Luke Wood, Gryffindor -

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Das neue Schuljahr war noch keine vier Wochen alt, als James Potter mal wieder im Büro seines Hauslehrers saß. Er hatte Legenden von Hogsmeade gehört, von den tollen Geschäften, die es dort gab und all den fantastischen Sachen, die man in ihnen kaufen konnte. Nun, da er endlich im dritten Schuljahr angelangt war, hatte er sich am letzten Wochenende selbst ein Bild davon machen können, was an diesen Erzählungen mit der Realität übereinstimmte und was auf die Übertreibungen seines Onkels George Weasley und dessen Bruder Ron zurückzuführen war. Nicht viel, wie er feststellte, denn vor allem Zonkos war besser, als gedacht und so voller verführerischer Angebote, dass James eine Menge Knuts und silberne Sickel auf den Tisch legen musste, um sich mit all dem eindecken zu können, was er haben wollte. Glücklicherweise hatten seine Eltern ihm etwas Taschengeld mit nach Hogwarts gegeben. Ob sie jetzt allerdings noch glücklich darüber sein würden? Am Ende bekam er noch einen Heuler wie ein Freund von ihm im Jahr zuvor, der es als angebracht empfunden hatte, eines Nachts heimlich Stinkbomben ins Lehrerzimmer zu schmuggeln. Andererseits wäre er dann wenigstens im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und vielleicht würde dann sogar die nette Sucherin aus dem Quidditch-Team der Ravenclaws endlich einmal merken, dass es ihn gibt. "Dabei müsste Albus mich ihr nur einmal vorstellen." dachte er und spürte, wie sein Blick sich verdüsterte. Albus wäre nie auf die Idee gekommen, einen langweiligen Zaubertrankunterricht am Freitagnachmittag damit aufzupeppen, einen Flitz-Kracher in den Kessel zwei Reihen weiter vorn zu werfen. Er fand die Idee jedenfalls cool, vor zwanzig Minuten. Vor zwanzig Minuten, bevor er daran dachte, dass die ganze Brühe zwangsläufig explodieren müsste, herumspritzen müsste und drei Mitschüler in den Krankenflügel befördern müsste. Nein, Albus, sein perfekter älterer Bruder Albus Severus, wäre nie auf die Idee gekommen. Der verbrachte seine Tage lernend in der Bibliothek und wenn man seinen Klassenkameraden trauen durfte, wurde er auch im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum ständig dabei gesichtet, wie er seine Nase in ein Buch steckte oder grübelnd über einer Hausaufgabe hing. Und nun war er auch noch zum Vertrauensschüler ernannt worden. Aber eigentlich war er kein schlechter Kerl, denn egal was James ausfraß, er hielt immer zu ihm und nun, da er darüber nachdachte, erinnerte er sich, dass er sich damals, an seinem ersten Tag, gewünscht hatte, auch nach Ravenclaw zu kommen, damit er jemanden hatte, den er schon kannte. Aber der Hut hatte ihn nach Gryffindor gesteckt und dort war es auch schön. Außerdem waren auch seine Eltern Harry und Ginny schon dort und seine Onkels Fred und Ron und eigentlich fast alle, die er aus dem Hause seiner Eltern kannte. Und es gab dort so gemütliche Sessel. "Ach, ich bin ein Trottel." dachte James nun, als die Minuten vorüberzogen und er darauf wartete, dass sein Hauslehrer kam. Ob der Lehrer für Zaubertränke lange böse auf ihn sein würde? Dabei mochte er ihn. Grundsätzlich hatte er Spaß an Zaubertränke, nur wurde ihm schnell langweilig, weil er offenbar ein Talent dafür hatte. "Das hast du von deiner Großmutter Lily." hatte sein Vater ihm gesagt. "Die war auch unglaublich gut darin. Vielleicht kannst du später einmal etwas damit anfangen." Aber irgendwie machte James sich nichts daraus und er dachte auch noch nicht wirklich an die Zukunft und wenn, dann an eine Zukunft als Quidditchspieler. So wie sein Onkel Ron. Der spielte zwar "nur" für die Chudley Cannons, die irgendwie seit Jahren nicht so richtig in die Gänge kamen, aber immerhin war er ein berühmter Hüter und es gab sogar Poster von ihm. "Vielleicht wirst du sogar Professor in Hogwarts." hatte seine Mutter Ginny gescherzt. "Unser Sohn James Potter, der Meister der Zaubertränke, was sagst du dazu, Harry?" hatte sie seinen Vater gefragt und gegrinst, aber so richtig verstanden, warum, hatte James das nicht. Aber es war auch kein befremdlicher Gedanke, denn von klein auf kannte er zwei Hogwarts-Professoren. Neville Longbottom, der Kräuterkunde unterrichtete und Hermine Granger, die Professorin für Verwandlung und wenn zwei enge Freunde seiner Eltern Professoren werden konnten, warum dann nicht auch er? Oder vielleicht sein Bruder Albus Severus, der besser in das Bild passen würde. Aber der wollte Heiler in St. Mungo´s werden, wie seine Mutter Ginny, zumindest derzeit. Ungeduldig griff James in seine Tasche, in der sich ein weiterer Flitz-Kracher befand und dachte an seinen Onkel George. Der führte auch einen Scherzartikelladen, in der Winkelgasse und hatte sogar ein Sortiment für Verteidigung gegen die dunklen Künste, auch wenn das derzeit nicht mehr so nötig war wie anscheinend früher. Zumindest hatte er Geschichten gehört. Geschichten, die auch seinen Vater Harry betrafen, aber vielleicht waren das nur Übertreibungen, die seine Kollegen von der Aurorenzentrale im Ministerium erzählten, damit er, James, dachte, dass er einen coolen Vater hat. Völlig unnötig, denn James fand seinen Vater auch so supertoll. Und bestimmt würde er nicht allzu sauer sein. Bestimmt nicht. Wenn er ihm alles erklären würde. Hatte sein Onkel Ron da nicht einmal etwas von einer Stinkbombe in einem Zaubertrank erzählt? Vielleicht konnte er das irgendwie für sich verwenden, wenn es zum Schlimmsten kam. Er sollte noch einmal nachfragen, sagte er sich selbst. Und ohne nachzudenken, mit seinem Onkel Ron und der Frage im Kopf, sprang James auf und lief los, um eine Eule zu schreiben.