Verlobung in Ischl - --
Kaiser Franz Joseph, der damals zweiundzwanzig Jahre alt war, verliebte sich zunächst in die Preußen-Prinzessin Anna. Aus einer Verlobung wurde jedoch nichts, da Annas Onkel König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen keine Verwandtschaft mit dem Erzrivalen aus Österreich wünschte. Franz` Mutter Erzherzogin Sophie schaute sich daher bei ihrer bayrischen Verwandtschaft um, da ihre Schwester Ludovika fünf hinreißende Töchter vorzuweisen hatte. Ihre Wahl viel schließlich auf die älteste Tochter Helene, da diese eine gewisse Lebensart hatte, ernster und zurückhaltender war und zudem in Sophies Augen noch formbar. Sowohl Ludovika, als auch Helene waren von diesen Plänen begeistert und so plante man langfristig und strategisch das erste Zusammentreffen zwischen Franz und Helene. Im Sommer 1853 sollte diese Begegnung in Ischl stattfinden, da die kaiserliche Familie dort gerne ihre Urlaubswochen verbrachten. Die lange Planung von Erzherzogin Sophie ging jedoch nicht auf. Am 16. August 1853 sollte die Münchner Kutsche in Ischl eintreffen. Ludovika, Helene und Elisabeth kamen gerade von einer Beerdigung und fuhren daher ganz in schwarz auf den Hof, was Sophie zunächst erschrecken ließ. Helene war damals gerade achtzehn Jahre alt geworden und traf sich mit der Verwandtschaft und ihrer Mutter und Schwester zum Tee in dessen Schloss ein. Helene und Ludovika waren äußerst nervös und nestelten ständig an ihrer Kleidung herum. Franz selbst war auch nicht sonderlich gesprächig, doch eins stand bereits an diesem Tag fest: Franz schien wenig Gefallen in der hübschen Helene zu finden. Vielmehr interessierte er sich für die lebenslustige Sissi, die gerade mal fünfzehn Jahre alt war. Franz veranstaltete am nächsten Tag einen großen Ball und dies war auch der Tag, an dem Sissi merkte, dass Franz sich in sie verliebt hatte und, dass es für sie kein Entkommen mehr gab. Er forderte sie häufig zum Tanzen auf und beobachtete sie in einem fort, so dass am Ende des Balls jedem klar war, wer die neue Kaiserin von Österreich werden sollte. Am 18. August erschien Franz im Hotel seiner Verwandten und bat ganz offiziell um die Hand von Sissi. Vermutet wird, dass sowohl Ludovika, als auch Sophie nicht sonderlich begeistert von Franz` Wahl waren. Sie machten dennoch gute Miene zum bösen Spiel. Schließlich blieb es in der Familie. Ob Sissi ebenso verliebt in Kaiser Franz war, ist nicht bekannt. Ihre Mutter muss jedoch gesagt haben, dass man dem Kaiser keinen Korb gibt und so war das Schicksal der jungen Sissi besiegelt. In der Pfarrkirche von Ischl wurde die Verlobung zwischen Sissi und Franz Joseph während des Festgottesdienstes offiziell bekannt gegeben. Franz Joseph unternahm mit Sissi in den ersten Tagen nach der Verlobung ausgedehnte Kutschfahrten im Salzkammergut. Mit dabei war immer Carl Graf Grünne, der für Sissi auch in späteren Tagen eine wichtige Rolle spielen sollte. Als Chef der Militärkanzlei galt er nach dem Kaiser als mächtigster Mann Österreichs. Zudem machte Sissi in diesen Tagen Bekanntschaft mit ihrer späteren Gouvernante und Aufpasserin: Sophie Esterhazy. Ihre wichtigste Aufgabe war es Sissi mit den strengen Regeln des Hoflebens vertraut zu machen und musste die Erzherzogin über jedes Vorkommnis genau Bericht erstatten. Sissi hegte keinerlei Zuneigung zu dieser Frau. Nach diesen kurzen Tagen stand für das österreichische Volk fest, dass Franz und Sissi ein wahres Traumpaar waren. Auch Erzherzogin Sophie war glücklich über die improvisierten Festlichkeiten in Ischl, sodass die bis dato gemietete Sommerresidenz in Ischl gekauft und umgebaut wurde. Die Grundmauern der Burg waren nun E-Förmig, nach dem Initial ihrer späteren Schwiegertochter. Die Vorbereitungen für die Hochzeit, traf zum größten Teil Erzherzogin Sophie. Die Hochzeit sollte in Wien stattfinden. Sissi musste sich derweil neu erziehen lassen, da die Verhaltensregeln dem Wiener Hofstaat nicht genügten. Die Vorschriften reichten bis hin zur morgendlichen Toilette. Zudem waren die Kleider der zukünftigen Kaiserin völlig indiskutabel, sodass man in den Münchner Schneidewerkstätten neue Gewänder herstellen musste, die auch dem kritischen Blick von Erzherzogin Sophie standhalten mussten. Herzog Max gefiel es überhaupt nicht, dass sein Budget dafür erheblich belastet wurde. Dennoch war er stolz auf die Partie seiner Tochter. Auch an Sissis Bildung musste gefeilt werden, da sie nicht in der Lage war eine anspruchsvolle höfische Konversation führen zu können. Man verlangte somit eine Änderung und Herzog Max lud sofort Hauslehrer ein, die die Bildungslücken im Schnellverfahren beseitigen sollten. Hierbei wurde besonderer Wert auf die historische Bildung gelegt. Bei diesem Unterfangen half der Geschichtslehrer Graf Mailath. Er war durchaus umstritten, da er Anhänger der Politik des Fürsten Metternich war, der in Österreich das Zeitalter der Restauration einleitete. Sissi mochte ihn jedoch, da er den Unterricht, der teilweise bis in die späten Abendstunden reichte, sehr kurzweilig und interessant gestaltete. Sogar Sissis Brüder nahmen oft an dem Unterricht teil. Sein Hauptauftrag war es ihr die Zusammenhänge der österreichischen Geschichte nahe zu bringen, wobei er jedoch oft auch auf die Unterdrückung seiner ungarischen Landsleute zu sprechen kam. Er war es auch, der Sissis Interesse für Ungarn weckte. Während der Verlobungszeit wurde auch über Geld geredet. Herzog Max musste 50.000 Gulden für die Mitgift bezahlen, bestand aber auf eine Quittung. Franz Joseph gestand Sissi ein Jahreseinkommen in Höhe von 100.000 Gulden zu, was zu damaligen Zeiten eine menge Geld war. Erzherzogin Sophie standen nur 20.000 Gulden zu. Zum Vergleich: Eine Arbeiterfamilie musste damals mit 300 Gulden im Jahr auskommen. Auf die Einrichtung hatte Sissi keinen Einfluss. Alle Möbel, Teppiche und Bilder suchte damals Erzherzogin Sophie aus. Auch die Zimmeraufteilung nahm sie in die Hand. Alle Mahlzeiten der Familie nahm diese gemeinsam im Salon ein, was Sissi bereits damals einen Vorgeschmack darauf gab, wie sehr Sophie sich in das Eheleben ihres Sohnes einmischen würde.