Meeli aus Ravenclaw - Das Familiengeheimnis
Das Bild wurde gezeichnet von Caroline Snape  Es war ein eiskalter Sonntagmorgen im sibirischen Dudinka. Es war stockfinster. Die Polarnacht beherrschte das Land. In dicke Wintermäntel eingehüllt stand die Familie Moskoja im Hafen und wartete auf das Zeichen des ersten Bootsmannes. Es war der erste Urlaub, den die Familie seit dem Tod des Großvaters wieder machte. Das war vor 16 Jahren und seither waren Drugo und seine Frau Ploxoja nicht mehr aus ihrem kleinen Ort mitten in der sibirischen Steppe herausgekommen. Die Familie liebte es, Urlaub auf Muggelart zu machen und so hatten sie sich für eine Kreuzfahrt im sibirischen Meer entschieden. Nur für zwei Wochen; aber es war für Lew das erste Mal, dass er den kleinen Ort, in dem er aufgewachsen war, verließ, und es war auch das erste Mal, dass er ein Schiff sah. Ein richtiges Schiff! Nicht die kleinen Kanus, die die Fischer in seinem Dorf hatten, um eine halbe Meile auf den See rauszufahren. Ein großes Schiff, auf dem man offenbar richtig leben konnte. Lew war der bisher letzte Spross der russischen Zaubererdynastie Moskoja und hatte bisher die beste Magierausbildung genossen, die man sich nur vorstellen konnte. Lernesjostov war eine der hochangesehensten Schulen in ganz Russland. Die Eliteschule nahm nur Schüler aus Familien mit besonderem Einfluss oder einem besonders großen Goldverlies auf. Lews Familie war beides, sowohl reich als auch angesehen und doch spürte er immer etwas Dunkles, das wie ein Schwert über der gesamten Sippe hing. Es gab irgendein Geheimnis und es hatte mit ihm zu tun, doch wurde nie darüber gesprochen … und fragen war vollkommen unmöglich. Nun standen sie also da und warteten auf den Einlass. „Diese unfähigen Gauner … glauben die etwa, ich habe vor, Eiszapfen anzusetzen?“, sagte Ploxoja. In solchen Dingen war sie sehr ungeduldig. Sie war es gewohnt, dass die Leute auf ihren Befehl hin taten, was sie wollte. Doch hier hatte sie rein gar keinen Einfluss auf die Situation. Drugo sagte nichts, er sprach ohnehin nicht viel. In wohlweißlicher Unterwürfigkeit tat er genau das, was jeden Zwist verhinderte, nämlich das, was seine Frau ihm sagte. Das Familienoberhaupt war er nur noch nach außen hin und selbst da kontrollierte Ploxoja jeden seiner Schritte. In Wirklichkeit hatte sie die Fäden in der Hand und jeder, der die Familie näher kannte, wusste das. Sie war knallhart im Fällen von Urteilen und wusste auf alles eine Antwort, auch wenn die Antwort darin bestand die Leute entweder feuern oder hängen zu lassen; sie akzeptierte keine Widerworte. Lew hatte sich eigentlich nicht auf diese Ferien gefreut, denn im Internat hatte er wesentlich mehr Freiheiten als zu Hause. Doch seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er die Weihnachtsferien mit seiner Familie verbringt, auch wenn es das größte Geschenk für ihn gewesen wäre, einfach da zu bleiben, wo er schon war … Endlich gab der Bootsmann das Signal: „Sie können jetzt an Bord kommen“, rief er über die Reling. Langsam setzte sich die Warteschlange in Bewegung. Weit vorne war ein älteres Ehepaar, eingepackt in schier riesenhafte Nerzmäntel, das sich über den Steg quälte. „Vielleicht kann man auch noch langsamer gehen. Gut, dass wir auf das Schiff drauf wollen und nicht runter … man könnte meinen, die Alte trägt ihr Rettungsboot unter dem Riesenmantel selber mit“, sagte Ploxoja zynisch. Drugo wagte einen Blick über die Schulter seiner Frau und verdrehte die Augen: „Sie sind doch schon oben. Warum gehst du nicht weiter?“ „Glaubst du, ich riskiere, dass der Steg hier unter mir zusammenbricht, wenn dieser fellbepackte Elefant da vorne auch hier drauf ist?“ Schließlich ging sie endlich über den Steg und Lew betrat hinter seinem Vater das Schiff. Der Eingangsbereich war beeindruckend. Kronleuchter unter der Decke. Die Wände waren mit rotem Samt ausgekleidet und sofort kam ihnen ein Page entgegen, der ihre Mäntel abnahm. „Familie Moskoja? Bitte folgen Sie mir! Ich führe Sie zu Ihrer Suite.“ Schweigend folgten Sie dem jungen Mann durch unendlich scheinende Flure, Treppen und Gänge, bis sie schließlich vor einer großen weißen Doppeltür standen. Der Page öffnete die Tür und ließ sie alle eintreten. „Haben Sie noch einen Wunsch?“ „Ja, dass sie uns endlich allein lassen!“, sagte Ploxoja schroff. Der Page zog die Augenbrauen hoch, verneigte sich und verließ das Zimmer rückwärts gehend. Am Abend gingen sie ins Theater. Obwohl seine Mutter nichts von dieser diletantisch anmutenden Abendunterhaltung hielt, hatte sie sich von Lew überreden lassen, die Zaubershow anzusehen. „Was willst du da? Empfindest du rein gar keinen Stolz? Diese laienhaften Muggelversuche, die hohe Kunst nachzuahmen, machen mich rasend!“, hatte ihm seine Mutter gesagt. Und doch kam sie mit … Natürlich hatten sie die besten Plätze ganz vorne in der ersten Reihe. Sie brauchten nur zwei Plätze, denn Drugo war nicht mitgekommen. Lew wusste schon lange von der Spielsucht seines Vaters, auch wenn der glaubte, es bisher gut vor seiner Familie versteckt zu haben. Alle wussten davon, aber es wurde stillschweigend hingenommen, auch wenn sie alle damit akzeptierten, dass Drugo nach und nach das ganze Familienvermögen im wahrsten Sinne des Wortes aufs Spiel setzte. Lew genoss es sehr unter Menschen zu sein, denn hier war er nicht mehr der ständige Dorn im Auge seiner Mutter, die sich in dieser Umgebung natürlich andere Opfer suchen konnte. Die Show faszinierte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand ohne magische Fähigkeiten Dinge verschwinden lassen und an einer anderen Stelle wieder auftauchen lassen konnte. Was ihn allerdings noch mehr faszinierte, war das Mädchen, das sich da dem kritischen Blick des doch zahlreich erschienen Publikums aussetzte. Sie macht ihre Tricks mit einer solchen Leichtigkeit und Ruhe; doch da war noch etwas anderes, was ihn faszinierte. Während sie sprach und sich auf der Bühne frei und offen bewegte, kam es ihm so vor, als würde er das Mädchen schon ewig kennen. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich sehr stark zu ihr hingezogen. Es war nicht dasselbe, wie wenn er Schmetterlinge im Bauch hatte, es war wie ein unsichtbares Band, das zwischen den beiden geknüpft war, und das er vorher noch nicht wahrgenommen hatte. Während Ploxoja sich in die Kabine begab, Drugo das Familienvermögen verspielte und die anderen Gäste sich in die verschiedenen Bars bewegten, zog es Lew nach draußen an die Reling. Der kalte Wind strich ihm durch sein Haar und nach dem langen, erdrückenden Tag mit seinen Eltern fühlte er sich frei und unbeschwert. „Na? Auch genug von der Schlangengrube?“ Lew schnellte herum. „Hat dir die Show gefallen? Ich hab dich beobachtet … so wie du sieht mir sonst keiner zu.“ Es war das Mädchen aus der Zaubershow. Im Halbschatten der Bordlaternen konnte Lew ihr Gesicht nicht richtig erkennen. Sie war so groß wie er, schlank und hatte lange, dunkle Haare. „Ja, deine Tricks haben mir Spaß gemacht. Ich … ich frage mich die ganze Zeit, wie du das machst“, sagte Lew. Das Mädchen stellte sich neben ihn an die Reling, ihren Blick aufs Meer gerichtet. Lew drehte sich zu ihr und sah sie von der Seite an, dann blickte auch er aufs Meer hinaus. „Ich heiße übrigens Dunja“. „Ich bin Lew“, sie gaben sich die Hand und plötzlich war es wieder da. Wie ein Blitz durchzuckte es Lew; das Gefühl, dass er Dunja schon lange kannte, als ob durch den Handschlag zwei Puzzleteile zusammengeführt wurden. Auch Dunja schien es gespürt zu haben, denn sie sah ihm direkt in die Augen. Die Welt um sie herum schien zu verschwimmen, als stünden sie eine Ewigkeit einfach nur da und hielten die Hand des anderen. „Komm mit! Ich zeige dir was“, sagte Dunja plötzlich. Wie betäubt rührte sich Lew keinen Zentimeter von der Stelle. Was war das? Hatte er sich das nur eingebildet? „Los! Komm endlich!“ „Hier, das ist meine Kabine“, sagte Dunja. Der lange Gang war fast ganz dunkel, nur die Notausgangleuchten spendeten ein fahles, unwirkliches Licht. Dunja schloss die Tür auf. Lew betrat nach ihr die kleine Kabine. Auf einem kleinen Tisch an der Wand leuchtete ein kleines Lämpchen. Sie schaltete das große Licht ein. „Setz dich“, forderte sie Lew auf. Er setzte sich auf das schmale Bett und beobachtete Dunja angespannt. Sie kramte wild entschlossen im Schrank neben dem Tisch. „Was suchst du?“ fragte Lew. „Das wirst du gleich sehen…ah, hier ist es.“ Sie zog ein dickes Fotoalbum aus einer Kiste, blies den Staub herunter und setzte sich neben Lew aufs Bett. „Hast du es auch gespürt vorhin?“ „Was gespürt?“ fragte Lew. Er wusste genau, was sie meinte, doch wollte er ganz sicher gehen. „Dieses Gefühl…als ich dich heute das erste Mal gesehen habe, kam es mir so vor, als würde ich dich schon Ewigkeiten kennen. Ging es dir denn nicht so? Es war wie ein elektrischer Schlag, wie eine Eingebung, vorhin als du mir die Hand gegeben hast. Plötzlich wusste ich, woher ich dich kenne…“ Sie öffnete das Album und blätterte ein paar Seiten um, bis sie schließlich auf ein Foto zeigte. Auf dem Bild war…Lew traute seinen Augen nicht. Da waren sein Vater und seine Mutter vor ihrem Haus. Neben ihnen stand Lew, als er drei Jahre alt war und hielt die Hand seines Vaters. „Woher hast du dieses Bild? Das steht bei uns über dem Kamin…“ „Ich weiß nicht. Meine Eltern haben es mir irgendwann einmal gezeigt, aber ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Als ich dann mit fünfzehn von zu Hause weggelaufen bin, habe ich dieses Fotoalbum mitgenommen“, erklärte Dunja. Traurig blickte sie auf das Foto. „Ich verrate dir jetzt etwas. Ich habe nicht umsonst mit dem Zaubern angefangen. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber manchmal geschehen Dinge um mich herum, die ich mir nicht erklären kann. Die Tauben und Kaninchen verschwinden nicht in einer Kiste unter meinem Tisch, weißt du? Sie verschwinden wirklich und ich finde sie oft nicht wieder. Der Bühnenmeister hat mir schon oft damit gedroht, mich rauszuschmeißen, wenn ich mit dem Unsinn, wie er es nennt, nicht aufhöre.“ Lew blickte sie ungläubig an. „Willst du damit sagen, dass…“ „Ich will damit nur sagen, dass ich glaube, wir beide haben etwas gemeinsam. Ich weiß, dass es eine Zauberergemeinschaft gibt. Und ich weiß auch, dass du dazu gehörst.“ Das war zu viel für Lew…er sprang auf und wollte das Zimmer verlassen. Wie konnte sie das wissen? Hatte er sich unbewusst durch irgendetwas verraten? „Wo willst du hin?“ fragte Dunja, „glaubst du, du kannst von diesem Schiff fliehen?“ Doch Lew hatte einen anderen Plan. Er riss die Tür auf und rannte durch den langen, dunklen Korridor. Wie konnte das sein? Woher hatte sie all diese Informationen? Ein Verdacht kam in Lew auf, doch er konnte sich nicht sicher sein. Er musste seinen Vater finden, der einzige Mensch, dem er vertrauen konnte. Endlich erreichte Lew das Casino. Doch er konnte nirgends seinen Vater entdecken. Hektisch durchsuchte er alle Gänge, lief zu allen Spieltischen und fragte schließlich sogar den Türsteher. Doch niemand hatte seinen Vater gesehen. Am Ausgang kam ihm Dunja entgegen: „Was ist los?“ „Ich suche meinen Vater…UNSEREN Vater!“ „Was?“ rief ihm Dunja hinterher. Sie schaffte es kaum Lew zu folgen. Der rannte die Treppenstufen hoch, als wäre jemand hinter ihm her. Auf den letzten Metern vor der großen Suite holte sie ihn schließlich ein. „Was redest du da?“ „Verstehst du es denn nicht? Sie mich doch an! Achte auf die Augenfarbe. Siehst du? Sie verändert sich…genauso wie deine. Du hast an der rechten Innenhandfläche ein Muttermal in Form eines Herzens, nicht? Sieh her!“ Er hielt ihr seine rechte Hand entgegen. „Das habe ich auch. Und als wir uns die Hände gegeben haben, haben sich die beiden Male berührt.“ Er stieß die Doppeltür auf! „VATER!!“ schrie Lew aufgebracht „Vater, wo bist du?“ Er rannte durch alle Räume. „Sie sind nicht hier. Komm mit!“ Plötzlich schien alles einen Sinn zu ergeben. Er wusste schon lange, dass seine Eltern etwas vor ihm geheim hielten. Er hatte auch schon immer gespürt, dass ihm irgendetwas fehlte; er wusste nur nie, was es war. Jetzt hatte er es endlich gefunden und er wollte eine Erklärung. Sein Instinkt sagte ihm, dass Gefahr im Verzug war. Er begann fürchterlich zu schwitzen und gleichzeitig liefen ihm kalte Schauer den Rücken herab. Er stürzte die Treppen herab, dicht gefolgt von Dunja. Lew stürmte in Richtung Heck des Schiffes. Sein Vater hatte schon immer eine Vorliebe für einsame Orte gehabt und Lew vermutete, ihn bei den Schiffsschrauben zu finden…da wo normalerweise kein Passagier hinkam. Kurz bevor er sein Ziel erreichte, blieb Lew abrupt stehen. Dunja erschrak und stieß mit ihm zusammen. „Was ist passiert?“ fragte sie atemlos. „Hörst du das?“ flüsterte Lew. Es war totenstill. „Nein, was denn?“ „Genau, das ist es. Man hört gar nichts. Findest du das nicht ungewöhnlich? Wir sind mitten auf dem Meer und in der Nähe der Schrauben.“ Langsam schoben sich die beiden an der Wand entlang. Plötzlich erhellte ein grünlicher Blitz die Polarnacht. Geduckt liefen Lew und Dunja weiter und erreichten schließlich die Absperrung zum Bereich der Schiffsschrauben. „AVADA KEDAVRA!“ schrie eine schrille, hysterisch wirkende Frauenstimme. „Bleib stehen du NICHTSNUTZ!“ „Ploxoja! Sei doch vernünftig! EXPELLIARMUS!“ hörte Lew seinen Vater. Er wagte einen Blick über die Absperrung. Der Zauber war daneben gegangen. Er sah seinen Vater hinter einem großen Haufen dicker Seile geduckt. Auf der anderen Seite stand seine Mutter. Doch sie war kaum wieder zu erkennen. Sie trug ihre Haare offen, die sich wie eine wilde Löwenmähne um ihren Kopf herum sträubten. Sie schien auch mindestens einen halben Meter gewachsen zu sein. Sie trug einen schwarzen Umhang und darunter einen rot leuchtenden Anzug. Lew kannte diesen Aufzug; es war die „Uniform“ der russischen Zauberermafia. Was hatte das zu bedeuten? „Du niederträchtiger, hinterhältiger Versager. Hältst dich noch nicht einmal im Angesicht des Todes an Abmachungen. Wie kannst du es wagen, diese Informationen an diese dreckigen Muggel weiterzugeben? Hast du geglaubt, diese Ausgeburten der Falschheit wären fähig, das bei sich zu behalten? Sieh nur, was geschehen ist. Dein Sohn hat die Wahrheit erfahren…weißt du nicht mehr, was uns damals prophezeit wurde?“ „Doch!“ rief Drugo hinter den Seilen hervor. „Aber da können die Kinder doch nichts für. Mein Gott! Die Zwillinge gehören zusammen, das weißt du genauso gut wie ich Ploxoja!“ Erschrocken blickte Dunja zu Lew auf. „Zwillinge? Wie...? Woher…?“ Lew legte einen Finger auf seine Lippen und ließ sich zu Dunja herabsinken. „Wir müssen hier weg…sie wird uns entdecken!“ Doch zu spät! Mit einem lauten Krachen explodierte die Absperrung und Dunja und Lew fanden sich über Kopf schwebend in der Luft wieder. „Ploxoja! NEIN! CRUCIO!!!“ Es war, als ob jemand das Licht einfach ausgeschaltet hätte. Lew wurde schwarz vor Augen, ein schrecklicher Schmerz durchfuhr seinen gesamten Körper. Wie Kirchenglocken läutete es in seinen Ohren. Was war geschehen? War er tot? Hatte der Zauber seines Vaters sein Ziel verfehlt und anstelle seiner Mutter ihn getroffen? Langsam kam Lew wieder zu sich. Er blinzelte durch tausend kleine Sternchen vor seinen Augen in den Mond hinein. Er spürte nichts, außer Schmerz…trotzdem hob er den Kopf, und was er da sah, verschlug ihm den Atem. Direkt neben ihm lag Dunja, ihr Gesicht lag auf dem Boden. Ihr Kopf lag in einer großen Blutlache…etwa fünf Meter von ihm entfernt lag seine Mutter. Doch auch sie war tot. Vorsichtig stand Lew auf und sah sich um. Ihm war schlecht, er hatte fürchterliche Angst. Der Seilhaufen war vollkommen zerwühlt. Unter einer dicken Schicht aus Schutt und losen Seilabschnitten, fand er schließlich seinen Vater. „Lew! Es tut mir leid…wir waren noch so jung und wussten nicht, wie wir damit umgehen sollten“, brachte Drugo hervor. „Womit umgehen?“ Lew kämpfte mit den Tränen. „Ihr wart die geweihten Zwillinge. Die Gemeinschaft hat darauf gewartet, eher gesagt, sie haben dieses Ereignis gefürchtet. Wir mussten euch trennen, denn zusammen hättet ihr unkontrollierbare Kräfte gehabt und das wollte unser Anführer nicht riskieren.“ „Wieso hast du mir das nie erzählt?“ „Ich konnte es nicht. Sie hätten sofort davon erfahren. Dunja war bei den Muggeln gut geschützt, doch ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei…ich habe sie immer wieder mit Informationen versorgt. Unterschwellig; durch Fotos und Zeitungsausschnitte. Sie konnte es nicht verstehen. Doch irgendwann musste das hier passieren. Es war nur eine Frage der Zeit…es tut mir leid.“ Leidend sah Drugo seinem Sohn ins Gesicht. „Ich muss es zu Ende bringen. Die Zwillinge gehören zusammen! AVADA KEDAVRA…!“ * Schweißnass schreckte Lew hoch. Sein Puls raste…er konnte gar nicht so schnell atmen, wie er wollte. Völlig erschöpft strich er sich durch sein Haar und setzte sich an den Rand seines Bettes. Er war immer noch auf dem Kreuzschiff. Er drehte sich um und sah neben sich seine Schwester. Vorsichtig prüfte er, ob sie atmete. Dann nahm er ihre rechte Hand. Da war kein Muttermal; auch nicht in seiner eigenen Hand. Leise, schlich er ins Bad. Er war kreidebleich, doch seine Augen waren strahlend blau, wie eh und je; und zwar beide in der gleichen Farbe.