Variante 1: Ausflug zum Mond - Beitrag von Marybelle
Ausflug zum Mond Ich sah nur noch das Blinken der Lämpchen vor mir, dann wurde es schwarz um mich. Als ich die Augen aufschlug, befand ich mich in einem komplett weißen Raum. Ich blinzelte dreimal und langsam nahm alles um mich wieder Farben und Formen an. Verblüfft stellte ich fest, dass ich auf dem kalten Steinboden, des Raumfahrer Übungsraumes lag und alle aus meiner Übungsgruppe um mich herum standen und mich besorgt ansahen. Der Leiter von uns Astronauten-Nachwüchsen sagte: "Lillian, ich bin schockiert. Wenn sich deine Leistungen nicht verbessern wirst du wohl nicht mit ins All kommen dürfen." Nicht mit ins All kommen? Aber das wäre doch vollkommen unfair! Ich bereitete mich schon seit einem halben Jahr auf den nächsten Montag vor. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm die Stimme weggehext oder so etwas in der Richtung gemacht, aber hexen war im Raumfahrerunterricht strengstens verboten, sogar an unserer Hexenschule. Meiner Meinung nach war das ja auch unfair, ich meine wie sollten wir denn sonst hexen lernen? Gut von mir aus, wir müssen ja nicht immer hexen. Aber nur weil ich bei diesem nachgebauten Raumschiff einmal in Ohnmacht gefallen bin mich nicht mitfahren zu lassen war ja wirklich zu viel. Dabei sollte der Professor das mal selbst machen, in diesem Raumschiff wurde man durch die Gegend geschleudert und wenn man wieder raus durfte kam man sich vor wie zu flüssiger Wackelpudding, es war dann wirklich schwer sich auf den Beinen halten und mir wurde immer schlecht, aber bisher war ich noch nie in Ohnmacht gefallen. Ich rappelte mich langsam auf und überlegte wie ich aus dem Raumschiff auf den Boden gekommen war. Ich stellte mich neben meine beste Freundin Veronique. "Wir mussten dich raustragen, hat total witzig ausgesehen, du bist einfach so zusammen geklappt", zischte Veronique mir ins Ohr. Witzige Vorstellung, wirklich. Manchmal fragte ich mich ernsthaft was für einen Sinn von Humor Veronique eigentlich hatte. "Der Unterricht ist beendet, bis Sonntag, dann wird ausgewählt wer in der Lage ist mitzufahren", erklärte der Professor gerade. Sonntag, Übermorgen war Sonntag. Blendend ich hatte also meine Chance vertan auf die Suche nach den Mondhexen zu gehen. Aber vielleicht waren meine vorherigen Werte ja auch so gut gewesen, dass sie überzeugend genug sein konnten um mich gerade noch in die Gruppe zu bringen. Mit Veronique an meiner Seite ging ich zu meinem Spind und schnappte mir meine Jacke. Anschließend stellten wir uns zur Bushaltestelle, wo schon etliche andere Hexen und Zauberer warteten. Veronique und ich stellten uns etwas abseits von den anderen und vertrieben uns die zehn Minuten, die wir immer auf den Bus warteten, mit Plaudern. Der Bus war wirklich toll. Er konnte fliegen und brachte jeden von uns bis zur Haustür, die Fahrt dauerte zwar dementsprechend lang aber immerhin konnte man in der Zeit Hausaufgaben erledigen oder sich mit Freunden unterhalten. "Hey Mädels", sagte eine Jungenstimme hinter uns. Wir wirbelten herum und sahen von wem die Stimme ausging. Sie kam von Jace. Jace war ein hübscher blonder Junge mit goldenen Augen und einer hellen Haut. Er war mit uns befreundet, aber wenn ich ehrlich bin war er mit jedem befreundet. Jace war sehr beliebt und durch seine unkomplizierte Art mochten ihn sogar die strengsten Lehrer. Mit seinem Zahnpasta Lächeln grinste er mich und Veronique an. "Freut ihr euch schon auf Sonntag?", fragte er. "Klar, ich kann"s kaum erwarten", entgegnete ich gelassen. Der Bus hielt und alle drängelten hinein. Ich setzte mich an einen Fensterplatz und Veronique und Jace ließen sich neben mich sinken. Wir hatten während der ganzen Fahrt Spaß. Wir malten uns aus wie der Flug zu den Mondhexen verlaufen würde und wie die Hexen wohl aussehen würden. Von Stopp zu Stopp leerte sich der Bus und irgendwann stieg ich als Letzte aus. Das hat man davon, wenn man im letzten Kuhkaff wohnt, dann muss man eben drei Stunden im Bus sitzen bis man zu Hause ist. Aber ich war ja nun auch endlich angekommen. Ich verabschiedete mich von dem Busfahrer und eilte in das Haus meiner Familie. Niemand zu Hause. Das war keine Ausnahme, meine Mutter arbeitete immer sehr lange und mein Vater war im Ausland unterwegs, Geschwister hatte ich keine. Nur meine Katze begrüßte mich maunzend. Es war schon spät also nahm ich noch ein Bad, las dann ein wenig und ging zu Bett. "Guten Morgen! Aufstehen!", dröhnte eine nervige Stimme aus meinem Wecker. Halb sechs. Viel zu früh zum Aufstehen, aber immerhin war heute Sonntag und ich wollte den ersten Bus zur Schule nehmen um nicht zu spät zu kommen. Ich zog mich an, putzte die Zähen aß eine halbe Grapefruit zum Frühstück und eilte zur Bushaltestelle. Der Bus kam gerade an. Wie passend, ich stieg ein und setzte mich ans Fenster, als nächstes kamen Veronique und ein paar andere Schüler und Schülerinnen dazu. Veronique setzte sich neben mich und gähnte herzhaft. "Guten Morgen", sagte ich zu ihr. "Morgen Lilli, Gott bin ich müde", meinte sie. "Ich nicht, nicht mehr, ich kann es kaum erwarten zu erfahren ob ich dabei bin", erklärte ich freudig. "Logisch bist du dabei, wenn man etwas wirklich will dann schafft man es auch", sagte Jace, ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Bus wieder gehalten hatte. In der Schule angelangt verkündete der Professor: "Guten Morgen, ich möchte dass ihr wisst, dass die Entscheidung nicht leicht war aber es können nur fünf mitfahren." Fünf von elf, kling fair. "Dabei sind: Jace, Veronique, Magnus, Alec und Isabelle." Was?! Wieso Isabelle? Wieso nicht ich? Isabelle hatte sich zweimal übergeben! Ich wettete ihre Eltern hatten dem Professor eine Finanzspritze gegeben. Alle klatschten, wenn auch etwas halbherzig. Das war"s also keine Mondfahrt. Veronique und ich gingen zu den Spinds. "Vero ich freue mich dass du dabei bist", ich freute mich wirklich, auch wenn es nicht so klang. "Lilli, tut mir Leid, dass du nicht dabei bist", sagte Veronique mitleidig. Ich hasse es, wenn ich bemitleidet werde. "Ist schon okay, wenigstens ist eine von uns dabei", entgegnete ich. "Du begleitest mich aber Morgen zur Schule, oder?" "Klar", murmelte ich. Die Busfahrt verging irgendwie schneller als sonst. Zu Hause wollte ich nur noch in mein Bett und nie wieder aufstehen. Aber irgendwann musste ich aufstehen, spätestens am nächsten Morgen. Ich saß bereits im Bus und gerade setzte sich Veronique neben mich. Sie war total gut gelaunt, kein Wunder, sie durfte heute ja ins All. Veronique erzählte mir die ganze Fahrt über, wie aufgeregt sie doch war, bald hörte ich schon gar nicht zu. Schweigend marschierten wir in die Klasse, dort würde der Professor noch etwas erklären und dann würde ich mich von Veronique verabschieden. "Gut, schön, dass ihr gekommen seid. Ich überprüfe noch schnell ob alle da sind und dann können wir los gehen", sagte der Professor gerade, "Also Jace?" "Anwesend", sagte Jace, alle lachten. Ohne ihn würde es verdammt langweilig werden. "Veronique." "Ja", krächzte es neben mir. "Alec." "Hier." "Magnus?" "Ja, Professor." "Isabelle." Nichts. Kein Ton von Isabelle. Wir blickten um uns, sie war nicht da. Isabelle war einfach nicht gekommen. "Isabelle ist nicht hier? Gut, dann muss die nächste einspringen, Lillian?" "Ja", rief ich erleichtert. Ich war so glücklich, das kann sich niemand vorstellen. Dann ging alles irgendwie extrem schnell. Ehe ich mich versah saß ich neben Veronique im Spaceshuttle und wir flogen los. Der Himmel wurde immer dunkler und irgendwann sahen wir sogar ein paar Sterne. Ich traute meinen Augen kaum als ich UFOs vorbei fliegen sah. Als wir am Mond landeten mussten wir uns Raumanzüge anziehen. Dann ging es endlich raus. Am Mond zu gehen war atemberaubend. Ich sprang eher als dass ich ging. Die Mondhexen erwarteten uns bereits. Sie sahen eigentlich ganz normal aus, sie trugen keinen Raumanzug. Sie waren alle wirklich nett. Sie erzählten uns über ihre Kultur und zeigten und Zauber, die wir nicht kannten. Es war alles so aufregend. Die ganze Woche über lernten wir über den Mond und wir durften sogar ein paar Zauber von den Mondhexen üben, obwohl die sehr kompliziert waren. Mit den Hexen erkundeten wir den Mond, ich wusste gar nicht, wie interessant der Mond sein konnte. Sogar auf dem Mond gab es eine Hexenschule, die durften wir auch besuchen. Die jüngeren Mondhexen, die dort hingingen lernten völlig andere Sachen als wir, auf der Erde. Aber alle hießen uns herzlich willkommen. Eines Abends wurden wir zu einem Fest eingeladen. Es gab dort Spezialitäten von den Mondhexen zu Essen und wir spielten sonderbare Spiele. Mit einer Hexe schlossen ich und Veronique Freundschaft, sie versprach uns mal eine Email zu schicken, wie auch immer sie das anstellen würde. Obwohl ich wirklich nicht wieder nach Hause wollte kam irgendwann der Tag der Abreise. Die Mondhexen hatten verschiedene Souvenirs für uns, zum Beispiel Fotos, aber auch andere Sachen. Der Abschied fiel uns schwer, aber ich freute mich auf zu Hause, wo ich allen erzählen konnte, wie toll die Mondhexen doch waren. Bei einem war ich mir vollkommen sicher: Dies war die schönste Schulwoche, die ich je hatte und ich würde sie nie vergessen. Und dann startete das Spaceshuttle und wir flogen vorbei an Sternen, Planeten und UFOs in Richtung Erde.