Gwendoyn, Gryffindor - 3. Platz

19 Jahre später „Hey, Ron, na, alles klar bei dir?“, fragte Harry und setzte sich auf den leeren Platz in der Kantine des Zaubereiministeriums. „Ja, ja alles klar. Es ist nur“, er beugte sich etwas nach vorne um sicher zu gehen, dass nicht alle mit hören konnten, „meine Mutter, du verstehst?“ „Was ist denn jetzt wieder mit Molly“, lachte Harry. „Naja, langsam nervt halt ihr ewiges Gejammer: Ach Ron, was haben dein Vater und ich nur bei dir falsch gemacht? Such dir doch endlich mal ein nette Frau, heirate und bekomme Kinder. Wir verstehen sowieso nicht, warum du Hermine einfach so nach Japan auswandern lassen hast.“, imitierte er gekonnt seine Mutter. „Ja, das verstehe ich allerdings auch nicht“, erwiderte Harry zerknirscht. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als Hermine ihm und Ron mitteilte sie wolle das Angebot des japanischen Zaubereiministeriums annehmen um – wie auch schon in Großbritannien – die Rechte der Elfen, Kobolde und anderer magischer Wesen zu vertreten und durchzusetzen. Ron hatte sie nur ungläubig und mit offenem Mund angestarrt. Anschließend hatte er sich umgedreht und war davon gerannt. Tatsächlich hatte es zu der Zeit in der Beziehung der beiden schon gekriselt und Hermine war offenbar davon ausgegangen es hätte keine Zukunft mehr. Ron hingegen sah das anders und hatte sogar mit dem Gedanken gespielt ihr einen Heiratsantrag zu machen. Er hatte sich auch schon einen Ring ausgesucht. Angesichts dessen konnte Harry diese Reaktion sehr gut verstehen, während Hermine es als total übertrieben und kindisch abtat. Das letzte Mal als sie von ihr hörten war, ein paar Jahre später, als sie ihnen von ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Han Jon erzählte. Sie hätten sich im Zaubereiministerium kennengelernt, hieß es weiter in dem Brief, und Han sei so wie sie ein Vertreter der Elfen- und Koboldrechte. Harry und anstandshalber auch Ron gratulierten ihr und wünschten ihr alles Gute. Das war jetzt fünf Jahre her. Seit dieser Zeit hatte sich Ron nie wieder mit einer anderen Frau verabredet und lebte ein typisches Singleleben. „Lassen wir das besser“, entgegnete Ron und schob sich eine Gabel mit Kartoffelpüree in den Mund. „Wie du meinst.“ Harry zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem eigenen Mittagessen. „Wie läuft es denn eigentlich bei dir zu Hause?“, fragte Ron schließlich um das Thema zu wechseln. „Naja, die Sommerferien sind zu Ende und seit gestern sind die beiden Großen wieder in Hogwarts und Lily geht jetzt in die vierte Klasse der Muggel Grundschule“, grinste Harry. „Sie freut sich bestimmt schon wenn sie auch nach Hogwarts gehen darf, oder?“ „Ja klar, am liebsten wäre sie gestern schon gleich mitgefahren.“ „Kann ich mir gut vorstellen“, nickte Ron und musste bei der Vorstellung wie seine Nichte Harry angefleht hat, grinsen. „Ach so, Severus hat auch seit gestern eine eigene Wohnung“, fuhr Harry fort und nippte ein wenig an seinem Kürbissaft, den er immer zum Mittagessen trank. „Ja, echt? Das ist doch super!“ „Das ist es! Jetzt ist ein Zimmer frei und die Jungs haben künftig in den Ferien jeder sein eigenes Reich. Wir schätzen, dass wir bis zum Wochenende den gesamten Umzug hinter uns gebracht haben.“ „Also wenn ihr Hilfe braucht, ich helfe euch gerne“, bot sich Ron an während er sich über seinen Nachtisch, Schokoladenpudding mit Sahne, her machte. „Danke, Ron, deine Hilfe können wir sehr gut gebrauchen. Es hat sich doch einiges angesammelt in all den Jahren“, Harry schaute von seinem Essen auf und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Was ist los?“ fragte Ron, der den veränderten Gesichtsausdruck seines Freundes bemerkt hatte. „Ach“, er senkte seinen Blick und schaute Ron direkt an, „ich habe nur gerade daran gedacht wie groß Severus jetzt schon ist. Mir kommt es so vor als wäre es gestern gewesen als ich seiner Mutter Jane das Versprechen abgenommen habe mich um ihren Sohn zu kümmern, kurz bevor sie durch den Todesfluch eines Todessers im Endkampf starb.“ „Hm ja, das waren schon gefährliche Zeiten damals“, sagte Ron und schaute in Gedanken versunken in die Luft. „Ja, und es muss auch für Snape bestimmt sehr gefährlich gewesen sein eine Beziehung mit Jane Rowe, einem Mitglied des Ordens, einzugehen und gleichzeitig noch im Dienst des Dunklen Lords zu stehen“, überlegte Harry laut. „Und dann auch noch ein Kind mit ihr zu bekommen“, warf Ron ein. „Es ist zwar schon so lang her, aber ich frage mich immer noch wie Snape das ausgerechnet vor Voldemort geheim halten konnte“, fuhr Harry nachdenklich fort. „Scheint so, als ob er wirklich ein brillanter Okklumentiker war.“ „Hm, ja das war er auf jeden Fall“, erwiderte er etwas wehmütig. Erst durch Snapes Sohn, Severus Junior, hat Harry wirklich begriffen was für ein großartiger Zauberer sein ehemaliger Zaubertranklehrer war. Durch ihn war er gezwungen sich näher mit ihm zu beschäftigen, um seine zahlreichen Fragen zu beantworten, die er ab einem gewissen Alter stellte. Nachdem er, nach dem Tod seiner Eltern, in derselben Situation war und von den Dursleys kaum irgendwelche Fragen beantwortet bekam, wollte er es bei Severus viel besser machen und er hoffte inständig er hatte dies auch geschafft. „Hallo, Onkel Harry! Hallo, Onkel Ron!“ Unbemerkt hatte sich ein hochgewachsener junger Mann dem Tisch der beiden genähert und blieb mit einem breiten Lächeln neben Harry stehen. „Oh, hallo, da bist du ja“, begrüßte Harry ihn und bedachte ihn ebenfalls mit einem Lächeln, „ hast du dich schon ein wenig umgesehen in unserer Aurorenabteilung?“ „Ja, es ist einfach super!“, sagte er und nickte dabei so heftig mit dem Kopf, dass seine schwarzen Haare ihm ins Gesicht hingen. „Schön, schön“, Harry stand von seinem Platz auf und räumte die Reste seines Mittagsessens weg, „entschuldige Ron, wir müssen dann mal wieder weiter arbeiten. Sehen wir uns nach Feierabend noch?“ „Klar, wie immer noch im Tropfenden Kessel auf ein Butterbier“, antwortete er und streckte seinen rechten Daumen in die Höhe, „ich wünsche euch noch einen schönen Arbeitstag“ „Alles klar! Danke, Ron.“ „Komm, Severus, es gibt in den nächsten Wochen noch viel zu lernen, wenn du ein richtiger Auror werden willst“, sagte Harry zu dem jungen Mann und legte väterlich den Arm um seine Schulten. „Ich freue mich schon darauf ein Auror zu werden, wie meine Mutter“, erwiderte Severus und schaute Harry mit seinen blauen Augen an. „Weißt du was, Severus?“, er verstärkte etwas den Griff um seine Schulter und drehte sich mit ihm in Richtung des Kantinenausgangs. „Nein, was denn?“ „Du siehst aus wie dein Vater. Nur deine Augen hast du…“ „…habe ich von meiner Mutter“, beendete Severus den Satz. „Genau!“ Harry drehte sich nochmal kurz zu Ron, zwinkerte ihm zu, und verließ dann mit seinem Ziehsohn die Kantine.