Magische Bewässerungsanlage verursacht Stausee

Es geht nichts über Optimierung - das dachte sich auch Norbert Greenling, Inhaber des weltbekannten Magischen Pflanzenversandes (MPV), nachdem er eine Fortbildung zum Thema Prozessmanagement auf einer Muggel-Messe besucht hatte.

Der Magische Pflanzenversand ist jedem Zauberer und jeder Hexe ein Begriff. Seit 1845 pflegt die Familie Greenling auf ihrem Anwesen in Godric’s Hollow in unzähligen Gewächshäusern mehr oder weniger bekannte Pflanzen, die Anwendung in magischen Mahlzeiten, Zaubertränken oder Zaubersalben finden. Doch die wachsende Konkurrenz aus Asien und vor allem die kürzliche Freigabe des Flohnetzwerkes zur Warenbeförderung macht dem Magischen Pflanzenversand schwer zu schaffen.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, ließ Greenling von der Agentur für Magische Prozesse einen Vier-Punkte-Plan erstellen, der zu Verbesserungen der Geschäftsprozesse führen soll. Dazu überwachte die Agentur über mehrere Wochen die Tätigkeiten der Mitarbeiter von MPV.
"Es war seltsam, dass dir dauernd jemand über die Schultern schaute und sich Notizen machte", sagte Adalbert Winchester (Auszubildender bei MPV), der für die Bewässerung der tropischen Zauberpflanzen verantwortlich ist.
Einer der ersten Punkte, der von der Agentur vorgeschlagen wurde, war die Installation einer Bewässerungsanlage, um Personal von Gießaufgaben freizustellen und es so an anderen, weitaus wichtigeren Positionen einsetzen zu können.

Genau diese Bewässerungsanlage sorgte nun für Aufsehen.
Bereits einige Tage nach Inbetriebnahme der Anlage häuften sich die ersten Beschwerden von Bewohnern aus Godric’s Hollow. So kam aus vielen Brunnen der Region kein Wasser mehr und die Leute waren ratlos. Ein Schäfer entdeckte dann unweit von Godric’s Hollow einen See, der stetig anwuchs und die angrenzenden Felder unter Wasser setzte.

Bei einer näheren Untersuchung des Gebietes wurde nahe dem Endrohrstück der Bewässerungsanlage eine Kolonie von Großen Pillendrehern entdeckt. Die Tierwesenbehörde wurde benachrichtigt, da diese Tiere aus Afrika stammen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Pillendreher offensichtlich mit der Anlage eingeflogen wurden. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände kam es so zu dem Stausee.


So stellte die Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen fest, dass es in der Bewässerungsanlage eine Fluss-Fehlfunktion gab: Das Wasser floss in die falsche Richtung. Da die Pillendreher am Ende der Leitung ihre Kugeln lagerten, staute sich dort das Wasser.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Fluss-Fehlfunktion sich durch die Verwendung fehlerhafter Zauberstäbe ergeben hatte. Die Beschädigung der Zauberstäbe lässt sich mit der einseitigen Verwendung erklären, der sie unterlagen – die andauernde Verwendung von Bewässerungszaubern in Kombination mit Alohomora- und Acciozaubern sowie Reste von Flohpulver führten dazu, dass den gewirkten Zaubern Artefakte dieser Zaubersprüche anhafteten.

Bild von: Cupid

Auf Nachfrage der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen gestand Greenling, dass seine Angestellten und er die in Afrika bestellte Bewässerungsanlage mithilfe einer Do-it-yourself-Anleitung errichtet hatten. Dabei blieben übliche Sicherheitsvorkehrungen wie die Reinigung der Zauberstäbe außen vor. Für diese Ordnungswidrigkeit wurde MPV mit einer Strafe von 500 Galleonen belegt.
Die Pillendreher wurden in eine Tierwesen-Auffangstation nach London gebracht.

Weiterhin musste den Muggeln, die ebenfalls in Godric’s Hollow leben, eine passende Erklärung für den plötzlich entstandenen Stausee geliefert werden. Nach einigen Anläufen gelang es den Mitarbeitern des Zaubereiministeriums, die Muggel zu überzeugen, dass es sich um ein natürliches Phänomen handelt und durch Bodenbewegungen ein unterirdischer See angehoben wurde.
Es blieb aber nicht nur bei dem finanziellen Schaden.
"Das mit dem See ist natürlich dumm gelaufen", bemerkte Greenling. "Unsere Sumpf- und Flussgras-Plantagen sind untergegangen und durch die Fluss-Fehlfunktion brachte uns die Bewässerungsanlage zunächst gar nichts, denn die Schlafbohnenernte ist vertrocknet."
Doch Greenling wäre kein guter Geschäftsmann, wenn er nicht einen Nutzen aus der Situation ziehen würde. "Sobald die Temperaturen es zulassen, werden wir Sand aufschütten und den Stausee als Badesee freigeben und Godric’s Hollow eine Bademöglichkeit geben, die bisher gefehlt hat. Außerdem spielen wir mit dem Gedanken, für Wassermenschen ein Unterseehotel zu eröffnen."