Hortense Ullrich: Meine teuflisch gute Freundin

Lilith, die Tochter des Teufels, langweilt sich in der Hölle bei ihrem Privatunterricht. Sie will endlich in die Welt hinaus und ihrem Vater beweisen, dass sie nun so weit ist, auch in der echten Welt und nicht nur im Internet böse zu sein.
Zuerst verweigert ihr der Vater die Zustimmung, aber dann nagelt sie den Herrscher der Hölle eines Nachts fest und bringt ihn dazu, mit ihr um ihre Zukunft zu wetten.
Lilith soll in einer Woche einen von ihrem Vater ausgesuchten Menschen dazu verführen, Böses zu tun. Dabei darf sie leider keine Magie anwenden, sondern nur locken und in Versuchung führen. Wenn sie es nicht schafft, liegt ihr Schicksal in der sterbenslangweiligen Buchhaltung der Hölle. Sollte sie die Aufgabe aber schaffen, dann kann sie für immer bei den Menschen bleiben.
Lilith kommt diese Aufgabe anfangs wie ein Kinderspiel vor, hat sie doch im Internet schon reichlich Erfahrung damit gesammelt, Menschen zum Bösen zu bekehren. Aber wie immer, wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, hat die Sache natürlich einen Haken. Lilith verschlägt es in eine Familie von Gutmenschen am gefühlten Ende der Welt.
Nun muss sie all ihren Ideenreichtum und ihr Können einsetzen, um nicht an der Aufgabe zu scheitern und die Wette zu verlieren. Dummerweise scheint es das Schicksal echt nicht besonders gut mit ihr zu meinen. Eine engelhafte zu Bekehrende und ein interessanter Typ mit dem Potential, sich in ihn zu verlieben, sorgen für reichlich Stolperfallen und Verwirrungen in Liliths Lebens- und Gefühlswelt.
Wird Lilith es schaffen, ihren Job zu erledigen, ohne sich selbst oder ihren Glauben an das Böse zu verlieren?
Diese interessante Frage wird in diesem Jugendbuch, geschrieben mit leichter Hand und reichlich Wortwitz, am Ende überraschend beantwortet.
Meine teuflisch gute Freundin ist ein Buch, in dem es darum geht, seinen Standpunkt in der Welt zu finden, seine anerzogenen Überzeugungen in Frage zu stellen, über sich hinauszuwachsen und selbstständig zu werden.

Bild von: Lavandil

Der Kampf Gut gegen Böse erhält mit diesem Buch eine lustige Variante. In einem modernen Umfeld und mit Klischees spielend, verliert die Geschichte nie den roten Faden. Der Leser wird von Lilith in ihre Gedanken und Erlebnisse mitgenommen, so dass er immer nah am Geschehen ist. Es ist interessant, die Welt mit den Augen des Bösen zu sehen. Manchmal wünschte man sich, auch so selbstbewusst und mutig wie Lilith zu sein.
Hat man erst mal „Blut geleckt“, kann man den Jugendroman kaum aus der Hand legen. Es handelt sich dabei eher um ein Buch für Mädchen als für Jungen. Auch für Erwachsene ist es erheiternd in die Welt der Teenager, egal ob in der Hölle oder auf der Erde, einzutauchen. Wer seichte Literatur für zwischendurch liebt, wird hier gut bedient. Auch der Preis ist mit 9.99 € bezahlbar, weil das Buch im Paperback verlegt wurde.
Ich empfehle das Buch für einen unbeschwerten Nachmittag, egal ob im Freibad, im Zug oder selbst krank im Bett, denn danach ist die Laune bestimmt besser als zuvor.
Und im Anschluss kann man das Buch dann gleich an seine Freundin weitergeben.

Titel: Meine teuflisch gute Freundin
Autorin: Hortense Ullrich
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Rubrik: Jugendroman
Erstausgabe: Juni 2018