Kapitel 3: Eine helfende Hand - -
Zur selben Zeit war Gabrielle Wetterwachs, eine Hexe, im Wald unterwegs. Heute war Neumond und es war mittlerweile stockfinster und ging auf Mitternacht zu. Doch sie benötigte einige Kräuter für ihre Zaubertränke und manche Kräuter musste man einfach an Neumond sammeln. Und sie wusste auch, wo sie sie finden würde. Schließlich wohnte sie schon lange hier und die Muggel mieden den Sumpf, der ihnen unheimlich war. Sie kam zum Waldrand an die sumpfige Wiese. Mit dem Zauberstab machte sie Licht und fand kurz darauf was sie suchte. Gerade war sie dabei ihren Korb mit den Blättern einer besonders wertvollen Pflanze zu füllen, da hörte sie einen Schrei. Gabrielle sah auf und blickte sich um. Da war es schon wieder und es kam aus dem Sumpf. Wer war denn bitteschön so blöd und lief da mitten in der Nacht hinein? Sie stellte ihren Korb ab und machte mehr Licht. Doch es war nicht nötig. Sie hatte es schon erkannt. Ein flackerndes Licht mitten im Sumpf und von dort kamen auch die Schreie, während das Licht nun langsam woanders hin verschwand. Ihr war sofort klar, dass ein Hinkepank einen Menschen, vermutlich einen ahnungslosen Muggel, in den Sumpf gelockt hatte. Die Schreie wurden schriller und Gabi ließ ihren Korb wo er war, rief sich ihren Besen herbei und flog über den Sumpf zu der Stelle, wo die Schreie herkamen. Sie näherte sich dem Muggel von hinten und landete auf einer Stelle, wo es gerade noch sicher war. Dann legte sie den Besen ab und rief dem Jungen zu: „Hey, Bursche. Hör auf zu paddeln, das macht es nur schlimmer! Warte, ich bin gleich bei dir.“ Sie tastete sich langsam voran und machte mit ihrem Zauberstab ein schwaches Licht, damit sie selber nicht versinken würde. Kurz bevor sie bei ihm ankam, verwandelte sie noch schnell ihre Kordel, die ihren Umhang umschloss, in ein festes Seil. Dann trat sie in das Blickfeld des Muggels und warf ihm das Seil zu. Marvin, der erst erschrocken und dann erleichtert war nun doch eine Stimme hier zu hören, tat was diese verlangte und hörte mit dem Gezappel auf. Noch konnte er niemanden sehen, doch dann trat plötzlich eine Frau an ihn heran. Ok, ‚heran‘, war falsch gesagt. Sie war noch mehrere Meter entfernt, aber sie warf ihm ein Seil zu und sie schien eine Taschenlampe dabei zu haben. Schnell griff er nach dem rettenden Seil. „Danke“, rief er ihr zu und schluchzte. Er konnte die Tränen nicht aufhalten, die ihm nun in Strömen übers Gesicht liefen. Die Frau versuchte ihn zu beruhigen und meinte, er solle das Seil um seinen Oberkörper, unter den Armen zusammenbinden, was Marvin auch tat. Dann zog sie ihn heraus. Es kam ihm vor wie Zauberei, denn ihm war, als wäre er in Beton eingegossen und würde nie mehr herauskommen. Doch diese unglaubliche Frau schaffte es. Als er nun, total durchfroren bei ihr war, immer noch haltlos schluchzend, schlammüberzogen und doch lebendig, schaffte sie es irgendwie ihn hier herauszubekommen. Wie genau das vonstattenging, bekam er nicht mit. Möglicherweise war er zwischendurch einmal ohnmächtig geworden. Sie brachte ihn zurück zum Waldrand und dann durch den Wald zu einem Häuschen, wo er schließlich in einem Zuber, der ihm vorkam wie aus dem Mittelalter, baden konnte. Wie er nun in dem warmen Wasser lag, das Feuer im Kamin prasselnd und allein, dachte er über das nach, was passiert war und als er sich abgetrocknet hatte, in frische Sachen geschlüpft war und dann bei einer Tasse Tee bei der seltsamen Frau saß, erzählte er ihr alles.

Kapitel 4: Veritaserum