Hochzeit und Flitterwochen - --
Am 20. April 1854 verabschiedete sich Sissi von den Angestellten in Possenhofen und viele Münchner Schaulustige waren gekommen, um ihre Prinzessin zu verabschieden. Sissi hatte 25 Koffer dabei, in denen lediglich die Brautausstattung untergebracht war. Die Reise führte sie zunächst nach Straubing, dann per Schiff nach Passau. Mit dabei waren Sissis Eltern und ihre Geschwister. Franz Joseph war so ungeduldig, dass er die Pläne in den Wind schoss und seiner Braut bis Linz entgegen fuhr. Ein modernes Schiff brachte die Reisegesellschaft schließlich nach Wien. Die Ausstattung des Schiffs war überaus luxuriös und bot den Passagieren einen mit Samt ausgestatteten Salon und die Decks waren mit Blütengirlanden geschmückt. Am 22. April, um 16 Uhr traf das Schiff in einem kleinen Vorort von Wien ein. Zur Begrüßung gab es ein Feuerwerk. Alle wichtigen und unwichtigen Leute waren gekommen, um die neue Kaiserin von Österreich zu sehen und willkommen zu heißen. Sissi und ihre Familie wurden zunächst im Schloss Schönbrunn untergebracht. Dort wurde sie nun auch der neuen Verwandtschaft, während einer endlos langen Zeremonie, vorgestellt. Hierbei wurde sie immer blasser und konnte den tieferen Sinn dieser Zeremonie nicht nachvollziehen, so dass sie am Abend in Tränen aufgelöst ins Bett fiel. Am nächsten Tag gelangte sie in einem gewaltigen Triumphzug in die Wiener Hofburg. Man hatte vor, Sissi der Bevölkerung in ihrem schönen Glanz den Österreichern vorzustellen. Sissi war mit ihren Nerven jedoch völlig am Ende und saß von Weinkrämpfen geschüttelt und mit einem schmerzverzerrten Gesicht in der Kutsche. Franz Joseph ertrug diesen Zusammenbruch eher gelassen, aber seine Mutter war alles andere als erfreut und ließ erste bissige Bemerkungen fallen. In der altehrwürdigen Augustinerkirche sollte die Hochzeit am 24. April von Kardinal Rauscher und 80 Bischöfen vollzogen werden. 15.000 Kerzen waren aufgestellt worden. Als Franz Joseph und Sissi die Ringe wechselten, läuteten die Glocken in Wien. Spätestens nach dieser Hochzeit bemerkte Sissi, dass sie nun kein Privatleben mehr hatte. Alles was sie ab diesem Zeitpunkt tat, war öffentlich. Selbst im Schlafzimmer war sie nicht allein, da sie dorthin ihre Schwiegermutter begleitete, die sich erst entfernte, wenn der Kaiser selbst nahte. Es war ein Brauch, dass die gesamte Verwandtschaft am Brautbett drängte, wenn der Ehemann unter die Decke des Ehebetts kriecht. Diese Peinlichkeit blieb Sissi jedoch erspart, was dem Hofstaat jedoch nicht verborgen blieb. Erst in der dritten Nacht gelang es Franz Joseph Sissi zur Frau zu machen. Dieses Ereignis wurde im engsten Familienkreis gefeiert. Sissi musste von der heiteren Lebensweise in Possenhofen gänzlich Abschied nehmen. Es wurde jeder Schritt und jede Geste überprüft, ob sie den Regeln der Hofburg entsprachen. Das Schloss Laxenburg lag etwa 15 km südlich von Wien und war einmal als Lustschloss gedacht. In diesem Schloss verbrachten Sissi und Franz Joseph ihre Flitterwochen. Erzherzogin Sophie war immer zugegen und ließ dem jungen Brautpaar keinerlei Möglichkeiten zum entspannten Flittern. Franz fuhr jeden Morgen in die Wiener Hofburg um sich seinen Regierungsgeschäften zu widmen, während Sissi alleine mit Sophie war. Auch beim Abendessen, welches Franz wieder in Laxenburg einnahm, waren die beiden nie allein. Wenn Sophie selbst nicht anwesend sein konnte, so musste Gräfin Esterhazy das Paar beobachten und genauestens Bericht erstatten. Die Gräfin protokollierte jeden Schritt genau und vergaß auch nicht jeden einzelnen Fehler der jungen Kaiserin zu notieren. Sissi war es nicht erlaubt, sich in Gespräche über Politik einzumischen und sie durfte sich auch nicht mit Fragen der Kunst oder Literatur auseinander setzen. Das ziemte sich für eine Frau ihres Standes nicht. Man war sich darüber einig, dass man eine Kaiserin nicht nach ihrem Kopf, sondern nur nach ihrem äußerlichen Erscheinungsbild beurteilte. Man merkte in jeder Bewegung, aus welchem Haushalt Sissi kam und Sophie fand die bäuerliche und meist auch tolpatschige Art indiskutabel. Sissi wurde immer unglücklicher und hatte großes Heimweh nach Possenhofen und ihrer Familie. In ihr schürte ein großer Hass gegenüber ihrer Schwiegermutter und sie schrieb viele traurige Gedichte, in denen sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Sophie selbst war ebenfalls eine Prinzessin aus Bayern gewesen, die überaus streng erzogen wurde. Sie war in der Jugend eine Schönheit und wurde bald von Kaiser Franz Carl zur Frau gewählt, was Sophie damals ebenso schrecklich fand, wie Sissi. Sie weinte ebenso oft, da sie keinerlei Liebe für Franz Carl empfand. Doch im Gegensatz zu ihrer Schwiegertochter verfiel Sophie nicht in Trauer und Resignation, sondern wurde eine tatkräftige Frau mit vielerlei Aktivitäten in der Politik, so dass sie einen großen Einfluss auf den Hofstaat ausübte. Man sagte auch später oft, dass Sophie „der einzige Mann am Hofe“ sei. Sissi hatte somit auch nie eine wirkliche Chance sich gegen Sophie durchzusetzen.