Spinner's End


Irgendwo in England. Irgendwo in einer der abgewirtschafteten Industriestädte, die nur noch ein Schatten ihrer großen Zeit im 19. Jhd. sind. Irgendwo in einem der verrotteten Industrieviertel mit seinen verfallenen Fabrikhallen, stillgelegten Fördertürmen und Schrotthalden mit unkrautüberwucherten Maschinen. Irgendwo in dem Elend zwischen verkommenen Sozialwohnungen mit arbeitslosen Muggeln, die frühmorgens schon betrunken sind und Drogenabhängigen, die sich auf schäbigen Parkbänken ungeniert die Nadel ansetzen, weil hier sowieso nie ein Polizist herkommt, irgendwo hier wohnt einer der genialsten Zauberer unserer Zeit – Severus Snape.

Spinner's End, so heißt die Straße mit ihrem löchrigen, schmutzigen Pflaster. Muggel, die hier wohnen, sind wirklich am Ende. Noch tiefer geht es nicht. Von den ehemaligen Spinnereien und Tuchfabriken, die der Straße ihren Namen gaben, stehen nur noch Ruinen. Durch das alte Industrieviertel zieht sich träge die stinkende Kloake eines mit Müll und giftigen Abwässern verseuchten Flusses. Links und rechts der schmutzigen Straße ducken sich niedrige Backsteinhäuser, manche bewohnt, andere halbverfallen mit eingeworfenen Fensterscheiben und löchrigen Dächern. Und wie ein Mahnmal der Vergänglich ragt zwischen den Muggelhäusern und düsteren Lagerschuppen ein riesiger Fabrikschornstein empor. Kalt, schwarz und abgestorben, ein steinernes Gerippe.
Geht man die Straße Spinner's End ganz hoch, kommt man da, wo die Häuser aufhören, zu Snapes Haus. Es ist das allerletzte in der Straße.

Innen ist Snapes Wohnung nicht so heruntergekommen wie das Viertel und seine Bewohner, aber für die seltenen Gäste des Professors bietet der Anblick immer wieder einen erstaunlichen Kontrast zu der Pracht und Würde Hogwarts, in der Severus Snape sonst den größten Teil des Jahres verbringt.
Tritt man durch die niedere Eingangstür, steht man sogleich in dem kleinen Wohnzimmer. Rundum sind die Wände mit Bücherregalen zugestellt, das wenige Mobiliar besteht aus einem alten Holztisch, einem durchgewetzten Sessel und einem ebenso schäbigem Sofa. Eine Stummelkerze in der kleinen Deckenlampe ist neben dem niedrigen Fenster, das sich zur Straßenseite hin öffnet, die einzige Lichtquelle.

Das Wohnzimmer scheint für Fremde der einzige Raum in Snapes Haus zu sein, denn der Zaubertränkeprofessor, der das Geheimnisvolle so liebt, hat die Durchgänge, vielleicht als Schutz gegen Muggeleinbrecher, hinter den Bücherregalen verborgen. Eine der Geheimtüren, die sich nur mit Magie öffnen lassen, führt in ein Hinterzimmer, eine weitere zu der alten Holzstiege, die zum Obergeschoß hochführt.
Hier wohnte auch kurzzeitig Peter Pettigrew alias „Wurmschwanz“, den der dunkle Lord gegen dessen Willen in Snapes Haus beordert hatte, wo er von Voldemorts rechter Hand wie ein Hausdiener gehalten wurde.

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