Geschichte - .

[SIZE=20]Als ich merkte, dass ich zaubern kann[/SIZE]

Einmal wollte mein Vater mein Zimmer umbauen. Ich war im ersten Moment nicht sehr begeistert, doch dann freute ich mich auf mein neues Zimmer. Zuerst meinte mein Vater, dass wir das mittlerweile schon leere Bücherregal umstellen sollten. Als ich unter mein Bücherregal schaute, um zu sehen, ob auch wirklich alle Bücher weg waren, bemerkte ich einen kleinen Holzstab. Dieser war an einem Ende circa 1,5 cm dick und wurde dann immer dünner bis das andere Ende eine Spitze war. Er war ungefähr 20 cm lang. Ich wunderte mich ein wenig, weil ich diesen Stab zuvor noch nie gesehen hatte. Ich nahm ihn und wollte ihn mir genauer anschauen, als plötzlich ein paar kleine Funken aus dem Stab flogen. Zuerst wusste ich nicht, ob es nur Einbildung war, aber dann kamen immer mehr Funken aus der Spitze. Ich glaubte zu träumen, weil es wirklich ein echter Zauberstab war. Erst jetzt fiel mir auch die seltene Verzierung des Zauberstabs auf und das merkwürdige Holz. Es war ein dunkelbraunes Holz mit schwarzen Wachsspuren darauf.

***

Ich rief sofort meinen Vater und zeigte ihm meinen Fund. Er war nicht sehr begeistert davon, weil er schon immer gegen das Hexen war, aber ich wusste nicht warum. Er meinte bloß: „Das bildest du die nur ein, es gibt keine Zauberstäbe.“ Doch genau in dem Moment kam wieder ein Schwall goldener Funken aus dem Zauberstab und mein Papa hatte den Beweis dafür, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Nun wollte mein Vater auch zaubern und machte das Gleiche wie ich. Doch es passierte nichts. Jetzt war er überzeugt, dass ich eine Hexe war. Als ich den Zauberstab ein bisschen herumschwenkte, kam auf einmal eine kleine Glaskugel aus dem Funkenschwall. Es war eine Glaskugel, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Sie war klein und mit weißem Rauch gefüllt. Als ich noch einmal mit dem Zauberstab herumfuchtelte, kam ein Besen. Er war circa 150 cm lang und aus dem gleichen Holz wie der Zauberstab. Als ich in die Kugel schaute, sah ich mich vor einem riesigen Kessel einen Zaubertrank brühen. Ich hatte ein grünes Gesicht, lange, rote Haare und eine lange, spitze Nase. Der Zaubertrank sah giftgrün aus. Nicht weit von mir saß eine kleine, schwarze Katze. Kurze Zeit später sah ich noch einmal in die Glaskugel und sah mich auf meinem Besen über ein Land fliegen, das ich nicht kannte. Es war flach und hatte nur ein paar niedrige Hügel. Es sah so aus, als ob es ein Land wäre, in das nur Hexen hineindurften. Ich fand, es sah so aus, weil ich nur mich und ein paar andere Hexen fliegen sah, aber niemanden, der zu Fuß ging. Ich war nicht sicher, ob es nur ein Traum war, und fragte mich, ob mir die Kugel vielleicht die Zukunft zeigte oder nur einen Wunsch. Doch als ich mein Zimmerfenster öffnete und mich auf meinen Besen setzte, flog ich einfach in den Himmel. Plötzlich sah ich, wie mein Vater aus dem Fenster schaute, um zu sehen, wo ich geblieben war. Ich wusste nicht, ob er verwundert oder zornig war, aber schließlich lachte er doch. Gegen Abend setzte mich der Besen in dem Land ab, das ich schon in der Glaskugel gesehen hatte. Auf einmal kam eine andere Hexe zu mir geflogen und teilte mir mit, dass ich die Hexenprüfung bestanden hatte und vielleicht in zwei Jahren genauso zaubern konnte wie alle anderen Hexen. Kurze Zeit später fügte sie hinzu, dass mich ein Lehrer dreimal in der Woche besuchen sollte, um mich die Zauberei zu lehren und um mir alles, was ich wissen musste, zu erklären. Sie meinte auch, dass ich mir keine Sorgen wegen meiner Eltern machen brauchte, denn diese hätten dem Unterricht zugestimmt und erlaubten, dass ich manchmal zu Hexenkonferenzen flog. So stelle ich mir das Leben als Hexe vor. Wie ich langsam das Geheimnis der Zauberkraft lernte Meine Mutter erwartete mich schon in meinem Zimmer, als ich von meinem Besuch im Hexenland zurückkam. Sie ließ mir keine Ruhe, bis ich ihr alles erzählt hatte. Sie war begeistert von meinem Hexen, denn sie hatte sich schon immer eine Hexe in der Familie gewünscht. Ein Problem war es allerdings, dass ich in der Schule nichts von alledem erzählen durfte, sonst würde mir die obersten Hexen im Hexenland meine Zauberkraft wegnehmen. Als ich gerade beim Erzählen war, wie es dort aussah, läutete es an der Tür. Ich schaute ein wenig wütend aus der Wäsche, weil es meine Freundin war, der ich sonst alles erzählte und vor der ich keine Geheimnisse hatte. Ich wollte zwar nicht jetzt mit ihr spielen, aber ich konnte ja sagen, dass ich gerade was Wichtiges zu tun hätte, was sie nicht sehen durfte. Also ging ich runter und teilte es meiner Freundin mit. Ein größeres Problem war auch, dass ich es nicht meinen Verwandten sagen durfte und vor diesen kann man nur schwer etwas verschweigen. Meine Kusinen würden es sicher als Erste merken, denn wir machten viel gemeinsam und merkten es fast immer, wenn eine von uns etwas verschwieg. Ich freute mich schon sehr auf den nächsten Tag, weil ich da meinen ersten Besuch aus dem Hexenland bekommen sollte. In der Nacht hatte ich einen Alptraum. Ich träumte, dass ich meine erste Zauberunterrichtsstunde verschlief. Meine Lehrerin kam mit ihrem Besen vor das Fenster und klopfte an, aber ich hörte sie ja nicht, da ich schlief. So trommelte sie immer lauter und lauter. Schließlich kam meine Mutter ins Zimmer gefegt und wollte fragen, was los sei. Gerade als sie bemerkte, dass ich noch schlief, wurde sie auf die Hexe hinter dem Fenster aufmerksam. Sie ließ die Lehrerin hinein und entschuldigte sich dafür. Jetzt machte sie sich an die Arbeit, mich zu wecken. Das war nicht sehr einfach, denn wenn ich schlief, behaupteten viele, konnten mich nicht einmal Kanonenschüsse aufwecken. Als ich aufwachte, war es mir furchtbar peinlich, dass ich wirklich meine erste Zauberstunde verschlafen hatte und mein Traum Wirklichkeit geworden war. Als ich endlich fertig zur Zauberstunde war, stellte sich meine Lehrerin als Miss Johnson vor. Ich wunderte mich ein wenig, weil mir der Name nicht sehr ungewöhnlich vorkam, doch dann erklärte sie mir, dass sie die Einzige in allen Johnson-Familien war, die Zauberkräfte hatte. Als ich fragte, ob es in jeder Familie nur ein Mitglied gäbe, das zaubern konnte, meinte sie, dass ich richtig geraten hatte und ich auch in meiner Familie die Einzige war, die zaubern konnte. Endlich konnte der Unterricht anfangen. Miss Johnson fragte mich, was ich über Hexen wisse. Ich berichtete ihr alles, was ich wusste. Etwas später berichtete sie mir, dass ich auserwählt worden war und dass ich sehr viel Glück gehabt hatte. Im Hexenland gab es auch einen Turm, in dem sich alle Hexen trafen, wenn es irgendetwas gab, was alle erfahren mussten. Das Hexenland konnten die normalen Menschen nicht sehen. Das Land gab es schon, als die ersten Hexen gelebt hatten, es existierte schon seit dem 16. Jahrhundert. Früher gab es viel mehr Hexen als heute. Die Lehrerin erklärte mir, dass ich ruhig in der Nacht auch auf meinem Besen herumfliegen durfte, weil mich da die anderen nicht sahen. Jeder, der auf dem Besen reitet, wird unsichtbar. Falls mich wirklich einmal jemand sehen oder hören sollte, wird er von den obersten Hexen des Hexenturmes mit dem Vergesslichkeitszauber belegt. Dann teilte sie mir noch mit, dass ich zweimal in der Woche in das Hexenland zum Lernen fliegen solle und einmal in der Woche wollte Miss Johnson zu mir kommen. Am Abend fragte mich mein Vater aus, wie die erste Stunde war. Ich erzählte ihm alles, aber dann fragte er mich, warum er nicht zaubern konnte und nur ich. Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber mein Vater gab erst Ruhe, als ich es ihm vorführte. Nun wollte er es auch probieren, aber bei ihm kam nichts aus der Spitze des Zauberstabs. Er wollte nicht glauben, dass ich die einzige Hexe in der Familie war und wollte es allen anderen auch sagen. Als er anfing zu wählen, drückte ich auf den Knopf, damit er die Verwandten nicht verständigen konnte. Schließlich wollte ich nicht, dass die Hexen mir meine Zauberkraft wegnehmen. Doch das wollte mein Vater nicht verstehen und ich musste es ihm ungefähr zehnmal erklären, bevor er aufhörte zu fragen. Bei meiner Mutter war es anders. Sie fragte nur das Notwendigste und war nicht sehr neugierig. Plötzlich klingelte das Telefon und meine Mutter hob den Hörer ab. Nach dem Gespräch meinte sie, sie hätte keine guten Neuigkeiten für mich. Meine Freundin wollte ein paar Tage bei mir übernachten. Ich war von der Idee geschockt und wusste nicht, wie ich dieses Geheimnis vor meiner Freundin geheim halten sollte. Was wäre, wenn sie meinen Zauberstab fand oder wenn ich gerade Besuch von Miss Johnson bekam? Als ich noch einmal darüber nachgedacht hatte, sagte ich die Zusage wieder ab. Ich wollte nicht riskieren, dass sie auf mein Geheimnis stieß oder ich mich verraten könnte. Als ich meine Zusage wieder rückgängig gemacht hatte, bat sie mich solange, bis sie mich dazu überreden konnte, wenigstens einen Nachmittag bei mir vorbeizukommen. Das war immerhin besser als das Übernachten, fand ich. Meine Freundin Marcy kam tatsächlich, als Miss Johnson da war. Das fing so an: Zuerst klingelte die Glocke vor unseren Haus. Es war eine große, altmodische Glocke. Gerade als ich mit Marcy in mein Zimmer ging, sah ich wie Miss Johnson auf ihrem Besen hergeflogen kam. Das war genau das, was ich vermeiden wollte. Miss Johnson wollte mit mir zaubern üben und meine Freundin hielt mich für verrückt, weil ich angeblich mit der Luft redete. Ich konnte Marcy nicht die Wahrheit sagen, aber ich konnte meine Zauberlehrerin auch nicht bitten, die Zauberstunde auf ein anderes Mal zu verschieben. Also überlegte ich mir einen Plan: Meine Eltern sollten meine Freundin eine halbe Stunde ablenken und in der Zwischenzeit sollte ich meinen Unterricht bekommen. Ich musste nur noch meine Eltern und Miss Johnson in meinen Plan einweihen. Es klappte alles wie am Schnürchen. Zuerst zeigte meine Mutter Marcy Bücher, die sie vielleicht interessieren würden, und dann fragte mein Vater sie über ihre Ferienpläne aus. Währenddessen erklärte mir meine Lehrerin einige Zauberformeln und wie man am besten mit dem Zauberstab umging. Nach fast einer Stunde reichte es Marcy und sie fragte, wo ich war. Mit so einer Frage hatte meine Mutter schon gerechnet und meinte, ich müsse noch schnell etwas überprüfen. Kurz nachdem sie nach mir gefragt hatte, pfiff meine Mutter als Warnung für uns. Als Miss Johnson den Pfiff hörte packte sie sofort mit einem Schwung mit dem Zauberstab ihre Sachen und flog zum Fenster hinaus. Da hatte sie Glück, denn genau in dem Moment, als ich das Fenster schloss, kam Marcy zur Tür herein und fragte mich, was ich denn so Wichtiges überprüfen musste. Genau auf diese Frage hatte ich gewartet. Ich erzählte ihr, dass mein Zimmer wie ein Saustall ausgeschaut hatte und ich aufräumen musste, bevor sie kommen durfte. Sie beschloss, das Ganze zu vergessen, und wir zeichneten wie sonst auch Fantasiebilder. Nach einer Stunde vergaß sie unsere Abmachung und fragte mich noch einmal aus. Doch da hatte sie nicht sehr viel Glück, weil ich ihr keine andere Geschichte erzählte. Nach einer halben Stunde, als wir unsere Zeichnungen fertig hatten, verabschiedete sie sich und ging. Nach dem Besuch war ich ziemlich müde, denn ich war noch nicht sehr gut in Übung mit dem Ausredenerfinden, aber daran musste ich mich gewöhnen. Als ich so ins Grübeln kam, fragte ich mich, wie die ganzen Jugendlichen im Fernsehen immer so viele Ausreden erfanden, ohne auch nur ein bisschen rot zu werden. Mein zweiter Besuch im Hexenland Einmal nach dem Zauberunterricht teilte mir Miss Johnson mit, dass morgen mein zweiter Besuch im Hexenland sei. Ich freute mich riesig. Da sollte ich mit anderen Nachwuchshexen gemeinsam Unterricht bekommen und den ersten Zaubertrank meines Lebens brauen. Ich war schon wach, als Miss Johnson am nächsten Tag zu meinem Fenster geflogen kam. Ich hatte mich in der Nacht so darauf gefreut, dass ich nur ein paar Stunden geschlafen hatte und schon um fünf Uhr früh angezogen bereitstand. Mein frühes Aufstehen zahlte sich aus, denn meine Lehrerin kam genau um halb sechs an mein Fenster geflogen. Ich hatte am Abend zuvor vergessen, meinen Eltern von meinem Besuch zu erzählen und hatte einen Brief geschrieben. Jetzt konnte es wirklich losgehen. Fast auf unserem ganzen Weg musste mir Miss Johnson vom Hexenland erzählen. Es dämmerte erst zum Morgen, als wir drüben im Hexenland waren. Kurz nach unserer Landung nahmen wir unsere Besen und schlenderten in das Verlies, in dem unser Unterricht sein sollte. Gerade als wir uns hinsetzten, flogen auch schon die nächsten zwei Hexen in das Verlies und setzten sich zu uns. Die andere Lehrerin stellte ihre Schülerin als Daffy vor, und sie selber hieß Miss Black. Am Anfang fand ich den Namen ein bisschen komisch, aber dann zeigte sie mir warum sie so hieß. Ihre Haut war nämlich ganz schwarz und die ihrer übrigen Familie auch. Miss Black und Daffy erzählten uns auch, wie weit sie schon mit dem Zaubern waren. Sie waren ungefähr genauso weit wie Miss Johnson und ich. Mit der Zeit kamen auch die anderen hereingeflogen. Als alle vor den vorbereiteten Kesseln saßen, kam der Braumeister zur Tür hinein. Als Erstes, meinte er, müssten wir die ganzen Zutaten bei ihrem Namen lernen. Das war nicht immer leicht, denn manche sahen aus wie Ameisen oder irgendwelche Käfer und hatten Namen wie „Plamo“ oder so ähnlich. Als der Unterricht zu Ende war, kam Daffy zu mir und Miss Johnson und fragte mich, ob ich nicht einmal mit ihr zu sich nach Hause mit fliegen wolle. Ich konnte nichts versprechen, aber ich erklärte ihr, dass ich in der nächsten Stunde Bescheid sagen würde. Miss Johnson fragte mich, ob Daffy und ich Freundinnen gewesen wären. Ich antwortete, dass ich es nicht ganz wisse, aber dass ich es glaubte. Sie erzählte mir, dass während ihrer Jugendzeit die Hexen noch nicht so nett waren und einem später oft das Leben schwer machen konnten. Als wir wieder zu Hause waren, fragten mich meine Eltern aus, wie es gelaufen war. Ich fasste den Bericht kurz und erzählte ihnen dann von Daffy. Meine Eltern waren mit dem Besuch sofort einverstanden und konnten es kaum erwarten, dass die nächste Woche kam. Mein erster Besuch bei Daffy Als nächste Woche der Unterricht zu Ende war, kam Daffy zu mir und wollte wissen, wie sich meine Eltern entschieden hatten. Ich sagte Daffy, dass ich durfte und flog mit ihr zu ihrem Zuhause. Während der Fahrt erfuhr ich, dass sie in Rumänien wohnte und wir sehr weit fliegen mussten. Gewöhnlich meinte sie, flog sie einen Tag von London nach Rumänien mit 100 Kilometer pro Stunde. Wir kamen erst an, als es schon spät in der Nacht war, aber ihre Eltern, meinte sie, mussten trotzdem noch wach sein. Richtig spannend für mich wurde es erst, als wir von einer Flugtür in ihr Wohnzimmer flogen, wo Daffys Eltern schon auf uns warteten. Die Familie hatte ein eigenes Haus auf dem Land. Es war ziemlich weit weg von allen anderen Gebäuden und sie mussten wegen jeder Kleinigkeit mit dem Auto in die Stadt fahren. Daffys Zimmer wirkte sehr groß, aber sie erzählte mir, dass es nur verzaubert war und deshalb so groß wirkte. Sie meinte: „Meine Familie ist eine Ausnahme. Schon unsere Urahnen waren Hexen und Zauberer. Meine Eltern haben das Zimmer verzaubert, damit es gegenüber anderen Zimmern von Hexen nicht so klein wirkt und nur Hexen und Zauberer könnten die Verzauberung sehen.“ Es war für mich sehr aufregend, bei einer anderen Hexe zu Besuch zu sein, aber ich fühlte mich wie zu Hause. Daffy meinte, das würde daran liegen, dass alle Leute, die magisches Zauberblut hatten, irgendwie miteinander verwandt waren. So als würden wir alle eine große Familie sein. Glücklicherweise, meinte sie, gab es in jedem Land höchstens noch eine oder zwei Zauberfamilien. Später erfuhr ich von ihrer Mutter, dass es für die kleinen Nachwuchshexen nur eine gemeinsame Schule gab. Ich hatte ein Riesenglück, weil die meisten kleinen Hexen schon ganz knapp bei der Geburt auserwählt wurden und sie aber keine Hexen und Zauberer aufnahmen, die nur eifersüchtig waren und versuchten, so wie wir zu sein. Wenn den obersten Hexen die eifersüchtigen zu sehr auf die Nerven gingen, konnten sie diesen auch die Kraft nehmen, Kartentricks zu beherrschen. Zum Glück kam dies nur sehr selten vor und dem letzten Bub wurden vor fünf Jahren die Zauberkräfte weggenommen. Dann sah ich, dass Daffy denselben Zauberstab hatte wie ich und dieselben Sachen am Anfang hergezaubert hatte. Da wir erst spät am Abend angekommen waren, gingen wir bald ins Bett. Am nächsten Tag schickte ich meinen Eltern eine Benachrichtigung, dass ich erst in drei Tagen wieder nach Hause kommen würde und dies spät am Abend. Vor dem Schlafengehen redeten wir noch lange und ich erfuhr, dass sie auch keine Geschwister hatte und meistens allein war. Wir rätselten herum, wie unsere Verwandten vielleicht sein könnten, denn wir kannten sie nicht und würden sie sehr gerne einmal kennen lernen. Dann war es wirklich Zeit zum Schlafen. Den nächsten Tag vertrieben wir uns damit, dass ich die naheliegende Stadt anschaute und sie mir alle ihre Freunde vorstellte. Es war eine eher kleine Stadt, die fast so klein wie ein Dorf war. Zum Schluss zeigte sie mir noch die Arbeit ihrer Eltern. Sie erfanden Zaubersprüche, aber Daffy wusste nicht viel davon. Gegen Abend machte ich mich wieder auf den Weg. Vorher erklärte mir Daffy ganz genau den Weg, so dass ich mich nicht verfliegen konnte. Zum Schluss fragten Daffys Eltern noch, ob meine Eltern nicht vielleicht einmal mitfliegen wollten. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, aber ich versprach, es Daffy mitzuteilen, wenn wir uns das nächste Mal sahen. Es war schon ziemlich spät, als ich endlich nach Hause kam, aber meine Eltern waren noch wach. Sie wollten mich zuerst ausfragen, aber dann überlegten sie es sich und verschoben es auf den nächsten Tag. Doch daraus wurde nichts. Am nächsten Tag erhielt ich einen Brief von Daffy und ihren Eltern, in dem es darum ging, dass sie meine Eltern kennen lernen wollten und wir schon am nächsten Tag zu kommen hatten. So brachte ich es meinen Eltern schonend bei und wir flogen tatsächlich zu Daffy nach Rumänien. Es wurde eine etwas langsame Reise, da meine Eltern nicht fliegen konnten und sie mit dem Flugzeug fliegen mussten. Erst nach drei weiteren Tagen kamen wir bei Daffy an. Zuerst mussten Daffy und ich alle bekannt machen und dann stellte sich heraus, dass es in zwei Tagen ein Hexentreffen geben sollte, wo sich alle Eltern der Nachwuchshexen kennen lernen sollten. Nachdem sich meine Eltern frisch gemacht hatten, gingen wir noch ein bisschen zu dem drei Kilometer entfernten Bauernhof. Meine Mutter war ein wenig verwirrt, als sie das Bauernhaus und die Scheune sah. Es war kein großes, romantisches Bauernhaus, sondern eine schäbige, kleine Hütte. Der Stall, den die Familie nebenan hatte, war noch das Gepflegteste am Bauernhof. Als die Erwachsenen in das Haus hineingingen, um mit dem Bauern ein bisschen zu reden, liefen Daffy und ich schnell in die Scheune und trieben ein paar Späße. Wir hatten heimlich unsere Zauberstäbe mitgenommen und wollten einiges umzaubern. So nahmen wir die Stäbe, hielten die Stäbe so aneinander, dass sich die Kräfte vereinten. Als es so weit war, schrieen wir wie aus einem Mund: „Es hat gepflegter auszusehen. Ein großes Bauernhaus muss entstehen!“ Es funktionierte. Tausende von kleinen Lichtblitzen schossen in der Scheune herum. Zwei Sekunden später war alles aus. Wir konnten unseren Augen nicht trauen, als wir sahen, was wir angerichtet hatten. Statt dem kleinen, einsamen Bauernhaus und der ungepflegten Scheune standen jetzt auf einmal eine wunderschöne Scheune und ein großes, schönes Bauernhaus da. Wir konnten es kaum glauben: Die Zauberkraft von zwei kleinen Mädchen hatte all das angerichtet. Es war ein herrliches Gefühl, so mächtig zu sein. Aber auf einmal kamen Miss Johnson und Miss Black zur Tür hereingeflogen und funkelten uns wütend an. Kaum waren sie gelandet, schrieen sie uns an: „Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Wir haben euch oft genug gesagt, dass Zauberei in der Nähe von nicht magischen Menschen verboten ist! Könnt ihr uns vielleicht erklären, warum ihr das getan habt? Wir bitten um eine Erklärung, und wenn diese nicht gut genug ist für die Hexen im Hexenturm, werden sie euch eure Zauberkräfte wegnehmen! Haben wir uns deutlich genug ausgedrückt? Wir hören!“ Das war vielleicht eine peinliche Situation. Wir teilten ihnen alles mit, doch das reichte nicht. Es kam noch eine dritte Hexe hereingeflogen, die uns aufforderte, unsere Zauberhand in einen Sack zu stecken. Es war ein scheußliches Gefühl ohne Zauberkräfte und wir fühlten uns wie zwei ganz normale Teenager. Die oberste Hexe meinte, wir müssten es schaffen, zwei Wochen ohne Zauberkraft auszukommen, und in dieser Zeit wurden wir auch vom Hexenland verbannt. Mit der Nachricht flog sie wieder hinaus zum Hexenturm. Ein wenig später flogen auch unsere Lehrerinnen. So liefen wir schnell nach draußen, um uns die Lage unserer Eltern und die vom Bauern anzusehen. Wir wollten unseren Augen nicht trauen als wir sahen, dass sie überhaupt nichts gemerkt hatten. Sie saßen an einem wunderschönen, alten Tisch. Neben ihnen loderte ein gewaltiges Feuer im Kamin. Es war genauso ein hübsches Bauernhaus, wie wir es uns vorgestellt hatten. Auch der Stall war viel größer und schöner geworden. Draußen auf der Weide standen jetzt zehn große Milchkühe. Einerseits waren wir froh, dass wenigstens die Bauern jetzt eine schönere Wohngegend hatten, aber andererseits waren wir schrecklich enttäuscht, dass der Hexenturm so streng mit uns war. Nach einem Besuch von unseren Eltern mussten wir wieder nach Hause gehen. Es tat uns leid, als wir Daffys Eltern erzählen mussten, dass ich in einer Woche wieder Schule hatte und wir nicht mehr lange bleiben konnten. Am letzten Abend bei Daffy spielten wir die ganze Zeit „Quickl“. In dem Spiel ging es darum, möglichst viele böse Hexen zu vernichten. Dieses Spiel spielten wir bis weit nach Mitternacht. Nach einer Weile hatte ich keine Lust mehr und verlor mit Absicht. Ich fand, es war eine sehr schöne Zeit bei Daffy. Weniger schön war, dass ich keine Zauberkräfte mehr hatte. Hexe sein mit Nebenwirkungen In der letzten Woche hörte ich überhaupt nichts von Daffy, nur dass Miss Johnson noch immer wütend auf mich war. Sie kam nicht mehr, weil ich ja keine Zauberkräfte mehr hatte und aus dem Hexenland verbannt worden war. Ich freute mich eigentlich schon wieder auf die Schule und mir fehlte meine Zauberkraft sehr. Zuerst freute ich mich auf das Gefühl, wieder Hexe zu sein, aber irgendwie wurde mir so langweilig, dass ich Alpträume bekam. In der letzten Nacht vor der Schule konnte ich kaum schlafen. Ich träumte, dass eine Hexe des Hexenturms in meine Klasse geflogen kam und ich deshalb von der Schule verwiesen wurde. Jedoch als ich aufwachte merkte ich, dass es noch ziemlich spät in der Nacht war und ich noch lange nicht in der Schule sein musste. Doch mir ging eine andere Sache nicht aus dem Kopf: Wenn ich aus dem Hexenland verbannt war, würde ich morgen auch nicht zu dieser Hexenkonferenz hinfliegen können. Das Hexentreffen Ich schlief noch etwas weiter bis halb sieben. Am Morgen war ich erstaunlich schnell. Als ich in der Schule war, ging es zuerst ziemlich langweilig zu. Ich kam in die 7. Klasse und das bedeutete, dass meine alte Klasse geteilt worden war. Mit mir gingen nur sehr wenige Kinder weiter, aber doch einige, die ich mochte. Ich passte während der ersten Stunde überhaupt nicht auf, weil mir ständig diese Hexenkonferenz im Kopf herumging. Zum Glück hatten wir an diesem Tag nur die eine Stunde und ich konnte schnell wieder nach Hause. In meinem Zimmer wartete schon Miss Johnson auf mich. Sie meinte: „Alle Hexen dürfen zu der Konferenz, da ist es egal, ob man verbannt ist oder nicht. Sollten deine Eltern nicht schon hier sein? Sie müssen ja schließlich dabei sein.“ Gott sei Dank kamen meine Eltern genau in diesem Augenblick. Jetzt konnte die Reise losgehen. Es war keine besonders lange Reise, weil das Zentrum in einer so genannten Geisterstraße lag, die normale Menschen nicht sehen konnten. Der Ort war mehr als seltsam und erinnerte an eine Kampfarena. Meine Lehrerin erklärte mir, dass es tatsächlich einmal eine Kampfarena gewesen war und dass sie der Hexenturm für bestimmte Konferenzen extra gekauft hätte. Nun ging es los. Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben den Hexenturm. Das war der Name des besten und berühmtesten Zauberers. Eine Jury hatte ihn vor vielen Jahren zum Hexenrichter gewählt. Er lebte in einem Turm, der nach ihm benannt wurde. Deshalb sagte jeder zu ihm Hexenturm. Er zückte seinen Zauberstab, hielt ihn gegen seine Kehle und flüsterte: „Dumor.“ Nun hatte er sich ein magisches Megafon gezaubert. Er rief: „Jetzt, da alle versammelt sind, lade ich alle neuen Hexen und Zauberer ein, zu mir in die Arena zu kommen, sich vorzustellen und über sich etwas zu erzählen.“ Das Vorstellen ging sehr langsam voran, da jeder sich irgendwie davor drücken wollte, weil er Angst hatte, zu allen Hexen und Zauberern zu sprechen. Doch nach einiger Zeit musste auch ich mich vorstellen gehen. Ich glaubte, noch nie so nervös gewesen zu sein. Doch dann meinte eine innere Stimme hinten in meinem Kopf: „Du schaffst das, zeig ihnen, dass du es kannst. Du musst es nur richtig wollen.“ Da keine andere Stimme mehr kam, die dagegen sprach, legte ich einfach los. Ich redete fast zehn Minuten lang sehr schnell, aber man verstand mich. Kaum hatte ich erzählt, stürzte ich mich sofort wieder zu meiner Familie und meiner Lehrerin. Nur weil ich fertig war, war es für mich aber nicht zu Ende, denn als nächstes kam Daffy an die Reihe. Auch sie machte ihre Sache gut. Als der Rest der Schüler auch fertig war, trat der Hexenrat noch einmal in die Arena und verkündete, dass es für ihn immer wieder eine Freude sei, die Neuen willkommen zu heißen. Als die Feier zu Ende war, meinte Miss Johnson, es würde nur noch ein paar Tage dauern, bis ich meine Zauberkräfte wiederbekäme. Ich wusste nicht, wie ich die letzten Tage überstanden hatte, so sehr fehlte mir meine Zauberkraft. Von Daffy hörte ich außer in unseren gemeinsamen Unterrichtsstunden überhaupt nichts mehr. Gestern war es endlich soweit: Die Hexe vom Hexenturm, die ich schon kannte, flog zu mir und gab mir meine Zauberkraft zurück. Sie meinte auch noch, dass ich ab jetzt wieder ohne Weiteres ins Hexenland durfte. Eine Zeit lang zauberte ich in meinem Zimmer herum und stellte glücklich fest, dass ich wirklich wieder zaubern konnte. Ich setzte mich sogar auf meinen Besen und flog ein paar Runden über der Siedlung. Miss Johnson hatte ganz Recht, als sie sagte, dass ich ruhig in der normalen Welt herumfliegen konnte, ohne dass gleich Hunderte von Menschen auf mich deuteten und aufgeregt tuschelten. Gegen Ende des letzten Zauberunterrichts fragte ich meine Lehrerin, ob ich auch einmal meinen Zauberstab in die Schule mitnehmen durfte, um Streiche zu spielen. Sie meinte, eigentlich wäre es nicht erlaubt, aber ab und zu könnten sie auch Ausnahmen machen. Sie erzählte mir auch, dass sie in ihrer Jugendzeit auch allerhand Unfug getrieben hatte. So ging ich am nächsten Tag mit meinem Zauberstab in die Schule. In der zweiten Stunde verhexte ich die Kreide, damit der Lehrer nichts auf die Tafel schreiben konnte. Sie bewegte sich automatisch immer in die Gegenrichtung, in die der Lehrer griff. Nach einer Weile war die Klasse nicht mehr zu stoppen und alle prusteten vor Lachen. Unser Lachen war so laut, dass sogar der Direktor in die Klasse kam, um zu schauen, ob auch alles in Ordnung war. Wir hatten Glück, der Direktor hatte an diesem Tag Sinn für Humor und lachte auch mit. Ein paar Minuten später nahm ich den Zauber zurück, da ich nicht wollte, dass der Direktor in der Klasse war und ich keinen Ablenkungszauber wusste. Es konnte auch gut sein, dass ich schon einen kannte, aber er mir auf die Schnelle nicht einfiel. Jedenfalls war es für meine Klasse die lustigste Stunde seit langer Zeit. Als Miss Johnson das nächste Mal zu mir kam, erzählte ich ihr alles und sogar sie musste bei der Vorstellung lachen. Die Hexenprüfung Einmal nach meinem Zauberunterricht verkündete Miss Johnson, dass ich mich langsam auf meine Hexenprüfung vorbereiten musste. Diese würde ungefähr in zwei Monaten sein. Seitdem war ich total aufgeregt, und wenn es stimmte, was sie mir immer erzählte, konnte ich schon fast genauso gut zaubern wie jede andere Hexe. Es war keine sehr angenehme Zeit für mich, weil ich mich gerade jetzt auch in der Schule anstrengen musste. Meine Freunde wunderten sich mit der Zeit, was mit mir los war, und hin und wieder fragten sie mich auch, ob ich krank sei. Es war kein Wunder, denn wenn ich meine Hexenprüfung nicht schaffte, würde ich keine Zaubergenehmigung vom Hexenturm bekommen und würde das Jahr noch einmal wiederholen müssen. An einem schönen Frühsommertag holte mich Miss Johnson schon um sieben Uhr früh ab. Sie meinte, ich müsse heute Nachmittag meine Prüfung ablegen. Ich war selbst überrascht, dass ich überhaupt nicht nervös war. Dann ging es los. Nach ein paar Stunden kamen wir bei der Arena an. Auf einmal wurde ich ziemlich nervös und aufgeregt, doch meine Lehrerin machte mir Mut und so war alles halb so schlimm. Wir mussten noch eine halbe Stunde warten, bis ich an der Reihe war. Schließlich musste ich nach vorne gehen, ein paar Zauber richtig aussprechen und darauf warten, dass ich meine Genehmigung bekam. Ich musste eine gewaltige, magische Spinne außer Gefecht setzen und einen Schlaftrank brauen. Die Spinne zu überwältigen war nicht besonders schwierig. Ich ging auf sie zu und schrie: „Du sollst umfallen auf der Stelle, denn dann wäre der Rest des Lebens eine leichte Welle!“ Wie ich schon vorher gewusst hatte, klappte es und die Spinne fiel ohnmächtig zu Boden. Jetzt musste ich nur noch den Trank brauen. Ich schmiss die Froschaugen, die Grapefruitblätter und ein paar Spritzer Palmstängelsaft in einen Kessel und ließ das Ganze eine Viertelstunde brodeln. Als es fertig war, gab ich einer magischen Kröte einen Spritzer davon. Bereits nach ein paar Sekunden schnarchte die Kröte so laut, dass es selbst die Hexen in Australien hören konnten. Damit hatte ich meine Prüfung bestanden und bekam meine Zaubergenehmigung. Als ich diese in der Hand hielt, färbte sich mein Haar plötzlich rot und ich bekam eine lange, krumme Nase und eine grüne Haut. Jetzt hatte ich den Unterricht abgeschlossen und bekam genau die Zukunft, die ich ganz am Anfang in meiner Glaskugel gesehen hatte. Zu meinem dreizehnten Geburtstag bekam ich von meinen Eltern eine schwarze Katze, die ich Salem nannte und vom Hexenturm ein kleines Zauberrevier. Von diesem Augenblick an wusste ich, dass auf die magischen Zauberkugeln Verlass war.