8. Kapitel - --
Draco trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte vor ihm. Wann ging diese vermaledeite Sitzung denn endlich vorbei? Missgelaunt schaute er den langen Tisch hinab, an dem außer ihm noch die anderen Mitglieder des Aufsichtsrates des Propheten, sowie die Abgeordneten des Betriebsrates saßen. Alle wohlweißlich nicht in seine Richtung schauend, da selbst Mindy (die berühmt berüchtigte Sekretärin aus der Personalabteilung, deren modepüppchenhaftes Selbst sämtliche Vorurteile gegen Blondinen ohne Einschränkungen vollends bestätigte) hätte sehen können, dass es sich bei seinem derzeitigen Gemütszustand um mehr, als die übliche Montagmorgenlaune handelte. Tatsächlich lag ihm momentan so einiges auf dem Gemüt, das ihn daran hinderte zu seiner nur mittelmäßig unausgeglichenen und – nun ja, wohl auch ein ganzes Stück mehr, als mittelmäßig ausfallend - missgelaunten Verfassung überzugehen, die er üblicherweise an den Tag legte, wenn er an einem Montagmorgen – oder auch zu einem sonstigen Zeitpunkt an seinem meistgehassten Wochentag - gezwungen war, an einer Sitzung teilzunehmen. Er warf dem zurzeit Vortragenden über seine – den Arbeitsplatz der zuständigen Sekretärin rettend - volle Kaffeetasse einen eisigen Blick zu, bevor er seinen letzten Gedankengang wieder aufnahm und so auf einen Umstand kam, der seine schlechte Laune zwar nicht verschuldet hatte, allerdings auch nicht gerade zuträglich war, um sie wieder zu heben: Nämlich die Tatsache, dass sein Vater ihm einmal wieder die am ungelegensten angesetzten Termine aufhalste, um sich selbst einen Vorgeschmack auf den Ruhestand zu geben - nur schlecht für die Reaktion des Propheten, die Draco, als den einen Kopf der Malfoy corp. (die den Propheten Anfang der 70er aufgekauft hatte), der er nun einmal war, ertragen musste. Der andere, vor allem auch Hauptgrund, wurde ihm leider nur zu bewusst, als eine blonde Sekretärin den Kopf in den Konferenzsaal steckte und einem Anwesenden leise etwas zuflüsterte, bevor sie sich wieder davon machte. Obwohl die dunklen Ansätze in ihren Haaren, die zweifellos schlampig gefärbt waren, genauso wenig auf sie zutrafen, wie das nur wenig ansprechende überschminkte Gesicht, konnte er nicht umhin, an Astoria zu denken. Warum musste das Leben auch so kompliziert sein? Immerhin sah er sie nur eine handvoll Tage im Jahr - und seine letzte Gelegenheit sie zu sehen, konnte er nach dem Ende des Wochenendes auch nicht mehr nutzen. Und warum konnte er das nicht? Weil er arbeiten musste. Und wer war schuld daran, dass er an dieser Sitzung teilnehmen, sprich arbeiten, musste? Sein Vater, gut ein Schuldiger wäre also schon gefunden. Er grinste leicht, scheinbar viel dieses Lächeln allerdings recht beängstigend aus, zumindest, wenn man irgendetwas auf die Reaktion des mittelalten Zauberers, der gerade versuchte die Beliebtheit der einzelnen Rubriken anhand eines Schaubildes an der Wand zu erläutern und sichtlich zusammenzuckte, während er seine Notizen stammelnd nach seinem nächsten Stichpunkt durchsuchte, nachdem er in Dracos Richtung geschaut hatte, geben konnte. Draco musste sich ein Grinsen verkneifen, als er den verstörten Redner beäugte. So schlimm war er auch wieder nicht. Lucius Malfoy, eignete sich allerdings wirklich ausgesprochen gut, als Sündenbock, vor allem wohl auch deshalb, weil er nur soweit etwas auf die Meinung anderer gab, wie es seiner Familie nützte und sonst nicht das geringste Problem damit hatte, der Böse zu sein. Diese Rolle hatte nun einmal nach wie vor Klasse. Sein Vater, oder vielmehr dessen zweifelhafter Charakter, war im Moment allerdings seine kleinste Sorge, zumal er ein paar von dessen so genannten ‚schlechten Eigenschaften’ ohne viel Federlesen übernommen hatte. Viel entscheidender war im Moment wohl das Problem Astoria. Sie hatten nun einmal nicht sonderlich viel miteinander zu tun und er wusste beim besten Willen nicht, wie er ihr jetzt, da die Saison der Partys und anderer Abendveranstaltungen weitgehend zuende war, in nächster Zeit... ehem, zufällig über den Weg laufen könnte. Er nahm einen Schluck Kaffee und verschluckte sich prompt, als ihm eine Idee kam. Aber war er wirklich so verzweifelt? Er brauchte gar nicht erst über seine Antwort nachzudenken: Ja, das war er. Harte Zeiten verlangten harte Mittel - davon versuchte er sich zumindest zu überzeugen, während er wieder damit anfing, nervös auf der Tischplatte herumzutrommeln und den Rest der Sitzung lang nicht wieder aufhörte. *+* Mit Nerven gespannt wie Drahtseile, schleuderte Draco seine Stiefel von sich weg, als er schließlich nach einem Tag voller sterbenslangweiligen Vorträgen, Papierkram, und was noch schlimmer gewesen war, unerträglicher Unentschlossenheit, nach Hause ging; sollen sich doch die Hauselfen darum kümmern, dachte er grimmig und hastete aus der Eingangshalle. War der Weg zu seinem Arbeitszimmer eigentlich schon immer so lang gewesen? Draco bezweifelte es stark, als er fünf Minuten später um eine Ecke bog, nur um erneut einen Gang zu betreten, von dessen Wänden Malfoy-Ahnen auf ihn herabblickten. Genervt schnipste er ein zusammengeknülltes Schokofroschpapierchen gegen das Portrait eines Vorfahrens, der ihn besonders interessiert seine lange Nase hinab betrachtete. „Was genau ist denn so interessant Großonkel Marvelin?“ knurrte er, das Protestgeschrei des empörten Marvelins im Weitergehen schlichtweg ignorierend. Vielleicht war er wirklich etwas gereizt, aber es war schließlich auch wirklich schlimm genug, dass er ausgerechnet sie um Hilfe bitten musste... Seufzend schlug er die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf. Besser er brachte es sich schnell hinter sich... Aber wen hätte er sonst auch fragen können? Seine Mutter schied von vornherein aus, Daphne war aus nahe liegenden Gründen auch keine Möglichkeit, Tracy hatte schon genug Probleme ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen und Millecent war auf einem Selbstfindungstrip in Süd-Ost-Asien und bevor er einen seiner männlichen Freunden um Hilfe bat, würde er sich eher umbringen. Er konnte Blaises gönnerhafte Miene schon praktisch vor ihm sehen. „Keine Sorge, Onkel Blaise hilft dir.“ – nicht, wenn es verhindern konnte! Also blieb nur noch sie übrig... Es war ja auch nicht so, als könnte sie so etwas nicht, ganz im Gegenteil, aber er hätte nie gedacht, dass er sie in dieser Hinsicht einmal um Hilfe bitten würde... Bevor er es sich doch noch anders überlegen konnte, schrieb er schnell einen Brief und übergab ihn seiner Schleiereule, Name, bevor er ihr einen Eulenkeks zusteckte. „Bring den zu Pansy Parkinson.“ Mit gerunzelter Stirn schaute er der Eule nach, als sie sich durch das offene Fenster schwang und gen Himmel verschwand. Da würde sie wohl ganz schön was zu lachen haben...