Thronprinz Rudolf - --
Rudolf, der bereits nach der Geburt zum Oberst ernannt worden war, sollte eine militärische Laufbahn einschlagen, denn die Stärke des Heeres, war für die Macht der Monarchie von großer Bedeutung. Rudolf passte jedoch nicht in das vorgegebene Schema. Er war sensibel, leicht kränklich, phantasiebegabt und gemütvoll. Dabei glich er sehr seiner Mutter, zu der er sich stark hingezogen fühlte. Sissi jedoch geizte mit Mutterliebe und hatte zunächst auch nichts dagegen, dass ihr Sohn wie ein Soldat behandelt wurde. Rudolf musste viele Übungen absolvieren, die man heute als Überlebenstraining bezeichnen würde. Erst als der Junge sehr krank wurde, schaltete sich Sissi ein und protestierte plötzlich heftig gegen diese Erziehungsmethoden. Sissi drohte Franz an, dass sie sich von ihm trennen würde, sofern der Erzieher nicht abgelöst würde. Franz gab schließlich nach und ernannte Graf Latour zum Erzieher. Graf Latour war das glatte Gegenteil seines Vorgängers und lehrte Rudolf mit viel Einfühlungsvermögen das Wissen, was er erlangen sollte. Dabei erweckte er das Interesse an der Wissenschaft und unterstützte seine Tierliebe, die er wohl von Sissi geerbt hatte. Der Kaiser bestand weiterhin auf eine militärische Ausbildung und verbot dem Sohn das Studium an der Universität, welches sich Rudolf gewünscht hätte. Rudolf wurde so dann gezwungenermaßen zum Inspekteur der kaiserlichen Infanterie. Rudolf und Franz hatten keinerlei Gemeinsamkeiten und verstanden sich gegenseitig nicht. Rudolf versuchte alles um in der Gunst seines Vaters zu steigen, welches ihm misslang und auch Sissi unternahm nichts, damit sich ein engerer Kontakt zwischen den beiden anbahnen konnte. Rudolf hatte keinen besonders guten Kontakt zu seinen Eltern und auch am Hof galt er als Einzelgänger. Er fühlte sich einsam und allein. Auch die wichtigen Leute am Hof hielten eine Distanz zum Thronfolger, da sich bereits herumgesprochen hatte, dass er intensive Beziehungen zu revolutionär gesonnenen Schriftstellern und Journalisten unterhielt. Rudolf verfasste unter einem streng gehütetem Pseudonym auch selbst Beiträge, die das herrschende System in Frage stellten. Es blieb jedoch nicht lange verborgen, dass Rudolf hinter diesem Pseudonym stand, sodass Franz immer mehr Zweifel an seinem Sohn hatte und ihn auch aus allen Regierungsgeschäften fern hielt. Sissi verfolgte diese Entwicklung aus der Ferne, hielt sich aber zurück. Rudolf sendete viele Signale an die Mutter und hoffte auf Verständnis von ihr, aber diese Signale gingen ins Leere, woran Rudolf unendlich litt. Die Kluft wurde noch größer, als Rudolf seinen Eltern seine Verlobte, die belgische Prinzessin Stephanie, vorstellte. Sissi war ganz und gar nicht einverstanden mit seiner Wahl. Sie hegte eine große Antipathie gegen die Prinzessin und zudem mochte sie das belgische Königshaus nicht. Rudolfs Ehe verlief alles andere als glücklich, sodass er sich Trost bei bürgerlichen Geliebten suchte. Dieser leichtsinnige Umgang hatte fatale Folgen, da Rudolf sich eine Geschlechtskrankheit zuzog, wodurch er um sein Leben bangen musste. Erste Selbstmordabsichten wurden bekannt und der Gesundheitszustand verschlechterte sich. Sowohl das Volk, als auch die Aristokratie spotteten über ihn und hielten ihn für einen unwürdigen Thronfolger. Die Tragödie nahm seinen Lauf, als Rudolf sich mit seiner letzten Geliebten Mary Vetsera im Jagdschloss im Wiener Wald zurückzog. Der 30. Januar 1889 war einer der schwärzesten Tage der Habsburger. Zunächst erschoss Rudolf seine Geliebte und anschließend sich selbst. Sissi war die erste, die von der Katastrophe erfuhr und hatte die Aufgabe, die schreckliche Nachricht ihrem Mann zu überbringen. Rudolfs letzter Wille wurde nicht akzeptiert. Er wollte mit Mary Vetsera zusammen in der Kirche Heilig Kreuz begraben werden. Stattdessen fand nach dem habsburgischem Zeremoniell eine feierliche Beisetzung in der Kapuzinergruft, die letzte Ruhestätte vieler großer Habsburger, statt. Für Sissi stand fest, dass die Gräfin Marie Larisch die Hauptverantwortung an Rudolfs Tod trug. Sie war diejenige, die den Thronprinzen wiederholt mit diversen Geliebten verkuppelte und auch die letzte Geliebte vermittelte. Die Bevölkerung und auch die Aristokraten am Hof wiesen die eigentliche Schuld Sissi selbst zu. Sie habe es nicht geschafft für ihren Sohn eine liebevolle und fürsorgliche Mutter zu sein. Ihr Verhalten hätte zur Vereinsamung des Thronfolgers geführt. Das Mitleid galt dem Kaiser, nicht jedoch seiner Frau. Franz Joseph war ein gebrochener Mann. Der Thron blieb nun nach seinem Tod nicht weiter in der Familie, sondern ging in eine andere Linie des Hauses Habsburg über. Rudolf hinterließ einen Abschiedsbrief an seine Mutter, die ihn jedoch vernichtete, nachdem sie ihn zu Ende gelesen hatte. Der Inhalt des Briefes wird daher immer ein Geheimnis bleiben.