2. Platz: daedalus diggel, Gryffindor - Einsendung von daedalus diggel, Gryffindor 2. Platz
Bild zu dieser Geschichte von Caxirta, Ravenclaw  2. Platz daedalus diggel, Gryffindor Babbelhäschen und sein schnatternder Stummelschwanz Es war einmal in einem weit entfernten Ort, der so weit entfernt war, dass man morgens die goldene Herbstsonne aufgehen sah, während woanders noch die erstarkende Sonne des nahen Frühlings erschien. Dort lebte in einem kleinen Haus ein alter Hase mit seinen drei Kindern, Tabba, Kabba und Babbel. Tabba war eigentlich ein eher ernster Hase und hatte von seinem Vater eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen: Er kümmerte sich um Herstellung und Vertrieb von dunkler, herber Schokolade. Diese Aufgabe war deswegen so wichtig, weil von hier aus das weltweite Netz der Osterhasen mit Eiern versorgt wurde. Nicht mit Hühnereiern wohlgemerkt, diese kamen ja von Hühnern und wurden von diesen den Hasen während der Osterzeit kostenlos zur Verfügung gestellt. Nein, Babba war zuständig für die Produktion von Schokoladeneiern, die von den Menschen neben den eigentlichen Eiern sehr geschätzt wurden. Kinder allerdings mochten sie eher nicht, da sie sehr herb schmeckten. Tabba wurde bei dieser Arbeit unterstützt von seiner gewissenhaften Schwester Kabba und dem kleinen Bruder Babbel, den alle nur „Babbelhäschen“ nannten, weil er im Gegensatz zu seinem ernsten Bruder ein eher lustiger und sehr lebhafter Hase war, der manchmal auch viel Unsinn im Kopf hatte. Schade war nur, dass seine Geschwister so ernst und gewissenhaft waren und er keinen hatte, mit dem er nach Herzenslust babbeln konnte. Eines Tages nun war die Schokoladenproduktion ins Stocken geraten, da die Kakaobohnen ausgegangen waren und die neue Lieferung noch nicht eingetroffen war. Der alte Hase schickte also seinen Erstgeborenen, Tabba, los, um nach dem Grund der Verzögerung zu suchen. Dieser machte sich auch sofort auf den Weg und kam in einen tiefen Wald, wo er an einer Weggabelung auf einen Stier traf, dessen Hörner sich in einem Busch mit messerscharfen Dornen verfangen hatten. „Kannst Du mir bitte helfen?“, fragte der Stier den Hasen Tabba und zerrte an den Ästen. „Ein andermal gerne“, sagte Tabba, „aber heute bin ich mit einer wichtigen und ernsthaften Aufgabe betraut und habe leider keine Zeit“. Sprach’s und eilte weiter auf dem linken Weg. Als Tabba am Abend immer noch nicht zurückkam schickte der alte Hase am nächsten Morgen seine Tochter Kabba los, um nach der Ursache zu suchen. Auch sie kam an die Weggabelung und wurde von dem Stier um Hilfe gebeten. Doch auch sie verwies auf die unpassende Zeit und die Dringlichkeit ihrer Aufgabe und eilte auf dem linken Weg weiter. An diesem Abend war der alte Hase verzweifelt, wenn nicht bald Nachschub käme, würde die Schokoladeneierproduktion zum Erliegen kommen und der Frühlingstermin wäre nicht zu halten und so blieb ihm nichts anderes übrig, als auch seinen Jüngsten, Babbelhäschen, auf die Reise zu schicken. Dieser kam schließlich auch zu der Weggabelung und traf auf den Stier. „Ich würde dir ja gerne helfen“, sagte Babbelhäschen, „aber ich weiß nicht, wie!“ „Nun“, sagte der Stier, „ihr Hasen seid doch berühmt für eure langen Ohren und Schwänze. Wenn du mit deinen Händen, den langen Ohren und dem langen Schwanz an diesen fünf Stellen die Äste auseinanderziehst, wird es mir wohl gelingen, den Kopf herauszuziehen.“ Gesagt, getan: Babbelhäschen zerrte die Äste mit den messerscharfen Dornen auseinander, der Stier zog seinen Kopf heraus und gerade als Babbelhäschen die Dornenäste wieder loslassen wollte, schnellte ein besonders kräftiger Dornenast hervor und schnitt Babbelhäschens langen Schwanz ab. Da war Babbelhäschen sehr erschrocken und wollte anfangen zu klagen, doch der Stier umarmte ihn und sagte. „Du hast mir uneigennützig geholfen, das soll dein Schaden nicht sein. Zum ersten will ich dir den rechten Weg zeigen, dort wirst du die Karawane mit den Kakaobohnen treffen, die sich aufgrund eines Radbruches so verspätet hat. Zum zweiten schenke ich dir diese Kannen mit Milch von meiner Herde, mische sie mit eurer Schokolade und du wirst ein Wunder erleben. Und zum dritten will ich deinem Stummelschwanz die Fähigkeit verleihen, sich mit dir zu unterhalten, so dass du immer einen Gesprächspartner hast, mit dem du nach Herzenslust babbeln kannst, für die anderen wird es sich nur wie ein leichtes Schnattern anhören.“ Und so kehrte das Babbelhäschen mit dem schnatternden Stummelschwanz nach Hause zurück und erzählte seinem Vater und den inzwischen heimgekehrten Geschwistern, was er erlebte hatte. Und als sie abends die mit der Milch vermischte Schokolade probierten, waren sie sehr erstaunt. Diese „Milchschokolade“ schmeckte besser als alles, was sie bisher probiert hatten. Und da sie nicht gestorben sind, können sie erleben, wie die Milchschokolade ihren Siegeszug um die Welt antrat und auch und gerade von Kindern sehr geschätzt wurde. Und das Babbelhäschen? Nun, es bekam viele Kindern und alle, alle hatten ausnahmslos ein Stummelschwänzchen und wer genau hinhört, kann es leise schnattern hören. (aus: Märchen von Beedle, dem Barden, erweiterte Neuausgabe hg. v. H. Granger, Weasley-Druck, Hogwarts 2008)