Céline Greber, Gryffindor -

Epilog 19 JAHRE SPÄTER „Tuuuuuuuut“ Der Lärm am Bahnhof von Kings Cross war wie immer sehr geschäftig und laut. Vier Menschen ließen sich davon jedoch nicht stören und schlenderten gemütlich und mit großem Gepäck auf ein Gleis zu. „So, welches Gleis war es noch mal?“, fragte eine rothaarige Frau. Ein kleines Mädchen, offensichtlich ihre Tochter, piepste antwortend „Neundreiviertel. Mammi, kann ich nichtmitgehen?“ Die Familie war mitten zwischen den Gleisen neun und zehn zum Stehen gekommen. „Du bist noch zu klein, Lily und jetzt sei still! James, du gehst vor!“, befahl die Mutter energisch. James, das zweite Kind, nahm sein Gepäck und rannte auf die steinerne Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn zu. Vorübergehende Muggel schenkten der Familie kaum Beachtung, obwohl sie ziemlich auffällig waren, vor allem als ein Mann, augenscheinlich der Familienvater, in schallendes Gelächter ausbrach. Seine Frau sah ihn irritiert an. „Harry, was ist denn?“ Harrys Lachkrampf dauerte an, bis seine Frau sich wiederholte: „Harry James Potter! Würdest du die Güte haben mir zu erklären, was du so witzig findest?“ Harry nickte schwach und sagte, immer noch kichernd: „Ich habe nur gerade daran gedacht wie ich zum ersten Mal mit klopfendem Herzen hier stand. Ginny-Schatz, du hast genau wie Lily darum gebettelt nach Hogwarts zu dürfen!“ Ginny grinste und gab ihrem Mann einen Kuss. „Kommt, der Zug wartet nicht“, sagte sie nur und verschwand mit Lily hinter der Absperrung. „H- Harry?“, ertönte plötzlich eine schüchterne und seltsam vertraute Stimme hinter dem Jungen-der-lebt. Harry drehte sich um und staunte nicht schlecht. „Dudley?!“, fragte er ungläubig. Und tatsächlich. Hinter Harry Potter stand sein Cousin Dudley Dursley. Der Junge, der ihm seine Kindheit regelmäßig zur Hölle gemacht hatte und Zauberei verabscheute war zu einem großen und fülligen Mann geworden, dem man seine Verlegenheit an der Nasenspitze nur so ansehen konnte. Dudley nickte peinlich berührt. „Ähm, Harry, das hier ist meine Frau, Inge“, eine hübsche Brünette um die vierzig nickte Harry freundlich zu, „und mein Sohn Luke“, stellte Dudley seine zwei Begleiter vor. Ein elfjähriger Junge, der eher nach seiner Mutter als seinem Vater kam, trat mutig vor und reichte Harry seine Hand. „Ich freue mich Sie kennen zu lernen, Mr. Potter! Ich habe schon viel über Sie in meinen Schulbüchern gelesen!“ Da machte es endlich Klick in Harrys Kopf. „Moment, Dudley! Dein Sohn, DEIN Sohn ist ein Zauberer???“, fragte er völlig verblüfft. Dudley nickte leicht. Man konnte ihm ansehen, dass er sich wirklich unwohl in seiner Haut fühlte, doch seine Frau lächelte stolz. „Oh ja“, sagte sie, „als Luke eines Tages kopfüber durch unser Wohnzimmer schwebte, erzählte mein Mann mir alles von Ihnen und Ihrer Welt. Ich konnte es erst nicht glauben, war dann aber hellauf begeistert. Und was ich bis jetzt von der Zaubererwelt gesehen habe, ist unglaublich! Nur weiß ich nicht ganz, wie ich auf das Gleis kommen soll um meinen Jungen zu verabschieden! Ach und Dudley, wolltest du Harry nicht noch etwas sagen?!“ Dudley zuckte unter dem Redeschwall seiner Frau merklich zusammen, Harry lächelte leicht. Es war ziemlich eindeutig, wer in dieser Beziehung das Sagen hatte. Das offene Lächeln von Inge Dursley und Luke brachte das Eis zwischen ihm und Dudley etwas zum Schmelzen und so raffte er sich auf und hielt Mrs. Dursley seine Hand hin. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Dursley! Also, um auf Gleis Neundreiviertel zu kommen, müssen Sie einfach in Begleitung einer magischen Person durch die Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn gehen. Wenn Sie nervös sind, rennen Sie lieber ein bisschen!“, gab Harry ihr den gleichen Rat wie Mrs, Weasley ihm vor so vielen Jahren. Mrs. Dursley nickte ihm dankbar zu und griff nach der Hand ihres Sohnes. An ihren Mann gewandt meinte sie mit einem Kuss: „Dudley, du kommst dann gleich mit Harry nach, ja?“ Dieser nickte nur schwach und die beiden liefen los. Als Mutter und Sohn durch die Absperrung verschwunden waren, stotterte Dudley peinlich berührt los. „Also, Harry, ähm, ich- ich wollte, ähm, also, ich will mich entschuldigen! Ich weiß, ich war früher immer echt mies zu dir und ich wollte dir einfach sagen, dass ich es ehrlich bereue. Hör zu, ich weiß du kannst mir wahrscheinlich nicht so leicht verzeihen, aber ich will einfach, dass du weißt, dass es mir sehr Leid tut!“ Dudley sah ihn ernst an. Harry war ziemlich erstaunt, da er wirklich die Ehrlichkeit aus Dudleys Stimme heraushören konnte. Er nickte seinem Cousin anerkennend zu. „Ich nehme deine Entschuldigung an, Dudley. Nein, ich kann nicht einfach vergeben und vergessen, aber wir waren damals Kinder! Wollen wir einfach neu anfangen?“, fragte er. Und auch Harry meinte es komplett ernst. Dudley nickte erleichtert und Harry fragte neckend, fast freundschaftlich: „Bereit für einen weiteren Schritt in meine Welt?“ Erneut nickte sein Cousin und sie gingen gemeinsam auf die Absperrung zu. Dort wurden sie vom gewohnten Lärm der aufgeregten Eltern, nervösen Kindern und schreienden Eulen begrüßt. Harry winkte den Dursleys noch kurz zu und machte sich dann auf die Suche nach seiner eigenen Familie. „Harry!“ Mit einem Schrei wurde er in eine enge Umarmung gezogen. Er lachte leise, das war so typisch Hermine! Als diese ihn wieder losließ, sagte Harry schmunzelnd: „Hermine, wie schön dich zu sehen! Oder sollte ich lieber sagen: Frau Direktorin?“ Hermine winkte grinsend ab. Nach drei Jahren als Verwandlungslehrerin, war sie nun die jüngste Schulleiterin von Hogwarts aller Zeiten. „Lässt du mir meinen besten Freund auch noch mal, Mine?“, kam eine Stimme von der Seite. Harry drehte sich, dort stand Ron mit seinen und Hermines fünf Kindern. „Hey Ron“, begrüßte Harry seinen besten Freund und Schwager fröhlich. An die Kinder gewandt fragte er feixend: „Und, wer von euch wird dieses Jahr eingeschult?“ Die fünf grinsten, derweil trat die Drittälteste vor, Minerva. Während Minerva, ganz nach Hermines Art, begann einen Vortrag über den Hogwartsexpress zu halten, zog Ron an Harrys Ärmel und sagte: „Sieh mal da!“ Er zeigte auf einen hochgewachsenen blonden Mann der mit ebenso blonder Frau und Kindern selbstbewusst neben dem Gleis stand. Harry wollte gerade etwas erwidern, als sich die Frau von ihrer kleinen Familie löste und auf Harry und Familie Granger-Weasley zu schwebte. „Hallo Harry, Ron, Hermine, Ginny“, begrüßte sie die Gruppe verträumt. Ginny, die sich von Harry unbemerkt neben ihn gestellt hatte, fragte ungläubig: „Luna? Luna Lovegood?!“ Der blonde Mann näherte sich nun mit seinen beiden Kindern ebenfalls der Gruppe. „Luna Malfoy!“, meinte Draco Malfoy besitzergreifend, während er einen Arm um seine Ehefrau schlang und der Gruppe knapp zunickte. „Potter, Weasleys, Schulleiterin Granger!“, sagte er mit der gleichen Arroganz wie eh und je in seiner Stimme, nur die Abscheu darin war verblasst. „Malfoy!“, kam es ziemlich überrascht aus Harrys Mund. Er betrachtete seinen Schul-Erzfeind neugierig. Sein ganzes Erscheinungsbild zeugte von Geld und Arroganz, doch die Zeit in Askaban hatte seine Spuren hinterlassen- er sah reifer aus, wozu auch die langen Haare beitrugen, die ihm seinem Vater noch ähnlicher machten. Da ergriff Luna das Wort: „Leute, es tut mir wirklich, wirklich Leid, dass ich euch nichts von unserer Hochzeit erzählt habe, aber Dracos Prozess, die Zwillinge, die Firma und die Wiederherstellung vom Ruf der Malfoys haben einfach alle Zeit in Anspruch genommen. Und wir wohnen ziemlich weit weg, wisst ihr? In Australien, da kann man toll nach den Heliopathen suchen.“ Harry hörte neben sich auf einmal ein erleichtertes Schluchzen und plötzlich lagen sich Ginny, Hermine und Luna in den Armen. Harry sah schmunzelnd zu wie seine Frau und seine beste Freundin Luna eine gehörige Standpauke erteilten: „Luna, wie kannst du nur! Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Fünfzehn Jahre haben wir nichts mehr von dir gehört!“ „Und jetzt kommst du verheiratet und mit Zwillingen wieder. Wieso eigentlich Draco Malfoy?“, bestürmten die zwei Frauen ihre Freundin weiter. Luna musste grinsen. „Hach, was tut das gut wieder hier zu sein. Also, Draco ist wirklich sehr lieb und fürsorglich. Bitte, vertragt euch doch, ja? Und er ist ein toller Vater! Ach ja, ich glaube ein Nargel hat gerade meine Manieren verwuschelt. Das sind unsere Kinder, Pandora und Severus“, stellte sie fröhlich ihre Kinde vor. Natürlich waren auch die beiden blond. Harry zuckte etwas zusammen als er den Namen Severus hörte. Die Erinnerung an und von diesem Mann, die er im Denkarium gesehen hatte, waren ihm noch oft nach der Schlacht unangenehm in den Schlaf gefolgt. Er wünschte sich oft, dass er seinen ehemaligen Professor noch um Verzeihung bitten könnte, doch durch Snapes Tod blieb ihm nichts anderes übrig, als sicherzustellen, dass Professor Severus Snapes Heldentaten ausreichend gewürdigt wurden. Dankbar spürte Harry Ginnys Hand, die sich in seine schob. Sie war sein Halt in solchen Momenten, mit ihrer Hilfe konnte er sich zusammenreißen und entsann sich ebenfalls seiner Manieren. Nun fing die Vorstellungsrunde erst richtig an, bis der Zug ging hatten sie schließlich noch fünfzehn Minuten. Harry begann an die Kinder gewandt und auch zu Luna und Draco Malfoy sprechend, schließlich kannte diese seine Kinder noch nicht: „Also, ich bin Harry Potter, das ist meine Frau Ginny und unsere Kinder Lily und James.“ „Ich bin Ron Weasley“, nahm nun Ron den Faden auf, „und das ist meine Frau Hermine Granger, übrigens eure Schulleiterin in Hogwarts und unsere Kinder Collin, Susan, Minerva, Arthur und Jean Granger-Weasley.“ Als Severus und Pandora hörten, dass sie ihre Schulleiterin vor sich hatten, machte Pandora einen leichten Knicks und Severus deutete eine Verbeugung an. Das muss die Reinblut-Erziehung sein, dachte Harry bei sich. „Pfiiiiiiiiieeeet“, erschallte der zum Aufbruch mahnende Pfiff des Hogwartsexpress. Jetzt brach auf dem Bahnsteig natürlich das Chaos erst richtig los. Harry, Ron und Draco packten die Koffer ihrer Kinder in ein Abteil, auch Dudley gesellte sich schüchtern dazu. Ginny, Hermine, Luna und Mrs. Dursley gaben ihren Töchtern und Söhnen noch letzte Ratschläge und Ermahnungen mit auf den Weg, wobei Hermine ihre Kinder ja sowieso in Hogwarts widersehen würde. Und schlussendlich, nach vielen Umarmungen und Tränen seitens der jüngeren Geschwister, stiegen James, Luke, Collin, Susan, Minerva, Pandora und Severus alle in das gleiche Abteil. Mit einem letzten Pfiff setzte sich der Hogwartsexpress langsam in Bewegung. Überall lehnten sich die Kinder aus den Fenstern und winkten ihren Eltern und Geschwistern noch ein letztes Mal zu. Stolz hob Harry seine Hand und winkte James zufrieden und glücklich zu, denn sein Junge war ihm ziemlich ähnlich, auch die Augen hatte er von ihm. Dass einige Leute auf ihn zeigte und flüsterten, war Harry mittlerweile gewohnt. Es machte ihm nichts aus, denn er hatte endlich seine Ruhe vor allem Stress, Ärger und Angst. Auch seine Narbe schmerzte nicht mehr. Während Hermine neben ihm direkt nach Hogwarts apparierte, blickten Harry und Ginny noch lange Hand in Hand dem Zug nach. Das würde ein lustiges Jahr werden, dachte Harry bei sich. Ein Potter, drei Granger-Weasleys, ein Dursley und zwei Malfoys in einer Schule versprachen spannend zu werden. Doch es war zum Glück eine andere Spannung als die, die er selbst erlebt hatte. Seit neunzehn Jahren lebte die Zauberewelt nun in Frieden. Alles war gut.