Tiger, Gryffindor - Einsendung von Tiger, Gryffindor
Bild zu dieser Geschichte von Markus, Slytherin  Tiger, Gryffindor Babbelhäschen und sein schnatternder Stummelschwanz Es war einmal eine Hasenmutter. Sie lebte in einem Land, das unserem sehr ähnlich war, auf einer Wiese voller Blumen, Gräser und Kräuter. Es mangelte ihr an nichts und sie war glücklich mit ihren Kindern und Verwandten dort zu leben. Die jungen Häschen konnten den ganzen Tag miteinander spielen und auf der sonnenbeschienenen Wiese umher tollen. Sie liebte ihre Kinder über alles und versorgte und erzog sie zu anständigen Hasen. Doch eines ihrer Häschen bereitete ihr Kopfzerbrechen: ein sehr kleiner, aber vorwitziger Hasenjunge, der im Frühling das Licht der Welt erblickt hatte. Sie hatte ihn liebevoll Babbelhäschen genannt, denn er redete den ganzen Tag, ohne Punkt und Komma. Dabei war es ihm auch egal, ob er alleine oder in Gesellschaft war. Er sprach alles aus, was ihm gerade in den Sinn kam, plapperte über das Wetter, die Pflanzen, die Hasen, den Himmel, die Bäume, die Flüsse… jeden seiner Gedanken sprach er aus. Seine Hasenmutter versuchte ihn daran zu hindern, sie redete auf ihn ein und versuchte ihm klar zu machen, dass die anderen Hasen das störte, sie zog ihn sogar an den Ohren, doch er wollte einfach nicht schweigen. Selbst im Schlaf murmelte er noch vor sich hin und sprach in seinen Träumen. Die anderen fragten ihn, warum er immer so viel quasseln musste und nie still war. Babbelhäschen antwortete, er wolle seine Gedanken der ganzen Welt mitteilen und als sie ihn fragten, warum er auch sprach, wenn niemand bei ihm war, erwiderte er, dass er mit seinem Stummelschwänzchen sprach. Wie alle Hasen hatte er einen kleinen, pelzigen Stummelschwanz, doch Babbelhäschen schien überzeugt zu sein, dass der Seine sprechen konnte. „Babbel glaubt, sein Stummelschwanz kann sprechen!“, gackerten seine Geschwister. „Ja, kann er auch! Der redet mehr als ich!“, rief Babbelhäschen und versucht sich durch das Gelächter der anderen Gehör zu verschaffen. „Ihr denkt immer, ich rede soviel, aber mein Schwänzchen plappert noch viel mehr!“ „Gerade hast du noch gesagt, du wolltest deine Gedanken der Welt mitteilen“, gluckste Blumenohr. „Und jetzt ist es auf einmal dein schnatternde Stummelschwanz.“ Babbelhäschen lief rot an unter seinem Fell. „Ja! Wir wollen uns beide der Welt mitteilen! Ihr seid doof und gemein! Ich hasse euch!“, schrie er und hoppelte so schnell seine kurzen Beine es zuließen davon. Lange saß er dann am Rand der Wiese, hinter einigen Steinen versteckt und dachte nach. Nicht schweigend natürlich, sondern unablässig mit sich, der Welt, oder eben seinem Stummelschwänzchen redend. Babbelhäschen klagte über sein Schicksal, darüber, dass ihn keiner mochte und er es doch nur gut meinte und niemanden stören wollte. Er saß so lange am Wiesenrand, bis die anderen Hasen ihn zu suchen begannen. Doch er war noch immer zornig und wollte sich nicht finden lassen. Also rannte er weiter, fort von seiner geliebten Wiese, in einen großen, dunkeln Wald und schon bald wusste er nicht mehr, wo er sich befand. Nun bereute Babbel seinen Zorn und wünschte, er wäre wieder daheim bei seiner Mutter und seinen Hasenverwandten. Aber nun war es zu spät, er hatte sich im Wald verirrt und musste selber sehen, wie er hier wieder heraus kam. Um sich Mut zu machen, plapperte er ununterbrochen weiter und führte fast so etwas wie einen Dialog mit seinem Stummelschwanz. Nach Stunden des Umherirrens fand das Häschen schließlich einen Weg aus dem Wald, doch dort, wo es sich nun befand, war es noch nie gewesen. Nach einer kurzen Beratung mit seinem schnatternden Stummelschwanz waren sie überein gekommen, dass es hier nicht schlimmer als im Wald sein konnte und sie entschlossen sich, die Wiese zu erkunden. Hoffnungsvoll hoppelte Babbel los, doch schon bald übermannte ihn die Müdigkeit und kaum hatte er sich zwischen ein paar Grasbüschel gelegt, fiel er auch schon in einen traumlosen Schlaf. Er erwachte erst, als eine tiefe Hasenstimme ihn weckte: „Hey du! Du kannst hier nicht rumliegen, wir haben zu tun!“ Immer noch erschöpft öffnete er die Augen und blickte in ein altes, ergrautes Hasengesicht. Der Mümmelmann blickte streng, aber nicht unfreundlich, und folgsam stand Babbelhäschen auf, um ihm zu folgen. Zwar hatte er keine Ahnung, was der alte Hase von ihm wollte, doch es war besser, als weiter umher zu irren. Kaum zwei Schritte waren sie gegangen, als er sich auch schon nicht mehr zurückhalten konnte und losschnatterte: „Ich heiße Babbel, und du?“ Der Graue sah ihn an und antwortete: „Osterhase… kannst aber auch Ossi sagen.“ „Ah, und… ähm… was genau machen wir hier?“ Wieder blickte der andere ihn an. „Ostereier verteilen, was dachtest du?“ Er musterte ihn kritisch. „Du bist doch das polnische Austauschkarnickel, oder?“ „Ähm… so was in der Art“, murmelte Babbel ganz leise. Er hatte Angst, dass Osterhase ihn verjagen würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. „Gut!“, sagte dieser. „Also bei uns versteckt man Ostereier statt Spielzeug, ganz einfach.“ „Ach so. Ja, ist ja einfach… Und warum?“ Babbel konnte die Frage einfach nicht zurück halten, denn er hatte noch nie von Hasen gehört, die Eier versteckten. „Warum??“ Ossi starrte ihn an. „Na weil… weil… das bei den Menschen so Brauch ist! Die erwarten das von uns!“ Babbel war verwirrt. Er kannte Menschen nur von Geschichten, noch nie hatte er welche gesehen und konnte sich nicht vorstellen, dass der graue Hase Recht hatte. „Was wollen sie denn mit versteckten Eiern?“ „Sie suchen!“ „Ja aber warum versteckst du sie, wenn die Menschen sie dann suchen müssen?“ „Das ist doch… also… das ist ein Spaß für sie! Sie wollen was zum Suchen!“ „Ah ja…“ Babbel verstand seine kleine Hasenwelt nicht mehr, doch er musste sich damit abfinden. Gemeinsam hoppelten sich zu einer Erdhöhle, in der sich die Eier befanden. Ossi zeigte Babbel, wie er sie verstecken sollte und reichte ihm einen Korb, um die Eier zu transportieren. „Wichtig ist, dass du sie nur in den Gärten der Menschen versteckst“, erklärte er noch und fügte hinzu: „Und noch wichtiger, dass du dich von niemanden sehen lässt! Denn dann bist du erledigt. Also Mund zu und an die Arbeit!“ Sie trennten sich und schlüpften durch ein paar Zäune in die Menschengärten. Babbel war einen Augenblick lang fasziniert von den Häusern und Straßen und konnte seine Begeisterung zu seinem eigenen Erstaunen kaum in Worte fassen, doch schon bald riss er sich zusammen und machte sich an die Arbeit – natürlich nicht mehr schweigend. Einige Gärten lang lief es wunderbar. Er freute sich über seine Tätigkeit, auch wenn sie ihm nach wie vor sinnlos vorkam. Er hoppelte umher und fand immer raffiniertere Verstecke für die Eier. Und schließlich kam er in die Versuchung, einmal selbst eines zu fressen, denn sie mussten schließlich etwas Besonderes sein, wenn die Menschen gerne nach ihnen suchten. Er biss in eines hinein und kaute genüsslich, denn es war aus süßer, zarter Schokolade. Babbel hatte nie etwas Besseres gekostet und war so versunken in den Geschmack, den er nun mit den treffendsten Worten, die er kannte, beschrieb und verinnerlichte, dass er die näherkommenden Menschenkinder nicht bemerkte. Erst ein Ruf „Der Osterhase, der Osterhase!!!“ ließ ich aufschrecken und er jagte davon. Fast wäre er mit dem Korb am Zaun hängen geblieben, doch er schaffte es gerade noch und konnte sich in einem nahen Wald verstecken. Vor Schreck keuchte er und bekam keinen Laut über die Lippen. Auch als Ossi ihn fand und fragte, wie es ihm ergangen war, sagte er nichts und schwieg – zum ersten Mal in seinem Leben. Dann warf er den Korb mit den Eiern zu Boden und rief nur: „Danke Osterhase! Ich habe viel gelernt!“, und rannte zurück zu seiner Familie. Wie durch ein Wunder fand er den Weg zurück durch den Wald und als er zu Hause war, wurde er mit großer Freude empfangen. Er fiel seine Hasenmutter in die Pfoten und sagte nur: „Mama, ich hab dich so vermisst! Ich weiß jetzt, dass ein Wort zu viel so leicht alles vernichten kann! Es tut mir leid.“ Seine Mutter drückte ihm einen dicken Hasenkuss auf die Backe und sagte nur: „Ich hab dich lieb, mein Kleiner, egal was du sagst.“ Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt der kleine Hase auch heute noch mit seinen Verwandten auf der Wiese und besucht einmal im Jahr den Osterhasen.