Schildkröte als Drachenersatz?

In der Abteilung für experimentelles Zaubern im Zaubereiministerium ist wohl ein Durchbruch in Sachen Zaubertrankzutatenersatzgewinnung gelungen, wie der Abteilungsleiter den Medien gestern freudig mitteilte.
Da seit Jahren die Bestände der Drachen weltweit abnehmen, wurde es zunehmend schwieriger, den Zaubertrankmarkt ausreichend mit Drachenblut zu sättigen. Den größten Bestand an Drachen gibt es derzeit in Rumänien. Dies bedeutet, dass die beliebten Drachenerzeugnisse wie Drachenhaut, Drachenschuppen, Drachenblut und Drachenherzfasern aus dem Ausland eingeführt werden müssen. Die einheimischen Bestände an Drachen sind für die Zaubertrankzutatengewinnung leider zu klein.
Um eine gewisse Unabhängigkeit vom ausländischen Markt zu erreichen, wurde schon seit Jahren auf dem Gebiet der Ersatzstoffe geforscht.
„Am Anfang haben wir mit Schlangen und Echsen gearbeitet, weil sie den Drachen in ihrer Lebensweise doch etwas ähneln, aber dies brachte leider nicht den gewünschten Erfolg“, sagte der Chefforscher. „Bis wir uns ausgiebiger mit den Schildkröten beschäftigten. Da waren die Ergebnisse der Zaubertränke langsam so, wie wir sie uns gewünscht haben.“
Wie uns der Forscher weiter mitteilte, sind nicht alle Schildkrötenarten als Drachenersatz geeignet. Bei der Rotzungenschnappschildkröte reagieren die zu kochenden Tränke ähnlich wie auf Drachenblut. Man muss nur die Menge des Blutes anpassen. Auch die Panzer der Schildkröten können für Tränke und Zauber, an Stelle von Drachenschuppen, verwendet werden. Aber auch hier muss man die Menge anpassen, da Rotzungenschnappschildkröten keine so mächtigen magischen Tiere wie Drachen sind.

Praktischerweise kommen Rotzungenschnappschildkröten durch eigentlich unerwünschte Einschleppung nun auch in Großbritannien vor und vermehren sich rasant. Hier macht sich der Klimawandel einmal positiv bemerkbar, denn durch die wärmeren Winter überleben diese Schildkröten nun auch in unseren Breitengraden. „Vorsicht, die Schnappschildkröten sind sehr gefährlich!“, warnte uns der zuständige Mitarbeiter von der Abteilung zur Pflege und Aufsicht magischer Geschöpfe. „Diese Schnappschildkröten können einem Menschen mit ihrem Schnabel nicht nur den Finger abbeißen, sie sondern auch ein giftiges Sekret ab. Also überlassen sie die Jagd bitte den ausgebildeten Magiejägern!“
Da Rotzungenschnappschildkröten besonders gerne rote Rosen fressen, sollten vor allem Gartenbesitzer stets auf der Hut sein, wenn sie im Blumenbeet tätig sind.
Wann nun das Schildkrötenblut offiziell im Handel zu bekommen ist, hängt noch von der Zulassung als Heil- und Zaubertrankhilfsmittel ab. Wir warten gespannt auf weitere Erkenntnisse aus der Abteilung für experimentelle Zauberei.