oller Zombie, Slytherin -
Nun bin ich also in München angekommen. Ich muss schon sagen, auf Muggelart mit dem Zug zu verreisen ist ziemlich anstrengend. Bisher dachte ich immer, das sei nicht anders als eine Fahrt mit dem Hogwarts-Express. Nun tut mir aber von diesem ganzen Gerüttel so doll der Popo weh, dass ich anderer Meinung bin. Vielleicht werden bei uns ja magische Stoßdämpfer oder so was benutzt. Man kommt jedenfalls schneller an, wenn man durch den Kamin reist oder einfach appariert. Da ich aber leider nicht weiß, ob in München Hexen und Zauberer leben, und ich auch niemanden hier kenne, bin ich halt mit dem Zug angereist. Jetzt muss ich mir nur erst einmal eine Unterkunft suchen. Darum bin ich gerade an so einer Urlauber-Station, „Verkehrsverein“ steht auf dem Schild. Ich hatte eigentlich gedacht, am Bahnhof könnte ich sehr schnell ins magische Viertel finden. Jetzt habe ich eine halbe Stunde die Augen offen gehalten, ganz viele Wände abgeklopft und schließlich skeptische Blicke auf mich gezogen. Vielleicht gibt es hier wirklich keine Hexen und Zauberer, aber das glaube ich nicht. Sie scheinen sich nur extrem gut zu tarnen oder Züge und Bahnhöfe zu meiden. Egal, ich brauche ein Zimmer und bin gleich dran. Dann eben auf Muggelart! Geschafft! Hier kann ich erst einmal wohnen. Es ist die Pension einer älteren Dame, die mich nur kurz skeptisch gemustert hat. Mir ragte doch glatt der Zauberstab aus der Tasche! Aber da für sie junge Leute sowieso seltsame Wesen sind, hat sie nichts weiter dazu gesagt. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mir für die Reise bereits bei Gringotts Muggelgeld besorgt habe? Diese ganzen unterschiedlichen Währungen sehen seltsam aus und ich verstehe nicht, warum man sich nicht auf ein System einigt. Bei diesem hin und her Getausche muss man doch Verluste machen! Auf der Reise hat mir jemand näheres über den Euro erzählt, der soll wohl in mehreren Ländern gelten. Aber auf derselben Art Münze sind hinten teilweise ganz unterschiedliche Bilder drauf. Das kann doch so nicht stimmen! Auf jeden Fall habe ich mir meine Reisekasse eingeteilt, sonst geb ich noch irgendwo zu viel aus und muss dann die ganze Aktion abbrechen. Das wäre einfach zu schade! Zwar habe ich an jeder Station nur relativ wenig Geld, aber trotzdem möchte ich mir hier ein Dirndl-Kleid kaufen. In jedem Reiseprospekt über Deutschland sieht man irgendwo Frauen in diesen Kleidern. Sie sehen immer so festlich aus, das finde ich sehr schön. Ein Festumhang, der in dieser Art gemacht ist, wäre mal etwas Besonderes. Wenn ich doch noch eine magische Einkaufsstraße finde, werde ich mich ganz bestimmt danach umsehen. Auf jeden Fall muss ich mir jetzt etwas Passendes zum Anziehen besorgen. Die Dame, bei der ich untergekommen bin, hat mir einen Laden empfohlen, in dem man „anständige Kleidung“ bekommt, die sich auch „junge Leute“ leisten können. Ich bin schon sehr gespannt. Also, auf geht’s! Puh, habe ich lange nach dem Geschäft gesucht! Die deutschen Straßennamen klinge alles so seltsam, da habe ich mich verlaufen. Aber mit ein wenig Magie bin ich schließlich doch noch am Ziel angekommen. In dem mir empfohlenen Laden wurde ich recht freundlich begrüßt. Sie haben auch jede Menge von diesen wunderschönen Dirndl-Kleidern und ich inzwischen fast alle anprobiert. Nur mit der Bluse, die man traditionell dazu trägt, hatte ich so meine Probleme. Irgendwie passte mein Busen nie richtig hinein, meist war er viel zu klein. Bei anders geschnittenen Oberteilen war er dann aber wieder zu groß, die saßen wie eine Wurstpelle. Nach stundelangem Anprobieren habe ich aber doch endlich etwas Passendes gefunden. Das Kleid hat eine besondere Schnürung, und daher lässt es sich besser anpassen. Ich war schon so verzweifelt, dass ich überlegt habe, in meinem Zimmer mit einem Schwellzauber zu experimentieren und der Natur nachzuhelfen. Aber wenn dabei etwas passiert wäre, hätte ich nicht weiter gewusst. Ob es hier ein magisches Krankenhaus, wie St.Mungos in London, gibt? Es waren jedenfalls alle sehr nett in dem Laden. Irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, die Verkäuferin war froh, als ich endlich etwas Passendes gefunden hatte und den Laden verließ. So, nun bin ja wenigstens schon mal perfekt gekleidet. Auf der Straße wird mir aber immer noch nachgeguckt. Vielleicht nur, weil mir das Kleid so gut steht. Mir ist jedoch auch aufgefallen, dass gar nicht so viele Deutsche in dieser Kleidung herumlaufen, wie ich immer dachte. Egal. Eigentlich wollte ich hier unbedingt auf das berühmte Oktoberfest gehen. Jetzt habe ich aber nicht daran gedacht, dass es dafür zu früh im Jahr ist. Denkt man an Deutschland, fällt einem doch gleich dieses Spektakel ein. Als ich zurück vom Einkaufen kam, habe ich der Dame in der Pension das Kleid gezeigt. Sie war gleich viel freundlicher zu mir und hat mich sogar auf einen Kaffee eingeladen. Dabei wäre mir zwar ein Tee lieber gewesen, denn dafür ist fast die richtige Zeit, aber das habe ich nicht gesagt. Man muss sich ja ein wenig dem Land anpassen, in dem man gerade ist. Zum Glück wirkt der Babbel-Zauber sehr zuverlässig, sonst könnte ich weder Deutsch sprechen, noch verstehen. Ich glaube nicht, dass die alte Dame Englisch kann. Aber zwischenzeitlich wünschte ich mir fast, ich hätte sie nicht verstanden. So viele Krankheiten und seltsame Hautausschläge kann niemand in seinen Lebzeiten gehabt haben! Zum Glück redet man bei uns über solche Themen nicht mit Fremden. Mir ist sogar ein wenig schlecht geworden. Der Kaffee war sehr stark und fast bitter. Jetzt fühle ich mich ganz doll aufgedreht! Aber wenigstens konnte mir die Dame mit meinem Problem wegen dem Oktoberfest helfen. Sie hat mich in einen Biergarten geschickt. Da stehen zwar meist keine Zelte, sagt sie, aber die Stimmung sei jeden Tag so, wie auf dem Oktoberfest. Außerdem meint sie, ich würde dort als Tourist nicht so auffallen. Das fand ich nicht so nett, denn ich habe mich doch schon versucht anzupassen! Trotzdem gehe ich dort jetzt mal hin und hoffe, es wird mir gefallen. Du meine Güte! Meine Beine tun so weh und mein Schädel dröhnt. Im Biergarten waren sicher tausende Menschen. Wieder nur Muggel! Ich habe die ganze Zeit keinen einzigen spitzen Hut oder Umhang ausmachen können. Weil die Auswahl und Anprobe meiner perfekten Kleidung so lange gedauert hat, war ich jedenfalls leider bei der Eröffnung und beim Fass anstechen nicht mit dabei. Wenn es hier so etwas überhaupt gibt, es ist ja nicht die echte „Wiesn“. Doch was soll’s. Zuerst habe ich versucht einen Platz zu finden. Aber das wirkte alles so voll, dass das ewig gedauert hat. Es war wirklich rappelvoll! Nachdem ich von sehr vielen dicken Männern in Lederhosen angerempelt wurde, hat mich eine junge Frau bei Seite gezogen und an ihren Tisch geholt. Sie hieß Mimi und war sehr nett. Ich bat sie, mir den Platz frei zu halten, weil ich mir gerne ein Bier holen wollte. Also musste ich mich wieder durch die Menge kämpfen und Anrempeln lassen. Später sagte Mimi, das sei sicher Absicht gewesen, dass so viele Herren in mich hineingelaufen sind. Ob das wohl ein Kompliment ist? Ich denke noch darüber nach. Dieses Geschubse ist meiner Meinung nach unhöflich, man kann doch auch eine Schlange bilden und ordentlich warten. Irgendwann bin ich dann beim Ausschank angekommen und habe mir eine Maß Weißbier geholt. Du meine Güte, sind die groß! Und sogar Kinder trinken das schon, habe ich gesehen. Das kann doch nicht gesund sein. Der Weg zurück zum Tisch war weniger anstrengend. Offenbar wollte sich kaum jemand die Kleidung mit Bier versauen. Aber natürlich hat mein Kleid dann doch einen Fleck abbekommen, kurz bevor ich am Ziel war! Zuerst wollte ich den Zauberstab zücken und einen Ratzeputz sprechen. Mir ist dann aber zum Glück noch eingefallen, dass ich das zwischen den ganzen Muggeln nicht tun sollte. Mimi hat mich schließlich mit einer Serviette abgetupft, das ging auch ganz gut. Naja, unser Butterbier ziehe ich aber diesem Weißbier, oder Maßbier oder wie das nun heißt, vor. Butterbier ist so herrlich süß! Und das Bier war eher herb und bitter. Es hat auch mehr Alkohol und ich glaube, daher tut mir der Kopf nun so weh. Aber lustig macht es. Vielleicht auch nur in Verbindung mit zu starkem Kaffee. Ich habe über die unmöglichsten Dinge lachen müssen. Die ganze Zeit hat eine Blaskapelle gespielt und die anderen Besucher haben manchmal im Takt mit den Bierhumpen auf den Tisch gehauen. Das war vielleicht ein Radau! Aber irgendwie war es auch schön. Alle hatten Spaß, waren fröhlich und die Sonne schien den ganzen Tag über. Später habe ich mich von Mimi verabschiedet, weil ich mich noch wo anders umsehen wollte. Außerdem schien die Bank, auf der ich saß, dauernd zu schaukeln. Ich bin mir nicht sicher, ob das von dem Bier kam, oder von den vielen Leuten, die sich dauernd setzten und wieder aufgestanden sind. Als ich gehen wollte, hat mich ein junger Mann mit zum tanzen gezogen. Ich war so verdutzt, dass ich mich gar nicht gewehrt habe. Keine Ahnung, was wir da getanzt haben. Es ging ganz wild durcheinander, mit vielen Drehungen. Spaß hat es schon gemacht, aber irgendwann bekam ich Angst, ich müsste mich übergeben. Das viele Bier bei der Wärme ist mir eben nicht gut bekommen. Außerdem hab ich sicher total albern ausgesehen. Ich kannte den Tanz ja nicht und bin die ganze Zeit nicht dahinter gekommen, wann man was machen muss. Daher habe ich mich auch endgültig aus dem Biergarten verabschiedet. Das war ein sehr interessantes Erlebnis. Sollte ich je wieder dort hin gehen, oder vielleicht doch auf das richtige Oktoberfest, werde ich aber besser gewappnet sein. Nachdem ich ein wenig durchgeschnauft hatte, und es mir wieder besser ging, hat es mich dann zum „Rummel“ gezogen. Der fand ganz in der Nähe des Biergartens statt. Darauf aufmerksam geworden bin ich zufällig durch ein Werbeplakat. Ich fand es auch sehr lustig dort. Und das hat sicher nicht nur am Bier gelegen. Zuerst bin ich mit einem unheimlich großen Riesenrad gefahren. Von ganz oben hatte man einen wundervollen Ausblick über die ganze Stadt! Leider habe ich meine Kamera im Quartier liegen lassen, sonst hätte ich ein paar Bilder geschossen. Später war ich noch auf einem Kettenkarussell, auf dem mir wieder schwindelig geworden ist. Aber es hat Spaß gemacht, durch die Luft zu fliegen und den Wind im Gesicht zu spüren. Da fühlt man sich wie ein kleines Kind. Dann bin ich noch in die Geisterbahn gegangen, aber die war nicht wirklich gruselig. Was ist an Geistern denn bitte schlimm? Außerdem waren die nicht einmal echt, sondern nur weiß geschminkte Muggel. Die sollten mal Peeves oder den Blutigen Baron in ihrer Geisterbahn anstellen, dann gäb es etwas zum gruseln! Oder sie bräuchten einige Tiere aus dem verbotenen Wald. Leider hatten sie nur die bemalten Menschen, Gummiskelette und so was. Naja, erschreckt habe ich mich trotzdem, weil mir jemand mit kalten, feuchten Fingern in den Nacken gepackt hat. Ekelig! Aber nach dem ersten Schrecken konnte ich dann doch darüber lachen. Nachdem ich diese ganzen so genannten „Fahrgeschäfte“ ausprobiert hatte, wollte ich mal etwas essen. Aber was? Ich habe es zuerst mit „Weißwürstl“ probiert. Igitt! Das war wirklich ekelig und gruselig! In jedem Fall schlimmer als die Geisterbahn. Da beißt man auf dieses lecker aussehende Würstchen, und dann ist es so weich, dass einem sofort seltsame Pampe in den Mund läuft. Aufgegessen habe ich das nicht. Ein kleiner Dackel hat sich darüber gefreut. Muss ich mich jetzt als Tierquälerin fühlen? Hunger hatte ich immer noch. Der duft vom „Hähndl-Wagen“ hat mich schließlich angelockt. Die waren richtig lecker! Sehr saftig und gut gewürzt. Mir ging es auch gleich um einiges besser. Ich hatte ja heute, außer einem Brötchen auf der Reise, noch gar nichts gegessen! Zum Nachtisch habe ich mir dann einen Paradiesapfel gegönnt. Der war auch sehr lecker und sah herrlich rot aus, mit seiner Glasur. So etwas gab es auch mal im Honigtopf, aber da war außerdem Kaugummi im Apfel versteckt. Das hat mir hier ein wenig gefehlt. Ich habe mir dann noch Lose gekauft, aber nur eine kleine graue Maus aus Plüsch gewonnen. Später habe ich auch auf Dosen geworfen und allerhand weitere Sachen mitgemacht. Es war sehr interessant, einen Tag so ganz ohne Magie zu verbringen. Und auch ungewohnt. Zum krönenden Abschluss kaufte ich mir eine weitere deutsche Spezialität: Eine so genannte „Laugen-Brezen“. Die war köstlich! So etwas könnte es in der Zauberwelt ruhig auch geben. Mmmhhmm! Jedenfalls bin ich dann irgendwann in der Nacht zurückgekommen. Die Türe war abgesperrt und lies sich auch durch einen Alohomora nicht öffnen. In der Nacht machte es mir weniger aus, einen Zauber zu versuchen, denn es war sowieso niemand in der Nähe. Schließlich hörte mich wohl die Dame des Hauses und schloss mir auf. Sie hielt mir einen Vortrag, um zehn würde sie immer absperren, da finge die Nachtruhe an. Darüber war ich dann doch sehr erstaunt. So früh ist doch niemand, außer vielleicht kleinen Kindern, im Bett! Selbst in Hogwarts sitzen wir schon ab der ersten Klasse bis beinahe Mitternacht an den Hausaufgaben. Nach meinem Bett habe ich mich nun aber auch gesehnt. Ich hatte irgendwo noch einen „Absacker“ gewonnen und mir wurde gesagt, den sollte ich vor dem Schlafen gehen trinken. Das habe ich dann auch gemacht. Ich glaube, da kommen meine Kopfschmerzen her. So eine Tinktur benutzt man bei uns höchstens zum Kessel ausspülen. Und auch nur, wenn dort wirklich etwas heftig angebrannt ist. Ans Einschlafen kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wahrscheinlich bin ich einfach umgefallen. Nachdem ich gestern so viel erlebt habe, werde ich es heute etwas ruhig angehen lassen. Aber ein bisschen was möchte ich noch von der Stadt sehen, bevor ich weiter reise. Vielleicht mache ich eine Busrundfahrt oder etwas Ähnliches. Aber zunächst werde ich endlich den Fleck von meinem Kleid beseitigen. Hier im Zimmer sieht mich ja niemand zaubern. So, meine Sachen sind gepackt und ich werde weiter reisen. Heute habe ich wirklich zuerst eine Busrundfahrt durch die Stadt gemacht. Dabei konnte ich so viele Dinge sehen, dass ich sie gar nicht mehr alle aufzählen kann. Alte Gebäude, neue Einkaufzentren, Parkanlagen und so weiter. Mein Babbel-Zauber erlischt langsam und sollte erneuert werden. Oder er ist nicht für Bayrisch geeignet. Die Reiseleiterin habe ich teilweise kaum verstanden. Sie hatte einen ganz schrecklichen Akzent! Komisch, gestern im Biergarten hatte ich eigentlich keine Probleme mit der Sprache. Nach der Busrundfahrt war ich im Englischen Garten. Dort gibt es eine riesige Wiese, auf der man sich gut sonnen kann. Allerdings ging es dort auch sehr locker zu. Einige Leute zogen sich komplett aus! Ich habe mir dann ein schattiges Plätzchen weit weg von ihnen gesucht. Unter einer großen alten Eiche konnte ich meine Reisepläne noch einmal in Ruhe durch gehen. Außerdem fanden meine Beine es gut, dass ich heute nicht so viel gelaufen bin. Ein Eichhörnchen ist eine Weile über mir herumgeturnt und ich habe es beobachtet. Es war zu putzig und am liebsten hätte ich es mitgenommen. Aber solche Tiere sind ja nun mal leider keine Haustiere. Irgendwann bekam ich Hunger und habe den Englischen Garten wieder verlassen. Dabei schaute ich lieber auf meine Füße, um nicht wieder irgendwelche nackten Menschen zu sehen. In der Stadt bin ich dann in eine kleine, urige Kneipe gegangen. Dort gab es Wildschweinbraten mit Sauerkraut und Klößen. Das Fleisch und das Kraut waren recht lecker, aber die Klöße lagen im Magen, wie Blei. Dazu habe ich einen leckeren Rotwein getrunken. Der Wirt hat mir dann noch erzählt, dass in einer Stunde eine Weinprobe bei ihm stattfinden würde. Also bin ich ein wenig länger geblieben und habe durch das Fenster die Leute auf der Straße beobachtet. Noch immer kein Zeichen von Magie! Die Weinprobe hat mir besser gefallen, als das Bier von gestern. Wein vertrage ich wohl auch besser. Oder hat es vielleicht daran gelegen, dass mein Magen nicht so leer war? Auf jeden Fall habe ich mir am Ende sogar ein paar leckere Sorten Wein gekauft. Die werde ich zuhause mit Freunden oder meiner Familie trinken. Vermutlich muss ich auf der Reise zusätzliche Koffer kaufen, wenn ich weiterhin so viele Andenken mitnehme. Nun war der Tag noch immer nicht ganz vorbei und ich wollte die Zeit nutzen, die mir noch blieb. Also habe ich das Deutsche Museum besucht. Doch dort fand ich es nicht ganz so toll. Die Muggelwelt tickt eben ganz anders als unsere Welt. Irgendwie wirkte alles sehr fremd. Vor allem in der technischen Abteilung. Zauberei kommt mir da praktischer vor. Wie schnell man sich doch an die Magie gewöhnt! Natürlich ist es immer wieder erstaunlich, was sich Muggel so einfallen lassen, um das zu erreichen, was wir mit einigen wenigen Zauberworten schaffen. Nur die ganzen Autos und Flugzeuge haben mich dann doch in ihren Bann geschlagen. Da scheint es anderen Zauberern und Hexen genau so zu gehen, sonst würde es den Fahrenden Ritter nicht geben. Gerade hat es geklopft und die Dame, der die Pension gehört, stand vor der Tür. Sie sagte, wenn ich abreisen will, dann müsse ich vorher putzen. Das gibt es doch nicht! Dann wollte sie sich nicht einmal abwimmeln lassen, damit ich einen Ratzeputz sprechen kann. Sie stand mit einem Eimer Wasser und einem Schrubber in der Tür. Den Schrubber drückte sie mir in die Hand, aber sie blieb da stehen! Zuerst habe ich überlegt, sie mit einem Vergessenszauber oder einem Stupor zu belegen, aber ich will keinen Ärger bekommen. Darum habe ich jetzt tatsächlich fast eine Stunde mein kleines Zimmerchen geschrubbt. Dauernd hatte sie etwas auszusetzen. Als ihr der Boden endlich gefiel, sollte ich die Möbel abledern. Anschließend musste ich drei Mal nachpolieren. So sauber war der Raum sicher nicht mal, als ich gestern hier eingezogen bin! Dann musste ich das Waschbecken in der Ecke mit Scheuermilch bearbeiten. Es ist nicht mehr das Neuste und hat viele Macken, aber für sie sah das alles nach Flecken aus. Meine Hände brennen richtig! Zum Glück sollte ich nicht auch noch das Fenster putzen oder die Gemeinschaftstoilette reinigen. Ob sie noch immer sauer war, nur weil ich gestern nicht bis zehn in meinem Zimmer war? Zum einen ist sie nicht meine Mutter, zum anderen hat sie nie etwas davon gesagt, dass sie irgendwann absperrt! Jetzt bezahle ich am besten schnell und gucke, dass ich weiter komme. Hoffentlich erzählt sie mir nicht wieder stundenlang von ihren Krankheiten oder Enkelkindern! Mit der Unterkunft hatte ich hier im Endeffekt wirklich wenig Glück. Nun bin ich am Bahnhof und bereit weiter zu reisen. Nach der Putzaktion konnte ich relativ einfach aus dem Pension auschecken. Es war kurz vor zehn und die Haustür muss ja pünktlich abgeschlossen werden, sonst hätte es sicher länger gedauert. Sie hat auch nicht mehr viel mit mir geredet. Die Rechnung stimmte und immerhin habe ich dort sehr günstig gewohnt. Man soll ja positiv denken. Hier am Bahnhof habe ich mich in eine Bäckerei gesetzt, die noch offen hat, und mir einen Kaiserschmarrn bestellt. Der ist herrlich warm und süß. Er hat mich wieder ein wenig aufgebaut. Irgendwie schreibe ich seit meiner Ankunft fast nur über das Essen. Wenn ich wieder zurück bin, muss ich sicher wochenlang im Sport-Kerker trainieren, um meine Figur zu retten. München an sich fand ich interessant und schön. Das Essen war, wie gesagt, teilweise gewöhnungsbedürftig, aber Kaiserschmarrn und Laugen-Brezen sind richtig lecker. Der Rummel hat mir auch sehr gut gefallen und den Leuten von der Geisterbahn könnte ich noch einige Tipps geben. Im Biergarten war es sehr voll und man hat mir inzwischen erzählt, das Oktoberfest sei noch viel voller und dort herrsche mehr Gedränge. Vielleicht sollte ich mir dann noch einmal überlegen, ob ich dort hin möchte. Wenn ich noch einmal hier her komme, werde ich mir in jedem Fall eine andere Unterkunft nehmen. Und mich würde doch mal interessieren, wie Deutsche Zauberer so leben. Die haben sich die ganze Zeit über erfolgreich vor mir versteckt. Aber ich sehe gerade, ich muss mich sputen!