Leona Silver, Hufflepuff -

19 Jahre später Triumph. Dieses eine Wort beschreibt ziemlich gut die Stimmung, die hier gerade herrscht. Überall, wo man hinschaut, kann man Freude sehen. Besonders ausgeprägt ist sie jedoch bei der jüngeren Generation. Einem genauen Beobachter fällt jedoch auch noch etwas anderes auf. Trauer. Überall ist sie zu finden. Genauso wie Melancholie, aber auch Hoffnung. Während ich noch einmal fest die Hand meines Mannes drücke, betreten wir auch schon das gewaltige Schloss. Es tut gut, zu sehen, dass es wieder im alten Glanz erstrahlt und all die Trümmer von vor 19 Jahren beseitigt wurden. Man könnte sagen, dass es fast so aussieht, als hätte es die Schlacht nie gegeben – das Schloss nie zerstört worden wäre. Wenn man genauer hinsieht, gibt es allerdings durchaus einige Andenken an dieses entscheidende Ereignis. Direkt neben den Stundengläsern, welche die Hauspunkte der vier Häuser anzeigen, befindet sich eine ziemlich große Gedenktafel. Man könnte es auch fast schon ein Mahnmal nennen... Darauf zu sehen sind all die Namen der Personen, welche während der Schlacht umgekommen sind – ganz egal, auf welcher Seite sie standen. Mein Blick gleitet über die vielen Namen und bleibt an einigen kurz hängen. Am allerletzten am Längsten. ‚Fred Weasley‘. Genau in dem Moment, als ich weitergehen will, versteift sich mein Mann. Er ist nun wohl ebenfalls bei dem letzten Namen angelangt. Langsam schiebe ich mich vor ihn, ergreife auch seine zweite Hand und zwinge ihn, in meine Augen zu blicken. Ich sehe den Schmerz in seinen braunen Augen, den ich immer dann sehe, wenn ihm wieder einmal bewusst wird, dass er seine andere, seine bessere Hälfte für immer verloren hat. Ich wünsche mir so sehr, ihm mehr helfen zu können, aber alles, was ich tun kann, ist, für ihn da zu sein. Und genau das versuche ich immer und immer wieder, auch wenn es mir sehr schwer fällt, denn auch ich habe große Verluste vorzuweisen. Zwar nicht dieselben Verluste wie mein über alles von mir geliebter Mann, aber einen, der mich auf eine ganz andere Weise getroffen hat. Während wir nun so dastehen und mühsam versuchen, wieder die Gewalt über unsere Gefühle zurückzuerlangen, nähert sich uns ein anderes Paar. Nur wiederwillig löse ich mich aus unserem stummen Blickduell, weiß aber auch, dass das andere Paar ähnliche Probleme wie wir zu bekämpfen hat. Wirklich verändert haben sie sich in den fast zwei Jahrzehnten kaum. Sie kleben noch immer aneinander wie das frisch verliebte Paar, das sie vor neunzehn Jahren waren und wirken nach außen hin lebensfroh und abenteuerlustig. Doch die Fassade täuscht und wer sie durchbricht, erblickt etwas ganz Anderes. Der Mann mit den schwarzen Strubbelhaaren, den grünen Augen, der runden Brille und der auffälligen Blitznarbe an der Stirn hat seinen besten Freund verloren und dies ging nicht einfach so an einem vorbei. Ebenso bei der Dame, die er fest an der Hand hält. Die rothaarige Schönheit hat zwei ihrer Brüder verloren und die drei Schwangerschaften, die hinter ihr lagen, haben doch sehr an ihrer Figur genagt. Dennoch versuche ich mir ebenfalls wieder eine Fassade aufzubauen und sie mit einem künstlichen Lächeln zu begrüßen. „Hallo Harry. Hallo Ginny. Wie schön, euch zu sehen. Wie geht es euch an diesem Tag?“ Als Antwort bekomme ich natürlich nur die üblichen Floskeln zu hören: „Hallo George. Hallo Hermine. Danke der Nachfrage, uns geht es den Umständen entsprechend gut. Kaum zu glauben, dass Voldemort und seine Armee genau vor 19 Jahren von uns hier besiegt wurde.“ In Gedanken füge ich noch hinzu: ‚Und kaum zu glauben, dass es so viele Opfer gekostet hatte. ‘ Viele Freunde und Bekannte. Vor allem aber den Zwillingsbruder meines Mannes. Trotz des Sieges waren es harte Zeiten. Es gab einfach zu viele Verluste und zu viel wurde zerstört. Alleine bis Hogwarts wieder vollständig aufgebaut war, vergingen 2 Jahre. Und gerade, als wir dachten, dass nun alles doch wieder normal werden könnte, gab es einen erneuten Rückschlag. Ron, welcher genauso wie Harry als Auror tätig gewesen war, hatte eine Hausdurchsuchung bei einem ehemaligen Todesser durchgeführt und war dabei direkt in eine Falle geraten. Anders ausgedrückt: Er ist vor genau 16 Jahren von uns gegangen. Harry hatte seinen besten Freund verloren. George und Ginny einen weiteren Bruder. Und ich hatte meinen Verlobten beerdigen dürfen. Die Hochzeit war geplant gewesen, sobald er den Job gewechselt hätte und George im Laden helfen würde. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit uns. Den Namen ‚Weasley‘ trage ich nun trotzdem. Nur leider nicht wegen meiner ersten großen Liebe, sondern wegen dessen Bruder. Ja, ich habe inzwischen George geheiratet und mit ihm zwei wundervolle Kinder. Rose, welche in die gleiche Klasse wie Harrys zweiter Sohn Albus geht und Fred Junior, der im selben Alter wie Harrys Tochter Lily ist. Dennoch glaube ich, dass wir alle immer noch nicht über Ronalds Tod hinweggekommen sind. Man hört es munkeln, dass man Harry einmal im Monat in einem Pub antreffen kann, wo er seinen Schmerz in Alkohol ertränkt. George und ich versuchten es anders zu verarbeiten. Wir stürzten uns nahezu in die Arbeit im Scherzartikelladen, da es Fred und Ron so gewollt hätten. Irgendwie sind wir so auch überhaupt erst zusammengekommen. Durch Rons Einstieg in das Geschäft hätte er in gewisser Weise das Loch geschlossen, welches Fred hinterlassen hatte. Dies sollte aber nie passieren, was George schier in den Wahnsinn trieb. Mir persönlich ging es damals auch nicht besser. Ich konnte nirgends mehr hingehen, ohne meinen verstorbenen Verlobten zu sehen und das Gefühl zu haben, zu zerbrechen, weshalb ich mich Tagelang einsperrte und mich in meine Arbeit, welche sich mit der Gleichberechtigung der Zauberer mit anderen Geschöpfen befasste, hineinstürzte. Durch einen Zufall trafen George und ich dann aufeinander und wir verstanden den anderen ohne viele Worte. Mit der Zeit wurde es dann mehr, die Gefühle wurden intensiver. Ohne es wirklich zu realisieren, halfen wir dem Anderen nun auch immer mehr, die Vergangenheit zu verarbeiten, was uns damals sehr zusammengeschweißt hatte. Heutzutage betreiben wir erfolgreich jeweils ein Geschäft in der Winkelgasse und in Hogsmead und exportieren einige ausgewählte Sachen auch ins Ausland, wo unsere Scherzartikel eine hohe Nachfrage genießen. Bevor ich mich weiter mit meinen trübsinnigen Gedanken befassen kann oder wir den unsinnigen Smalltalk weiterführen, tritt Neville mit seiner Frau Daphne Greengrass, einer ehemaligen Slytherin, zu uns und bittet uns, doch in die festlich geschmückte Große Halle zu gehen. Was soll man sagen? Neville hat es wahrlich weit gebracht. Für die Schulreform während des Wiederaufbaus von Hogwarts war er der Hauptverantwortliche. Zusammen mit Professor McGonagall hat er die großen Lücken in dem System gesehen und versucht zu schließen. Dies sollte unter Anderem dazu beitragen, dass sich Muggelgeborene und Reinblüter besser verstehen lernten. So wurden zwei neue Pflichtfächer eingeführt: Muggelkunde und Zauberersitten. Die Kinder, welche in Reinblütigen Familien aufgewachsen waren, konnten so lernen, dass die Muggel etliche Erfindungen haben, welche das Leben ohne Magie erleichtern, dass diese ebenfalls intelligent und deshalb genauso viel Wert sind wie Zauberer. Durch diese Erkenntnis wollte man vermeiden, dass es jemals wieder einen zweiten Dunklen Lord gibt, welcher so gegen alles, was mit Muggeln zu tun hat, hetzt. Als Kompromiss wurde dann auch das Fach Zauberersitten eingeführt. Es dient vor allem dazu, dass die alten Traditionen nicht vergessen und die Zaubererfeste wieder gefeiert werden. So gelang es Neville, der dann schließlich auch Professor in Kräuterkunde wurde, die Slytherins wieder in die Gesellschaft einzugliedern. In all den Jahren hat es der früher pummelige und schusselige Junge soweit gebracht, dass er nun ein hochangesehenes Mitglied in der Gesellschaft geworden ist. So folgen wir diesem also gerade in die Große Halle, in der Harry unter tosendem Applaus empfangen wird. Wegen des Jubiläums ist alles festlich geschmückt, außerdem hatten sich die vier Häusertische in etliche kleinere verwandelt, welche nun überall in der Halle herumstanden. Dies war auch dringend nötig, wenn man sich die Menge an Leuten anschaut, welche sich hier versammelt haben. Zum einen sind da natürlich die ganzen Schüler, aber auch all Diejenigen, die bei der großen Schlacht um Hogwarts mitgekämpft hatten. Doch da es ein hochoffizieller Feiertag ist, trifft man auch den ein oder anderen Ministeriumsangestellten oder Fan von Harry, welcher einfach nur feiern und Spaß haben will. Schade nur, dass dies nicht allen gewährt bleibt. Wenn man reihum in die Gesichter der Zauberer schaut, die damals im Orden des Phönix waren, kann man eine große Müdigkeit sehen. Diese entsteht aus der Trauer über die vielen Opfer des Krieges, aber auch über die Erleichterung, dass nach nun 19 Jahren endlich Frieden in der Welt herrscht. Dies sind nicht nur Sätze, die man so vor sich hin sagt. Nein, dies sind Sätze, welche die Realität beherrschen. Man muss sich nur einmal umsehen: Überall erblickt das Auge ehemalige ‚Böse‘, welche nun Hand in Hand mit den ‚Guten‘ gehen. Das beste Beispiel ist hierbei das von Draco Malfoy. Der reiche Schönling hatte einiges von seinem Geld gespendet, um den Wiederaufbau von Hogwarts zu unterstützen. Auch ist er nun ebenso wie Neville Professor in Hogwarts; allerdings in dem Fach Verwandlung. Deshalb sieht man ihn auch öfters etwas mit Nevilles Familie unternehmen, da dieser und die jetzige Mrs. Malfoy seit Jahren beste Freunde sind. Kaum zu glauben, aber Draco Malfoy hatte tatsächlich Luna geheiratet. Wie dies geschehen konnte, weiß keiner so genau, aber vielleicht liegt es ja an ihren blondweißen Haaren, welche beide besitzen. Sie haben Zwillinge bekommen, welche fast so schlimm sind wie Fred und George in ihrer Jugend und sind Stammkunden bei uns. Das alles, was früher unmöglich geschienen hatte, ist nun tatsächlich wahr geworden. Die Welt befindet sich im stetigen Wandel und wird sich hoffentlich auch in den nächsten Jahren immer weiterentwickeln. La FIN!