Somnia, Slytherin - 1. Platz

Alle Jahre wieder Das Lachen der Kinder hallte durch das ganze Haus, ein verlockender Duft von frischem Lebkuchen hing in der Luft und in der Ecke des Raumes leuchtete in voller Pracht der bunt dekorierte Weihnachtsbaum. Wie jedes Jahr hatten sich Harry und seine Familie am ersten Weihnachtsfeiertag im Fuchsbau eingefunden, um im engsten Freundes- und Familienkreis bei Kaffee und Kuchen beisammen zu sitzen. So recht konnte er sich nicht mehr erinnern, wann diese Tradition ihren Anfang gefunden hatte, doch er hatte sich bei den Weasleys stets wohl gefühlt. Und umso glücklicher machte es ihn, dass er mittlerweile seit mehreren Jahren offiziell zu dieser Familie gehörte. Zufrieden lächelnd blickte er zu Ginny, die nur ein Stück weiter auf dem großen Sofa saß und sich ausgelassen mit George und Ron über die neusten Geschehnisse unterhielt. Er war froh, diese Frau seine Ehefrau nennen zu dürfen, mit der er sogar eine wundervolle Tochter namens Lily hatte. In Gedanken vertieft merkte er kaum, dass sich jemand neben ihn setzte und erst der Klang einer vertrauten Stimme holte ihn in die Realität zurück: "Du wirkst so vertieft." Er sah zur Seite und erblickte Hermines warme Augen. "Ich genieße nur den Moment", antwortete er freundlich lächelnd und fügte hinzu: "Wo ist denn dein Göttergatte abgeblieben?" Harry konnte den Bulgaren, der normalerweise nicht von Hermines Seite wich, nirgends im Raum entdecken, doch sie antwortete beiläufig, dass Bill und Viktor wohl noch etwas im Garten zu erledigen hatten. Und auch wenn es wahrscheinlich nur ein Vorwand war, um Ron nicht so häufig über den Weg zu laufen, beließ Harry es bei der Aussage. Manchmal tat ihm Ron etwas Leid, da er neben Percy der einzige kinderlose und unverheiratete Weasley war. Schon verrückt genug, wie sich die Dinge seit der Schlacht um Hogwarts entwickelt haben, hatten Ron und Hermine anfangs doch so glücklich gewirkt. Doch es schien einfach nicht ihr Schicksal zu sein. Vor allem, da auch Hermine und Viktor mittlerweile geheiratet haben und einen rebellischen kleinen Sohn hatten, der in diesem Moment mit Georges, Bills und seinem eigenen Nachwuchs durch das Haus tollte. Das Lachen der Kinder war ständig zu hören, auch wenn es oft zwischen den verschiedenen Räumen hin und her wechselte. Nur in der Küche war das kichern konstant, das allerdings nicht von den Kindern kam, sondern von Mrs. Weasley, Fleur und Amy, Georges Ehefrau, die nun mit ihm den Scherzartikelladen führte. Trotz der Unmengen an Plätzchen, die bereits auf Tellern und in Schalen im ganzen Wohnzimmer verteilt waren, hatten die Frauen darauf bestanden, noch einige Sorten Weihnachtsgebäck zu backen. Doch angesichts der großen Familie und der vielen anwesenden Besucher dürfte dies nach wie vor kein Problem darstellen. Plötzlich betrat Mr. Weasley den Raum, der endlich von seinem Noteinsatz im Ministerium zurück war, doch anstatt wie gewohnt Geschichten von der Arbeit zu erzählen verkündete er freudestrahlend: "Schaut mal, wen ich mitgebracht habe!" Und schon im nächsten Moment vernahm man ein freundliches "Frohe Weihnachten." von dem jungen Mann, der hinter Mr. Weasley den Raum betrat. Seine auffällig blauen Haare leuchteten unter einer rot-weißen Weihnachtsmütze hervor und sein strahlendes Gesicht mit rehbraunen Augen war mit Sommersprossen übersät. Seine Statur wirkte etwas dünn und schlacksig, aber nicht mager, und in seinen Händen hielt er ein Tablett, auf welchem er etwas zu transportieren schien. Offensichtlich hatte mittlerweile auch Mrs. Weasley ihren Kopf zur Küchentür rausgestreckt, denn sie lief nun mit ausgestreckten Armen auf den Mann zu: "Teddy, mein Junge, es ist so schön, dich zu sehen." Sie umarmte den Jungen und dieser schien sichtlich bemüht, das Tablett nicht fallen zu lassen, worauf er lediglich kommentierte: "Großmutter hat euch Kuchen gebacken. Ich soll euch schön grüßen." Und mit diesen Worten stellte er die Platte mit dem Kuchen endlich auf einem nahe gelegenen Tisch ab und lief schließlich die Runde ab, um alle zu begrüßen. Die Frauen wurden mit Küsschen auf die Wange oder einer Umarmung begrüßt, während die Männer einen Handschlag oder ebenfalls eine Umarmung bekamen. Schließlich kam Teddy wieder auf Harry zurück und dieser rückte instinktiv näher zu Ginny, sodass der Junge zwischen ihm und Hermine auf dem Sofa Platz nehmen konnte. "Und was machen deine Tiere, Ted?" suchte Harry gleich das Gespräch mit dem Metamorphmagus, den er stolz sein Patenkind nennen durfte. Dieser zuckte nur mit den Schultern und konterte: "Sind soweit alle gesund und munter." Schließlich lag wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. Der junge Zauberer hatte nach seinem erfolgreichen Schulabschluss im magischen Zoo von Edinburg eine Ausbildung zum Pfleger für magische Geschöpfe begonnen. Schon in der Schule hatte er besondere Talent im Umgang mit magischen Wesen bewiesen und seine sanftes, freundliche Art sorgte dafür, dass es wahrscheinlich kein Lebewesen auf dieser Welt gab, das nicht mit Teddy klar kam. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über die verschiedensten Themen und auch Hermine klinkte sich hin und wieder ins Gespräch ein. Zwischendurch kamen auch Bill und Viktor wieder nach Hause und brachten genügend Holzscheite mit, um den Kamin den restlichen Tag zu beheizen. Außer Charlie und seiner Familie, die ihr Weihnachten dieses Jahr in Rumänien bei der Familie von Charlies Frau verbrachten und Percy, der ähnlich wie sein Vater noch für einen Einsatz ins Zaubereiministerium geeilt war, schien die gesamte Familie einigermaßen vollzählig. Dabei war Harry wirklich froh, dass er und Ron als Auroren an diesem Tag nicht ebenfalls ins Ministerium zitiert wurden. Gerade als Mrs. Weasley, Fleur und Amy, eine wunderschöne Frau mit grünen Augen und schwarzen Locken, mit den frischen Plätzchen aus der Küche kamen, erklang plötzlich ein leises Klopfen am Fenster hinter Harry. Einige drehten sich zum Fenster, wo nun auf der Fensterbank ein edler Falke saß, der einen Brief um seinen Fuß geknotet hatte. Und Harry hatte schon eine starke Vermutung, von wem dieser Brief kommen konnte, da nicht viele Zauberer ihre Post mit Falken versandten. "Harry, Schatz, holst du bitte die Post rein?" konnte man Mrs. Weasley hören, die immer noch mit dem arrangieren der Plätzchen beschäftigt war. Harry nickte kurz, öffnete das Fenster und machte sich vorsichtig daran, die Pergamentrolle von den Krallen des Vogels zu entfernen. Ein kalter Wind zog ins Fenster und sobald der Brief entknotet war, machte sich der Vogel sofort wieder auf die Rückreise, sodass Harry das Fenster schnell wieder schließen konnte. Ron rief knapp: "Lies vor!" und schon in der nächsten Sekunde entfaltete Harry das Pergament und überflog es kurz ehe er laut vorlas: "Liebe Weasleys, Potters, Mrs. Granger und andere Anwesende, wir wünschen euch eine schöne Weihnachtszeit und ein fröhliches Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten. Mit freundlichen Grüßen, Draco, Astoria und Hektor Malfoy" Auch wenn in einigen Gesichtern immer noch leichte Skepsis zu erkennen war, umspielte ein Lächeln Harrys Lippen. Natürlich waren Malfoy und er in der Schule alles andere als Freunde gewesen, doch die Schlacht um Hogwarts schien auch in Draco etwas bewegt zu haben. Er hatte die rassistischen Ansichten seines Vaters abgelegt, sich von ihm abgewandt und sogar das Gespräch mit Harry, Ron und Hermine gesucht um sich aufrichtig für die ein oder andere Situation zu entschuldigen. Zwar waren sie immer noch keine besten Freunde, aber sie schafften es mittlerweile, sich gegenseitig mit Respekt und Höflichkeit zu behandeln. Doch am meisten beeinflusste dieser Sinneswandel Hermine, die von seinen damaligen Anfeindungen am tiefsten getroffen wurde, nun aber mit ihm zusammenarbeitete. Sie arbeiteten beide als Heiler im St. Mungo Hospital, wo sie zeitweise auf die selbe Station eingeteilt wurden. Laut Hermines Aussagen hatten sie einen guten Umgangston und manchmal kam Draco sogar direkt auf sie zu, um sie um fachlichen Rat zu bitten. Als erstes ergriff Mr. Weasley das Wort und bemerkte: "Wenigstens Lucius´ Junior nimmt Vernunft an." Der Rest nickte nur zustimmend oder reagierte gar nicht weiter darauf. Eine Weile hielt das nachdenkliche Schweigen doch dann platzte eine quietschigen Mädchenstimme heraus: "ES SCHNEIT!" Es war Emily, Georges und Amys jüngste Tochter, die diese Wetteränderung bemerkt hatte. Sofort sahen alle zum Fenster und die Kinder drückten sich sogar die Nasen an den Scheiben platt, doch Emily hatte Recht. Es rieselte dicke weiße Flocken vom Himmel – der erste Schnee in diesem Winter. Es war ein schöner Anblick, vor allem so pünktlich zur ersten Weihnachtsfeiertag. Und sofort bettelten alle Kinder ihre Eltern an, ob sie denn nicht zum spielen rausgehen dürften, was natürlich kein Elternteil verweigerte. Auch Lily lief sofort zu Teddy und bettelte ihn an: "Bitte, bitte, kommst du mit raus, Schneeballschlacht machen?" wobei sie ihn auch gleich an der Hand packte und versuchte, ihn leicht mit sich zu ziehen. Der Blauhaarige lachte auf und mit um Erlaubnis bittenden Blick sah er zu Harry. Auch Harry lächelte wieder und nickte knapp, ehe Ted auch schon aufsprang und mit Lily und den anderen Kindern sich drauf und dran machte, in den frisch gefallenen Schnee zu stürzen. Es freute Harry, seine Tochter und sein Patenkind so zusammen zu sehen. Ted war schon immer wie ein älterer Bruder für Lily gewesen und auch wenn er immer noch bei seiner Großmutter Andromeda lebte, hatte Harry manchmal das Gefühl, als hätte er noch einen Sohn. Sein Blick schweifte nochmal kurz durch den Raum. Nicht nur einen Sohn, er hatte auch eine riesige Familie dazugewonnen und mit einem beiläufigen Gedanken an die Zeit vor seinem elften Geburtstag konnte Harry wahrlich ohne zu Lügen behaupten, dass er wirklich glücklich war. Alles war gut.