sie wollen. Da gibt es doch noch einige gehörige Unterschiede zwischen der hier dargestellten Sicht und der Zauberwelt, was Zauberei betrifft. Oder kann es sein, dass auch unsere Magie kein Schutz davor ist, manchmal nur zu sehen, was wir sehen wollen? Unsre Ansichten mögen oft verschieden sein, doch gilt diese Aussage nicht nur für Muggel.]