Kaba, Slytherin -

Neunzehn Jahre später Als Luna auf den Bahnsteig kam, war sie fast so aufgeregt, wie ihre Tochter. Janet zappelte den ganzen Morgen rum und hatte sich mehrmals umgezogen. Luna schaute ihrer Tochter amüsiert zu, denn sie fühlte sich 24 Jahre zurückversetzt. Damals stand ihr Vater in der Küche und lächelte ihr aufmunternd zu, als sie selber wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen ihrem Zimmer und der Küche hin und her lief. Als es wirklich Zeit wurde in Richtung London aufzubrechen, hielt Luna ihre Tochter davon ab ein weiteres Mal in ihr Zimmer zu flitzen. „Du siehst wunderbar aus, Janet. Wir sollten jetzt aufbrechen.“ Sam, Janets Vater, hatte bereits den großen Koffer in das Auto verladen und stand in der Haustür. „Kommt ihr beiden?“, rief er ins Haus und lächelte seinen beiden Mädchen entgegen, als diese aus der Küche in den Flur traten. Gemeinsam waren sie zum Bahnhof Kings Kross gefahren und Sam war gespannt, was ihn erwartet. Er war zwar in seinem Leben schon häufiger in diesem Bahnhof gewesen, doch hatte er nie das Gleis 9 ¾ betreten. Als Muggel wäre er dazu auch niemals in der Lage gewesen doch heute, am Tag der Abfahrt seiner eigenen Tochter nach Hogwarts, war auch für ihn der Durchgang offen. Janet hatte ihren Vater untergehakt und ihre Mutter vorgeschickt, damit Sam sah, wie es mit dem Durchgang funktionierte. Luna war das ganz recht, denn sie war seit 19 Jahren nicht mehr hier gewesen und viele ihrer Freunde aus der Schule hat sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie war gespannt wer von ihnen hier auftauchen und eigene Kinder zur Schule bringen würde. Suchend schaute sie sich um. Der Dampf, den die Lokomotive ausstieß, waberte wie ein Nebel über den Bahnsteig und die Sicht war so verschleiert wie früher. Als Janet mit ihrem Vater an Lunas Seite erschien, blieben sie zusammen noch einen Moment wortlos stehen. Sam staunte, wie viel Raum dieser Bahnsteig bot – sein Verstand wollte es nicht begreifen, wie hinter einer solch schmalen Barriere solch ein weiter Raum sein konnte. Luna sah Sam mit ihren großen Augen an und lächelte. Sie wusste, was in seinem Kopf vorging und flüsterte ihm leise das Wort ’Magie‘ zu, als sie unterhakte und mit ihm und Janet in Richtung Zug ging. Sie hatte Ron gesehen und hoffte auch Harry, Ginny, Neville und Hermine zu treffen. Als sie an Rons Seite jedoch Susan Bones anstelle von Hermine sah, war sie irritiert. Langsam ging sie zu Ron hinüber und schaute, welche der Kinder die um ihn und einige andere herumrannten, wohl zu ihm gehörten. Die rothaarigen Zwillingsmädchen sahen ganz wie Weasleys aus, und auch der blonde Junge, der die beiden gerade einzufangen versuchte, hatte große Ähnlichkeit mit dem alten Freund. „Hallo Ron! Hallo Susan!“, begrüßte sie die beiden und stellte ihren Mann Sam und ihre Tochter Janet vor. Susan rief die Mädchen zu sich, die Luna schon ganz richtig als Weasleys erkannt hatte und auch der Junge, der den beiden hinterher lief, gehörte zur Familie. Ron legte seinem Sohn den Arm um und stellte ihn als Edgar vor. Er war bereits 13 Jahre alt und kam in die dritte Hogwartsklasse. Die beiden Mädchen, die sich links und rechts bei Susan angekuschelt hatten, waren Kendra und Katrina und im Frühjahr elf geworden. Sie fuhren jetzt zum ersten Mal selber nach Hogwarts und waren gespannt, in welches Haus sie kommen würden. Edgar wurde in das alte Haus seiner Mutter gewählt und fühlte sich sehr wohl. Die Zwillinge wollten am liebsten nach Slytherin, weil das Grün so schön mit ihrem Haar harmonieren würde. Die Erklärung, dass nicht das Aussehen, sondern der Charakter die Wahl des Hauses bestimmt, fanden sie ziemlich unfair, aber insgeheim sah Ron gute Chancen, dass der Hut ihren Wunsch erfüllen würde, wenn sie nur fest genug wünschen würden. Als Susan mit ihren drei Kindern in den Zug stieg, um mit ihnen ein Abteil auszusuchen, fragte Luna Ron nach Hermine. „Hermine hatte sich kurz nach ihrem Schulabschluss für eine Forschungsreise nach Südamerika entschieden. Sie lebt heute dort in den Anden bei den Ureinwohnern. Ich hatte eine Ausbildung zum Auror angefangen und konnte nicht mit. Über so eine Distanz kann man eine Beziehung nicht aufrecht erhalten – auch nicht mit Flohpulver. Wir haben uns kurz darauf getrennt. Susan lernte ich im Ministerium kenne und wir haben uns verliebt.“, erzählte Ron kurz. „Wie glücklich wir beide sind, kannst du ja sehen“, schloss er mit einem Leuchten in den Augen, als seine Frau aus dem Zug stieg und auf ihn zukam. Janet nahm ihren Vater auch mit in den Zug, der – ganz ohne Magie – den schweren Koffer in das Abteil wuchtete, in dem bereits Kendra und Katrina saßen. Die Weasleyzwillinge erkannten sofort, dass Janets Vater ein Muggel war und freuten sich in Janet eine Muggelexpertin kennenzulernen. Sie beide waren vor der Einschulung in Hogwarts selber vier Jahre zu einer Muggelschule gegangen und so würden sie vieles gemein haben, über das sie sich austauschen konnten. Ron fragte Luna, ob sie in den letzten Jahren etwas von Harry gehört hätte, aber leider wusste Luna auch nichts Aktuelleres. Nur eben, dass Ginny wenige Monate nach der Heirat mit Harry gestorben war und Harry seit dem vollkommen zurückgezogen in seinem Haus am Grimmauldplatz lebte. Der Fidelius-Zauber war erneuert worden und niemand konnte das Haus sehen, in dem er seit 15 Jahren versteckt lebte. Er verließ sein Haus vermutlich nur noch magisch, denn auch eine längere Zeit der Beobachtung, die Ron einmal im Ministerium arrangiert hatte, vermeldete keine Sichtung des alten Freundes. Als sie gerade Gefahr liefen in Trübsal zu verfallen, tauchte Neville an ihrer Seite auf. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er Luna sah, und nahm diese fest in den Arm. Luna stelle Neville und ihre Familie vor, wobei sie Janet nur noch durch das Fenster des Zuges sehen konnten. Die Kinder von Ron und Susan erkannte Neville auch sofort und freute sich, dass die beiden Mädchen nun auch in die Schule kamen. Luna schaute hinter Neville, aber bei ihm waren weder Kinder noch eine Frau – fragend schaute Luna ihren früheren Kampfgefährten an. „Oh!“, sagte Neville „Wir haben uns ja viel zu lange nicht gesehen! Ich bin Lehrer in Hogwarts – Lehrer für Kräuterkunde und Religion. Ich komme jedes Jahr zum Einschulungstag hierher, um die neuen Schüler zu sehen und eventuell ein paar alte Freunde zu treffen. Mitfahren tue ich in der Regel nicht – dass muss man als Lehrer ja auch nicht mehr.“ Schloss Neville grinsend. „Religion?“ fragte Luna vollkommen verblüfft. „Ja, dieses Fach wurde vor ungefähr zehn Jahren in Hogwarts eingeführt. Es wird die Vielfalt der Religionen unter den Menschen, deren Beeinflussung der Kulturen und durch die Kulturen gelehrt. Es ist eines der spannendsten Fächer und die Schüler erleben die Geschichte bei mir doch deutlich weniger einschläfernd als bei unserem alten Geschichtslehrer Professor Binns.“, berichtete Neville, „Aber das müssen die Kinder auch heute noch ertragen.“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. „Hermines Forschungen bei den Urstämmen Südamerikas liefern uns viele neue Informationen und ihr Buch soll noch in diesem Jahr erscheinen, schrieb sie mir letzte Woche. Leider hatte es nicht mehr zum Start des Schuljahres geklappt, sonst hätten viele Eltern es auf der Bücherliste wiedergefunden.“ Erzählte Neville freudig und Ron und Luna schauten sich an und lächelten. Neville hatte also Kontakt zu Hermine gehalten und es ging ihr gut – das war schön zu erfahren. Jetzt war es an Susan zu fragen und sie wollte von Luna wissen, warum sie in den letzten Jahren so wenig von sich hören ließ. Luna war einige Jahre nach ihrem Schulabschluss ins Ausland gegangen, um sich der Erforschung von Schlickschlupfen und Nargeln zu widmen. Ihr Vater hatte eine Verbindung zu einem Institut in Australien geknüpft und Luna hat dort mehrere Jahre verbracht. In einem kleinen Ort in der Nähe von Sydney hatte sie dann auch Sam getroffen. Er war dort Lehrer für englische Geschichte an einer englischen Schule und sie hatten sich in einem Straßencafé kennengelernt. Sie haben in Australien geheiratet und ihre Tochter zur Welt gebracht, doch vor drei Jahren lief die Forschungsanstellung von Luna aus und auch Sam wollte eine berufliche Veränderung für sich. Sie beschlossen zurück nach England zu gehen und zogen in das Haus von Sams Eltern. Es war in den letzten Jahren vermietet, da seine Eltern ihren Lebensabend in Frankreich verlebten. Luna beendete ihren kurzen Bericht mit einem fröhlichen „Und nun sind wir hier!“ und man sah ihr an, dass sie sehr glücklich war wieder zu Hause zu sein. Der Zug ließ noch einmal Dampf ab und fuhr dann los. Die Eltern schwiegen einen Moment und winkten den Kinder hinterher, bis der Zug außer Sicht war. Als sie sich zum Ausgang wandten, kam gerade Draco den Bahnsteig entlang. Er hatte seine beiden Kinder zum Schulzug gebracht und blieb nun kurz bei Ron stehen. „Sehen wir uns am Freitag?“, fragte er nach einer knappen Begrüßung und Ron antwortete „Natürlich, wie jeden Freitag!“, und Draco winkte kurz und ging weiter in Richtung Ausgang. Luna schaute irritiert hinter Draco her und dann zu Ron. „Ihr seid befreundet?“ fragte sie Ron mit sichtlichem Erstaunen und dieser lachte. „Ja, wir sind befreundet – seit ca. zwölf Jahren schon. Draco und ich haben seit dieser Zeit viel zusammen gearbeitet und uns dabei gut kennen gelernt. Er ist so gar nicht wie sein Vater – mal abgesehen von der nach außen getragenen Arroganz.“ Fügte er mit einem breiten Lächeln hinzu. „Draco hat, ebenso wie ich, die Aurorenausbildung gemacht und wenn wir auch während der Ausbildung nur wenig Kontakt hatten, so haben wir schon damals erkannt, dass wir im Grunde die selben Ideale haben. Seine Zeit in Hogwarts war geprägt von seinem Vater und den verschrobenen Ansichten der Todessergemeinschaft. Als diese dann zusammengebrochen war, konnte er sich endlich so zeigen, wie er wirklich ist. Wir treffen uns seit einigen Jahren jeden Freitag zum Squash.“ Luna schaute ihn erstaunt an. „Ihr spielt Squash? Das ist doch ein Sport der Muggel und bei den Zauberern überhaupt nicht bekannt. Wie seid ihr denn dazu gekommen?“ Ron erwiderte, dass Susan ja als Halbblut durchaus auch viele Muggelaktivitäten kennt und da Draco eine muggelstämmige Frau geheiratet hat, hatte diese ihm solche Dinge wohl auch nahegebracht. Eine verblüffendere Nachricht hätte es für Luna nicht geben können und auch Neville gab zu, dass ihn diese Information vor zwei Jahren, als das erste Kind von Draco in die Schule kam, ebenso erstaunt hatte. Gemeinsam verließen sie den Bahnsteig und Neville verabschiedete sich, da er noch kurz in die Winkelgasse wollte. Er würde dann per Kamin nach Hogsmeade reisen, wenn er seine letzten Besorgungen gemacht haben würde. Ron, Susan, Luna und Sam verabredeten sich zu einem gemeinsamen Abendessen in der kommenden Woche und verließen den Bahnhof in Richtung Parkplatz.