Kinoliebhaberin, Hufflepuff zu nela - -
  Die Sonne stand schon hoch am Himmel als Jakob von Geräuschen geweckt wurde. Schon bevor er die Augen aufschlug, wusste er, was es für ein Tag war und was die Geräusche erzeugte. Er machte langsam die Augen auf und sah seine ganze Familie um das Bett versammelt stehen. Fleißig schmetterten sie „Happy Birthday“ für ihn, im Fall seiner Schwester laut und falsch, sein Vater mit polternder Stimme und seine Mutter kaum zu hören. Glücklich über so viel Liebe von seiner Familie begann er, zu lächeln. Da sah er auch die große Geburtstagtorte im Raum schweben; sie war mit Zuckerguss überzogen, den er über alles liebte und mit 25 Kerzen versehen. Auch wenn er eigentlich zu erwachsen für das ganze Theater seiner Familie war, freute er sich dennoch und schlüpfte aus dem Bett. Der Reihe nach umarmte er erst seine Mutter, dann seinen Vater und zuletzt seine Schwester, nachdem sie ihr Ständchen beendet hatten. Jakob holte tief Luft und blies dann mit einem Mal Luft holen alle Kerzen aus. Beim Applaus seiner Familie verbeugte er sich lässig und musste grinsen. Bevor es jedoch allzu rührselig wurde, stellte seine Mutter den Kuchen auf seinen Schreibtisch und seine Familie verließ sein Zimmer. Jakob wand sich zum Fenster und blickte in den strahlend blauen Himmel; er dankte Gott für dieses wunderbare Wetter und diesen wunderschönen Tag. Nur er wusste, dass nicht nur sein Geburtstag heute gefeiert werden sollte. Er hatte noch andere Pläne für den Tag. Pläne, die er schon länger hegte und von denen er hoffte, dass sie heute wahr werden würden. Doch zunächst zog er sich seine Lieblings-Bermudashorts mit den bunten Blumen und ein weißes T-Shirt an. Dann ging er kurz ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Duschen würde er ausgiebig am späten Nachmittag, bevor seine große Geburtstagsparty steigen sollte. Als er langsam die Treppe nach unten ging, blickte er aus dem Fenster auf den Anbau. Dieser war extra für die heutige Feierlichkeit gehext worden und zeigte einen prachtvollen Speisesaal. Wie dieser genau aussah, wusste er allerdings nicht, da alles, was mit seinem Geburtstag zu tun hatte eine große Überraschung sein sollte. Er erinnerte sich an seine eigene kleine Überraschung und musste schmunzeln. Unten traf er auf Missy, ihre Hauselfe. Obwohl er und seine Schwester in wohlhabenden Verhältnissen auf die Welt gekommen waren und ihnen nie an etwas gefehlt hatte, wusste er dennoch, dass dies etwas Besonderes war, und nahm es nicht als selbstverständlich an. Daher war ihm auch bewusst, dass es nicht in jedem Haushalt Hauselfen gab, die einem die Arbeit abnahmen. Für ihn war Missy eher etwas wie eine kleine Schwester und ein lieber Freund, sodass er auch ihr einen guten Morgen wünschte. Missy verbeugte sich tief vor ihm und gratulierte ihm mit ihrer piepsigen Stimme und viel Trara zum Geburtstag. Jakob winkte ab und nahm Missy kurz in den Arm um sich zu bedanken. Mit dicken Tränen in den Augen machte sich Missy wieder an ihre Arbeit. Er wusste, dass sie die gute und freundliche Behandlung immer noch nicht gewöhnt war und ihr Glück auch nicht fassen konnte, obwohl sie schon fast 20 Jahre für seine Familie arbeitete. Kopfschüttelnd machte Jakob sich auf den Weg in den Garten. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es schon fast 11 Uhr war und seine Freundin Julia bald eintreffen würde. Er freute sich sehr, sie zu sehen, da sie die letzten vier Tage in Norwich bei ihren Eltern im Südosten von England verbracht hatte. Auch wenn heute sein Geburtstag war, entschied er sich, dass ein Blumenstrauß für sie angemessen wäre. Daher machte er sich, nachdem er seinen Eltern kurz Bescheid gegeben hatte, frohen Mutes auf den Weg in die nahegelegene Stadt. Da ihm noch einige Zeit blieb und er keine Lust zum Apparieren hatte, ging er zu Fuß durch die Felder und Wiesen. Als er einen Blick zurück auf ihr Haus warf, war es von den anderen Häusern der Nachbarschaft nicht mehr zu unterscheiden. Durch einen Zauber hatte es das gleiche - wie er fand langweilige - Aussehen, wie die Muggelhäuser nebenan. Doch trotzdem liebte er sein Zuhause, das seine Schwester und er seit ihrer Kindheit liebevoll „Morphi“ nannten. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es einmal wäre, sein eigenes Heim zu haben. Doch schon bald war es soweit; er plante eine Zukunft mit Julia und diese würde sicher auch ein eigenes Zuhause miteinschließen. Auch wenn ihn dieser Gedanke ein wenig wehmütig stimmte, freute er sich dennoch auf die Zukunft. Er blickte immer nach vorn und sah stets das Positive. Fröhlich pfeifend erreichte er nach nur wenigen Minuten Weymouth. Jakob kaufte in einem kleinen Blumenladen einen wunderschönen Strauß mit 20 roten Rosen. Da er auf dem Hinweg doch mehr getrödelt hatte, als gedacht, apparierte er nach dem Blumenkauf direkt nach Hause. Seine Mutter und sein Vater waren immer noch bei den Vorbereitungen für seinen Geburtstag. Jakob stellte die Rosen ins Wasser, und nachdem seine Eltern seine Hilfe entschieden abgelehnt hatten, ging er nach draußen in den Garten. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass Julia in wenigen Minuten kommen würde. Er setzte sich ins hohe Gras und beobachtete die vorbeiziehenden Wolken. Mit einem Lächeln auf den Lippen erinnerte er sich an das Spiel, das er früher immer mit seiner Schwester, ihrer besten Freundin Linda und seinem besten Freund Pascal gespielt hatte. Sie hatten sich immer auf den Rücken so wie er jetzt gelegt und die Wolkenformationen beobachtet. Jeder hatte etwas anderes in den Wolken gesehen und sie wollten sich immer wieder darin übertreffen. Doch diese Zeit lag schon lange zurück und er war inzwischen erwachsen. Wehmütig erinnerte er sich an die sorglose Zeit früher und wie viel einfacher das Leben als Kind gewesen war. Ehe er zu sehr in seinen Erinnerungen versank, stand er auf und klopfte sich die Grashalme von der Hose. Grade als er überlegte, ob er noch einmal ins Haus gehen sollte, erschien mit einem leisen Plopp Julia am Gartenzaun. Sie trug einen großen Koffer und lächelte, als sie ihn sah. Jakob ging, nein er rannte fast auf seine Freundin zu und wirbelte sie durch die Luft. Sie ließ ihren Koffer fallen und drückte ihn ebenfalls lachend an sich. „Wir haben uns doch nur vier Tage nicht gesehen. So sehr kannst du mich nun auch nicht vermisst haben.“ „Du weißt gar nicht wie sehr“ und dann küsste Jakob seine Freundin erst einmal. Die Welt um ihn versank wie jedes Mal, wenn er Julia küsste und er dachte daran wie glücklich er war mit einem so tollen Menschen zusammen zu sein. Nach einigen Augenblicken ließen sie voneinander ab. Jakob nahm den Koffer in die eine und die Hand seiner Freundin in die andere Hand. Lachend gingen sie Händchen haltend auf „Morphi“ zu und Julia erzählte Jakob von den Tagen bei seinen Eltern. Sie sprach grade davon, dass ihr Vater wieder einmal eine seiner Neuzüchtungen im Garten ausprobierte hatte, die natürlich wie immer schief gegangen war, als sie auf seine Eltern trafen. Jakob beobachtete freudig und auch mit gewissem Stolz, wie seine Eltern abwechselnd Julia fest umarmten. Er war glücklich darüber, dass seine Familie seine Freundin so vorbehaltlos akzeptierte und mochte. Sie war schon zu einem fünften Familienmitglied geworden, wenn sie ihn besuchte. „Und wie geht es deinen Eltern?“, fragte grade seine Mutter Julia. „Ganz gut soweit. Pa hat natürlich wieder versucht irgendwelche Pflanzen miteinander zu kreuzen und Ma war wie immer stinksauer auf ihn.“ Lachend fuhr sich Julia durch ihre langen braunen Haare. „Aber ihr kennt sie ja. Lange konnte sie ihm nicht böse sein. Auch wenn er mal wieder fast unseren Garten in die Luft gejagt hätte. Pa hat es irgendwie geschafft, mit einem Zauberspruch unsere Kürbisse zum Explodieren zu bringen.“ Jakobs Eltern stimmten in das Lachen ein. „Typisch Hartmut. Arme Iris, die muss auch immer was mitmachen. Aber deine Mutter hat das doch bestimmte wieder hinbekommen. Die Kürbisse sehen jetzt wieder so wie vorher aus?!“, fragte Konny, Jakobs Mutter, Julia. „Natürlich. Ma ist ja bei so was einsame Spitze.“ „Ich wird dann mal Julias Koffer nach oben bringen, damit sie noch auspacken und sich umziehen kann, ehe das Chaos hier ausbricht.“ „Natürlich, Schatz. In etwa zehn Minuten wird das Mittagessen fertig sein“, freundlich lächelte seine Mutter ihn an. Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete sich seine Mutter von Julia. „Ich freu mich, dass du wieder da bist.“ „Ich mich natürlich auch. Schön wieder hier zu sein.“ Gemächlich stiegen Jakob und Julia die Treppe zu seinem Zimmer im ersten Stock hinauf. Julia packte nur eben schnell ihr Waschzeug aus und schlüpfte aus ihrem Sweatshirt, da es auch jetzt am Mittag schon sehr warm war. Dann gingen sie wieder die Treppe hinunter in die Küche. Jakobs Mutter stand am Herd und bereitete mit einer Mischung aus Zauberei und mit gewöhnlichen Handgriffen das Mittagessen zu. Jakob konnte Hähnchenbrust und Salat auf dem Tisch sehen, außerdem stieg ihm der Geruch von Kroketten in die Nase. „Sollen wir dir helfen?“, fragte er seine Mutter. „Nein das geht schon. Ihr könnt schon mal nach draußen gehen. Bei dem guten Wetter hat Missy den Tisch auf der Terrasse gedeckt. Nehmt am besten schon mal die Teller und Gläser mit nach draußen.“ Jakob griff sich die sechs Teller und das Besteck aus der Schublade, Julia nahm sich ebenfalls sechs Gläser aus dem Schrank über der Spüle. Für ihn wie auch für sie war es völlig normal, dass Missy, auch wenn sie eine Hauselfe war, wie ein vollwertiges Familienmitglied betrachtet wurde. Als solches aß sie selbstverständlich mit ihnen zusammen und hatte auch sonst in ihrem Leben einen großen Stellenwert. Als die beiden nach draußen gingen, dachte Jakob daran, wie glücklich er war. Er hatte eine wunderbare Freundin, mit der er erst seit vier Jahren glücklich zusammen war. Er würde in Kürze sein Studium beenden und eine Stelle als Heiler im St. Mungo beginnen. Außerdem hatte er eine Familie, die immer hinter ihm stand, ganz egal was auch passieren würde. Es fehlte nur noch eins, um sein Glück perfekt zu machen … Draußen saßen schon Jakobs Schwester Melissa und sein Vater Charlie am Tisch und unterhielten sich. Wie auch schon in den letzten Tagen ging es um Melissas neuen Freund Kevin. Die beiden waren seit etwa zwei Monaten ein Paar und nach Melissas glücklicher Miene zu schließen sehr glücklich. Grade sprachen Charlie und Melissa davon, ob Melissa die Ferien bei ihm verbringen würde oder er sie besuchen würde. Jakob freute sich sehr für seine 20-jährige Schwester. Es tat gut, sie nach der Trennung von Paul wieder so glücklich und unbeschwert zu sehen. Julia hatte schon Platz genommen und beteiligte sich ebenfalls an dem Gespräch seiner Familie. Sie hatte Kevin ebenso wie er vor Kurzem kennengelernt. Genau wie Jakob fand sie ihn sehr nett und freute sich für seine Schwester. Da sie als Einzelkind aufgewachsen war, war Melissa auch für sie so etwas wie eine kleine Schwester und er wusste, dass sie sie ebenfalls liebte. In dem Moment traten seine Mutter und Missy voll beladen mit Schüssel hinaus in den Garten. Ehe Jakob oder sein Vater aufspringen und ihnen helfen konnten, hatten sie auch schon vorsichtig die Schüsseln auf den Tisch gestellt. Fröhlich plaudernd nahm sich jeder etwas aus den Schüsseln und sie begannen zu essen. Nach einigen Minuten während der nur das Klirren des Bestecks und das Summen der Bienen zu hören war, brachte Konny das Thema wieder auf die Geburtstagsfeier am Abend zu sprechen:„Also soweit müsste für heute Abend eigentlich alles fertig sein. Die Tische sind gedeckt, Musik steht auch bereit, das Essen und die Getränke werden später geliefert. Es bleibt im Moment nichts mehr zu tun. Es wäre jedoch schön, wenn du deinem Vater nachher kurz mit den Getränken helfen könntest“, wandte sie sich an Jakob, „es ist doch einiges zu tragen, und wenn du es mit Zauberei löst, geht es wesentlich schneller.“ Sie lächelte ihren Mann liebevoll an. „Nicht dass du nicht stark wärst und es alleine könntest.“ „Keine Sorge, ich versteh das schon und bin froh, wenn mir Jakob eben hilft. Zauberei ist schon echt was Tolles. Schade, dass ich so gar keine magischen Fähigkeiten habe.“ Charlie schüttelte mit einem Lächeln auf den Lippen bedauernd den Kopf. Jakobs Eltern hatten sich bei einer Hochzeit von Freunden kennengelernt. Jakob wusste, dass seine Mutter mehrere Jahre gewartet hatte, ehe sie ihm von ihren magischen Fähigkeiten erzählt hatte. Es war ein offenes Familiengeheimnis (auch wenn sein Vater noch nie mit ihnen darüber gesprochen hatte), dass sein Vater, als Konny ihm die unglaubliche Tatsache eröffnete, erst einmal verschwand. Doch er erholte sich schnell wieder von seinem Schock und bat sie dann direkt seine Frau zu werden. Jakob war sehr glücklich, dass sein Vater problemlos mit der Tatsache umgehen konnte eine Hexe zur Frau zu haben. Zwar wussten nicht einmal seine Eltern etwas davon, aber sie führen seit mehr als 28 Jahren ein glückliches Ehe- und Familienleben. Sein Vater hatte ihm an seinem 18. Geburtstag erzählt, dass Konny die Frau seines Lebens sei und die Tatsache, ob sie eine Hexe sei oder nicht völlig irrelevant und unwichtig für ihn war. Sie war seine große Liebe und er hatte ihm geraten, wenn er einst ebenfalls so einer tollen Frau begegnen sollte, sollte er dies erkennen und diese Frau um ihre Hand bitten. Jakob musste unwillkürlich lächeln, als er sich an die Worte seines Vaters erinnert. Damals hatte er sie noch nicht verstanden, da er noch jung war und etwas erleben wollte. Doch heute sah die Welt schon ganz anders aus. Das Mittagessen wurde in Ruhe beendet und Missy räumte, nachdem sie alle Proteste und Hilfsangebote niedergerungen hatte, den Tisch ab. Julia und Jakob gingen Händchen haltend durch den Garten zu ihrem Lieblingsplatz. Unter einer großen Weide versteckt im Garten stand ein großes Trampolin, noch aus Kindertagen. Wann immer sie Zeit hatten, gingen sie dorthin und legten sich darauf. Sie sprachen über die Ereignisse der letzten Tage und betrachteten die Natur um sie herum. Nach einiger Zeit dösten beide ein. Als sie aufwachten, war es schon später Nachmittag und es wurde Zeit, sich für die Party fertig zu machen. Die Getränke waren außerdem grade geliefert worden. Während Julia nach oben ging, um zu duschen, half Jakob eben seinem Vater, indem er die Getränke hinter die Bar zauberte. Einige Flaschen Bier, Cola und andere nichtalkoholische Getränke verstauten sie per Hand im Kühlschrank. Dabei unterhielten sie sich. Jakob hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Charlie, der mehr Freund als Vater für ihn war. Daher vertraute er ihm auch ein Geheimnis an. „Du hast sicher mitbekommen, wie glücklich ich mit Julia bin und wie sehr ich sie liebe?!“ „Das ist mir nicht entgangen. Ihr seid ein wirklich tolles Paar und ich bin froh dich so glücklich zu sehen.“ „Danke, das bedeutet mir viel. Ich bin so froh, dass ihr Julia so mögt und sie, wie selbstverständlich in die Familie aufgenommen habt.“ „Das ist selbstverständlich, mein Sohn. Und wir mögen Julia wirklich sehr. Sie ist wie eine zweite Tochter für uns. Ich bin froh, dass du sie gefunden hast.“ Charlie boxte seinem Sohn freundschaftlich auf die Schulter. „Das bin ich auch. Ich habe es mir lange überlegt und ich bin mir sicher, dass ich sie über alles liebe. Sie ist die Frau meines Lebens und ich will mit ihr alt werden. Daher will ich sie nachher fragen, ob sie mich heiraten will. Was hältst du davon?“ Gespannt blickte Jakob seinen Vater an. Dessen Meinung war ihm sehr wichtig und er hoffte auf die Zustimmung seines Vaters. „Junge, ich kann gar nicht sagen, wie froh mich das macht.“ Er schloss ihn in die Arme und klopfte ihm auf den Rücken. „Ich bin mir sicher, dass sie die Richtige ist und du die richtige Entscheidung triffst.“ „Danke, das bedeutet mir wirklich viel.“ „Na dann lass uns mal ins Haus zurückgehen und uns fertigmachen. Immer soll hier nachher eine Party steigen. Und in unseren Bermudashorts sehen wir dafür nicht so passend aus.“ Grinsend gingen die beiden Männer zum Haus zurück, um sich für die Party fertigzumachen. Jakob betrachtete grade nach einer kurzen Dusche seine Auswahl an Hemden im Kleiderschrank, als seine Freundin ins Zimmer trat. Sie hielt zwei Kleider in der Hand. „Welches soll ich nehmen, Bobby?“, sprach sie ihn mit seinem Spitznamen an. Er betrachtete die beiden Kleider, die sie hielt. Das eine war ein schlichtes, kurzes, schwarzes Kleid, das er schon von der Hochzeit seiner Cousine Bea an ihr kannte. Das andere war scheinbar neu, denn er hatte es noch nicht gesehen. „Ist das blaue Kleid neu?“ „Ja, ich habe es mir vorgestern mit J.J. in Norwich gekauft. Gefällt es dir?“ „Auf jeden Fall. Ich würde mich freuen, wenn du es heute zur Feier des Tages trägst.“ Jakob lächelte Julia verliebt an. „Okay, dann werde ich das machen.“ Sie gab ihm einen kurzen Kuss ehe sie wieder aus dem Zimmer verschwand, um ins Kleid zu schlüpfen und sich im Bad zurecht zu machen. Aus Erfahrung wusste Jakob, dass dies einige Zeit in Anspruch nahm und sie dabei nicht gestört werden wollte. Daher wandte er sich wieder seinem Kleiderschrank und entschied sich nach kurzem Zögern für ein schwarz-blau gestreiftes Hemd und seine Lieblings-Jeans. Da er wusste, dass Julia noch einige Zeit im Bad brauchen würde, ging er schon einmal nach unten. Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass in wenigen Minuten die ersten Gäste eintreffen würden. Er freute sich schon sehr, seine Freunde und Familie wieder zu sehen. Durch sein Studium war er in der letzten Zeit sehr beschäftigt gewesen und hatte vor allem seinen besten Freund Pascal und dessen Freundin Christina, genannt Bebe, lange nicht gesehen. Als er den Speisesaal, in dem seine Geburtstagsfeier stattfinden sollte, betrat, sah er schon seine Eltern und Melissa rumwuseln. Aus der Musikanlage konnte er sein derzeitiges Lieblingslied „Down in the Past“ von Mando Diao hören. Auf einem Tisch in der Ecke sah er außerdem einige kleinere Geschenke liegen. Grade als er sich auf den Weg dorthin machen wollte, um diese auszupacken, wurde er von seiner Mutter gestoppt. „Halt. Die werden erst nachher ausgepackt, wenn alle da sind. Wir wollen ja nicht die Überraschung verderben und die anderen sollen ja auch was davon haben.“ „Du gönnst mir auch keinen Spaß.“ Jakob drehte sich im Kreis. „Ist noch irgendwas zu machen, bevor gleich die Meute hier einfällt?“ „Nein, alles ist fertig. Die Gäste können kommen.“ Wie auf Kommando klingelte es an der Tür. Jakob ging öffnen und stand Pascal und Bebe gegenüber. Da sein Freund ein Pünktlichkeitsfanatiker war, wusste Jakob, dass dieser als Erster kommen würde. Nachdem er seinen Freund umarmt und Bebe auf die Wangen geküsst hatte, betraten sie zusammen den Speisesaal. Da Pascal ein Freund aus Kindertagen war, kannten seine Eltern ihn fast ebenso lange wie ihn selbst. Er beobachtete die freundschaftliche Begrüßung, als es erneut an der Tür klingelte. Nach und nach betraten seine Cousine Bea mit ihrem Mann Oliver, sein Cousin Ferdy, seine Tante Sybille sowie sein Onkel Frank den Raum. Er konnte alle nur kurz begrüßen, als es wieder an der Tür klingelte. Nach und nach erschienen alle seine Gäste, sodass um neun Uhr der Speisesaal voll war. Einige holten sich etwas zu essen vom Buffet, andere standen mit Getränken an Stehtischen und unterhielten sich. Julia war in der Zwischenzeit auch erschienen. Jakob konnte sie schon von Weitem sehen, das Kleid war eine gute Entscheidung gewesen. Es lag eng an ihrem Körper und betonte ihre weiblichen Formen. Die Haare hatte sie sich locker hochgesteckt, sodass ihr noch einige Strähnen in die Stirn fielen. Sie unterhielt sich grade mit Pascal, Bebe, seiner Schwester und seiner Cousine Bea. Jakob war stolz auf seine hübsche Freundin. Er trat von hinten an die Gruppe heran und umarmte seine Freundin von hinten. „Hallo ihr alle. Wie hatten noch gar nicht die Gelegenheit, mehr als ein Hallo auszutauschen. Wie geht es denn so?“ Er blickte in die Runde. „Da du grade davon sprichst …“, seine Cousine blickte alle in der Gruppe an, „ich habe eine kleine Neuigkeit zu verkünden.“ Sie lächelte glücklich. „Ich kann es mir schon fast denken.“ Melissa musste schmunzeln. „Aber ich bin ja mal gespannt was du uns jetzt zu sagen hast.“ Bea musste lachen. „Du liegst wahrscheinlich richtig. Ich bin schwanger.“ „Wirklich? Oh das ist ja super. Ich freu mich wirklich für dich.“ Jakob umarmte seine Cousine freudestrahlend. Melissa, Pascal, Bebe und Julia folgte. Auch sie freuten sich für Beas Glück. „Wir sind auch wirklich glücklich darüber.“ „Und wann soll das Baby kommen?“ fragte Melissa. „Pünktlich zu Weihnachten. Wir haben also noch ein wenig Zeit, um unser Haus babysicher zu machen.“ Bea und Oliver hatten sich vor Kurzem ein kleines Cottage in der Nähe von Weymouth gekauft und umständlich restauriert. Sie hatten sogar zwei Kinderzimmer geschaffen. Dass ihr Kinderwunsch jedoch so schnell in Erfüllung gehen würde, war beiden nicht klar gewesen, aber sie freuten sich sehr. In dem Moment klatschte seine Mutter in die Hände. „Alle mal herhören.“ Die Menge verstummte und wandte sich Konny zu. „Mein Sohn wird heute ein Vierteljahrhundert alt und das muss gefeiert werden. Daher möchte ich euch bitten, mit mir auf die Gesundheit und das Glück von Jakob anzustoßen.“ Sie blickte ihn an und lächelte. Jakob erwiderte das Lächeln. „Jakob, ich bin so stolz und froh, dich als Sohn zu haben. Happy Birthday zum Geburtstag.“ Reihum fielen die anderen Gäste in die Glückwünsche ein und stießen auf seinen 25. Geburtstag an. „Und nun darfst du endlich deine Geschenke öffnen.“ Der Geschenkeberg war in den letzten Stunden beachtlich gewachsen. Jakob durchquerte den Speisesaal und machte sich daran, das erste Geschenk zu öffnen. Eine Karte verriet ihm, dass es von seiner Tante, seinem Onkel und seinem Cousin war. Unter dem blauen Geschenkpapier erschien eine CD von seiner Lieblingsband, den Beatsteks, Hang Over 2 als DVD und ein Gutschein für IKEA. „Danke, Fredy, Tante Sybille und Onkel Frank.“ Jakob lächelte seine Verwandten an. „Das ist wirklich ein tolles Geschenk. Ich freue mich sehr darüber. Vor allem, da ich ja nun meine Wohnung in London einrichten muss.“ Dass er hoffte, diese Wohnung bald mit Julia teilen zu können, ließ er lieber unerwähnt. Nach und nach packte er alle Geschenke aus und bewunderte sie gebührend. Von seinen Eltern bekam er ebenfalls einen Gutschein von IKEA und einige DVDs. Seine Schwester schenkte ihm einen Anrufbeantworter. Von Pascal und Bebe bekam er ein Buch geschenkt. Ehe er den Titel lesen konnte, trat Julia an ihn heran. In der Hand hielt sie ein kleines Päckchen mit silbernem und goldenem Geschenkpapier. „Happy Birthday, mein Schatz. Alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, dass alle deine Wünsche in Erfüllung gehen.“ Dann küsste sie ihn innig. „Danke. Das hoffe ich auch.“ Was er sich gewünscht hatte, wusste sie zwar noch nicht, aber sie würde es schon bald erfahren. Gespannt packte Jakob das Geschenk seiner Freundin aus. Er hielt ein buntes Blatt Papier in den Händen, das sie wahrscheinlich durch einen kleinen Zaubertrick in verschiedenen Farben zum Leuchte gebracht hatte. Er studierte es genauer und erkannte, was es war. Freudig und völlig überwältigt schloss er Julia in seine Arme und wirbelte sie im Kreis herum. „Aus deiner Begeisterung schließe ich, dass dir dein Geschenk scheinbar gefällt. Dann habe ich ja die richtige Wahl getroffen.“ Sie lächelte ihn glücklich an, als er sie wieder auf dem Boden absetzte. „Ob es mir gefällt? Gefallen ist gar kein Ausdruck. Damit wird ein Traum war. Danke, mein Schatz.“ Er gab ihr noch einen Kuss. „Was ist es denn überhaupt?“ fragte Pascal aus der Menge. „Das absolut überhaupt beste Geschenk“, verkündete Jakob grinsend. „Ja und was ist es jetzt??“, Pascal wurde etwas ungeduldig. Geduld war noch nie seine große Stärke gewesen. „Eine Woche Urlaub in Phönix mit Besuch des Grand Canyons. Und jetzt halte dich fest. Dort werde ich einen Fallschirmsprung machen.“ Jakob konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Das war das beste Geschenk, das Julia ihm hätte machen können. „Wow. Klasse Kumpel. Das haste dir auf jeden Fall verdient.“ „Danke, Pascal. Und danke auch noch mal, Jule.“ Damit drehte er sich wieder zu seiner Freundin. Leise flüsterte er ihr zu: „Ich würde gerne gleich noch mal in Ruhe mit dir reden.“ Zunächst schrak Julia zusammen. „Hoffentlich nichts Schlimmes. Du klingst so ernst.“ „Nein, nein, absolut nichts Schlimmes. Lass uns doch kurz nach draußen gehen. Hier drinnen versteht man ja sein eigenes Wort nicht.“ Jakob nahm seine Freundin an die Hand und sie schlängelten sich durch die Gäste nach draußen. Schweigend gingen sie durch den Garten zum Trampolin. Neben dem Trampolin ließen sie sich ins Gras sinken. Die Grillen zirpen laut und sie konnten das Lachen und Lärm der Geburtstagfeier hören. Jakob wusste nicht recht, wie er anfangen sollte und schwieg daher zunächst. Nach einer kurzen Weile wurde Julia nervös und fragte: „Also, was wolltest du mir jetzt sagen? Ich bin schon ganz neugierig.“ Gespannt blickte sie ihn an. „Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich anfangen soll.“ Jakob druckste herum. „Am besten von vorne. Das ist immer am sinnvollsten.“ „Also gut. Wir sind jetzt vier Jahre zusammen und durch dick und dünn gegangen. Es gab Höhen und Tiefen, und es war nicht immer leicht mit dir …“ Unwillkürlich musste Jakob ein wenig grinsen. „Leicht mit mir? Na hör mal, als ob du so einfach wärst. Deine Unordnung ist manchmal echt nicht zum Aushalten.“ Julia knuffte ihren Freund liebevoll in die Seite. „War ja auch nur ein kleiner Scherz. So schlimm bist du ja gar nicht …“ Ehe Julia darauf antworten konnte, legte Jakob ihr leicht den Finger auf die Lippen. „Lass mich bitte ausreden. Du bist der wundervollste, liebste und fürsorglichste Mensch, den ich kenne. Ich liebe deine Ehrlichkeit, und dass du immer so normal bist, keine Zicke eben.“ „Naja manchmal kann ich schon ganz schön zickig sein“, warf Julia ein. „Na gut das stimmt irgendwie schon. Trotzdem bist du ein ganz besonderer Mensch. Ich liebe dich über alles. Du bist die Richtige und die Frau meines Lebens. Ich will mit dir den Rest meines Lebens verbringen. Daher möchte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst?!“ Jakob hatte den Ring aus der Tasche gezaubert, den er vor wenigen Tagen in Weymouth gekauft hatte. Julia war zunächst sprachlos und blickte ihn aus großen Augen an. Die Sekunden verstrichen und Jakob wurde immer nervöser und zappliger. „Sag doch bitte was …“ Da fing Julia langsam an, selig zu lächeln. Plötzlich fiel sie ihm um den Hals und gab ihm einen dicken Kuss. „Ist das ein ja?“ „Ja, das ist es. Ich bin so glücklich und froh. Ich hätte nie damit gerechnet, dass du mir heute einen Heiratsantrag machen würdest. Ich bin völlig überrascht.“ Julia lächelte selig und auch Jakob konnte endlich aufatmen. Er war doch aufgeregter gewesen, als er gedacht hatte. „Hoffentlich positiv?!“ „Auf jeden Fall. Das ist der glücklichste Moment in meinem Leben. Ich liebe dich auch über alles. Du bist der Mann, mit dem ich Kinder kriegen und alt werden will.“ „Mit dem Kinderkriegen haben wir ja noch ein wenig Zeit. Aber ich will auf jeden Fall welche.“ „Da bin ich aber froh. Und wann sagen wir es den anderen?“ Julia zeigte zum Speisesaal. „Lass uns erst noch eine Weile hier sitzen bleiben. Es ist so schön hier und so schnell wird uns auch keiner vermissen. Die haben da drinnen ja auch ohne uns ihren Spaß.“ „Da hast du recht.“ Glücklich ließ sich Julia in Jakobs Arme sinken. Gemeinsam blickten sie zum Sternenhimmel. Besser kann das Leben gar nicht sein, dachte sich Jakob, ich bin wunschlos glücklich. Und so neigte sich ein aufregender und ereignisreicher Tag dem Ende entgegen, während Jakob und Julia die Sterne betrachteten und seine Familie drinnen ausgelassen seinen Geburtstag feierten.