9. Kapitel - --
Draco blickte sichtlich unwohl durch das „Irish-Teahouse“, genau die Sorte Extravagantes, und in diesem Fall auch teures Café, in das sie für ihr Leben gerne ging. Und da war wieder die Erinnerung an sie. - Der Versuch sich etwas von ihr abzulenken, hatte ja schon einmal nicht besonders gut geklappt, wenn man einmal besah, dass er nur bis zu einem Leuchter auf Höhe des Nachbartisches gekommen war. Resigniert wandte er sich ihr wieder zu. Pansy lächelte ihn mittlerweile mit genau dem gönnerhaften Lächeln an, das er schon bei Blaise nicht ausstehen konnte, bei ihr allerdings nur umso schlimmer war. Sie schürzte ihre, wie neuerdings vermutlich in sämtlichen Modemagazinen als die Farbe der Saison angepriesen, dunkelrot geschminkten Lippen. „Ich fasse jetzt einmal einfach deinen Brief, übrigens ein eher erbärmlicher Versuch, deine Würde zu behalten, zusammen. Du fragst mich, ob ich dir bei der Sache mit der kleinen Greengrass helfen kann?“ Sie lachte leise in sich hinein. „Bin ich die einzige, die die Ironie dieser Situation in ihrem vollen Ausmaß sieht und genießen kann?“ Erneut lachte sie auf und schaute ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Wieso der gequälte Gesichtsausdruck?“ „Ich überlege gerade, ob es wirklich so eine schlechte Idee gewesen wäre, mit Blaise zu reden“ murmelte er verdrießlich. Sie schenkte ihm daraufhin nur erneut ein gönnerhaftes Lächeln. „Wäre es. Immerhin wäre er wohl genau so schadenfroh gewesen, hätte dir dafür, nachdem er sich vor Lachen wieder eingekriegt hätte, nicht so qualifizierte Ratschläge geben können.“ Da könnte sie sogar irgendwie Recht mit haben, da bei Blaise gewöhnlich sein Aussehen und sein unglaublich übertriebenes Selbstbewusstsein die Arbeit taten. So, wie es schien, nahmen die meisten Mädchen einfach an, das hinter so viel Selbstbewusstsein irgendetwas stecken müsste... Na ja, vielleicht half auch sein Humor ein kleines bisschen, aber das tat im Moment eigentlich ja auch nichts zur Sache. Er warf einen Blick zu Pansy herüber, die, mittlerweile an seine inneren Monologe scheinbar gewöhnt, ihre kurzgeschnittenen schwarzen Harre wieder richtete, damit sie genau so unordentlich abstanden, wie es ihr Friseur zweifellos geraten hatte. Sollte er den demütigenden Teil dieser Konversation etwa schon hinter sich gebracht haben? Er konnte ja kaum daran glauben... Immerhin wäre das wirklich zu schön, um wahr zu sein. Mittlerweile, scheinbar zufrieden mit ihrer Frisur, trommelte sie mit ihren frisch manikürten und in einem dunklen Rot lackierten Fingern auf der Tischplatte herum. „Wo bleibt denn eigentlich die Bedienung? Es kann doch unmöglich so lange dauern, zwei Tee fertig zu machen.“ Seufzend schaute sie ihn an. „Und, wissenswerte Informationen?“ Er schaute sie verdutzt an. „Wie bitte?“ Anklagend schaute Pansy zur Decke, scheinbar nicht wissend, womit sie so viel Unverständnis verdient hatte. So wieder beruhigt fuhr sie in ihrer süßesten Stimme fort. „Draco, wir sind Freunde, aber wenn du so weiter machst, werde ich mich wohl gezwungen sehen, dich mit einer von den Kuchengabeln dort drüben zu erdolchen.“ Sie nickte in Richtung des noch nicht abgeräumten Nachbartisches. „Also, wenn du nicht entweder an Blutverlust oder Überzuckerung sterben willst, stell dich nicht so an und kooperiere besser. Immerhin soll ich doch dir helfen. Also, ich hätte gerne Details mit denen ich arbeiten kann, z.B. wo ihr euch denn jetzt getroffen habt, was passiert ist, wie -“ Draco unterbrach sie, bevor sie noch mehr Vorderrungen in Hinsicht auf seine Antwort stellen konnte. „Ja, ich denke, ich weiß, worauf du hinaus willst.“ - Was ja nicht hieß, dass es ihm auch nur im Entferntesten gefiel. Na ja, immerhin war sie bereit gewesen, ihm überhaupt zu helfen und hatte nicht einmal halb so lange haltlos gelacht, wie er eigentlich von ihr erwartete hätte. Das hieß allerdings nicht, dass er ihr irgendetwas erzählen würde, das ihr Anlass geben würde, es doch wieder zu tun – wie z.B. die Geschichte mit dem Kopfheiler, die Sache mit dem Sterne gucken, oder - Huh, sie würde wohl mit den Grundfakten klar kommen müssen, bzw. einer vage gestalteten Version davon. Na ja, damit sie nicht anfangen würde, sich zu beschweren, würde er wohl noch ein paar unverfängliche Details einstreuen, wie z.B. die Abendveranstaltung bei den Greengrasses. Wo er gerade beim Thema war, fiel ihm auch noch etwas ein... „Weißt du Pansy, bevor wir mit dem Verhör anfangen, mir ist gerade etwas anderes eingefallen... Wusstest du eigentlich, dass deine Eltern, soweit ich mich erinnern kann, in Hörweite standen, als mir lang und breit erzählt wurde, dass du mit Theo in Richtung Rosengärten verschwunden bist und nicht mehr aufzutreiben warst?“ Als Antwort bekam er lediglich einen Stoß in die Seite von seinem deutlich angenervten Gegenüber. *+* Nach einem ermüdenden, nervenaufreibenden und vor allem, seitens Pansys, sehr viel ausführlicher, als nötig gestalteten Gespräch und der höchsten Rechnung für zwei Tee, die er je gesehen – und bezahlt („Was beschwerst du dich denn so? Es ist ja nicht gerade so, als wärst du finanziell schlecht gestellt, Draco, und ich werde garantiert nicht dafür bezahlen, dir zu helfen!“) – hatte, eilte er die Winkelgasse hinunter, immer nur weg von diesem „Café des Schreckens“. Jetzt würde er sich erst einmal etwas gönnen. Im Propheten waren wie üblich die Anzeigen der kommenden Quidditchspiele im Sportteil geschaltet gewesen, deren Karten man ebenfalls wie üblich im Vorraus im Verlagsgebäude erwerben konnte. Als Mitglied der Unternehmensspitze hätte Draco zwar ohne Probleme Logenplätze für die vom Propheten gesponserten „Chudley Cannons“ bekommen können, aber Draco zog es erstens vor, in der Fankurve zu sitzen, wo sich tatsächlich wer für das Spiel und nicht nur für die einflussreichen, potentiellen Geschäftspartner eine Loge weiter interessierte und zweitens wollte er, wenn er sich ein Quidditchspiel ansah, nicht ausgerechnet die „Canons“ sehen So kam es also, dass Draco fünf Minuten später mit deutlich gebesserter Laune und einer Karte für das nächste Spiel der „Falmouth Falcons“ in den Händen, die in den Vereinsfarben grau und weiß leuchtete, wieder aus dem Verlagsgebäude auf die Straße trat. Er könnte sich natürlich geirrt haben, aber er hätte schwören können, dass er beim Apparieren noch gesehen hatte, wie sich eine blasse, blonde Gestalt zuerst zu ihm umdrehte, bevor sie auf das Geschäftsgebäude des Propheten zusteuerte. Huh, was man sich so alles zusammenfantasierte... Er sollte den Hauselfen wohl auftragen, ihm einen Kaffee zumachen, sobald er zuhause war.