Platz 4 der Variante 2: Der Fürst von Kaladan - Beitrag von Anjalina aus Gryffindor, die dafür 500 Punkte bekommen hat.
Der Fürst von Kaladan "Icks, was ist das denn?!" Kreischte ich entsetzt auf, als mir ein kleines grünes Etwas aufgeregt ins Gesicht sprang und eine Spur glitzernden Staubes hinter sich herzog. "Wie kommt das in mein Zimmer?" Ich sah mich nach diesem kleinen grünen Wesen um, aber es war so schnell, dass ich es kaum einmal klar erkennen konnte. Zuerst war es auf meinem Bett, aber bevor ich es noch richtig betrachtet hatte, befand es sich schon auf meinem Schreibtisch und dann auf meinem Schrank. Überall, wo es gesessen hatte, hinterließ es diesen merkwürdig glitzernden Staub, den ich noch nie gesehen hatte. Ich ging zu meinem Schreibtisch und stupste meine Fingerkuppe in diesen Staub hinein. Er bleib an meinem Finger haften und ich betrachtete ihn näher. Durch das Fenster in meinem Rücken fiel ein kleiner Strahl Sonnenlicht auf den Staub und ließ ihn in allen möglichen Farben leuchten. Fasziniert betrachtete ich den Staub und drehte den Finger hin und her, um möglichst viele der Farben wahrnehmen zu können. Es schien, als spiegelte dieser Staub Sterne wieder. Ich hatte das Gefühl den Himmel darin sehen zu können. "Ist das Wesen etwa außerirdisch?" Fragte ich mich selbst. Doch dann schüttelte ich den Kopf. Das konnte nicht sein. Es gab keine Außerirdischen. Plötzlich vernahm ich vom Schrank her ein gurgelndes Geräusch und blickte auf. Hatte das Wesen etwa versucht mit mir zu sprechen? Ich wusste es nicht und sah es mir erst einmal genauer an. Es war am ganzen Körper grün und viel, viel kleiner als ein Mensch. Es hatte Hände und Füße mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen und es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Frosch, so wie es nun auf dem Schrank hockte, doch es war keiner. Das erkannte ich an seinen Augen, denn die waren groß, rund und tiefschwarz. Ich blickte tief in diese Augen hinein und erneut hatte ich das Gefühl, den Himmel zu sehen und die Sterne zu beobachten. Wie konnte das sein? So ein Wesen konnte unmöglich aus dem Weltall kommen oder vielleicht doch? Alle möglichen Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich hatte so viele Fragen an dieses Wesen, das ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte. "Was bist du?" Fragte ich schließlich und wartete auf eine Antwort. Das Wesen sah mich einfach nur an. Es schien mich zu erforschen und machte keine Anstalten zu antworte. Ich wollte mich schon umdrehen und meine Decke holen, um es einzufangen, da sprach es schließlich doch zu mir. "Ich bin Fandil. Ich bin der Fürst von Kaladan und Herrscher über Lodan." Diese Stimme bereitete mir Gänsehaut. Sie war so wunderschön und gleichzeitig doch so schrecklich und was bitte sollten Kaladan und Lodan sein? Ich schüttelte ungläubig den Kopf und fragte erneut, was er oder es denn nun sei. "Ich werde versuchen es dir zu erklären. Ich komme nicht von diesem Planeten, den du Erde nennst, der in unserer Sprache aber Meridan heißt. Ich komme vom Planeten Kaladan und bin dort der Fürst des Planeten. Meine Heimat ist wunderschön, so wunderschön, dass ich sie dir schwerlich beschrieben kann. Willst du sie sehen?" Ich war verblüfft. Ich hatte tatsächlich einen Außerirdischen vor mir. Sehen? Er lud mich ein, seine Heimat zu sehen? Ich musste mich erst einmal setzen und all das verdauen. "Du...Ihr....", fing ich an, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Du genügt völlig", antwortete das Wesen. "Wir kennen keine andere Ansprache bei uns. Ihr Menschen seid manchmal wirklich seltsam", fügte es hinzu. Wieder schüttelte ich ungläubig den Kopf. Das war ein Traum. Das musste ein Traum sein. Ich kniff mir in den Arm und schrie auf. Nein, es war kein Traum, denn sonst wäre ich jetzt aufgewacht. So fragte ich schließlich: "Du hast gesagt du bist der Herrscher von Lodan. Was soll das sein?" "Lodan ist unsere Macht auf dem Planeten. Die Macht, die es mir erlaubt hat hierher zu kommen, denn wir alle, mein Volk und auch ich, brauchen deine Hilfe, Marie." Hilfe? Meine Hilfe? Und das sollte wirklich kein Traum sein? Ich wusste nicht, wie lange ich dort gesessen hatte, aber schließlich stand ich auf und betrachtete erneut den glitzernden Staub und dann das Wesen. Erneut hatte ich das Gefühl, den Himmel zu sehen und auf einmal spürte ich eine noch nie da gewesene Sehnsucht nach dem All und nach den Sternen. So nickte ich schließlich und sagte: "Ja, ich würde es gerne sehen." Nach einer Weile fügte ich hinzu: "Ich werde euch helfen, wenn ich kann." Ich erschrak, kaum hatte ich den letzten Satz beendet. Warum nur hatte ich das gesagt, ohne zu wissen, was mich erwarten würde? Nun, es war auf jeden Fall zu spät es rückgängig zu machen. Ich seufzte, zog mir Schuhe an und drehte mich wieder zu dem Wesen um. Es sagte nichts, sondern streckte mir nur schweigend eine grüne Hand entgegen. Ich ergriff sie und riss erstaunt meine Augen auf. Ich sah nichts mehr, außer Schwärze und konnte auch Fandil nicht mehr erkennen, aber ich fühlte ihn. Ich fühlte, dass er neben wir war, ich fühlte, dass er noch immer meine Hand hielt und ich konnte seine Gedanken in meinem Kopf hören. So sagte er mir, ich solle ruhig bleiben, denn diese Enge der Schwärze, anders konnte ich es nicht beschreiben, würde nicht lange anhalten. Es war als würde ich durch die Dunkelheit fliegen. Wohin aber, wusste ich nicht. Nach wenigen Augenblicken war das Gefühl vorbei und ich musste erst einmal blinzeln, denn bläuliches Licht, was nach der Dunkelheit für meine Augen schmerzhaft grell war, umgab mich. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich mich genauer um. Ich befand mich in einem riesigen fast leeren Raum. Vor mir stand eine Art Steuerkonsole und hinter mir befand ein Fenster, das so lang wie der Raum selbst war und bis auf den Boden reichte. Ich blickte hinaus und schreckte im ersten Moment zurück. Ich sah Schwärze, Dunkelheit und....ich sah die Erde. Ich war tatsächlich im All. Das hier musste ein Raumschiff sein. Ich merkte erst jetzt, dass wir uns mit diesem Schiff von der Erde wegbewegten und dass ich nicht alleine im Raum war. Es war aber nicht Fandil, der an der Steuerkonsole stand, sondern ein anderes Wesen. Es sah Fandil sehr ähnlich, doch es war von blauer und nicht von grüner Farbe. Es lächelte mir freundlich zu und zeigte auf einen Sessel, der in der Nähe des Fensters stand. Ich nickte, ging zu dem Sessel und setzte mich. Außerhalb des Fensters sah ich hier und da einen Stern aufblinken, aber andere Planeten sah ich nicht. Jetzt wusste ich, warum Forscher oft das Weltall als unendlich und weit bezeichneten. Die schier unfassbare Größe, war hier oben so greifbar nah. Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn eine Hand schüttelte mich vorsichtig. Ich schlug die Augen auf und Fandil sagte: "Wie sind fast da." Ich stand auf und sah aus dem Fenster und erblickte einen kleinen Planeten mit rötlicher Oberfläche und einem Asteroidenring um ihn herum. An Fandil gewandt fragte ich: "Ist das deine Heimat? Ist das Kaladan?" Es war aber nicht Fandil, der antwortete, sondern der Kaladaner, so hatte ich die Wesen insgeheim getauft, der an der Steuerkonsole stand, antwortete: "Ja. Das ist Kalada." Seine Stimme war heller und höher als die von Fandil und ich glaubte zu wissen, dass es sich um ein weibliches Wesen handelte. Noch immer fühlte ich mich wie in einem Traum. Seit das Wesen in mein Zimmer gekommen war, hatte ich mich fast jede halbe Stunde gekniffen, nur um mir zu beweisen, dass es doch kein Traum war. Fandil hielt mir wieder eine Hand hin und ich wusste, was auf mich zukam. Diesmal schloss ich die Augen, während er mich durch die Schwärze hinunter auf den Planeten brachte. Ich öffnete die Augen erst wieder, als ich festen Boden unter den Füßen spürte. Was ich sah war atemberaubend. Fandil hatte mich in eine Stadt gebracht, doch eine so große Stadt hatte ich noch nie gesehen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es auf der Erde eine solch riesige Stadt überhaupt gab. Es gab keine Häuser, wie ich sie von der Erde kannte, es schien nur Türme in allen möglichen Größen und vor allem in allen möglichen Farben zu geben. Sie erinnerten mich an den glitzernden Staub, denn auch er hatte mir alle Farben gezeigt. Auf der Straße, die ich nun mit Fandil entlangging war aber genauso viel Treiben, wie es auf der Erde auch anzutreffen war. Kaladaner, auch sie gab es in scheinbar allen möglichen Farben, gingen geschäftig umher, Kinder spielten auf den Straßen, beaufsichtigt von älteren Einwohnern. Einige fertigten auf offener Straße Gegenstände an, die ich nicht kannte und über alledem lag eine dünne Schicht von diesem glitzernden Staub, den Fandil in meinem Zimmer zurück gelassen hatte. Die Kaladaner schienen ihn ständig hinter sich herzuziehen und zu verbreiten, doch ich sah auch Kaladaner in einer grauen, trostlosen Farbe. Bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass sie keinen Staub hinter sich herzogen. Ich fragte Fandil danach. "Das liegt an Lodan"; sagte er traurig und ließ den Kopf ein wenig hängen. "Lodan erlaubt es uns, Dinge mit Hilfe einer, ich nenn es mal Macht, zu fertigen, die uns ansonsten verwehrt bleiben würden. Lodan sorgt für unsere Farben und dafür, dass wir überhaupt Leben in uns haben. Auf eurer Erde würdet ihr Lodan wohl mit Gott vergleichen." "Und warum sind einige von euch dann so grau?" Fragte ich erneut. "Lodan befindet sich in einem Kreislauf, einem immerwährenden Kreislauf. Ein Zyklus des Kreislaufes dauert Eintausend Jahre und nach Eintausend Jahren schwindet Lodan. Wir müssen dann im ganzen Universum nach jemandem suchen, der auserwählt ist. Nur der Auserwählte kann uns sehen und uns anschließend helfen. Lodan wird durch ihn wiedererstärkt." Nach einer Pause fügte er hinzu: "Du hast uns gesehen und wir brauchen daher deine Hilfe, auserwählte Marie. Keine Angst, für dich birgt es keine Gefahr und dir wird nichts geschehen, aber du wirst durch deine Hilfe unser Volk retten. Wenn du es nicht tust, dann werden wir sterben." Nach dieser Erklärung war ich baff. Sollte das wirklich kein Traum sein? Erneut kniff ich mich und es tat genauso weh, wie bei den Malen davor. Es war kein Traum, aber noch immer konnte oder wollte ich das nicht glauben. Dennoch folgte ich Fandil und fragte unterwegs: "Gibt es viele Planeten mit Leben?" "Oh ja, ihr Menschen seid so unwissend. Es gibt Tausende von Planeten, auf denen Leben herrscht. Auf einigen leben sogar Völker, die euch Menschen nicht unähnlich sind, auf anderen wiederum leben Völker, die ihr nie richtig verstehen würdet, so wie uns." Ich schüttelte erstaunt den Kopf. "Warum hat uns dann noch keines der Völker besucht?" Fandil lachte und meinte: " Nun, vielleicht ist das bereits geschehen und du weißt es nicht." Ich musste darüber erst einmal nachdenken und sagte nichts weiter. Wir kamen schließlich zu einem Turm von einer tiefgrünen Farbe, genau dieselbe Farbe wie die Fandils. "Wir sind da", sagte er nur und öffnete mir die Tür. Im inneren, der Raum war kreisrund wie der Turm, war nichts. Nur in der Mitte stand ein kleines Podest und auf diesem stand ein Kristall. Er blinkte immer mal wieder auf und hatte jedes Mal eine andere Farbe. "Das ist Lodan, Marie. Wie du siehst verlässt es uns. Bitte geh hin und berühr es." Verblüfft schaute ich Fandil an, ging aber dann hin und berührte den Kristall. Wärme durchströmte mich und plötzlich sah ich das vor meinen Augen, was ich durch den Staub und durch Fandils Augen nur immer erahnt hatte. Ich sah den Himmel, das All oder wie auch immer man es bezeichnen sollte. Sterne über Sterne glitzerten vor meinen Augen in der Dunkelheit der Weite des Raumes. Planeten zogen an mir vorbei und ich konnte genau sagen, ob diese Planeten bewohnt waren oder nicht. Die Weite des Alls wurde mir deutlicher denn je und erst jetzt konnte ich die Schönheit richtig wahrnehmen. Ich sah die vielen Farben der einzelnen Planeten, denn jeder schien, je nach Oberfläche oder auch je nach Besiedelung eine andere Farbe aufzuweisen. Auch die Sterne leuchteten nicht einfach gelb, sondern schienen in allen Farben zu glänzen und zu glitzern. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine bekannte Sonne nicht die einzige war. Ich sah weitere gelbe und auch rote Sonnen und ich hatte das Gefühl, das All würde niemals enden. Es war, als wäre ich im All, umgeben von nichts und doch umgeben von Allem. So hatte ich mir das All nicht im Entferntesten vorgestellt. Es war unbeschreiblich schön. Es war als wäre ich das All und als wäre das All meine Heimat und nicht die Erde. Dann aber verblassten die Bilder und schließlich sah ich Fandil wieder vor mir. Ich befand mich wieder im Turm auf Kaladan. Fandil lächelte und deutete wortlos auf den Kristall. Er blinkte nicht mehr, sondern leuchtete nunmehr ununterbrochen in allen möglichen Farben. Wenn ich ihn ansah, so sah ich erneut die Bilder des Alls und ich wusste, ich würde sie nie vergessen. An dem Tag, an dem ich Fandil traf, wusste ich, dass ich den Rest meines Lebens mit der Erforschung des Alls verbringen würde. So wurde ich dann auch Astronautin und war eine der ersten, die unser Sonnensystem verließ, um neue Welten zu erforschen, Außerirdische zu suchen und die Größe des Alls zu erfassen. Ich war die einzige, die wusste, dass es fremde Völker gab und die wusste, dass die Größe des Alls unfassbar war. Für mich aber war das All ein Leben - mein Leben - und vor allem meine Heimat und das bis zum Ende meiner Tage.