Sahne, Slytherin zu daedalus diggel - 5. Platz
  Erinnerungen sind kostbar Die Sonne schien draußen, doch hier im Raum kümmerte ich mich nicht darum. Man sah nur meine Hand zielsicher in das Regal greifen. Kurz war der silbrige Streifen der Erinnerung zu sehen, als er auch schon im Denkarium schwamm. Mein Gesicht tauchte ein … Schon stand ich mitten in einem völlig anderen Raum. Merkwürdigerweise schien im Raum außer mir niemand zu sein. Dies war unmöglich und so begann ich mich umzuschauen. Um mich herum gab es Unmengen von Büchern in deckenhohen Regalen. Einige Bücher lagen geöffnet quer im Raum verstreut. Ich versuchte einen Blick auf deren Inhalte zu erhaschen, doch es gelang mir nicht. Solange ich aber die andere Person noch nicht entdeckt hatte, traute ich mich nicht, mich zu bewegen. Auf dem einzigen Schreibtisch stand ein Zauberschachspiel. Ich musste lächeln. Noch jemand, der sich gerne von der Arbeit mit Zauberschach entspannte. Hier würde ich mich wohl fühlen. Plötzlich ertönte ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem leicht wütend klingenden Gemurmel und dann sah ich ihn. Er krabbelte gerade unter dem Schreibtisch hervor, in der Hand hielt er einen kleinen Gegenstand. Was es war konnte ich von meiner Position aus nicht erkennen. Ich bewegte mich langsam auf die andere Person zu, in der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden. Noch während ich das dachte hielt ich inne und musste den Kopf über mich schütteln, denn Nicolas Flamel, so hieß die andere Person, konnte mich doch gar nicht sehen, denn ich befand mich ja mitten in einer seiner wichtigsten Erinnerungen. Dank der Freundschaft von Flamel zu Prof. Dumbledore gab es diese einzigartige Erinnerung und mir wurde gerade die große Ehre zuteil, dass ich sie ansehen durfte. Aufgeregt ging ich nun weiter auf Flamel zu und erkannte nun, dass er ein Stück Pergament in der Hand hielt. Dies war ihm offensichtlich unter den Schreibtisch gefallen. Beim Aufstehen rieb er sich mit der anderen Hand seinen Kopf, dabei schimpfte er weiter leise vor sich hin. Während er das Pergament glättete, setzte er sich an seinen Schreibtisch und las ganz vertieft in den Zeilen des Pergaments. Er hatte aufgehört zu schimpfen. Stattdessen hörte man nun immer wieder einzelne Worte, die er in höchster Konzentration bei der Arbeit von sich gab. Ab und an nahm Flamel seine Schreibfeder und notierte sich scheinbar sehr wichtige Aspekte seiner Arbeit. Er schien auf dem richtigen Weg zu sein. Nichts störte die Stille, bis plötzlich die Tür aufging und eine Frau im besten Alter reinkam. Sie hatte ihre Haare zu einem stilvollen Dutt gebunden und ihre Kleidung war, genau wie bei Nicolas, schlicht und praktisch gehalten. Sie trug ein Tablett mit einem großen Stück Kuchen und einem Tee zu Flamel. Demonstrativ stellte sie es auf den Schreibtisch. Flamel schreckte hoch und erst jetzt schien er die Frau zu bemerken. „Perenelle, ich arbeite, das siehst du doch.“, beschwerte er sich und deutete dabei auf die Unterlagen unter dem Tablett. Perenelle schüttelte den Kopf und meinte mit sanfter Stimme: „Liebling, nur wer sich stärkt kann auch forschen.“ Sie hielt ihm den lecker aussehenden Kuchen vor die Nase. Mein Magen knurrte wie auf Kommando, doch Nicolas ignorierte das Essen gekonnt und erzählte stattdessen mit aufgeregter Stimme: „Ich hab es fast, die Hinweise verdichten sich, da kann ich doch nicht einfach eine Pause machen und essen, ich bin kurz vor dem Ziel.“ Er nahm seinen Zauberstab und nach einem gekonnten Schlenker stand das Tablett mit all seinen Sachen auf einer kleinen Anrichte am anderen Ende des Zimmers. Seufzend und mit resigniert hängenden Schultern verließ seine Frau das Zimmer. Nun herrschte wieder Stille, die nur ab und an durch das Kratzen der Feder auf Pergament unterbrochen wurde. Der Raum um mich löste sich kurz auf, um dann sofort wieder zu erscheinen. Immer noch saß Nicolas Flamel an seinem Schreibtisch. Viele Pergamentblätter lagen mittlerweile vor ihm. Draußen war es dunkel geworden. Ein kurzer Blick in die andere Zimmerecke zeigte mir, dass er den Kuchen nach wie vor nicht angerührt hatte. „So könnte es gehen – ja – das müsste es sein.“ Flamel sortierte die Blätter, nahm sie in seine linke Hand, stand auf, räumte mit einem Zauberstabschlenker den Schreibtisch leer und mit einem weiteren Schlenker war der Schreibtisch nun in einen Labortisch verwandelt. Er lief nun einige Male im Raum hin und her, um sich die verschiedensten Zutaten zu holen. Zumindest sah es so für mich aus. Er wog mir unbekannte Dinge ab und schnitt andere klein, fast so als wolle er einen komplizierten Zaubertrank brauen. Abermals veränderte sich der Raum um mich in Sekundenschnelle. Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, denn Flamel war immer noch am Labortisch beschäftigt. Doch mir war klar, dass die entscheidenden Momente von niemand gesehen werden sollten. Niemand sollte in der Lage sein, auch nicht Jahrhunderte später, es ihm nachzutun, deshalb gab es diese Unterbrechungen in seiner Erinnerung. Ich zitterte leicht, denn mir wurde bewusst, dass ich gleich einem der größten, wenn nicht sogar dem größten Moment in der Geschichte der Alchemie beiwohnen durfte. Lange konnte es nicht mehr dauern. Nicolas Flamel hatte ein leicht gerötetes Gesicht, seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, während er hochkonzentriert arbeitete. Plötzlich ertönte ein „Ha!“ und ich zuckte zusammen, dann gab es einen lauten Knall und weil der Raum ansatzlos voller Rauch war, konnte ich nicht mehr erkennen was sich am Labortisch in diesem Moment ereignete. Noch während ich versuchte das alles zu realisieren, bemerkte ich einen frischen Luftzug und Perenelle kam ins Zimmer gerannt. „Nicolas? Ist alles in Ordnung mit dir? Wolltest du das Haus in die Luft jagen? So sag doch was!“. So unvermittelt wie der Rauch erschienen war, verschwand er auch wieder. Perenelle und ich hielten gleichzeitig den Atem an. Freudestrahlend und siegessicher stand Nicolas Flamel vor uns, in seiner rechten Hand lag ein blutroter Stein. „Ja! Ich habs geschafft! Perenelle, ich habe den Stein der Weisen erschaffen!“ Ehrfürchtig schritt seine Frau auf ihn zu. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem Stein aus und berührte ihn kurz mit ihren Fingern. „Und nun? Nicolas und nun?“, fragend schaute sie ihren Mann an. Er lächelte: „Heute feiern wir! Morgen ist auch noch ein Tag, um sich unnötige Sorgen zu machen.“ „Unnötig?“ Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. Mit dem Stein in der Hand umarmte ihr Mann sie und meinte: „Eine Vorsorge treffen wir noch gleich. Keine Angst mein Liebling, uns finden ab heute nur noch Menschen, bei denen wir das zulassen. Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass ich keine Vorkehrungen für diesen Tag getroffen habe?“ Er verstaute fast achtlos den Stein in seiner Jackentasche, nahm seine Frau bei der Hand und verließ mit ihr den Raum und dann auch das Haus. Ich musste mich beeilen, um mit ihnen Schritt zu halten. Draußen war es dunkel und nur eine schmale Mondsichel beleuchtete den langen Weg vom Waldrand zur Lichtung, auf der das Haus stand. Mit einer weit ausholenden Bewegung fragte er Perenelle: „In welchem Baum möchtest du wohnen? Wo soll unser Haus stehen?“ Perenelle Flamel sah ratlos aus. Ihr Mann kicherte übermütig wie ein kleiner Junge und zeigte zielstrebig, wie er nun einmal war, auf einen schönen Baum in der Ferne. Sie nickte nur kurz. Sofort zog er sie ins Haus zurück, nahm seinen Zauberstab, zeigte aufs Haus, murmelte einen komplizierten Zauberspruch, schwenkte dann zum besagten Baum und wiederholte seine Worte. Ein gelber Strahl erschien und kurzzeitig war ich völlig geblendet. Als ich wieder sehen konnte, stand ich alleine auf der Lichtung. Auch vom Haus war nichts mehr zu sehen. Nichts deutete darauf hin, dass hier mal ein Haus gestanden hatte. Die Umgebung verschwamm erneut, nur um sich dann als Wohnstube um mich herum zu materialisieren. Vor mir saß das Ehepaar Flamel. Jeder hatte ein Weinglas mit einem edlen Tropfen in der Hand. Perenelle lauschte fasziniert und voller Stolz ihrem Mann. Hier endet die Erinnerung an einen der bedeutendsten Tage in der Forscherklause der Flamels.