Variante 2: Der Himmel für Neugierige - Beitrag von Isis
Der Himmel für Neugierige "Icks, was ist das denn?!", kreischte Isis entsetzt auf, als ihr ein kleines grünes Etwas aufgeregt ins Gesicht sprang und eine Spur glitzernden Staubes hinter sich herzog. Ich blinzele. Ich schaue mich erstaunt um. Ich sehe Bewegungen, kann sie aber nicht richtig erkennen. Ich blinzele noch einmal "Hallo?" - "Hallo!" Erschrocken zucke ich zusammen, kann aber nichts sehen. "Ist da jemand?" Plötzlich entsteht eine Art Dämmerung. Ich schreie laut auf! "Immer mit der Ruhe! Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist im siebten Himmel" höre ich eine grüne Gestalt sagen. Mit großen Augen schaue ich die Gestalt an, ich zittere, tausend Fragen rasen mir durch den Kopf ".....siebter Himmel?" frage ich ungläubig. Ein glockenklares Lachen dringt an mein Ohr "Ja, so hat ein Erdling unsere Welt einmal genannt" "Ich bin Ariane und heiße dich herzlich Willkommen auf den Plejaden!" "Auf den Plejaden? Dem Siebengestirn? Wie bin ich denn hier hingekommen?" Wieder erklingt das glockenhelle Lachen "Du hast so viel herumgezaubert bist du mit deiner Neugierde bei uns gelandet bist... Komm, steh auf!" Langsam bewege ich meine Gliedmaßen, es scheint noch alles funktionstüchtig zu sein. "Vorsicht! Die Anziehungskraft unserer Planeten ist stärker als auf der Erde" "Ach..." vorsichtig setze ich einen Fuß auf den Boden und sofort wird er angesaugt. Erschrocken schaue ich zu Ariane, die nickend vor mir steht. Langsam und behutsam setze ich den zweiten Fuß auf. Ariane reicht mir ihre Hand zur Unterstützung. Ich ergreife sie, und ein leichter Hauch wie eine warme Sommerbrise durchflutet meinen Körper. Erstaunt schaue ich Ariane an. "Lichtmagie... komm, ich will Dich unseren Weisen vorstellen." Mit klopfenden Herzen verlassen wir den dämmerigen Raum. Noch ehe ich es richtig begreife, stehen wir am Fuße einer goldenen Treppe. Ich bin ganz verwirrt. Plötzlich stehen wir in einem großen Saal, der voll mit nebeligen Gestalten ist. Ein Raunen geht durch die Menge als unsere Ankunft bemerkt wird und es bildet sich blitzschnell eine Gasse. Mit schweißnassen Händen gleite ich durch die entstandene Gasse hin- durch, beobachtet von vielen tausend glitzernden, lilafarbenen Katzenaugen. Ohne Vorwarnung ist die Gasse zu Ende und schnell schließe ich die Augen. Langsam, ganz langsam öffne ich meine Augen einen schlitzbreit: Vor mir sitzen drei Wesen im gleißenden Gold. Alles an ihnen glänzt, selbst die Augen sind goldfarben. Still stehe ich vor den drei Lebewesen, still ist es auch in der großen Halle. Niemand sagt ein Wort, auch Ariane steht still da. Nach einigen Minuten schauen die Drei mich an " Erdling, du bist sehr kühn, neugierig und mutig und eine gewisse Intelligenz hast du auch." Stumm vor Angst und Staunen bringe ich keine Silbe heraus. Spontan verbeuge ich mich einfach, um meine Unsicherheit zu überbrücken. Einer der drei Goldenen schaut mich prüfend an, erhebt sich und wandelt in die linke Ecke. Ich folge seinen eleganten Bewegungen und entdecke in der Ecke eine Anzahl lichtgrüner Wesen, die nach einigen Augenblicken mich umringt haben. Reflexartig ziehe ich meinen Zauberstab - zum Angriff bereit, ein Lächeln sehe ich in all den grünen Gesichtern. "Komm Erdling wir wollen dich etwas über die Zeit lehren! Denn soviel wir wissen, seit ihr in der Zeit gefangen." Fragend schaue ich mich um, ich begreife dies alles nicht! Ist dies ein Traum, bin ich bei meinem Flugexperiment gestorben? Plötzlich stehe ich in einem Meer von Farben als ob ich im Regenbogenlicht schweben würde. Trotz meiner Nervosität schließe ich die Augen, um das in mir eindringende friedliche Gefühl zu genießen... ich rieche einen Hauch von Lavendel und öffne die Augen: Ich stehe mitten auf einer Lichtung umgeben von hohen durchsichtig gelben Bäumen. "Unsere Heimat" höre ich eines der grünen Wesen sagen. Ich schaue in dessen jadegrünen Augen und fühle mich sogleich geborgen. Erst jetzt nehme ich den Kristallpalast auf der Lichtung wahr. Tausende von Lichtern tanzen auf der Oberfläche. "Den Zauberstab kannst du nun wegstecken, ich bin Itatschi!" Verlegen stecke ich den Zauberstab in meinen Umhang "Isis, mein Name ist Isis" Itatschi greift nach meiner Hand und alles flirrt in purpurfarbenen Licht "Das ist nun unsere Zwischenepoche, wir haben gerade einen kleinen Zeitsprung unternommen." Wie ein Frühlingshauch fließen die Worte in mein Ohr. Erschrocken und ungläubig schaue ich Itatschi an. "Jetzt Du!" "Ich? Ich kann es nicht!" Eine Sekunde später stehen wir wieder auf der sonnendurchfluteten Lichtung. Ich glaube es einfach nicht! Einen Augenblick danach schweben wir in einem türkisfarbenen Kristallpalast und mir zittern vor Schreck alle Glieder. Einen Wimperschlag später stehe ich wieder wohlbehalten auf der Lichtung. "Das war unsere Ruhezeit-Phase." Mit großen Augen schaue ich Itatschi an und bin nur fähig ein einziges Wort zu sagen "Wie...?" "Ja, du darfst es lernen! Gehe aber sorgfältig mit dieser Magie um. Versprichst du das?" Itatschi öffnet seine runzelige grüne Hand und erstaunt sehe ich darin zwei goldene Kugeln liegen. Als ich sie genauer betrachte, bemerke ich, dass sie ihre Farben wechseln, ähnlich wie ein pastellfarbener Regenbogen und trotzdem sehen sie wie Zwillinge aus. Ich bin mir der Außerordentlichkeit des Augenblicks bewusst und flüstere "Ja". Behutsam lässt Itatschi die beiden Kugeln in meine Hand gleiten, sie sind warm und vibrieren leicht gegeneinander. "Diese beiden Uktas gehören zusammen, trenne sie niemals, sonst zerstörst du sie. Komm, nun lerne sie zu benutzten." Plötzlich entfalten sich riesige Spinnennetze zwischen den Bäumen und erschrocken schnelle ich zurück und stoße mit Itatschi zusammen, ein lautes Klirren ist zu hören und weg ist er. Mein Atem stockt, Hilfe suchend halte ich nach Itatschi Ausschau. Ein leises Summen entsteht in meiner Hand und es wird immer lauter. Es durchdringt nach und nach meinen ganzen Körper und ich bekomme Glücksgefühle. Immer lauter wird das Summen und immer intensiver die Glücksgefühle. Die goldenen Zwillingskugeln in meiner Hand vibrieren immer stärker, das Glücksgefühl steigert sich weiter. Die Spinnennetze bewegen sich als ob ein Sturm aufkommen würde. Ich bin verwirrt und irritiert, ich fühle mich so hilflos, so allein trotz dieses Glücksgefühls, das nun unerträglich wird. Ich habe keine Kraft mehr und sinke zu Boden! Wann hört dieses Glücksgefühl endlich auf?! Stöhnend liege ich auf dem Moos, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr... schreit es in mir. Da! - Da! Kaum wahrnehmbar höre ich etwas! Ganz leise und zaghaft höre ich eine Stimme "Folge mir". Ich liege krampfend im Moos und schaue mich fragend um, doch ich entdecke niemanden. Ein paar Mal atme ich kräftig durch, lasse alles los und folge der sanften Stimme. Wie von einem Magnet werde ich von dieser zarten Stimme immer tiefer in mein Inneres gezogen, tiefer und tiefer... Dämonen tauchen auf und ich weiche zurück. Ich halte den Atem an, automatisch greife ich nach meinem Zauberstab, aber der ist ja nicht hier! Schrecklich schwarze, Tod verheißende Schatten ragen wie eine Wand vor mir auf. Doch diese zarte Stimme zieht mich wieder an. Ich nehme all meinen Mut zusammen und stelle mich den Dämonen, näher und näher gehe ich auf sie zu, zitternd, schwitzend, panisch...., lautlos sage ich ein paar Zaubersprüche, die mir in den Sinn kommen. Die Dämonen werden größer. Nun kann ich sie fast anfassen, eine Welle des Grauens überflutet mich, mir wird schwindelig, noch einen Zentimeter gehe ich heran und noch einen Zentimeter, alle meine Muskeln sind gespannt - und plötzlich sind sie verschwunden! Aufgelöst in schwarze Gewitterwolken ziehen sie davon. Erstaunt schaue ich ihnen nach. Aber ich habe keine Zeit, mich lange über dieser Wendung zu wundern, die Stimme zieht mich unaufhaltsam weiter, immer weiter in einen dunklen Tunnel. Eine Wand aus Frost empfängt mich. Kalt ist es hier, furchtbar kalt! Mein Atem gefriert zu Eistropfen, vor Kälte werden meine Hände und Füße taub, bald ich fühle mich wie zu einem riesigen Eiskristall gefroren. Klirrend hallt das Echo in diese unwirtliche Dunkelheit wider. Ein schneidender Wind bläst mir entgegen. Jeder Atemzug schmerzt. Mühsam und stolpernd schleppe ich mich in diesen endlos langen Schlauch voran, vorwärts, vorwärts, vorwärts...rutsche aus, schlage gegen die Eis überzogenen Felsen, ich kämpfe gegen die aufkommende Ohnmacht an. Vorwärts! Meine Hände sind leichenblass und ich habe nur noch das Gefühl von brennenden Schmerzen in mir. Ich bin müde, todmüde, einfach nur hinlegen und einschlafen...Mit letzter Kraft folge ich noch dieser sanften Stimme, ...allmählich schwinden meine Sinne... - grelles Licht - ich taumele, ringe nach Atem, stürze zu Boden, mein Herz pocht wild... aus dem Nichts tauchen goldene Strahlen auf. Mit großer Anstrengung hebe ich ein wenig den Kopf. Die Strahlen verbinden sich, nehmen Formen an und schließlich, schließlich sitzen die drei Goldenen vor mir und lachen, lachen aus vollem Hals. Verwirrt und verärgert schaue ich die Drei an. Sie lachen einfach ihr helles fröhliches Lachen fortwährend ... ich bin wütend, böse, verärgert, verzweifelt, ohnmächtig, hilflos, traurig... und schließlich - lache ich aus vollen Herzen mit. Alle Pein fällt von mir ab. Ich habe sie verstanden. " Herzlich Willkommen an deiner Quelle, hier gibt es keine Zeit! Hier ist dein reines Sein! Von hier aus kannst du überall hin..." Stille, Stille ist um mich herum und ich schaue in zwei jadegrüne Augen "Genau dorthin geht die Reise zur Zeitlosigkeit" Eine grüne Hand schreckt sich mir entgegen, um mir beim Aufstehen zu helfen. "Den Weg kennst du jetzt, nun lerne ihn ohne meine Magie zu gehen," grinst Itatschi. Kraftlos und abermals frierend schaue ich mich um. Ich stehe mit Itatschi wieder zwischen den Bäumen mit den Spinnen-netzen. Meinem Blick folgend schmunzelt Itatschi " Diese Spinnennetz-Bäume sind zur Sicherheit hier gepflanzt worden, damit beim Lernen sich niemand verliert." Itatschi nimmt meine Hand und schon sind wir im Kristallpalast. Es gibt ein köstliches Abendessen mit Met, der mich tief und fest schlafen lässt. Am nächsten Tag geht es wieder zu den Spinnennetz-Bäumen und ich versuche den Weg ein zweites Mal zu gehen: Immer wieder bleibe ich stecken, verirre mich, komme nicht durch den Tunnel. Panik packt mich, Entsetzen überflutet mich, Verzweifelung raubt mir die letzten Nerven, doch die zarte Stimme unterstützt mich in jeder Notlage... Ich übe viele Tage, Wochen und Monate und ich verliere jedes Zeitgefühl. Immer und immer wieder gehe ich diesen Weg und die zarte Stimme wird kräftiger und lauter, schließlich hat sie Ähnlichkeit mit dem Lachen der drei Goldenen... "Jetzt kannst du es!" Ich schaue Itatschi an - noch vor eine Sekunde schwebte ich im Kristallpalast im türkisfarbenen Streulicht und nun stehe ich mit Itatschi zwischen den riesigen Spinnennetzen, die in purpurfarbenes Licht getaucht sind. Ich lächele und sehe in die vertrauten jadegrünen Augen. Ich falle, falle in ein schwarzes Nichts und reiße meine Augen erschrocken weit auf. Ich liege auf dem dicken Perserteppich und schaue auf die Welt hinab. Hier begann mein Abenteuer und hier endet es auch - eine Sekunde später stehe ich mit zwei goldenen, vibrierenden Kugeln in meinem Garten und höre die Vögel zwitschern.