blablaa, Ravenclaw zu Milerna Lovegood - -
  Der Anfang vom Ende, das Ende vom Anfang, aber doch alles neu „Wegen statischen Mängeln auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wir bitten um Verzeihung.“. Amélie kannte dieses Schild schon auswendig, sodass sie es gar nicht mehr richtig las. Sie konzentrierte sich auf den kleinen Taschenspiegel in ihrer Hand, in dem sich noch ein paar Gestalten hin und her bewegten. Nun war die Luft rein. Sie warf noch einen kurzen Kontrollblick über die Schulter, doch da war kein Muggel mehr auf der Straße. Mit hastigen Schritten ging sie auf dem Kiesweg um das Haus herum zum Hintereingang. Natürlich war sie wieder einmal zu spät dran. Aber zum Glück war heute kein normaler Schultag. Die Abschlussklasse hatte ihren letzten Schultag und somit die Erlaubnis, ohne Einschränkungen Blödsinn zu veranstalten. Und wirklich, als sie durch den Hintereingang in den Innenhof trat, standen da sowieso alle Schüler beisammen, weil sie nicht durchkamen. Auf der Treppe zum Schulzimmer standen lauter kleine Plastikbecher, bis oben mit Wasser gefüllt. Oben hing an der Wand, über dem „Lake Michigan School of Wizardry“ -Schild, ein farbenfrohes Transparent: „Willkommen im Regenwald“. Cooles Thema dachte sich Amélie, jedenfalls besser als letztes Jahr, als es hieß „Savannen-Pannen“ und für den ganzen Tag die Klimaanlagen aus und die Heizungen ein geschaltet wurden. Oben an der Treppe stand die ganze Abschlussklasse, einschließlich ihrer Schwester Tanja und deren Freund Frodo. Dieser hatte seinen Zauberstab in der Hand, tippte sich damit an den Hals, flüsterte „Sonorus“ und verkündete nun mit lauter Stimme: „Hier ist Wasser auf der Treppe!“ „Wissen wir schon längst, du Zwerg“, verkündete ein Erstklässler voreilig. Das hätte er wohl nicht tun sollen, denn schon hagelte es magische Wasserballons auf ihn. Zum Glück waren die magisch, dachte sich Amélie, somit verfehlen sie nie ihr Ziel und ich bleibe verschont. Frodo hatte sich wieder gefasst und sprach weiter: „Auf Anordnung der Lehrer müsst ihr natürlich rechtzeitig zum Unterricht kommen … Ähhh… Dafür ist es jetzt eh schon seit 15 Minuten zu spät.“ Die Abschlussklasse brach in ein fieses Gelächter aus, und auch die älteren Schüler waren sehr amüsiert. Doch ein paar Erstklässlerinnen brachen in Tränen aus. Dadurch wurde das Gelächter natürlich nicht verringert. Plötzlich ging hinter ihnen die Tür auf. Es war Rektor Tumpkin, der natürlich mal wieder zu spät war. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Was ist denn hier… Ach so ja, die Abschlussklasse! Trudi? Truuudiii? Warum hast du mich denn nicht vorgewarnt?“ Die Sekretärin kam aus dem Büro, „Hab ich, Professor, gerade gestern erst!“ „Ach, ach so … Ja, stimmt. Doch warum geht ihr denn nicht zur Schule?“ Mit besorgter Miene beobachtete er die weinenden Erstklässlerinnen. Die Schüler machten ihm den Weg frei zur Treppe. Als er das Desaster sah, schmunzelte er ganz heimlich, doch man merkte ihm an, dass er das Lachen unterdrücken musste. Der Ordnung zuliebe fror er mit „Glacius“ das Wasser in allen Becherchen ein, sodass sie schnell wegtransportiert wurden und alle Schüler ins Schulzimmer gehen konnten. Doch an Unterricht war wohl kaum zu denken. Unten im Innenhof saß die Abschlussklasse auf herbeigezauberten Sofas und Wurzeln der Urwaldbäume und hörten in voller Lautstärke Dschungelmusik. Amélie hatte gerade Zaubertränke bei Professor Graf, und es war schrecklich wie eh und je. Anstatt ihnen neue Dinge beizubringen, zeigte er ihnen dieselben Zauber-Punkt-Präsentationen, die er Jahr für Jahr seinen Klassen vorspielte. Und natürlich entrüstete er sich bei jedem kleinen Kichern, dass jemand von sich gab, weil das ja so extrem viel Zeit verbrauche und man diese Zeit besser in den Unterricht investieren würde und blablabla. Amelié war kurz vor dem Einschlafen. Nach ewig langen 45 Minuten klingelte endlich der Gong. In der kurzen Pause rannten alle zum Innenhof, um zu gucken, was die Großen so trieben. Doch die saßen nur da und sprachen miteinander. Die Schüler verloren langsam das Interesse und gingen in die Schulzimmer zu ihren nächsten Lektionen. Professor Konrad, der Lehrer für magische Geschöpfe, war schon um einiges toleranter als die meisten anderen Lehrer. Kurzerhand gab er der Klasse einfach frei, wenn sie die Abschlussklasse über die Tiere im Regenwald befragen gingen. Amélie fand diese Idee super. Sie hatte bei denen sowieso mehr Freunde als bei ihrer eigenen Stufe. Nachdem alle Schüler diese Aufgabe erledigt hatten, gingen die meisten raus etwas machen oder in die Küche, um was Essbares zu suchen. Amélie blieb bei ihren Freunden. Sie fühlte sich langsam mulmig bei dem Gedanken, dass sie all diese Menschen ab morgen nicht mehr tagtäglich würde sehen können. „Hey Kleine, warum denn so traurig?“, Tanja riss sie aus ihren Gedanken, „es ist ja nur noch ein Jahr, dann bist auch du fertig!“ „Ja schon, aber müssen du und Frodo denn unbedingt ein Auslandsjahr machen? Könnt ihr nicht noch bleiben?“ Amélie guckte bettelnd zu ihrer Schwester Tanja und Frodo hinauf. Er nahm sie in die Arme und grinste: „Ach Ami, wir können doch nicht einfach ein Jahr hier sein und nichts tun. Und auch wenn wir weg sind, wir haben ja zwei Eulen mit uns und wir werden dir immer schreiben, versprochen! Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt um Trübsal zu blasen! Heute ist Feiertag!“ Frodo schaffte es immer wieder, Leute in gute Stimmung zu versetzen. Amélie raffte sich auf, und machte sich daran von allen Abschlussschülern eine Unterschrift und eine Widmung in die Endjahreszeitung zu bekommen. Danach wurden noch unzählige Fotos geschossen. Nach dem Mittag war es wieder ziemlich ruhig im Schulhaus. Die Großen hatten Zeit, sich auf die Feier nach Schulschluss vorzubereiten, auf der sie ihre Diplome bekamen. Amélie war sich zwar ziemlich sicher, dass sowohl Tanja als auch Frodo die Prüfungen bestanden hatten. Trotzdem wurde sie immer nervöser und der Nachmittag war kaum auszuhalten. Nach der letzten Lektion sah der Innenhof total verwandelt aus. Das Chaos war verschwunden und stattdessen stand da eine große Bühne. Auf den Stühlen saßen schon ein paar wenige Eltern und Professoren. Die meisten Schüler suchten sich einen Weg zum Ausgang, doch Amélie nahm Platz in der vordersten Reihe und packte ihre Fotokamera aus. Nach nur einer Viertelstunde waren die meisten Plätze besetzt. Die Lichter verdunkelten sich und Rektor Tumpkin trat auf die Bühne. Mit übertrieben netten Worten begrüßte er alle Anwesenden und eröffnete die Feier. Doch seine Worte rauschten nur so an Amélies Ohren vorbei. Dann kam endlich die Abschlussklasse auf die Bühne. Alle Frauen waren in endlos lange Kleider gehüllt und die Männer steckten in feinen Hemden und Anzügen. Tanjas Kleid war elfenbeinfarben, das Hemd von Frodo blütenweiß und sein Anzug dunkelblau. Rektor Tumpkin begann mit der Verlesung der Resultate. Wie erwartet schnitten Tanja und Frodo sehr gut ab, trotzdem fiel Amélie ein riesiger Stein vom Herzen, der sich im Laufe des Nachmittags da angesetzt hatte. Ausnahmslos alle der 19 Schüler hatten bestanden. Nun übergab Tumpkin das Wort an Frodo als Präsident des Schülerrates. Mit viel Witz und Elan ließ Frodo die letzten sieben Schuljahre revué passieren und zählte alle Highlights auf. Danach kam nach alter Tradition der Teil, wo die Professoren sich anhören mussten, was sie schon alles für lustige Dinge unfreiwillig gesagt haben. Frodo kam zum Schluss seiner Rede. Er wünschte all seinen Kollegen und Kolleginnen viel Glück für die Zukunft und ein erfolgreiches Leben. Die Zuschauer wollten schon anfangen zu klatschen, doch Frodo unterbrach sie: „Wartet bitte noch einen Moment. Ich muss noch einer ganz wichtigen Person etwas sagen. Sie hat mich seit meiner Anfangszeit hier begleitet und war immer an meiner Seite. Tanja, ich liebe dich!“ Ein paar Jungs gaben Pfiffe von sich, die Mädchen fielen in einen „Süüüüüß“-Rausch und alle fingen an zu klatschen. „Wartet, wartet, ich bin noch nicht fertig!“, unterbrach Frodo sie ein zweites Mal, „weil ich dich, Tanja, so liebe, wollte ich dich fragen: Willst du mich heiraten?“ Frodo ging auf die Knie, alle hielten den Atem an. Tanja lief auf Frodo zu, nickte, zog ihn wieder auf die Füße, nickte noch heftiger und sagte „Ja, ich will“. Doch diese Worte gingen in der allgemeinen Entzückung und den Jubelschreien ganz unter. Amélie stand mit Tränen in den Augen da.