Siebtes Kapitel - Alles wird gut
[SIZE=20]Alles wird gut[/SIZE] Kay verkroch sich in ihr Bett. Mikaasch hatte sich auf ihrer Bettdecke zusammengerollt und schnurrte leise vor sich hin. Er schien friedlich zu träumen. Kay wurde fast leicht ums Herz, aber dann fiel ihr wieder das traurige Bild in der Küche ein und sofort waren ihre Gedanken wieder trübe. Sie wälzte sich im Bett hin und her, stupste dabei ein paar Mal Mikaasch der schnell wieder in Träume versank. Mileena, die im Gästezimmer schlief, lag auch lange wach. Sie musste sich oft einreden, dass sie nicht schuld war. Irgendwann bestätigte ihr eine Stimme in ihrem Inneren endlich das, was sie die ganze Zeit hören wollte. „Es hätte anders ausgehen können, aber es sollte so sein.“ Ihr Unterbewusstsein gab endlich Ruhe. Sie schlief mit dem letzten Schlag der Uhr ein, es war drei Uhr morgens. Kay lag noch viel länger wach. Sie weinte und schluchzte, war erschöpft und doch fiel ihr kein Auge zu. Sie hatte sogar Fieber. Sie redete sich so sehr in Schuld, dass sie nicht mehr ruhig sitzen konnte. Schweiß rann ihr von der Stirn. In ihrem Kopf hörte sie ihre Oma: „Kay, warum hast du mir das angetan?!“ Und dann sah sie das tote Gesicht. Ihr Atem ging schwer, sie bekam kaum Luft. Alles verschwamm vor ihren Augen. Etwas leckte ihre Hand. Mikaasch versuchte sein Frauchen zu trösten. Ihre Mutter flüsterte ihr immer wieder zu: >Bleib ruhig, alles wird gut. Du musst jetzt schlafen! < Sie hätte gerne ihre Tochter dazu gebracht einzuschlafen, mit Magie, doch das war ihr verboten. Kay schlug mit den Händen um sich, warf Kissen durch den Raum, schnaufte hektisch und schrie immer wieder in Verzweiflung auf. Vor Anstrengung bekam sie kaum noch Luft. Sie jappte, griff sich an die Kehle und... Endlich wurde Kay ruhig. Sie atmete tief ein und aus. Sie spürte die plötzliche Ruhe und setzte sich wieder in ihr Bett. Schluchzend ließ sie sich in ihr Kissen fallen. Ihre Locken waren wild zerzaust. Ihr Gesicht fiebrig, ihre Augen glasig. Sie fühlte sich erschöpft, wie nach einer langen Krankheit. Zuerst dachte sie, man hätte sie ausgesaugt, doch später merkte sie das nur die erste Trauer fehlte. Den größten Schmerz hatte sie überwunden. Ihre Augen juckten vor Müdigkeit, doch schlafen konnte sie noch nicht. Erst zum Morgengrauen hatte sie sich in den Schlaf geweint. Ihre Gedanken waren endlich abgeschweift. Sie träumte von fernen Welten, in denen sie und ihr Oma zusammen über Wiesen rannten. Dann verblasste das Bild ihrer Großmutter. Kay weinte auch im Traum. Doch ihre Tränen waren nicht mehr salzig. Die verdörrte Ebene über die sie gegangen war, als ihre Großmutter sie verlassen hatte, erblühte. Neue Blumen wuchsen überall, ein Bach floss durch die sprießende Wiese. Und Kay lies sich in das weiche Gras fallen. ..immer tiefer versank sie im Kissen, das immer noch tränennass war. >Alles wird gut, alles! < zurück zur Übersicht zurück in die Bibliothek