sonnenschein9 aus Gryffindor - Stewarts aufregende Reise in die Türkei
Das Bild wurde gezeichnet von Anjalina  „Seid ihr fertig?“, fragte eine freundliche, aber besorgte Frauenstimme. „Ich ja“, meldete sich ein Junge prompt. „Aber Jordan hat noch nicht einmal angefangen. Dabei wollten wir doch in fünf Minuten los, oder?“ „Ja! Jordan, warum bist du nicht fertig?“, Mrs O`Mally schaute ihren Sohn beinahe vernichtend an. „Du kannst das eben viel besser“, rechtfertigte sich Jordan. „Bist du dir da ganz sicher?“, Jordan nickte mit dem Kopf und seine Mutter setzte ihren Du-wirst-schon-sehen-was-du-davon-hast-Blick auf und hob ihren Zauberstab. Augenblicklich wanderte die benötigten Sachen wie T-Shirts, Hosen, Badesachen Handtücher, aber auch zwei drei-Zoll-lange Pergamente, Feder, Tinte und die dazu gehörigen Bücher in die Koffer. „Aber ...“, Jordan wollte protestieren. „Stewart hat auch keine Hausaufgaben mit!“ „Stewart hat seinen Koffer auch alleine gepackt! Du hast doch gesagt, ich kann das besser. Also werden auch Hausaufgaben mitgenommen und bearbeitet!“ Stewart hatte Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen, Jordan dagegen sich die Tränen. Gegen seine Mutter hatte er keine Chance. Als alle Sachen im Koffer verstaut waren, schnappte dieser geräuschvoll zu und Mrs O`Mally wies ihm den Weg ins Wohnzimmer. „Ich liebe Zauberei“, meinte Stewart Ackerly erstaunt. Ein Jahr Hogwarts lag nun hinter dem anfangs schüchternen Muggelgeborenen. Er war der erste Zauberer seiner Familie – Geschwister hatte er keine – und stolz über seine neue Identität. Im Zug zur neuen Schule lernte er den quirligen Jordan O`Mally kennen, in dessen Familie einige Hexen und Zauberer waren. Schnell freundeten sie sich an und heckten den einen oder anderen Spaß im Gemeinschaftsraum aus. Die ersten zwei Ferienwochen durfte er bei seinem Freund verbringen. Heute wollten er mit der Familie seines Freundes und einer Freundin der Schwester eigentlich für eine Woche in den Urlaub... „In zwei Minuten erwarte ich euch vor dem Kamin“, forderte Mrs O`Mally die beiden nochmals auf. „Vor dem Kamin?“, Stewart war überrascht. „Ist das ein Ritual bei euch?“ Jordan schmunzelte. „Nein, wir reisen mit Flohpulver von Kamin zu Kamin. Das geht schnell und ist einfach.“ „Flohpulver? Von Kamin zu Kamin?“ Davon hatte Stewart noch nichts gehört. „Komm mit. Ich zeig es dir!“ Schnell rannten die beiden die Treppe hinunter und blieben vor dem Kamin im Wohnzimmer stehen. Jordan zeigte seinem Freund eine Schale mit eigentümlich schimmerndem Pulver. „Du nimmst davon eine handvoll“, erklärte er, „steigst dann in den Kamin, sagst deinen Zielort und schmeißt das Pulver in die Flammen.“ „Flammen?“ Stewart bekam ein mulmiges Gefühl. Er hatte an eine Bahnfahrt und einen Flug gedacht, aber nicht an eine Reise von Kamin zu Kamin. Wie unheimlich. „Die tun dir nichts. Die befördern dich zum nächsten Kamin.“ „Und ... Wenn ...“, stotterte Stewart ängstlich, „... der geschlossen ist?“ „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, sagte Jordan nun auch mit Blässe im Gesicht. „Worüber?“, fragte Mrs O`Mally, die gerade mit einem Schwung Koffern das Wohnzimmer betrat. „Ich habe Stew gerade erklärt, was Flohpulver ist und wie das Reisen damit funktioniert und dann fragte er, was passiert, wenn der Kamin geschlossen ist.“ „Das ist bisher noch nicht vorgekommen. Wichtig ist eigentlich nur, dass du von Zauberhaushalt zu Zauberhaushalt reist und nicht aus Versehen zu einem Muggel. Das Zaubereiministerium hat nämlich ein Netzwerk geschaffen, in dem jeder Kamin offen ist für Flohpulverreisen und Ferngespräche darüber. Du brauchst dir also keine Sorgen machen.“ Mrs O`Mally strich ihm über den Kopf und versuchte ihn zu beruhigen. Dann kamen auch schon Mr O`Mally, Susan O`Mally und deren Freundin Maggie Parker. Die beiden Frauen genossen den letzten Urlaub gemeinsam, da danach der Berufsalltag für beide begann, immerhin haben sie ihre UTZ-Prüfungen gut abgeschlossen. „So Susan“, sagte Mrs O`Mally und gab den Kamin frei. „Du und Maggie, ihr dürft zuerst.“ Susan trat in den Kamin, griff etwas Flohpulver und sagte `Paradise Ressort`. Die Flammen nahmen augenblicklich von ihr Besitz und sie verschwand. Stewart, der die Szene ganz gebannt beobachtet hat, zitterte nun wie Espenlaub. „Das ist wirklich nicht so schlimm“, beruhigte Mrs O`Mally ihn, während Maggie sich auf die Reise machte. „Jorden, du bist an der Reihe!“ „Wir sehen uns, Kumpel!“, lachte er und bestiegt den Kamin. Als Jordan verschwunden war, flüsterte Stewart mit belegter Stimme: „Ich kann das nicht!“ Stocksteif vor Angst stand er im Wohnzimmer der O`Mallys und bewegte sich keinen Millimeter. „Soll ich dann mit dir zusammenreisen?“, fragte Mr O`Mally besorgt. Stewart nickte kaum merklich. „Dann musst du mir aber versprechen, dass du deinen Koffer und mich sehr gut festhältst.“ Erneut nickte Stewart kaum sichtbar und trat mit schlotternden Knien in den Kamin. Seinen Koffer fest in der Hand. Nun quetschte sich noch Mr O`Mally in den Kamin. „Etwas zu klein für so viel Personen, aber es wird wohl gehen“, bemerkte er und griff in die Schale mit Flohpulver. Stewart griff nach dem Arm von Mr O`Mally und dann loderten die Flammen hoch im Kamin. Vor Schreck machte Stewart die Augen zu. Dann gab es einen Ruck und die Reise begann. Alles ging wirklich rasend schnell, denn als Stewart bemerkte, dass ihm sein Herz in die Hose gerutscht war, war es auch schon vorbei. Ein Kamin zeichnete sich plötzlich um ihn herum ab. „Wir sind da“, flüsterte Mr O`Mally und Stewart öffnete die Augen. „Das war ja wirklich nicht schlimm“, sagte er und stieg aus dem Kamin. Vorsichtig klopfte er sich den Staub von der Kleidung. „Hey Kumpel und, wie war es?“, fragte Jordan aufgeregt. „Ganz gut. Wie Achterbahn fahren eigentlich“, lachte Stewart. Als auch Mrs O`Mally im `Paradise Ressort` angekommen war, checkte die Familie ein. „Was?“ Beinahe regte Stewart sich auf. „Wir haben zu sechst ein Zimmer? Sind da Doppelstockbetten drin?“ Wieder schmunzelte Jordan. „Nein. In dem Zimmer gibt es vier Räume.“ So war es dann auch. Die Zimmer waren mit einem kleinen Flur verbunden. Es gab drei Schlafräume und einen Aufenthaltsraum. In dem Zimmer der Jungen waren beide Betten oben, damit die Schränke drunter passten. „... und packt euer Koffer aus“, ermahnte Mrs O`Mally die beiden. „Sonst schreibt ihr heute noch einen drei Zoll langen Aufsatz.“ Schnell rissen sie die Koffer auf und füllten die Schränke. Jordan wollte seine Hausaufgaben im Koffer lassen, doch dieser wollte nicht zugehen mit den Sachen drin. „Na so ein Mist!“, jammerte Jordan. „Dann lass sie doch da liegen. Du brauchst sie ja nicht ansehen“, schlug Stewart vor. „Lass uns lieber an den Pool gehen.“ Gesagt, getan. Auch hier wurde Stewart sich seiner neuen Identität bewusst, denn die Spaßrutsche wechselte Farben, Formen, Schaumanteil und Richtung. Es war ein Riesen Gaudi sich damit in das kühle Nass zu stürzten. „Hey ihr zwei“, rief Mrs O`Mally plötzlich. „Kommt heraus, es gibt Abendessen.“ „Was denn? Schon?“, sagten die beiden überrascht. „Ja, ihr wart jetzt schon fünf Stunden im Wasser. Ich denke, es reicht!“ „Aber ...“ „Kein aber. Ihr könnt doch morgen wieder her.“ Murrend steigen die beiden Jungen aus dem Wasser. „Aber da wollen wir doch so`n blöden Ausflug machen!“, meckerte Jordan und zog sich langsam an. „Der wird bestimmt cool“, korrigierte ihn Stewart, der sich schon total auf den Ausflug zur `versunkenen Stadt` Kekova freute. „Ich weiß nicht, was daran cool sein soll“, sagte Jordan. „Du wirst schon sehen“, meinte Stewart mir einem verschmitzten Lächeln. Bevor Stewart seinem Freund aber die interessante Seite von Kekova zeigen konnte, mussten sie sich Pamukkale ergeben. Diese momentan gelblich leuchtende Sinterterrassen konnten auch nur die Erwachsenen schön finden. „Früher war dieser Kalk schneeweiß, doch dank des Tourismus – Muggel und Zauberer gleichermaßen – ist er durch die vielen Berührungen gelblich geworden und darf eigentlich nicht betreten werden, aber wir haben ihn auf unsere Seite einen Schutzzauber errichtet“, erzählte Mr O`Mally den Kindern. „Dieser Kalk ist die Ablagerung des warmen Quellwassers, welches ihr da unten seht ...“ Stweart und Jordan hörten gar nicht mehr hin. Sie tobten schon wieder. „Wow, guck mal. Von hier oben hat meine eine geile Aussicht“, rief Stewart Jordan zu, der gerade hinter ihm sich die Terrasse genauer betrachtete. Jordan stand auf und stellte sich neben seinen Freund. „Wahnsinn“, meinte dieser erstaunt. „Das ist ja echt genial. Guck mal da!“, Jordan zeigte auf die Trümmer im Hintergrund. „Das sind Ruinen der antiken Stätte Hierapolis“, erklärte Mr O`Mally. „Cool“, sagte Jordan und rannte los. „Das ist ja toll. Guck mal ... Die Säulen sind aus einem Stück, scheint es. Wie haben die das damals gemacht?“ „Was sind das keine Zauberer gewesen, die das gemacht haben?“, fragte Stewart verblüfft. „Wie kommst du denn darauf?“ Mrs O`Mally schaut ihn ebenso verblüfft an. „Na ja, in Hogwarts gibt es ein Fach, das nennt man Muggelkunde. Dort, so scheint es mir, werden alle Dinge, die Muggel gebaut oder geschaffen haben, den Zauberern zugesprochen.“ „Wie? Du bist in Muggelkunde?“ „Nein, ich habe zwei ältere Schüler dabei beobachtet, wie sie Hausaufgaben gemacht haben. Dabei ging es um Kunstwerke. Sie haben die Künstler zu Zauberern gemacht und nicht wahrhaben wollen, dass es vielleicht doch Muggel sind.“ „Aber das war bestimmt nur ausgedacht. Ich denke nicht, dass das hier von Zauberern geschaffen wurde, sondern wirklich das Werk von Muggeln ist“, bemerkte Mrs O`Mally und untersuchte die Säule. „Aber man sieht auch, dass es mehrere Teile sind.“ „Woran?“, wollte Stewart wissen. „Hier“, Mrs O`Mally zeigte auf eine leichte Naht. „Diese Linie weist darauf hin, dass es mehrere Teile sind.“ „Wahnsinn“, meinte Jordan. „aber wie haben die das gemacht?“ „Ich kann dir die Frage nicht beantworten.“ Mrs O`Mally zuckte mit den Schultern. „Es ist einfach eine Superleistung.“ Doch dann verlor Jordan das Interesse an der Säule und lief zurück zu der Klippe, an der Stewart vorhin die gute Aussicht bewundert hat. „Stew, Stew“, schrie er aufgeregt. „Guck mal, da unten sind auch solche Säulen.“ Stewart kam zurück gerannt, stolperte jedoch über eine der Treppen und fiel gegen seinen Freund. „Ahh“, kam es aus beiden Mündern, denn sie fielen die Terrassen hinunter. Mr O`Mally konnte dies nicht wirklich verhindern, aber er konnte die Treppen in eine Rutsche verwandeln, so dass die Jungen ins warme Wasser schlitterten. „Cool“, sagte Stewart, als er wieder Luft bekam. „Am liebsten würde ich das noch einmal machen!“ Jordan lachte. „Dann machen wir das doch!“ „Kommt gar nicht in Frage!“, rief Mrs O`Mally. „Ihr habt schon genug Schaden angerichtet.“ „Aber, das war keine Absicht“, erklärte Stewart. „Ich bin gestolpert.“ „Schon klar“, sagte Mrs O`Mally mit einem Augenzwinkern. „Du bist nicht doch absichtlich hingefallen, um diesen Spaß zu erleben?“ „Warum sollte ich?“, rechtfertigte sich Stewart. „Immerhin kann ich ja nicht ahnen, dass Sie die Terrassen in eine Rutsche verwandeln. Das hätte sehr wehgetan.“ „Es ist nicht schlimm, dass ich dir nicht glaube“, lachte Mrs O`Mally. „Ich kenne meinen Sohn nur zu gut und von daher glaube ich, dass ihr beide das genau wusstet!“ „Aber ...“ „Und nun kommt heraus. Wir wollen weiter. Eure Sachen werden wohl auf dem Weg trocknen müssen.“ „Aber ...“ „Habt ihr euch etwa Wechselsachen mitgenommen?“, fragte sie mit einem Lachen. Jordan und Stewart schauten sich an. „Nein, aber könntest du nicht?“ „Nein, ich kann nicht!“ Die beiden Jungen zogen eine Schippe. „Und was nun?“ „Na ja“, sagte Jordan. „Meiner Mutter ist leider nichts zu verheimlichen.“ „Aber es war wirklich ein versehen“, sagte Stewart. „Ich wollte das eigentlich erst machen, wenn wir bei Kekova sind.“ „Und warum?“ „Damit wir die versunkene Stadt von ganz nah erleben. Immerhin habe ich noch nie eine Stadt gesehen, die halb über und halb unter Wasser ist.“ „Wow, was für eine coole Idee, aber ich glaube, dass brauchen wir nicht“, lachte Jordan. „Wieso?“ „Ich habe gehört, wie Susan zu Maggie sagte, dass man da auch so hinunter tauchen kann. Allerdings nur, wenn keine Muggel in der Nähe sind.“ „Dann müssen wir uns jetzt einfach nur benehmen und dann dürfen wir darunter?“Stewart wurde sofort wieder hellhörig. „Ich denke, das sollte gehen.“ „Wir können ihr ja beim Mittag etwas besonderes zubereiten“, dachte Stewart laut. „Mein Mutter hat mir etwas mitgegeben. Einen Kuchen, den man nicht Backen braucht.“ „Wie? Und das soll schmecken?“ „Ja, der ist ganz lecker. Zu mal gibt es dort die Möglichkeit, dass man darauf etwas schreiben kann mit roter Soße. Ich glaube, das ist Kirschsoße.“ „Hm... Das möchte ich sehen!“ Die Familie betrachtete die Ruinen noch einen Augenblick, damit die beiden Jungen die Chance hatten, in der Sonne etwas zu trocknen. Bei 35° sollte das kein Problem sein. Mr O`Mally erzählte noch etwas zur Geschichte der Hierapolis. „Wo auch immer er das Wissen her hat“, flüsterte Jordan und verdrehte vor der Geschichtsflut die Augen. In diesem Moment erinnerte Mr O`Mally an Prof. Binns, der in der langweiligen Geschichte auch nichts spannendes finden konnte und so seine Schüler regelmäßig zu einer extra Portion Schlaf brachte. Gegen ein Uhr machte sich Mrs O`Mally an das Mittag essen. „Das ist die Gelegenheit“, flüsterte Stewart und verschwand mit Jordan hinter einer großen Säule. „Und wie funktioniert das nun?“ „Mal sehen“, sagte Stewart und holte die Verpackung heraus. „Hm ... wir brauchen noch Butter, Milch und zwei Bananen.“ „Ich guck mal, ob ich bei Mam etwas abzweigen kann. Milch und Bananen auf jeden Fall, aber Butter?!“ Jordan rannte los. Tatsächlich hatte seine Mutter auch noch Butter mit, die er ihr ebenfalls heimlich stibitzte. „Hier!“, japste Jordan und gab Stewart die Zutaten. Der hatte mittlerweile schon die Backform hergerichtet und die eine Schüssel mit der Schokoladenmasse gefüllt. „Wo hast du denn die Schüssel her?“, fragte Jordan erstaunt. „Aus deinem Rucksack. Deine Mutter hat sie da wohl hinein getan, weil sie kein Platz mehr dafür hatte.“ „Na welch ein toller Zufall“, grinste Jordan und sah seinem Freund beim Backen zu. Nach fünfzehn Minuten war die Masse fertig. „Nun müssen wir es nur noch hinbekommen, dass der Kuchen zwei Stunden kalt steht“, bemerkte Stewart traurig. „Zwei Stunden kalt?“ Jordan riss die Augen auf. „Ja, das hab ich eben erst gelesen.“ „Aber wie sollen wir das schaffen. Hier sind überall mehr als dreißig Grad.“ „Ich weiß“, meinte Stewart ernüchtert. „Ob uns deine Mutter hilft?“ Stewart stand auf, nahm den Kuchen in die Hand und wies Jordan an, die Rucksäcke zu nehmen. „Mrs O`Mally“, sagte Stewart zaghaft. „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen. Es war wirklich keine Absicht, dass ich mit Jordan in das Quellwasser gefallen bin.“ „Aber Stewart“, Mrs O`Mally war ganz entzückt. „Wir haben Ihnen einen Kuchen gebacken ...“ „Aber ihr sollt doch nicht zaubern“, herrschte Mrs O`Mally die beiden sorgenvoll an. „Nein, nein“, lachte Stewart. „Wir haben nicht gezaubert. Das ist ein Kuchen, den man ohne backen fertig bekommt. Meine Mutter hat mir eine Backmischung mitgegeben.“ Er zeigte Mrs O`Mally die Verpackung. „Ich mag den Kuchen doch so sehr und da hat sie gedacht, es wäre eine tolle Idee. Das einzige Problem ist nur ...“ „... Der muss ja wirklich nur zwei Stunden kalt stehen“, bemerkte Mrs O`Mally. „Das ist ja klasse.“ „Na ja, nicht bei über dreißig Grad“, sagte Jordan leise. „Ach, das bekommen wir schon hin“, meinte Mr O`Mally und baute eine Art Kasten. Den kühlte er auf acht Grad herunter und sie stellten den Kuchen kalt. Mrs O`Mally nahm die beiden Jungen in die Arme. „Ach, ihr seid ja doch Herz aller liebst.“ Nach einem ausgiebigen Festmahl hoch oben auf den Sinterterrassen, waren Stewart und Jordan getrocknet und die Reise konnte weitergehen. Selbst der Kuchen hat allen gemundet. „Deine Mutter muss mir unbedingt verraten, wo es diese Verpackung gibt. Der ist ja wirklich lecker“, meinte Mrs O`Mally. „Das sag ich ihr. Den gibt es auch mit Erdbeeren, Mandarinen und Zitronen als Früchte“, erinnerte sich Stewart. „Aber den mit der Kirsche mag ich am liebsten.“ Sie packten alles zusammen und stellten sich zum Apparieren auf. Stewart hielt sich an Mr O`Mally fest und Jordan sich an seiner Mutter. Die beiden Mädchen hatten die Prüfung schon länger bestanden und konnte so noch etwas von dem Gepäck mitnehmen. „Fertig?“ Stewart nickte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er apparieren nicht mochte. Doch eher er sich darüber Gedanken machen konnte, ging es auch schon los. Überall drehte es sich und Stewart hielt die Augen geschlossen. „Das ist nicht mein Fall zu reisen“, schrie er. „Dann doch lieber Flohpulver.“ Mr O`Mally lachte und dann waren sie auch schon am Ziel. Sie standen auf einer kleinen Insel und sortierten sich. „So, wir nehmen uns jetzt ein Boot und dann können wir über die versunkene Stadt fahren“, sagte Mr O`Mally und ging los. „Aber ich dachte, wir wollten tauchen“, meinte Susan plötzlich. „Ja, mein Schatz. Aber doch nicht hier. Wir fahren noch ein Stück und dann können wir tauchen.“ Doch eigentlich brauchte Stewart das nicht. Die Aussicht vom Boot heraus war einfach fantastisch. Kristallklares Wasser ließ einen beeindruckenden Blick auf die Grundmauern etlicher Gebäude zu. Das Boot hatte in der Mitte eine Glasscheibe, so dass man nicht immer über der Reling hängen musste. „So, da wären wir. Hier können wir es wohl riskieren zu tauchen“, meinte Mr O`Mally plötzlich. Alles freute sich. Jeder zog sich seine Badesachen an und dann machten Susan und Maggie einen beherzten Sprung ins Wasser und tauchten los. „Aber wie tauchen wir denn ohne Sauerstoffflaschen und ohne Zauberei“, fragte Stewart. Doch eher er sich versah, hatte er eine Luftblase um Mund und Nase und wurde von Mr O`Mally ins Wasser geworfen. Stewart schüttelte sich einen Augenblick. Dann fand er Jordan neben sich und die beiden machten sich auf Erkundungstour. Die Ruinen waren einfach toll. Überall gab es geheimnisvolle Türen zu entdecken. Einige Räume waren noch so gut erhalten, dass man darin stehen hätte können, wenn nicht über all Algen, Muscheln und Korallen gewesen wären. Jordan deutete mit einem erhobenen Daumen an, dass es ihm hier gefällt und zeigte auf ein Fenster, durch das er nun wollte. Stewart schüttelte den Kopf, denn noch weiter sollten sie nicht gehen, immerhin sahen sie die O`Mallys nicht mehr. Doch Jordan schüttelte den Kopf und schwamm voran. Gerade in dem Moment, als er das Fenster erreichte, schnappte ein Grindeloh nach ihm und zog ihn hindurch. Stewart, der es mit der Angst zu tun bekam – immerhin preschte noch ein Wasserdämon auf ihn zu – schwamm so schnell er konnte aus der Ruine heraus und stieß augenblicklich mit Mr O`Mally zusammen, der sich mit seiner Frau dieser Ruine näherte. Er nahm Stewart mit an die Oberfläche, nahm ihm die Wasserblase weg und hörte es aus ihm heraussprudeln: „Jordan wurde von einem komischen Wesen gefangen und der hält ihn nun in der Ruine fest. Hinter dem Fenster auf der rechten Seite ...“ Mr O`Mally wies Stewart an, im Boot zu warten, während er Jordan zur Hilfe eilte. Mrs O`Mally kam nun ebenfalls ins Boot. „Was macht ihr nur wieder für Sachen?“ „Das wollte wir nicht. Wir waren in dem Raum und Jordan wollte gucken, was hinter dem Fenster gewesen ist, denn es schien dort etwas heller zu sein. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr gucken, weil Sie ja nicht wussten, wo wir waren. Doch da war es schon zu spät.“ Stewart zitterte. Mrs O`Mally gab ihm ein Handtuch zum Abtrocknen. Einen Moment später kamen Mr O`Mally und Jordan prustend an die Oberfläche. „Es ist noch mal alles gut gegangen“, sagte er und schob seinen Sohn in das Boot. „Er hat nur ein paar Schürfwunden.“ „Mit euch mache ich keinen Ausflug mehr“, sagte Mrs O`Mally mit den Nerven am Ende. „Ab heute heißt es nur noch Sonne, Strand und Meer. Da stellt ihr am wenigsten an.“ Und so war es dann auch. Mr und Mrs O`Mally ruhten sich am Pool aus, die beiden Mädchen am Strand und die Jungen nutzten die Rutschen, um den Spaß im Wasser zu genießen. Die Hausaufgaben blieben dank Stewarts Vorschlag unangetastet auf dem Tisch liegen. „Aber immerhin hast du sie dir angesehen“, lachte der kleine Muggelgeborene. „Ja, so würde ich das auch sagen.“ Dann war die Zeit des Abschied gekommen. Sie stellten sich vor den Kamin und reisten heimwärts. Stewart nahm die Reise mit dem Flohpulver alleine in Angriff. „Das ist wesentlich besser als apparieren“, lachte er und griff mit einem Lachen in die Schale. Zu Hause angekommen, warteten Stewarts Eltern und hörten sich eine spannende Urlaubsgeschichte an – von Grindelohs, einer Rutsche aus Kalk und einer versunkenen Stadt.