Sissis Tod - --
1886 starb ein guter Freund von Sissi, König Ludwig II. von Bayern. Dieser Tod traf Sissi schwer. Ludwig starb im Starnberger See. Sein Tod ist bis heute nicht aufgeklärt. Man spekulierte, ob es Mord, Selbstmord oder einfach ein Unfall war. Fest stand nur, dass Ludwig sich in den letzten Jahren seines Lebens immer mehr zurückgezogen hatte und unter schweren Depressionen litt. Nach diesem Tod verfiel auch Sissi in eine starke Depression und dachte ans Sterben. Trost suchte sie vor allem in der Poesie. Zudem versuchte sie sich in spiritistischen Sitzungen, die damals in Mode kamen, um eine Verbindung zu dem toten Ludwig herzustellen. Die letzten Lebensjahre der Kaiserin kannten keinen Ruhepunkt mehr. Sie reiste von Stadt zu Stadt und von Land zu Land. Ständig suchte und flüchtete sie vor sich selbst. Sie ließ sich trotz Franz` Bedenken eine eigene Villa einrichten, die sie „Achilleion“ taufte, da sie den antiken Helden Achilles besonders verehrte. Kaum war die Villa fertig gestellt, überkam Sissi wieder eine innerliche Unruhe und empfand „Achilleion“ als Belastung. Sie wollte die Villa verkaufen, dessen Bau sündhaft teuer war, und Franz verstand nun überhaupt nicht mehr, was im Kopf seiner Frau vor sich ging. Auf die Schnelle wurde kein Käufer gefunden, so dass Franz bestimmte, dass die Villa im Besitz der Habsburger blieb. Lediglich die Möbel wurden auf die verschiedensten Schlösser verteilt und abtransportiert. Franz` Geduld mit Sissi war nun völlig am Ende. Sissi zog hieraus ihre Konsequenzen. Sie verzichtete auf gekaufte oder angemietete Villen und verbrachte ihren Urlaub nur noch in Hotels. Sie war nun sechzig Jahre alt geworden und reiste unter den verschiedensten Pseudonymen, teilweise auch ohne, dass Franz wusste, wo sich seine Frau nun aufhielt. Das Absteigen in Hotels war für Sissis Gefolge eine wahre Tortur geworden. Sissi plante nur selten und hielt eher spontan an irgendeinem Hotel an, was entweder längst ausgebucht war oder nicht den nötigen Komfort bot, den die Kaiserin gewöhnt war und den sie auch verdiente. Ihr alterndes Gesicht, was voller Furchen und Falten war, bekam kaum noch jemand zu Gesicht. Sie verbarg sich hinter Schleiern und Fächern. Die Schönheit war weg und sie wurde von vielen Gebrechen geplagt, welches auch auf ihr Gemüt schlugen. Der Arzt verfluchte seine Arbeit bei der Kaiserin, denn der Schlankheitswahn ihrer Majestät hatte ihre Gesundheit gänzlich zerstört. Ihre letzte Reise führte Sissi an den Genfer See. Zwischenzeitlich war sie sowohl körperlich, als auch seelisch am Ende ihrer Kräfte angelangt. Sie hielt sich in Montreux auf, wo sie auch oft mit Franz den Urlaub verbracht hatte. Am 09. September 1898 besuchte sie die Baronin Julie Rothschild, um sich für die finanzielle Unterstützung für ihre Schwester Marie zu bedanken. Für den Abend hatte sie ein Zimmer in dem Genfer Hotel „Beau Rivage“ angemietet und war unter ihrem Decknamen Gräfin Hohenembs unterwegs. Begleitet wurde sie von ihrer letzten Hofdame, der ungarischen Gräfin Sztaray. Ihr Pseudonym half ihr nicht, da sich schnell herum sprach, welcher hohe Gast in dem Genfer Hotel untergebracht war. Am frühen Nachmittag des 10. Septembers verließ sie das Hotel, um das nächste Linienschiff nach Montreaux zu nehmen. Auf dem Weg dorthin kam ihr der Anarchist Luigi Lucheni schweigend entgegen. Er sah sie kurz an und stieß ihr eine drei kantige Feile mitten ins Herz. Sissi stürzte, richtete sich schnell auf und ging schnurstracks auf das Schiff. Erst als das Schiff abgelegt hatte, brach Sissi zusammen. Alle Beteiligten glaubten zunächst an ein Unwohlsein der Kaiserin, doch die Meinung änderte sich schnell. Als man die Kleidung der Ohnmächtigen öffnete, entdeckte man die Spuren des Stichs in ihrem Herz. Jede Rettung kam zu spät. Auf dem Weg zurück ins Hotel starb die Frau im Alter von sechzig Jahren. Ihr Mörder wurde sofort verhaftet. Bei der ersten polizeilichen Vernehmung stellte sich heraus, dass Lucheni eigentlich den Herzog von Orleans töten wollte. Der Herzog war jedoch aus Angst vor einem Attentat nicht erschienen, sodass der italienische Anarchist ein anderes prominentes Opfer suchte. Schließlich sollte seine Reise nach Genf nicht erfolglos bleiben. Er erfuhr davon, dass die Kaiserin vor Ort war und suchte diese auf. Luigi Lucheni wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, was ihn jedoch nicht davon abbrachte, seine Tat als triumphalen Sieg über das herrschende System zu sehen. Zwölf Jahre nach seiner Verhaftung erhängte er sich in seiner Zelle. Franz war äußerst schockiert über den Mord an seine Frau, die er bis zum Schluss geliebt hat. Elisabeth wurde in der Kapuzinergruft beigesetzt. Die Wiener weinten jedoch nicht um ihre Kaiserin, da diese ihnen zwischenzeitlich völlig fremd geworden war, sondern hatten lediglich Mitleid mit dem Kaiser, der offensichtlich schwer unter Sissis Tod litt. Franz Joseph überlebte seine Frau um insgesamt 16 Jahre. Er starb 1916 mitten im ersten Weltkrieg. Das Ende des Krieges, war auch das Ende der habsburgischen Monarchie.