Sissis erstes Kinderpech - --
Im März 1855 kam Sissis erste Tochter zur Welt, die man nach der Schwiegermutter Sophie benannte. Sissi wurde bei der Namenswahl nicht gefragt. Nach der Geburt ihres ersten Kindes wurde es noch schlimmer für sie. Sie durfte ihr eigenes Kind nicht erziehen und Sophie entschied, dass die Baronin Welden als Kinderfrau der Tochter eingestellt wurde. Das Kinderzimmer war ebenfalls nicht in der Nähe der Eltern, sondern vielmehr in der Nähe der Großmutter untergebracht. Vor der Geburt hatte Sissi die Hoffnung, dass sich durch ihr erstes Kind alles zum Positiven für sie wenden würde, aber das Gegenteil war der Fall. Wollte Sissi ihre Tochter besuchen, so brauchte sie hierfür eine Genehmigung der Schwiegermutter und bei den Besuchen war diese auch immer zugegen. Auch die Geburt ihrer zweiten Tochter Gisela änderte an dem deprimierenden Zustand nichts. Gisela wurde im Juli 1856 geboren und wurde gleich darauf ebenfalls in die Kinderkammer in der Nähe der Erzherzogin untergebracht. Die Spannungen am Hofstaat wuchsen und waren auch für Außenstehende nicht mehr zu übersehen. Schwer litt sie unter den Vorwürfen der Hofburg, dass sie dem Kaiser bislang keinen Thronfolger geschenkt hatte. Sie erholte sich nur sehr langsam von ihren Geburten und wurde immer depressiver. Franz Joseph unternahm nichts, um Sissis Stellung am Hof zu stärken und übersah die vielen Tränen einfach. Er erfreute sich lediglich an ihrer Schönheit. Seit er sie geheiratet hatte, ist Sissi noch attraktiver geworden. Zwischenzeitlich war sie mit ihren 1,72 m. auch ein paar Zentimeter größer als Franz. Im Spätsommer 1856 nahm er Sissi mit auf seine Reisen durch Kärnten und der Steiermark. Sophie war zunächst dagegen gewesen, dass er seine Frau mitnahm, lenkte aber schließlich ein, weil sie hoffte, dass Sissi mit ihrer Schönheit Glanz und Ruhm in die Familie bringen sollte. Sissi genoss die Reise ohne Zweifel. Sie war endlich den strengen Augen der Schwiegermutter entkommen und Franz war wieder der fröhliche Liebhaber aus Ischlers Zeiten. Die einzige Leidenschaft, die beide verband, war unumstritten das Bergsteigen. Sie gingen häufig gemeinsam in den Bergen spazieren und Sissi ging dabei sichtlich das Herz auf. In einfacher Kleidung bewegte sie sich unter einfachen Leuten und konnte endlich wieder so leben, wie sie es in Possenhofen gewöhnt war. Aus dieser Provinz heraus schrieb Franz seiner Mutter einen Brief. Selbstbewusst forderte er, dass seine Kinder nun nicht mehr in der Obhut seiner Mutter, sondern bei Elisabeth selbst untergebracht werden sollten. Eine Forderung wie sie Franz noch nie gestellt hatte. Auf die Proteste reagierte Franz nicht, denn er stand ihr nicht gegenüber, sondern war nur brieflich mit ihr in Kontakt und konnte die schlechte Stimmung nur erlesen. Selbst die Drohung, dass Sophie aus der Hofburg ausziehen und somit ein totaler Bruch in der Familie entstehen würde, ließ Franz unbeeindruckt. Sophie fügte sich daher zunächst und verzichtete auf die Vormundschaft ihrer Enkelkinder, dennoch gab sie nicht auf. Ihr ganzes Interesse galt nun dem Thronfolger, der unweigerlich kommen musste. Als Sissi und Franz zurück reisten, machte sich Sophie selbst zur politischen Chefberaterin ihres Sohnes. In Europa hatte sich durch den Krimkrieg einiges verändert. Nicht mehr Wien war Europas Hauptstadt, sondern Paris. Neue Gefahren drohten Franz nun aus Italien, so dass er dorthin reisen wollte, um die Fronten zu glätten. Auch bei dieser Reise war Sissi zugegen. Diesmal begrüßte man diesen Entschluss, da man hoffte, dass Sissi die Italiener durch ihre Schönheit in den Bann ziehen würde. Auf dieser Reise war der Hass der Italiener deutlich zu spüren und man ließ keine Chance aus, das Kaiserpaar zu brüskieren. Eine besondere Beleidigung für Franz war eine Gala-Vorstellung in Mailand, in der die italienischen Aristokraten selbst nicht erschienen waren, sondern lediglich ihre Dienstboten hin schickten. Nachdem Sissi und Franz nach Wien zurückgekehrt waren, wurden gleich darauf erneut die Taschen gepackt und man fuhr nach Ungarn. Sissi war überaus glücklich, da jeder Tag, den sie von Wien fern war, ein Gewinn für sie darstellte. Zudem hegte sie immer eine große Sympathie für Ungarn. Die Aristokraten aus Ungarn erschienen ihr immer interessanter und kraftvoller, als die Österreicher. Zudem wusste sie, dass Sophie die Ungarn hasste und alleine das war für Sissi ein Argument, die Ungarn zu mögen. Im Frühjahr 1857 brachen sie daher nach Ungarn auf und Sissi konnte diesmal durchsetzen, dass auch ihre Kinder Sophie und Gisela anwesend waren. Sophie merkte, wie sehr Sissi das Reisen gut tat, denn nach jeder Reise wurde diese selbstbewusster und leistete nun auch manchmal einen Widerspruch, was sie sich vorher nicht gewagt hätte. Sophie gefiel diese Wandlung nicht, konnte jedoch auch nichts dagegen tun. Außerdem missbilligte sie nicht nur, dass Sissi immer selbstständiger wurde, sondern mittlerweile auch Einfluss auf Franz ausüben konnte. In Italien war Sissi keine besonders große Hilfe gewesen, aber in Ungarn war ihre Anwesenheit von großem Nutzen. In dem Land hatte sich bereits herumgesprochen, dass Sissi im Gegensatz zur Wiener Hofburg eine große Sympathie für Land und Leute hegte und man freute sich bereits auf ihre Ankunft. Die Landsleute machten alles, um Sissi zu gefallen Die Ungarn wussten von ihrer Leidenschaft bezüglich der Pferde und so veranstalteten sie ausgiebige Reitveranstaltungen für Sissi. So glücklich die Reise begann, desto trauriger endete sie. Ihre Töchter sind in Ungarn erkrankt. Die kleine Sophie bekam schwere Fieberanfälle, so dass diese in Lebensgefahr schwebte. Während Gisela sich verhältnismäßig schnell erholte, war Sophie nicht mehr zu retten. Sie starb am 29. Mai 1857 in den Armen ihrer Mutter. Sissi litt fortan an schweren Depressionen und schloss sich in ihren Gemächern ein. Sie wollte nichts von Gisela und Franz wissen und verweigerte das Essen. Zudem flammte in ihr die große Angst vor ihrer Schwiegermutter erneut auf. Die Trauer über Sophies Tod, hinderte die Schwiegermutter jedoch vor erneutem Konflikt mit Sissi. Am 21. August 1858 war endlich der ersehnte Thronfolger zur Welt gekommen. Franz triumphierte und auch Österreich war glücklich. Der kleine Sohn wurde auf den Namen Rudolf, nach dem königlichen Ahnherrn der Dynastie, getauft. Der Thronprinz wurde bereits im Säuglingsalter zum Oberst der österreichischen Armee ernannt. Die Kaiserin selbst war jedoch am Ende ihrer seelischen Kräfte, konnte weder das Hofleben, noch die Politik ertragen und auch gegen Sophie nicht weiter rebellieren. Zudem war sie aufgrund der vielen Hungerkuren auch körperlich geschwächt. Rudolf wurde sofort von der labilen Sissi getrennt und ausschließlich unter dem Einfluss der Schwiegermutter erzogen. Franz unternahm nichts dagegen.