Traum im Wald - --
Die Waldfee Luna sitzt im Gras und träumt vor sich hin. Sie ist heute von dem Feenschloss in den Wald geflogen. Das Schloss ist wunderschön und liegt auf einem Felsen, aber weil außer Luna noch drei weitere Feen dort wohnen, ist es im Schloss manchmal ziemlich laut. Im Wald dagegen ist es ziemlich ruhig und geheimnisvoll. Hier unter den Bäumen fühlt sich Luna wohler als zu Hause im Feenschloss. Deshalb wird sie auch von allen Waldfee genannt. Luna hat sich unter eine Birke gesetzt, deren Stamm fast so weiß ist wie ihr Kleid. Tiefer im Wald, da wo es dunkler wird, hängt eine leuchtend gelbe Blume. Luna schaut sie an, lässt zerstreut ihre Flügel baumeln und summt. Sie stellt sich vor, dass die gelbe Blume einmal ein Waldelf gewesen ist. Elfen sind eigentlich weiß und grün angezogen, aber dieser Elfenjunge hatte von seiner Mutter einen gelben Umhang geschenkt bekommen. Der leuchtete so hell, dass man ihn auch im Mondlicht gut erkennen konnte. Die scheuen Waldelfen leben nämlich unter den dicksten Bäumen des Waldes, wo es sehr dunkel ist. Erst nachts kommen sie hinaus auf die Waldlichtungen, um im Mondschein miteinander zu tanzen. Die Waldfee Luna weiß das, weil sie sie manchmal besucht, um mit ihnen Flöte zu spielen. Jedenfalls der kleine Waldelf, den Luna sich gerade ausgedacht hat, konnte ganz besonders gut tanzen. Deshalb hatte seine Mutter ihm den gelben Umhang geschenkt, damit alle ihn sehen konnten. Er schwebte über die Wiese und drehte sich dabei wohl tausend Mal im Kreis. Wenn er hochsprang, glitzerten seine silbernen Elfenschuhe im Mondlicht. Unbemerkt stand am Rande der Waldlichtung ein böser hässlicher Gnom und schaute zu. Er hasste alle Elfen, weil sie so zart und lieblich waren und er so grob und hässlich. Besonders neidisch war er auf den Waldelfen mit dem gelben Umhang, weil dieser so gut tanzen konnte. Der Gnom wartete, bis der Waldelf zufällig in seine Nähe kam. Dann schnappte er ihn sich und schleppte ihn in den Wald. Der Waldelf schrie und zappelte, doch er konnte sich nicht befreien. Der böse Gnom trug ihn auf der Schulter, aber nach kurzer Zeit warf er ihn vor einem Baum auf die Erde und zischte: „Genug getanzt! Ab jetzt wirst du dich nie wieder von der Stelle bewegen.“ Anschließend verzauberte er den Waldelfen in eine Blume. Die grünen Kleider, die der Elf anhatte, verwandelten sich in rankende Blätter und aus dem gelben Umhang wurden große, gelbe Blüten. Genauso ist er seither im Wald stehen geblieben: Als schöne Pflanze, die sich nicht bewegen kann. Aber die gelben Blüten leuchten und manchmal tanzen sie ein bisschen im Wind. Mit offenen Augen träumt die Waldfee Luna diese Geschichte vom verzauberten Waldelfen. Sie schaut immer noch auf die gelbe Blume, die unter den Bäumen hervorscheint. Luna hat diese Geschichte ganz traurig gemacht. Eine Träne kullert aus ihren Augen. Und wenn sie sich das alles gar nicht ausgedacht hat und die Blume wirklich ein verzauberter Elf ist? Luna nimmt sich vor, immer wieder herzukommen, bis sie besser zaubern gelernt hat. Dann wird sie den Waldelf retten. Mit einem Zauberspruch wird sie die Blume in den kleinen Elfenjungen mit dem gelben Umhang zurückverwandeln und dann können sie zusammen tanzen, Luna und der Waldelf. Die ganze Nacht lang.